Das habe ich heute bei aerzteblatt.de gelesen und dachte, ich teile das mal mit euch:
Eine neue Studie aus Skandinavien, veröffentlicht im New England Journal of Medicine, zeigt, dass bei Frauen im frühen Stadium von Brustkrebs, wenn im Ultraschall keine verdächtigen Lymphknoten gefunden werden, eine Operation zur Entfernung von Lymphknoten in der Achselhöhle vermieden werden kann, selbst wenn in den sogenannten Wächterlymphknoten bis zu 2 Metastasen entdeckt werden. Diese Erkenntnis beruht auf der langjährigen Entwicklung in der Behandlung von Brustkrebs. Früher wurden alle Frauen, bei denen Tumorzellen in den Wächterlymphknoten gefunden wurden, einer umfassenden Operation unterzogen. Doch seit den 1990er-Jahren hat sich dies geändert, besonders nach der Z0011-Studie des American College of Surgeons Oncology Group im Jahr 2011 und der AMAROS-Studie der European Organization for Research and Treatment of Cancer 2014. Die neue SENOMAC-Studie, gestartet vom Karolinska Institut in Stockholm, bestätigt diese Entwicklung. Über 2500 Frauen mit frühem Brustkrebs nahmen teil. Diejenigen, bei denen im Ultraschall keine verdächtigen Lymphknoten gefunden wurden, aber in den Wächterlymphknoten bis zu 2 Metastasen entdeckt wurden, wurden randomisiert entweder einer Lymphknotenentfernung in der Achselhöhle unterzogen oder nicht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Fehlen der Lymphknotenentfernung die Überlebensrate nach 5 Jahren nicht verschlechterte. Interessanterweise wurden bei Frauen, die sich der Entfernung unterzogen hatten, in vielen Fällen auch entfernte Metastasen gefunden, was darauf hindeutet, dass diese Metastasen auch bei Frauen ohne Entfernung vorhanden sein könnten. Zusammenfassend zeigt die SENOMAC-Studie, dass bei Frauen mit frühem Brustkrebs und bis zu 2 Metastasen in den Wächterlymphknoten, aber ohne verdächtige Lymphknoten im Ultraschall, auf die komplette Entfernung der Lymphknoten in der Achselhöhle verzichtet werden kann. Die Studie bestätigt, dass der Verzicht auf diese Operation die Überlebensrate nicht beeinträchtigt und möglicherweise unnötige invasive Eingriffe und damit verbundene Komplikationen vermeidet. Gelesen am 27.04.24 bei aerzteblatt.de https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/150451/Brustkrebs-Axilladissektion-bei-bis-zu-zwei-Metastasen-im-Waechterlymphknoten-verzichtbar?rt=f960175a835d01443f984775708f038d Weitere Quellen: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2313487
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Was wäre, wenn morgen wieder die Sonne aufgeht?
Stell dir vor, wir könnten die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen. Was wäre, wenn wir es schaffen würden, selbst in den dunkelsten Momenten einen Silberstreif am Horizont zu erkennen? Was wäre, wenn wir die Kraft besäßen, unsere Krebs Brille abzusetzen und voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken? Nach der Diagnose Brustkrebs fällt das ungemein schwer. Ich weiß. Wir malen uns eher Horror Szenarien aus und verstricken uns immer mehr in den Tiefen unserer düsteren Gedanken. Unser Gehirn reagiert eben besonders gut auf möglich Gefahren. Das steckt evolutionsbedingt in unseren Genen und dient dazu, uns auf Gefahren aufmerksam zu machen und uns davor zu schützen. Manchmal kann das auch eine echte Last sein. Ich habe mir schon oft gewünscht, unbekümmerter zu sein. Aber überlege mal, was wäre, wenn…
Wäre das alles nicht großartig? Dürfen wir wegen der Krebs Diagnose per se nicht optimistisch in die Zukunft schauen? Ich habe oft das Gefühl, dass wenn man (zu) optimistisch ist, ein großes ABER… hinterherkommt. ABER, der Krebs könnte ja wiederkommen. ABER, du weißt ja nicht, wie es für dich ausgeht. ABER du könntest ja auch daran sterben. Das große ABER müssen nicht mal andere Menschen um uns herum sagen, oft denken wir es doch selbst. Warum eigentlich? Fahren wir dann nicht mit angezogener Handbremse durchs Leben? Leben wir dann unser Leben wirklich so wie wir es wollen? Oder begrenzen wir uns dadurch? Ich weiß noch, dass ich kurz nach meiner Diagnose dachte, ein hübsches neues Kleid kaufen oder zum Friseur gehen? Brauch ich vielleicht alles nicht mehr. Will ich nicht, weil eventuell überlebe ich das nicht, und dann brauch ich kein Kleid mehr und die Haare sind auch egal. Schade eigentlich, oder? Ich kann es dir nicht verdenken, mir fehlte auch lange Zeit die "Jetzt-erst-recht-Mentalität". Ist das Leben oder schon Sterben? Letzteres wollen wir auf keinen Fall. Und trotzdem leben wir manchmal so als wäre morgen schon alles vorbei. Natürlich endet das Leben irgendwann einmal, keine Frage. Nur wissen wir gar nicht, wann das sein wird. Wir stehen alle in der Reihe an, um ins Licht zu gehen. Aber wir wissen nicht, an welcher Stelle wir stehen. Derweil wir anstehen, könnten wir doch die Zeit prima zum Leben nutzen und uns fragen:
Aber vielleicht auch:
Ich lade dich ein, dir über Folgendes Gedanken zu machen:
Genieße deine Lebens-Reise, mach das, was du schon immer machen wolltest. Trau dich, zu denken: Alles wird gut. Und morgen wird garantiert wieder die Sonne ☀️aufgehen. „Wie kann ich wieder zuversichtlich werden? Ich möchte gerne wieder mehr Zuversicht in mein Leben lassen.“ - Das sagte mir neulich eine Frau, die ich letztes Jahr während ihrer Behandlung begleitet hatte.
Sie hat alles gut überstanden und geht inzwischen wieder arbeiten. Eigentlich ist doch alles gut. Möchte man meinen. Und das denken auch viele Menschen in unserem Umfeld: Behandlung abgeschlossen, alles wieder gut, alles beim Alten. Die Wahrheit ist aber, dass dem ganz oft so nicht ist. Nichts ist im alten Sinne gut, denn mit dem Krebs trat eine gravierende Veränderung in unser Leben. Sowohl körperlich, viele haben noch mit Neben- und Nachwirkungen der Chemo, Bestrahlung oder der Anti-Hormon-Therapie zu tun. Aber auch mental: Ängste, der Krebs könne wiederkommen, ploppen immer wieder hoch. Entweder im nächtlichen Gedankenkarussel, wenn wir mal wieder nicht schlafen können, bei der Nachsorge (Hoffentlich ist da nichts…) oder wir von traurigen Schicksalen von Menschen mit Krebs hören. Das macht was mit uns. Wie also können wir jemals wieder zuversichtlich sein? Zuversicht haben, dass der Krebs nicht wieder auftaucht, dass die Behandlung super gewirkt hat und wir nie wieder damit zu tun haben werden. Das wäre Garantie. Aber Garantie kann uns niemand geben. Für nichts in der Welt gibt es Garantie. Wer kann uns garantieren, dass nächstes Jahr die Welt noch steht? Auch das nicht. Garantie gibt es allenfalls auf den Fernseher, den wir gekauft haben (aber auch nicht unbegrenzt). Etwas anders sieht es mit der Zuversicht aus. Zuversicht ist eine positive Einstellung und Überzeugung, dass man den Herausforderungen des Lebens gewachsen ist und dass Dinge letztendlich gut werden können, auch wenn sie aktuell schwierig erscheinen. Es ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden, und die Gewissheit, dass es trotz Rückschlägen gut wird. Vielleicht helfen dir diese Gedanken, zuversichtlich(er) zu werden:
Ich weiß, es ist nicht immer einfach und vielleicht denkst du, die (also ich) hat gut reden. Auch ich bin nicht vor Ängsten gefeit, das wird wohl auch nicht ganz weggehen. Aber ich habe gelernt, besser damit umzugehen. Und das gibt mir Zuversicht. Ich denke, wir dürfen zuversichtlich sein. Denn, und das sage ich mir immer wieder:
Wenn das nicht alles gute Gründe sind, um zuversichtlich zu sein. Ist doch eine ganze Menge. Zum Schluss noch eins meiner Lieblings Zitate und ein wunderschönes Bild, das du dir gerne in deinen Gedanken abspeichern magst, um es immer wieder abzurufen: „Angst klopfte an die Tür. Zuversicht öffnete - niemand da.“ Ich wünsche dir ganz viel Zuversicht. Nimm sie dir - soviel du brauchst. Vielleicht erinnert ihr euch noch? Im Mai 2022 habe ich in meinem Podcast mit Antje über ihre Teilnahme an der Adaptlate Studie gesprochen. Damals stand sie noch ganz am Anfang der Studie. Nochmal zur Erinnerung: In der Studie „ADAPTlate“ (Medikament hier Abemaciclib) wird erforscht, ob eine Erweiterung der Antihormontherapie bei Frauen mit einem im Frühstadium behandelten hormonabhängigen Brustkrebs (Hormonrezeptor positiv; HER2-negativ), das Risiko eines Rezidivs bzw. einer Metastasierung vermindern kann. In der ADAPTlate Studie wird also die Kombination einer Antihormontherapie mit einem sogenannten CDK 4/6-Hemmer (Medikamente: Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib) untersucht. Immer wieder fragen mich Frauen, wie ist es eigentlich mit Antje weitergegangen? Nimmt sie noch an der Studie teil? Wie ist es ihr damit ergangen? Antje war so lieb und gibt euch ein sehr interessantes und sehr ehrliches Feedback zu ihrer Studienteilnahme, die sie inzwischen beendet hat. An dieser Stelle ein ganz großes DANKESCHÖN 🙏 an Antje, die sich die Zeit genommen hat, ihre persönlichen Erfahrungen mit uns zu teilen, damit möglichst viele Frauen davon profitieren können. Lest selbst! Antje schreibt (02/2024): Nachdem sich ab Sommer 2022 die Nebenwirkungen des Abemaciclib auf ein wenig merkliches Ausmaß eingepegelt hatten, kam ich im Großen und Ganzen sehr gut zurecht. Ich hatte meinen Fokus auch auf Anderes zu legen, galt es doch einen Umzug zurück nach Bayern, einen neuen Job und das Einleben für die Familie zu regeln.
Der neue Lebensabschnitt lief und läuft täglich besser – oft vergaß ich das K-Thema zeitweise komplett (habe am 17.5.2023 meinen Diagnose-Jahrestag echt total verschwitzt 😊). Die täglich zweimal Abemaciclib zum Tamoxifen dazu und auch die Fahrten nach Ulm alle 3 Monate für Blutbild- und Studienverlaufs-Kontrollen waren total Routine geworden. Schade fand ich, dass es mir nicht möglich war, ins die ebenfalls bei ADAPTlate teilnehmende Klinik in München zu wechseln. Eigentlich kein großer Akt bei den meisten Studien, hatte der auftraggebende Pharmakonzern das hier aber scheinbar komplett vergessen, im Studiendesign zu regeln und festzulegen. Die 150 Kilometer je hin und zurück von unserem neuen Wohnort aus habe ich dann aber doch auf meine Kappe genommen – immerhin bin ich ja dankbar für diese Möglichkeit. Ich frage mich manchmal, ob ich anders entschieden hätte, wäre ich nicht im Medikamentenarm gelandet, denn einfach zum Quartalsmäßigen Besuch und Hallosagen diese Strecke zu fahren, finde ich schon heftig unlogisch. Da ich das vielversprechende und vor allem teure Medikament jedoch erhielt, verspürte ich die gesamte Zeit über eine gewisse Verpflichtung zu Dankbarkeit und auch zum „Durchziehen“... Denn ich wollte ja jedes Prozent Risikoreduzierung mitnehmen. Zumindest konnte ich erreichen, dass ich bei den Terminen alle 3 Monate dort auch jede 3. Zoladex-Monatsspritze und die halbjährlichen Bisphosphonat-Infusionen gleich „miterledigen“ konnte. Ab September 2023 schien es meinem Körper und insbesondere meinem Magen-Darmtrakt und dem Immunsystem dann aber irgendwie doch zu viel zu werden. Etwa so wie bei meiner Chemo, die als Einzel-Woche eigentlich immer ganz okay zu verkraften war, wo sich am Ende die Nebenwirkungen und die eher kleineren und mittleren Zipperlein dann ganz schön heftig hochsummiert hatten. Innerhalb kürzerer Zeit hatte ich mehrmals stärkere Magen-Darm-Probleme (Erbrechen, Krämpfe), mal wie ein Virus, mal wie ein Darmstillstand (so die Verdachtsdiagnosen). Einige Tage mit Magensonde und eine laparoskopische Bauchspiegelung habe ich auch noch mitgenommen, doch bis auf eine nicht unbedeutende Menge Bauchwasser, das zwar histologisch unauffällig war, fand man nichts und auch keine Ursache. Nach 2 Wochen Pause vom Abemaciclib bin ich dann zunächst dosisreduziert wieder gestartet und war im November zurück auf der vollen Dosis von 150-0-150. Bis ich kurz vor Weihnachten mit einer Kombi aus Magen-Darmvirus und meiner allerersten!!! Corona-Infektion erneut in der Klinik landete. Diesmal rauschten auch meine Leukozyten und Neutrophilen dermaßen in den Keller … sogar unter den Wert meiner EC-Chemos damals, so dass ich allein deswegen stationär bleiben musste. Auch hatte ich erneut Bauchwasser. Daraufhin brach das Studienzentrum für mich die ADAPlate Studie per Telefongespräch ab (das nennt sich EOT= end of treatment). Noch bis Februar 2024 wäre meine reguläre Medikamentangabe gegangen, doch so war das wohl einfach zu riskant. Im Januar hatte ich erneut eine Episode mit Erbrechen und Krämpfen. Sollte ich mir in dieser Zeit einfach wegen meinem geschwächten Immunsystem einen Virus nach den anderen eingefangen haben oder steckt da doch mehr dahinter? Momentan scheinen sich meine Blutwerte und insgesamt mein Körper aber ganz gut zu erholen. Sowohl das Studienzentrum, bei dem ich im Januar und Februar jeweils noch zu Nachgesprächen und Blutkontrollen war, als auch mein Hausarzt und Gastroenterologe gehen davon aus, dass der Körper einfach am Limit des aufnehmbaren Abemaciclibs angekommen war. ☹ Und dabei hatte ich nicht einmal wirklich mit Durchfällen zu kämpfen, der Nebenwirkung, die viele haben und die mir als höchstwahrscheinlich vorausgesagt wurde. Derzeit stehe ich auf Beobachtungsstatus – auch meine Blutwerte soll ich weiter in engem Abstand vom Hausarzt kontrollieren lassen, ich achte etwas mehr darauf, was ich esse, und höre auf meinen Bauch. Noch zweimal im Abstand von 6 Monaten gibt es in Ulm Nachbesprechungstermine. Ein Abschlussbericht inklusive Empfehlung für die weitere endokrine Therapie wurde mir ebenfalls für die kommenden Tage versprochen. Ich hoffe, mein Körper erholt sich weiterhin schnell – angeblich braucht es ca. 3-5 Monate, bis das Medikament abgebaut ist. Ganz ausschließen wollte man jedoch nicht, dass das Abemaciclib selten auch einzelne chronische Beschwerden auslösen könnte. Ich bleibe weiter wachsam, aber positiv, dass sich alles wieder einruckeln wird. Als Fazit zu meiner Studienteilnahme kann ich momentan einfach nur sagen, dass ich sehr froh und dankbar für die Chance bin, und auch etwas stolz – denn auch ein EOT–Beitrag bringt ja wichtige Erkenntnisse und die Nebenwirkungen wurden ja allesamt gut dokumentiert. Wenn dies bedeutet, dass Patient:innen mit frühem, hormonrezeptorpositivem, her2neu-negativem Brustkrebs dann eventuell eine etwas geringere Dosis als Standard empfohlen werden wird, wir jedoch insgesamt longterm davon profitieren, dann will ich gern Teil dieser Ergebnisse gewesen sein. Geht bitte positiv an medikamentöse Studienteilnahmen heran – es kann sehr wohl eine Chance sein, Hoffnung machen, das Gewissen beruhigen alles unternommen zu haben. Achtet jedoch gut darauf, mit wieviel Nebenwirkungen – die es bei jeder solcher Studie zwangsläufig gibt – ihr für euch akzeptieren möchtet. Und lasst euch gut vom eigenen Ärztenetz beraten und auch von den Studienärzten. Auch wenn keine Uniklinik einen Studienabbruch gern möchte, die Ärzte dort entscheiden immer aus besten medizinischen und menschlichen Kriterien gemeinsam mit euch, sollten Nebenwirkungen Gesundheit und Lebensqualität zu stark beeinträchtigen. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute! Liebe Grüße Antje Stell dir vor oder vielleicht hast du es selbst so erlebt:
Du bist in der AHB. Es geht dir gut und die Menschen um dich herum sind super nett und positiv gestimmt. Die meisten haben ihre Krebstherapie hinter sich, mehr oder weniger gut gemeistert und blicken nach vorn. Jede ist froh, dass die kräftezehrende und zermürbende Therapie vorbei ist. Dann setzt sich beim Mittagessen eine Frau an deinen Tisch und teilt allen am Tisch sitzenden Frauen (ohne gefragt worden zu sein) als allererstes mit, dass es ihr nicht gut ginge und sie nach nur kurzer Zeit einen Rückfall und erneut Brustkrebs und Metastasen habe. Was fühlst du? Macht dir das Angst? Fühlst du mit der Frau? Wie gehst du damit um? Die Geschichte hat sich so tatsächlich ereignet als ich vor gut 10 Jahren zu meiner AHB war. Und ich glaube, sie passiert so immer wieder. Und vielleicht hast du selbst Ähnliches erlebt? Damals blieb mir vor Schrecken fast das Mittagessen im Hals stecken. Meiner anderen Tischnachbarin, mit der ich mich angefreundet hatte, ebenso. Wir schauten uns gegenseitig mit großen Augen an und verließen unter dem Vorwand anstehender Behandlungstermine vorzeitig den Tisch. Ich konnte es einfach nicht ertragen, wollte das nicht hören. Unsere Gefühle, unsere psychischen Ressourcen waren noch sehr fragil. Sie drohten bei der kleinsten Erschütterung wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Mich hat das damals tagelang beschäftigt und ich konnte kaum schlafen. Ich habe mir in meinem Kopfkino vorgestellt, dass ich das bin - mit dem Rezidiv und den Metastasen. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich mich einigermaßen gefangen hatte und nicht ständig daran denken musste. Warum musste diese Frau uns erzählen, dass es ihr nicht gut ging? Ich war aufgewühlt. Im Nachhinein tut mir die Frau mit dem Rezidiv Leid, ich fühle mit ihr. Sie hatte einfach das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Uns zu erzählen, warum sie in der Reha Klinik war und was passiert war. Vielleicht suchte sie Unterstützung, mutmachende Worte. Ich verstehe das. Leider waren wir Frauen, die da in der Klinik beim Mittagessen saßen, mich eingeschlossen, nicht in der Lage, damit umzugehen. Über Rezidive wollten wir nichts hören. Ich mied das Thema wie der Teufel das Weihwasser. Obwohl es für einige Frauen leider Realität ist und ich zugeben muss, dass es die Möglichkeit gibt, wieder daran zu erkranken. Erst später - viel später, Jahre danach, habe ich für mich einen Weg gefunden, mich abzugrenzen. Damit es mich vor Angst nicht verrückt machte, habe ich mir immer wieder gesagt, dass all die traurigen (Rück-)Fälle von Frauen mit Brustkrebs nicht meine Geschichte ist. Ich kenne weder die Art des Krebses (die ja bekanntermaßen immer individuell ist), weder die Behandlung, weder Vorerkrankungen oder andere Risikofaktoren der Betroffenen und niemand weiß, wem und warum so etwas passiert. Das hört sich hart und vielleicht auch gemein an, ich weiß. Aber es ist Selbstschutz. Du wirst immer wieder auf Frauen treffen oder zumindest von ihnen hören, denen es nicht gut geht und einen Rückfall erlitten haben. Lass dich nicht beunruhigen. Das hat nichts mit dir zu tun. Ich kann dir einen Tipp geben, was du dir in solchen Momenten sagen kannst. Im Englischen hört sich das besser an: Observe - don´t absorb. Also sinngemäß: beobachte, nehme es wahr, aber nehme es nicht in dir auf, vereinnahme es nicht und mache es nicht zu Deinem. Mir hilft das. Was hilft dir, besser mit Rückschlägen anderer Frauen umzugehen? Lichtlein Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ein Lichtlein wie ein Stern so klar, es wird Dir leuchten immerdar. Wird zeigen Dir den Weg zurück, den Weg zu einem neuen Glück. Drum glaub daran – verzage nie, es geht schon weiter – irgendwie. Und mit Willen, Kraft und Mut, wird dann alles wieder gut. Du musst nur immer fest dran glauben und lass Dir nur den Mut nie rauben. Es gibt für alles einen Weg, und sei ́s auch nur ein kleiner Steg. Es gibt nun mal nicht nur gute Zeiten, das Leben hat auch schlechte Seiten. Doch wie bist du stolz, wenn Du ́s geschafft, aus Sorgen und Nöten – mit eigener Kraft, herauszukommen, was Du nie geglaubt, da man Dich sooft schon der Hoffnung beraubt. Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben, die lasse Dir bitte, niemals nehmen. Denn wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) Heute möchte ich dir einen kleinen Mutmacher schicken, weil es Weihnachten ist und das Jahr 2023 bald hinter uns liegen wird.
Das Gedicht "Lichtlein" von Rainer Maria Rilke, was ich kürzlich nach langer Zeit wiederentdeckt habe, hat mich sehr berührt. Und ich finde es sooo passend. Passend, wenn du gesundheitliche, berufliche oder welcher Natur auch immer Herausforderungen zu meistern hast. Du weißt, Rilke hat eine besondere Art, mit Worten zu jonglieren und tief in die Seele eines Menschen einzudringen. In "Lichtlein" spricht er von einem kleinen Licht, das in uns leuchtet, selbst wenn die Welt um uns herum dunkel erscheint. Dieses Licht symbolisiert für mich die innere Stärke und den Glauben an uns selbst, auch wenn wir vor scheinbar unüberwindbaren Herausforderungen stehen. In manchen Lebensphasen mögen wir uns verloren fühlen, als ob das Licht in uns erloschen ist. Doch Rilke erinnert uns daran, dass es immer noch da ist, auch wenn es nur schwach brennt. Es ist nie ganz ausgelöscht. Und das ist eine ermutigende Botschaft. Du, meine liebe Freundin, hast dieses besondere Licht in dir. Ich habe gesehen, wie du in schwierigen Zeiten standhaft geblieben bist, wie du dich nicht hast entmutigen lassen. Und das bewundere ich sehr an dir. Du hast die Kraft, in dunklen Momenten das Licht in dir zu finden und es strahlen zu lassen. Wie auch immer dein Jahr 2023 war, welche Höhen und Tiefen du durchlebt hast, denke stets daran, dass du stärker bist, als du denkst, und dass du das Licht in dir immer wieder entfachen kannst. Du kannst alles erreichen, wovon du träumst, solange du an dich selbst glaubst und deine innere Stärke nutzt. Ich wünsche dir wunderschöne Weihnachten und ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2024. Deine Diana 💚 Nimmst du Aromatasehemmer? Letrozol, Anastrozol oder Exemestan zum Beispiel?
Wusstest du, dass sich diese Medikamente negativ auf den Cholesterin Spiegel auswirken können? Ich wusste das ehrlich gesagt lange nicht und habe mich immer über meinen leicht erhöhten Cholesterin Spiegel gewundert, obwohl ich (so gut es geht) fettige Backwaren, Transfette, Fast Food, Fertiggerichte, Fleisch und Wurst, Alkohol und zu viele Süßigkeiten meide. Cholesterin ist an sich nichts Schlechtes, im Gegenteil. Es wird für viele Vorgänge im Körper benötigt, zum Beispiel ist es der Stoff, aus denen unsere Zellmembrane gebildet werden, Hormone werden durch Cholesterin gebildet, es ist die Vorstufe zum Vitamin D und Gallensäuren werden durch Cholesterin gebildet, was für unsere Fettverdauung sehr wichtig ist. Das meiste Cholesterin (80%) stellt der Körper selbst her. Gefährlich wird es, wenn zu viel Cholesterin im Blut unterwegs ist. Insbesondere das LDL (Low Density Lipoprotein), gut zu merken mit „Lass-das-lieber“-Cholesterin, wirkt sich schädlich auf unsere Blutgefäße aus. Es können sich die gefährlichen Plaques bilden, Ablagerungen an den Gefäßwänden, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und schlimmstenfalls zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Dagegen wirkt sich das HDL (High Density Lipoprotein) - gut zu merken mit „Hab-dich-lieb“-Cholesterin, günstig aus, weil es das überschüssige Cholesterin zurück in die Leber transportiert. Daraus werden dann die wichtigen Gallensäuren für die Fettverdauung gebildet. Als günstig gilt ein Gesamtcholesterinwert von unter 200 mg/dl und ein LDL-Cholesterinwert von unter 115 mg/dl. Allerdings spielt das Gesamtcholesterin weniger eine Rolle als das Verhältnis des HDL zum LDL Cholesterin. Das wird in dem sogenannten LDL/HDL-Quotienten ausgedrückt. Dieser errechnet sich mit folgender Formel: Gesamtcholesterin (in mg/dl) dividiert durch HDL-Cholesterin (in mg/dl) = Cholesterinquotient. Je mehr LDL vorhanden ist, desto größer wird der Quotient (ungünstig), je mehr HDL desto kleiner wird der Quotient. Wer keine Risikofaktoren hat, ist mit einem Quotienten von 3,5 gut unterwegs. Menschen mit Risikofaktoren oder die bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben, sollten darunter liegen. Wie kommt es nun, dass bei Einnahme von Aromatasehemmer der Cholesterinspiegel steigt? Das kommt daher, dass Östrogen eine schützende Wirkung auf die Blutgefäße hat, da es das „gute“ Cholesterin - das HDL erhöht und die Aufnahme des Cholesterins aus dem Blut in die Zellen beschleunigt. Herrscht nun Östrogenmangel, sei es durch Menopause oder eben die Einnahme von Aromatasehemmer (mit dem gleichen Effekt), dann verändert sich der Fettstoffwechsel. Das Cholesterin kann nun nicht mehr gut in die Zellen aufgenommen werden, es verbleibt im Blut und der Cholesterinspiegel steigt - ebenso die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb lass bitte regelmäßig deinen Cholesterinspiegel bei deiner Ärztin/deinem Arzt checken. Wie kannst du deinen Cholesterinwert auf natürliche Weise günstig beeinflussen? Schau mal hier, meine TOP 7: Am 31.7.23 jährte sich der 10. Jahrestag als ich meine Diagnose Brustkrebs bekommen habe. Ich erinnere mich noch so gut an diesen heißen Sommertag. Eine Diagnose, die mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat, wo nichts mehr war wie es war und ich von einem Tag auf den nächsten schwer krank war.
Du weißt, wovon ich spreche. Die Zeit der Behandlung und die Jahre danach waren alles andere als einfach: Mastektomie, Chemo, Bestrahlung, Anti-Hormon Therapie, Brustaufbau zunächst mit Implantat, später dann mit Eigengewebe, Gen-Test und engmaschige Nachsorge - bis heute alle drei Monate. Und dazwischen immer wieder die Ängste und die Frage, was, wenn der Krebs zurückkommt? Vor allem nachts oder wenn etwas im Körper zwackt beginnt das Herzklopfen und das Kopfkino . Es ist ein langer Prozess, mit seinem neuen Ich, dem veränderten Körper und den Schnatteraffen im Kopf klarzukommen. Wer mich kennt, weiß, dass ich schon lange beschlossen habe, mich nicht mehr auf 𝐾𝑟𝑎𝑛𝑘ℎ𝑒𝑖𝑡 zu fokussieren, sondern auf GESUNDHEIT ⚕️- so gut ich kann. Vielleicht fragst du dich, was ich mache, um mich auf Gesundheit zu fokussieren. Ich persönlich 💫 esse kein Fleisch mehr 💫 trinke keine Kuhmilch mehr 💫 bewege mich regelmäßig 💫 nehme Vitamin D 💫 habe eine tolle Familie und Freunde, mit denen ich gerne lache 💫 gehe regelmäßig in die Sauna 💫 dusche zum Schluss kalt 💫 mache hin und wieder Intervallfasten 💫 setze mich gerne auf meine „Ruheinsel“ mit einem Kaffee 💫 genieße auch mal ein Stück Kuchen, ein leckeres Eis oder einen Aperol Spritz Ich bin nicht perfekt, das alles gelingt mir auch nicht immer, aber immer wieder. Und mein Weg muss auch nicht deiner sein. Gehe immer deinen eigenen Weg und finde, was dir gut tut. Im Laufe der Jahre bin ich gelassener geworden, die Ängste sind weniger geworden. Ich habe gelernt, meinem Körper wieder zu vertrauen und in ihn hineinzuhorchen. Er hat großartiges geleistet und mich bis hierhin gebracht, wo ich heute bin. Mein Körper und ich sprechen hin und wieder miteinander. Er sagt mir, wenn ich nachjustieren muss, wieder mehr bei mir sein, achtsamer sein sollte. Ich höre auf ihn, denn er hat meistens recht. Ich weiß, dass es auch anders kommen könnte. So wie damals vor 10 Jahren. Und so bin ich einfach dankbar dafür, dass es gerade gut ist. 🙏 Falls du gerade eine schwere und düstere Zeit zu meistern hast, wünsche ich dir all die Kraft und Energie, die dich durch dieses Tal tragen werden. 🌈 Ich möchte dir Mut machen und dich inspirieren, dass es ein Leben nach dem Krebs gibt. Und das muss nicht mal das Schlechteste sein. Hab Vertrauen, dass es gut wird. Zeit heilt eben doch Wunden, manchmal langsam, aber stetig. Das wird! Ich habe noch Kontakt zu den Frauen, die damals zur gleichen Zeit mit mir in Behandlung waren. Wir waren alle in einer Selbsthilfegruppe und treffen uns noch immer regelmäßig einmal im Monat. Sie leben alle noch, es geht ihnen gut. Jede ist wieder in ihrem Leben angekommen. Wie gesagt, 10 Jahre ist das her. Ich hätte mir viele Sorgen ersparen können, hätte ich damals mehr Vertrauen in meinen Körper gehabt. Die vielen "Was wäre wenns" sind nicht eingetreten. Wenn etwas im Körper zwickt, bin ich achtsam und kläre es gegebenenfalls auch bei meinem Onkologen ab, wenn es nicht weggeht. Das ist gut so. Mehr Achtsamkeit, weniger Ängste. Das wäre schön, oder? Du weißt, dass du deine innere Ärztin in dir hast, konsultiere sie ruhig mal. Die weiß nämlich Bescheid. Und sei dir bewusst, dass du mehr für dich selbst tun kannst als zu momentan glaubst. Fange klein an. Jeder Kilometer fängt mit dem ersten Schritt an. Und dann noch einer und vielleicht dann noch einer. Baby Steps - wie immer sage. Wenn du das Gefühl hast, du schaffst es nicht - egal ob körperlich oder mental - hole dir Hilfe. Menschen möchten Menschen helfen. Du musst es aber kundtun, sonst weiß es keiner. Ich wünsche dir für deinen Heilungsweg super viel Kraft, Energie und Vertrauen. Und wenn du mich brauchst, ich bin da. Alles Liebe Diana 💚 Es gibt während und nach der Brustkrebsbehandlung immer wieder Phasen, wo die Ängste vor einem Rezidiv hochkommen und einen fast durchdrehen lassen. Das ist völlig normal und geht den meisten Frauen so. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es mit der Zeit besser wird und du lernen wirst, mit deinen Ängsten besser umzugehen. Niemand kann dir versprechen oder garantieren, dass der Krebs nicht wiederkommt. Aber du kannst einiges für dich tun, damit sich das Risiko verringert. Zu wissen und dir immer wieder klar zu machen, dass du alles in deiner Macht stehende für ein gesundes Leben tust, kann sehr beruhigend sein und dir deine Ängste nehmen. Aktiv zu werden ist immer besser, als sich in der Opferrolle zu fühlen. Mach dir einen Plan für dein gesundes Leben. Du kannst klein anfangen und immer mehr gesunde Gewohnheiten in dein Leben integrieren. Setze realistische Ziele und sei geduldig mit dir selbst. Feiere jeden kleinen Fortschritt und sei stolz auf dich selbst. Wenn es ein Tag mal nicht so gut klappt, mach dich nicht fertig dafür. Am nächsten Tag hast du wieder die Gelegenheit, deine Ziele umzusetzen. Und jeden Tag aufs Neue. Mach deine Gesundheit, dein Wohlbefinden und vor allem deine Bedürfnisse zur obersten Priorität in deinem Leben. Nimm dir die Zeit, dich um dich selbst zu kümmern. Nichts ist wichtiger als du selbst. Hier sind einige Ideen für deinen Plan für ein gesundes Leben. Je mehr Haken zu setzen kannst, um so besser und um so beruhigender für dich. Sport und Bewegung Körperliche Aktivität ist eine absolute TOP Maßnahme, dein Rezidiv Risiko zu senken: Nach Angaben der American Society of Clinical Oncology (ASCO) können Frauen, die sich sportlich betätigen, ihr Brustkrebsrisiko um 30 bis 40 Prozent senken, unabhängig von ihrer familiären Vorbelastung. Das ist genauso wirksam wie ein Medikament! Nur ohne Nebenwirkungen.
Ernährungsempfehlungen Das Thema Ernährung ist ganz schön konfus geworden. Täglich bombardieren uns die Medien mit neuen Diäten oder Ernährungsempfehlungen. Vegan, vegetarisch, Keto, Paleo, Low-Carb, No-Carb - wer soll da noch durchblicken? Ernährung ist zu einer Religion geworden, an die die einen glauben, andere nicht. Finde für dich den richtigen Weg. Was für den einen funktioniert, muss nicht das Richtige für dich sein. Wenn dir das Essen keinen Genuss bereitet, dann ist es eventuell nicht deins. Wo sich aber die meisten Ernährungsprofis einig sind, sind diese Empfehlungen:
Stressabbau Stress macht auf Dauer krank und ist überhaupt nicht cool. Lass dich nicht blenden, wenn dir jemand erzählt, was er noch alles erledigen muss, eine 60 Stunden Woche hat und mit 4 Stunden Schlaf auskommt. Das ist BS. Stress schüttet enorm Cortisol aus, ein Stress-Hormon, das viele Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst und dazu dient, uns kurzfristig Energie zur Verfügung zu stellen. Die Betonung liegt auf kurzfristig. Ist Dauerstress angesagt und der Cortisol Level bleibt hoch, dann können sich körperliche Beschwerden oder auch Erkrankungen entwickeln, z.B. Angstzustände, Depression, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Bluthochdruck oder Muskelverspannungen. Vermeide ungesunden Stressabbau durch Alkohol, Rauchen oder sonstige Drogen. Probiere es besser hiermit:
Laufende medizinische Versorgung und Nachsorge Bei dem Wort Nachsorgeuntersuchungen bekommen wir oft ein mulmiges Gefühl bis hin zur Schnappatmung. Es könnte ja was sein. Genau, das kann sein. Und deshalb ist es ja gerade wichtig, die Nachsorge nicht zu vernachlässigen. Die engmaschige Kontrolle ist die Chance, rechtzeitig ein Rezidiv oder auch andere Erkrankungen zu erkennen. Das ist was Gutes. Je früher etwas entdeckt wird, desto besser die Behandlung bzw. die Heilungschancen. Aber auch Spätfolgen der Brustkrebs Behandlung, wie Fatigue oder Polyneuropathien, können erkannt und bestmöglich behandelt werden. Wenn du eine Anti-Hormon-Therapie machst oder sonstige Medikamente oder Infusionen bekommst, dann versteht sich die ärztliche Betreuung von selbst.
Balance ist das Schlüsselwort und ist super wichtig für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden. Wenn du einige dieser Dinge in dein Leben integrieren kannst, bist du auf gutem Wege, deinen Körper in Balance zu bringen. Feiere nicht das Ziel, sondern jeden kleinen Schritt auf dem Weg dorthin. So bleibst du motiviert. Gebe deinem Körper das, was er braucht, um gesund zu werden und zu bleiben und dein Immunsystem so zu stärken, so dass Krebs & Co. kaum eine Chance haben. Das allein zu wissen, kann dich positiv stimmen und dir helfen, deine Ängste in Schach halten. Alles Liebe, Deine Diana P.S. Wenn du magst, kannst du dir gerne deinen persönlichen Gesundheitsplan ausdrucken. Schau mal hier:
„Ich wollte mich doch nicht mehr stressen lassen, das hatte ich mir so fest vorgenommen. Jetzt bin ich schon wieder im Hamsterrad drin!“
Kennst du diesen Ausspruch? Ich schon. Als ich nach gut einem Jahr nach der Diagnose Brustkrebs an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte, hatte ich mir ganz fest vorgenommen, den Stress, den ich vorher im Büro hatte, nicht mehr zuzulassen oder an mich herankommen zu lassen. Anfangs funktionierte das auch ganz prima. Aber mit der Zeit vergisst man diese Vorsätze und noch schlimmer: man vergisst sich selbst. Das ist spätestens der Zeitpunkt, wo man die Reißleine ziehen sollte. Es sind die Momente im Leben, die alles verändern können. Die Diagnose Krebs ist zweifellos einer dieser Momente. Wenn man mit dieser erschütternden Nachricht konfrontiert wird, ändert sich die Perspektive auf das Leben drastisch. Prioritäten verschieben sich, und plötzlich wird die eigene Gesundheit zur obersten Maxime. Doch was passiert, wenn die Behandlung vorbei ist und man zurück in den Alltag kehrt? Nach einer schweren Erkrankung wie Krebs ist der Wunsch nach einem Neuanfang stark ausgeprägt. Man hat sich geschworen, sich nicht mehr von unwichtigen Dingen stressen zu lassen und sich mehr um sich selbst zu kümmern. Man möchte das Hamsterrad des Lebens verlassen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Doch leider verfallen viele von uns schnell wieder in alte Muster zurück und finden sich erneut im Strudel des Alltagsstresses wieder. Wie also können wir uns daran erinnern, dass wir den ganzen Stress nicht mehr haben wollten und wir uns um uns selbst kümmern sollten? Vielleicht helfen dir diese Tipps:
Viele glauben oder hoffen, dass nach der Akutbehandlung alles ist wie es vorher war. Schließlich haben wir uns so lange nach Normalität gesehnt als wir in der Chemo oder Bestrahlung waren und uns so sehr gewünscht haben, möge es vorbei sein. Die Wahrheit ist aber, dass dem nicht so ist. Natürlich ist das Leben danach ein anderes, nicht zwangsläufig ein schlechteres, aber eben anders. Das weißt du längst. Das wissen aber nicht alle. Es kann gut passieren, dass den Menschen um dich herum, wie zum Beispiel deinen Kollegen, das nicht bewusst ist und die auch nicht weiter darüber nachdenken, dass du dich und dein ganzes Leben verändert haben könnten. Und das nicht nur mental, sondern auch körperlich. Sie nehmen einfach nur wahr „Ah, Diana ist wieder da, wie schön.“ Und das war’s dann. Aber dein Innerstes kennen sie nicht, genauso wenig deine Vorsätze und neu gefassten Prioritäten. Und wir können ihnen das auch nicht zum Vorwurf machen, denn woher sollten sie es wissen, wenn sie es nicht selbst erfahren haben? Vielleicht denken deshalb deine Kollegen oder auch Vorgesetzte, dass du nun wieder voll einsatzfähig und belastbar bist. Und schwups, wieder ein Schwung an Arbeit auf deinem Schreibtisch. Denke an Tipp Nr. 3: Grenzen setzen. Du kannst vielleicht nicht unbedingt Nein zur Arbeit sagen, aber du kannst dir zum Beispiel mehr Zeit für die Aufgaben oder um weitere Unterstützung durch eine Kollegin oder Kollegen erbitten. Das wird dir sicherlich niemand ausschlagen. Im Gegenteil: es erinnert deine Kollegen auch daran, ach stimmt ja, Diana hat eine Krebsbehandlung hinter sich, wir sollten das bedenken. Auf der anderen Seite wollen wir auch nicht unbedingt wie ein rohes Ei behandelt werden und andere so tun, als würde man nichts mehr auf die Reihe bekommen. Du siehst, gar nicht so einfach. Um so wichtiger ist es, dass du dich auf dich und dein Wohlbefinden fokussierst. Ein Neuanfang oder auch "das Hochfahren deiner Systeme" nach einer Krebsdiagnose ist eine Herausforderung, die mit vielen emotionalen Höhen und Tiefen verbunden ist. Wir haben eventuell noch mit Nebenwirkungen zu tun, sind in der engmaschigen Nachsorge und wissen vielleicht gar nicht so recht, wo unser Leben hinsteuern soll. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es normal ist, gelegentlich in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Schließlich sind wir ja Gewohnheitstiere. Der Schlüssel liegt darin, sich immer wieder auf das Ziel zu fokussieren, dass der Stress einen möglichst nicht aufzehrt und sich um sich selbst zu kümmern. Es mag Momente geben, in denen uns das nicht gut gelingt und wir dem Druck erliegen. Natürlich gibt es immer wieder stressige Zeiten im Leben, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir bereits einen langen Weg zurückgelegt haben und dass wir die Kraft haben, unsere eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen. Eine Krebsdiagnose kann als Weckruf dienen, uns daran zu erinnern, wie wertvoll das Leben ist und wie wichtig es ist, gut für uns selbst zu sorgen. Lassen wir uns nicht von äußeren Faktoren und gesellschaftlichen Erwartungen erdrücken. Setzen wir bewusst Grenzen und nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, um uns selbst wieder in den Mittelpunkt der Selbstfürsorge zu stellen und Kraft zu schöpfen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, sich immer wieder daran zu erinnern, dass wir den Stress nicht mehr in unser Leben lassen wollen. Aber je mehr wir uns darauf fokussieren und aktiv daran arbeiten, desto besser werden wir darin, unsere eigene Gesundheit und unser Wohlbefinden zu schützen. Wir haben jeden Tag die Wahl, unserer Gesundheit und unserem Glück die Priorität zu geben, die wir verdienen. So können wir ein erfülltes und ein Leben in Balance führen. Lassen wir uns von unserer inneren Stärke leiten und erinnern wir uns daran, dass wir uns selbst und unserem Wohlbefinden die größte Aufmerksamkeit schulden. Der Stress mag versuchen, sich wieder in unser Leben zu schleichen, aber wir haben die Macht, ihm zu widerstehen und ein Leben zu führen, das im Einklang mit unseren Werten und Bedürfnissen steht. Vielleicht erinnerst du dich noch, als ich im November 2022 über den PINK! Online Kongress berichtet hatte und eine kleine Zusammenfassung darüber gemacht habe. Nun gibt es in der aktuellen Ausgabe des PINK! Magazins ein Interview mit mir ☺️. Das ist für mich eine sehr große Ehre und hat mich sehr gefreut - An der Stelle ein großes Dankeschön an Frau Prof. Dr. Pia Wülfing und dem PINK! Team! 🙏 "Je mehr wir wissen und uns informieren, desto bessere Entscheidungen können wir treffen."
Interview mit Diana Neumann. 23.02.2023 Diana Neumann erkrankte 2013 selbst an Brustkrebs. Heute teilt die selbsternannte ‚Brustkrebslotsin‘ ihre Erfahrungen mit anderen Betroffenen und setzt dabei auf Aufklärung in Form von Selbsthilfe. Wir haben mit Diana fürs PINK! Magazin über ihre Erfahrungen und ihren persönlichen Werkzeugkoffer während ihrer Behandlung gesprochen und sie verrät, warum es für eine bessere Aufklärung bei Brustkrebs aus ihrer Sicht noch viel zu tun gibt. In deinem Blog klärst du nicht nur auf, sondern machst auch Mut und bietest kostenlose Hilfe zur Selbsthilfe an. Was ist deine Intention, warum tust du das? Als ich im Jahr 2013 die Diagnose Brustkrebs erhalten habe, bin ich – wie jede von uns, die betroffen ist – in ein tiefes Loch gefallen. Und obwohl mich meine Familie in der schweren Zeit sehr getragen hat, hatte ich das Gefühl, allein zu sein. Die gutgemeinten Aufmunterungen wie „Du schaffst das schon“ haben mir nicht wirklich geholfen. Als meine Akutbehandlung beendet war und ich wieder arbeiten ging, reifte in mir immer mehr der Gedanke, etwas „Sinnvolles“ tun zu wollen. Ich erinnerte mich an ein Schlüsselerlebnis, das ich im Brustzentrum hatte, als ich nach der Implantat-OP auf meine Papiere wartete. Eine Frau beobachtete mich. Mit meinem Mützchen auf dem Kopf war offensichtlich, dass ich keine Haare hatte. Sie fasste wohl ihren Mut zusammen und sprach mich an. Ob ich Chemo gemacht hätte und wie schlimm es wäre, wollte sie wissen. Ich lächelte sie an und sagte ihr, dass es schlechte Tage gäbe, aber auch viele gute, dass sehr viel gegen die Nebenwirkungen getan würde und es machbar wäre. Mehr Zeit hatten wir nicht, aber ich hörte in dem Moment einen Stein dieser Frau plumpsen, sie schien für den Augenblick beruhigt. Ich denke, ich konnte ihr in dem kurzen Moment ein Fünkchen Mut und Hoffnung geben. Das war ein schönes Gefühl. Nicht jede an Brustkrebs erkrankte Frau möchte sich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Entweder gibt es keine oder wenige Angebote oder aber die Frauen befürchten, dass die Gespräche um das Thema Krebs sie emotional runterziehen und sie die „Last“ anderer erkrankter Frauen nicht mittragen möchten. Das ist auch völlig o.k. so. Aber auch sie wollen aufgefangen werden. Möglicherweise ist meine Begleitung für diese Frauen eine gute Alternative. Aus alledem ist die Idee entstanden, dass ich anderen betroffenen Frauen als ihre ganz persönliche Begleiterin zur Seite stehe, ihnen den Funken Mut und Hoffnung gebe, den sie so dringend brauchen, aber auch ganz praktische hilfreiche Tipps, um gut und vor allem aktiv durch die Behandlung zu kommen. Und das entweder in persönlichen Gesprächen oder auch in meinem Blog. Inwieweit hat dir das, was du jetzt tust/anbietest, bei einer eigenen Brustkrebserkrankung geholfen? Ich habe mir damals meinen persönlichen „Werkzeugkoffer“ für die Zeit der Behandlung und auch danach zusammengestellt. Wenn es mir nicht gut ging/geht, überlege ich mir, was ICH tun kann: Atmen, Beten, Meditieren, Tagebuch schreiben, ein Bad nehmen, einen Spaziergang machen, mit jemanden sprechen,... Ich suche immer nach einer Lösung oder einem Weg, der mein Wohlbefinden steigert. Das alles kommt in den Werkzeugkoffer. Ein gutes und sicheres Gefühl mit dem Werkzeugkoffer zu haben, ist mir dabei wichtig. Darauf kann ich, wenn es brenzlig wird, zurückgreifen. Das kann Ängste lindern. Dieses Werkzeug gebe ich gerne weiter. Du bietest auf deiner Homepage unter anderem eine Zusammenfassung des PINK! Kongresses an. Wie kamst du auf PINK! und hättest du gerne während deiner Erkrankung selbst jemanden wie PINK! an deiner Seite gehabt? Ich verfolge die Arbeit von PINK! auf den Social-Media-Kanälen schon länger. Es ist großartig, mit welch großem Engagement ihr euch für Frauen mit Brustkrebs einsetzt, vor allem medizinisch und wissenschaftlich fundiert, und was ihr in der relativ kurzen Zeit, in der es euch gibt, auf die Beine gestellt habt. Sei es die App PINK! Coach, die Patientinnen kostenlos als Begleiter während der Therapie und in der Nachsorge zur Verfügung steht, oder auch der Kongress. Beim Kongress gab es so viele Information und Vorträge, dass es einem schon ganz schwummerig wurde. Deshalb habe ich eine kleine Zusammenfassung von den Themen des Kongresses gemacht, die ich persönlich sehr interessant finde, nämlich die insbesondere Lebensstilfaktoren betreffen. Natürlich hätte ich 2013, als ich die Diagnose bekam, gerne solch eine Unterstützung durch gut aufbereitetes und fundiertes Wissen zum Thema Brustkrebs bekommen und darauf zurückgreifen wollen. Eine App gab es damals nicht. Die meisten betroffenen Frauen beginnen sofort nach der Diagnose, alles zum Thema Brustkrebs zu googlen, was ja auch verständlich ist. Das habe ich auch gemacht. Aber häufig ist es gar nicht so leicht, auf Anhieb wirklich gute und hilfreiche Informationen im Netz zu finden. Vor allem die Beiträge in Krebsforen haben mich mehr erschreckt, als sie mir genutzt hätten. Dann ist es sehr hilfreich, wenn betroffene Frauen ganz schnell auf die Seite von PINK! geraten, sie alles aus einer Hand zum Thema Brustkrebs erfahren und zum Beispiel mit Hilfe der App PINK! Coach einen Fahrplan durch die Behandlung erhalten. Ich habe mir vieles von dem, was heute zu Themen wie Ernährung, Bewegung und Entspannung bekannt ist, noch selbst „erarbeiten“ müssen (was mir aber auch Spaß macht). Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Aufklärung im Zusammenhang mit der Brustkrebserkrankung? Aufklärung ist immer gut. Je mehr wir wissen und uns informieren, desto bessere Entscheidungen können wir treffen. Nicht nur für die Behandlung, sondern auch für unser Leben. Das macht uns stark statt ohnmächtig. Das betrifft sowohl das Bewusstsein für das regelmäßige Abtasten der Brust und der Gang zu den Vorsorgeuntersuchungen, als auch eine gute Selbstfürsorge, zu der für mich auch eine bunte Ernährung und regelmäßige Bewegung gehört, aber auch, immer wieder Ruheinseln für sich zu schaffen und gute soziale Kontakte zu haben. Lebensstilfaktoren sind nicht zu unterschätzen und gehören für mich genauso in die Aufklärung zur Krebsprävention und zur Senkung des Rezidiv-Risikos. Und wie schätzt du selbst als ehemalige Patientin die aktuelle Lage ein, wenn es um diese Aufklärung geht? Inzwischen gibt es schon sehr viel medizinische Aufklärung im Zusammenhang mit Brustkrebs, auch weil auf diesem Gebiet unermüdlich geforscht wird und das Thema in der Gesellschaft bei den vielen jährlich neu erkrankten Frauen sehr präsent ist. Nicht zuletzt, weil sich auch viele betroffene Frauen aus der Öffentlichkeit zeigen und auf die/ihre Erkrankung Brustkrebs aufmerksam machen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass Lebensstilfaktoren noch viel stärker in die Aufklärung mit eingebunden würden, weil der Lebensstil etwas ist, das jede Frau selbst in der Hand hat und ihre Gesundheit und Wohlbefinden damit aktiv unterstützen kann. Was würdest du dir für die Zukunft für an Brustkrebs erkrankten Frauen wünschen, was soll/muss sich ändern? Zum einen würde ich mir wünschen, dass für jede an Brustkrebs erkrankte Frau – wenn sie es denn möchte – eine Brustkrebslotsin oder Begleitung an ihrer Seite stünde. Und dass es dieses Angebot ganz unkompliziert und ohne große Bürokratie über die Brustzentren, Kliniken, Krankenkassen oder auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gäbe. Vielleicht ähnlich, wie Hebammen schwangere Frauen begleiten, was inzwischen auch selbstverständlich geworden ist. Zum anderen würde ich mir wünschen, dass die Schulmedizin noch viel mehr auf Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung und Entspannung eingeht und komplementäre Behandlungen wohlwollend betrachtet und in die Therapie mit einbezieht. Ich glaube, es tut jeder Frau gut zu wissen, wie viel wir selbst für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden tun können. Aber auch zu wissen, dass wir von einem Sicherheitsnetz umgeben sind, gerade wenn es uns nicht gut geht. Welchen Rat möchtest du Betroffenen noch mitgeben? Auch, wenn es für euch in diesem Augenblick so viele Schattenmomente gibt: Schatten wird von Licht gemacht. Es wird also auch wieder viele lichte Momente geben. Stellt euch euer „Unterstützer-Team“ zusammen, das aus Familie, Freunden, Ärztinnen/Ärzten und Therapeuten besteht, denen ihr vertraut und die an eurer Seite stehen, mit euch an einem Strang ziehen und euch anfeuern und Mut machen. Ihr müsst die Erkrankung nicht allein durchstehen. Holt euch Hilfe! Und denkt dran: Wir alle haben einen inneren Arzt und Selbstheilungskräfte in uns. Denen wollen wir einen ordentlichen Schubs geben! https://www.pink-brustkrebs.de/magazin/interview-brustkrebslotsin-diana-neumann Am Freitag, den 18. November 2022 gab es den ersten PINK! Online Kongress. Gegründet wurde PINK! von der Ärztin und Brustkrebs Spezialistin Frau Prof. Dr. Pia Wülfing. Auf der Homepage gibt es viele gute Beiträge rund um das Thema Brustkrebs, insbesondere zur Diagnose, Therapie und Nachsorge. Alle Informationen sind ärztlich fundiert und leitlinienkonform. Und natürlich steckt auch viel Engagement und Hingabe in der Arbeit von PINK!. Ich finde das auf jeden Fall sehr unterstützenswert. Und so möchte ich dir heute einen kurzen Abriss vom Kongress geben, über die Themen, die ich für sehr wichtig erachte. Natürlich kamen auch andere Themen zur Sprache, wie neue Medikamente, Brustaufbau und Tätowierung, Psychoonkologie und einiges mehr. Das war sehr viel an Information, denn immerhin dauerte der Kongress gute 6 Stunden. Also, hier die Themen, die ich für mich ganz persönlich spannend fand. Ich hoffe, du findest es genauso interessant und kannst vielleicht einige Aspekte für dich mitnehmen. Wenn du mal auf die Homepage von PINK! gehen möchtest, dann klicke gerne hier. Ich habe meine Zusammenfassung des Kongresses grafisch aufbereitet, deshalb kannst du dir gerne die Datei herunterladen und einen Blick auf Themen werfen, wie
Viel Spaß! Und wenn du Fragen hast oder Unterstützung brauchst, dann melde dich gerne bei mir. Deine Diana
Als ich 2013 die Chemo machte, erinnere ich mich noch gut an das 3. Mal, also die dritte Chemo. Ich fühlte mich so elend, nein - keine Übelkeit, aber meine ständigen Ängste vor der nächsten Chemo machten mich total fertig. Ich konnte nicht richtig schlafen, hatte ständig Herzrasen und meine Gedanken kreisten in einer Tour um diese Chemo und wie schlimm alles war. Ich muss dazu sagen, dass ich mich körperlich nie wirklich schlecht gefühlt habe, also ich keine Übelkeit oder sonstige fiesen Nebenwirkungen hatte. Das hielt sich einigermaßen in Grenzen. Natürlich hatte ich nach der Chemo auch immer die „doofen Tage“, an denen ich mich schlapp fühlte, nicht richtig gucken konnte, weil alles verschwommen war oder der Geschmack im Mund bescheiden war und mir nichts schmeckte oder mit Sodbrennen und Völlegefühl zu tun hatte. Nach der 3. EC Gabe (mein Schema waren 4 x EC und danach 4 x Taxol) überlegte ich, die Chemo abzubrechen. Ich wollte einfach nicht mehr. Es schien mir unerträglich, mir noch eine weitere EC geben zu lassen. Mein Gedanke war, die 4. und letzte EC mache ich nicht mehr. Wir können schon jetzt zum Taxol übergehen. Das sollte ja, wie ich gehört hatte, nicht mehr so schlimm sein. Meine Freundin, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war und die in der Behandlung einige Monate Vorsprung hatte, sagte mir sofort als sie das hörte „Das kommt gar nicht in Frage!“ Ich war froh, dass ich sie hatte und mich ausheulen konnte, weil sie wusste, wovon ich spreche. Ihre Worte haben mir damals sehr viel Kraft gegeben und mich ermutigt, weiterzumachen. Ich habe diese Mail noch immer und möchte sie gerne mit dir teilen. Schau mal: Also, was ich dir sagen möchte: Es ist total normal, dass es einen Zeitpunkt geben kann, wo du keine Kraft und keinen Bock mehr auf diesen ganzen Chemo Mist hast und am Liebsten abbrechen würdest.
Wenn du diese Gedanken hast, dann frage dich, was ist es genau, was dich zum Abbrechen bewegen würde? ➡️ Sind es die körperlichen Beschwerden, die dir arg zu Schaffen machen? Übelkeit, Müdigkeit, Sodbrennen, Völlegefühl, Schlappheit, Schlaflosigkeit? Dann spreche bitte mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Dagegen kann man etwas tun. Du kannst dir etwas verschreiben lassen oder aber du versuchst es vielleicht zunächst mit natürlichen Mitteln in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel Ingwer gegen Übelkeit, Bewegung und frische Luft bei Schlappheit und Müdigkeit, bei Sodbrennen einige Mandeln zu einem Brei kauen und runterschlucken, Lavendel zur Beruhigung. ➡️ Oder sind deine Beschwerden mentaler Natur? Gegen eine leichte Depression oder Verstimmung hilft oft auch Bewegung und raus in die Natur. Bei einer schwereren Depression, so wie ich sie damals auch hatte, solltest du unbedingt mit deinen Ärzten oder auch der Psychoonkologin sprechen. Das musst du nicht ertragen. Die können dir mit psychotherapeutischen Gesprächen weiterhelfen. Nimm diese Hilfe auch in Anspruch. Wenn es erforderlich ist und dir hilft, dann bespreche mit den Ärzten auch das Thema Anti-Depressiva. Das ist keine Schande und du wirst davon auch nicht abhängig. Die Brustkrebs-Behandlung ist nun mal eine außergewöhnliche Belastung und Stresssituation, die dem Körper und der Seele viel abverlangt. Ich habe während der Chemo Anti-Depressiva genommen. Ich wollte das (und die Psychoonkologin auch), weil ich jeden Strohhalm brauchte, der mich aus meinen tristen kreisenden Gedanken rausbrachte und mir etwas Lebensfreude zurückgab. Mir hat es während der Chemo Zeit geholfen. Nach meiner Chemo habe ich mich dann wieder aus den Anti-Depressiva ausgeschlichen (Anti-Depressiva dürfen niemals abrupt abgesetzt werden. Beim Ausschleichen wird die Dosis - natürlich immer nur unter ärztlicher Anleitung - schrittweise reduziert. So kann sich das Gehirn leichter auf das neue chemische Gleichgewicht einstellen.) ➡️ Visualisiere positive Bilder, wenn es dich vor jeder Chemo grault, was absolut natürlich und verständlich ist,. Beispiel:
Solche Bilder habe ich mir oft ausgemalt. Das Visualisieren kann dich unterstützen, das Positive in der Chemo zu sehen. Die Kraft der Gedanken ist enorm. Du kannst deiner Fantasie freien Lauf lassen, je verrückter, desto einprägsamer. ➡️ Versuche auch, dich nicht in die Nebenwirkungen hineinzusteigern. Beobachte sie einfach nur, ohne zu werten. Ja, die Nebenwirkungen sind schiete, aber sie gehen auch wieder weg. Das verspreche ich dir. Sage dir, dass alles was ist, nur temporär ist. ➡️ Soziale Kontakte machen stark. Suche Kontakt zu Gleichgesinnten, die dich unterstützen können, so wie mich damals meine Freundin. Das kann natürlich auch die Familie oder eine gute Freundin (ohne Brustkrebs) sein. Ein gutes Unterstützer Team ist in dieser Zeit super wichtig. ➡️ Sorge gut für dich und lass es dir gutgehen. Koche, worauf du Lust hast, gerne mit viel Gemüse. Mache daheim einen Schönheitstag mit einem Bad, einer Gesichtsmaske und einer Mani- und Pediküre. Lies oder höre ein inspirierendes Buch. Gehe raus und verbinde dich mit der Natur. Nimm dir täglich etwas vor, und wenn es auch nur das Ausmisten von Kruschel-Ecken daheim ist oder ein kurzer Spaziergang. ➡️ Überlege dir ein Ziel. Ich habe mir immer gesagt: „Ich will leben. Und ich werde leben.“ Deine Ziele könntest du dir in die berühmte Bucket-List eintragen, also Dinge, die du noch unbedingt in deinem Leben tun und erreichen möchtest. Egal, ob die Reise in die Karibik, Polarlichter sehen, Karneval in Rio feiern, ein Instrument lernen oder eine berufliche Veränderung. Was soll deine Zukunft für dich bereit halten? Schreibe es dir auf jeden Fall auf. ➡️ Glaube an deine Kraft. Sicherlich hast du in deinem Leben schon so einige schwierige Situationen gemeistert. Welche waren das? Erinnere dich daran, denn diese Kraft steckt in dir drin und die kannst du wieder abrufen. Die Argumente, die mir damals meine Freundin aufzeigte, haben mich nachdenklich gemacht und letzten Endes habe ich durchgehalten. Hätte ich verkürzt, hätte ich mich in der Tat stets gefragt, ob die „reduzierte“ Chemo genug und ausreichend gewesen wäre. Würde ich mir Vorwürfe machen, wenn der Krebs zurück käme? Hätte ich immer das mulmige Gefühl beim Wort „Chemo“? Und meine Entscheidung ließe sich dann in der Tat nicht mehr zurück drehen. Das stimmt schon. Darüber muss man sich im Klaren sein, dass es womöglich weitreichende Konsequenzen hätte. Das wissen wir einfach nicht. Sollte es aus medizinischer Sicht notwendig sein, die Chemo abzubrechen, zu verkürzen oder zu pausieren, dann ist das nicht die Frage. Dann ist das so und hat gute Gründe. Darum geht es hier auch nicht. Wie gesagt möchte ich dir nur sagen, dass deine Gedanken total normal sind und ich das gut verstehen kann. Ich kenne viele Frauen - mich eingeschlossen -, die gesagt haben, sie möchten nicht mehr, sie wollen keine Chemo mehr. Aber sie alle haben weitergemacht. Ich kenne keine Frau, die abgebrochen hat. Ob diese Frauen am Ende auch so froh wie ich waren, die Strapazen durchgestanden zu haben? Ich glaube schon. Ich bin dann um den Weihnachtsbaum getanzt. Was machst du, wenn du die Chemo geschafft hast? Vielleicht eine Party oder eine Reise?Schreibe es mir gerne in den Kommentar, ich bin sehr gespannt. Alles Liebe Deine Diana Neulich sprach ich mit einer sehr lieben Dame, die ich schon eine Weile auf ihrem Weg der Heilung begleite. Sie fragte mich: „Diana, ich habe wieder diese Ängste, die ständig hoch kommen. Was kann ich da noch tun?“
Hach, ich weiß, es ist so schwierig und diese Ängste kommen auch immer wieder hoch. Ich kenne das. Die ersten Jahre nach der Diagnose sind abgesehen vom Körperlichen, auch mental schwierig. Ich habe mir schon so oft das Knöpfchen gewünscht, mit der ich diese ständig über mir schwebende Angst ausknipsen könnte. Ich habe ja schon öfter darüber geschrieben, was du gegen Ängste tun kannst. Und letztens auch in meinem Podcast mit Annette darüber gesprochen. Und heute tue ich es wieder, weil es ein so wichtiges Thema ist und wir alle damit zu tun haben und das immer wieder. So habe ich mir dazu wieder meine Gedanken gemacht. Du kannst nichts dafür Also…als erstes: es ist vollkommen normal, diese Ängste zu haben. Das haben wir alle. Das passiert immer wieder, vor allem, wenn ein Nachsorge Termin ansteht, wenn wir ein Ziehen oder einen Schmerz im Körper haben, den wir noch nicht kennen, wenn wir wieder eine traurige Krebs Nachricht in den Medien oder im Bekanntenkreis erfahren haben oder einfach nur so, nachts, wenn wir nicht schlafen können und wir uns über Krankheit, Leid und Tod Gedanken und Sorgen machen. Zweitens: es ist nicht deine Schuld, dass du Angst hast. Du darfst auch nicht denken, du hättest das nicht im Griff. Denn dafür kannst du nichts, so ist nun mal unser Gehirn gepolt. Und eigentlich hat es gute Absichten und will uns nur vor Gefahren schützen. Aber es ist so: alles, was du denkst oder wahrnimmst, wird vom Gehirn interpretiert. Dazu bedient sich unser Gehirn bereits vorhandener Daten, die es abgespeichert hat. Das ist wie eine riesige Datenbank, die sich aus Wissen, Erfahrungen und Erinnerungen zusammensetzt. So hat alles seine Schublade und wir finden uns dadurch in der Welt zurecht. Deine Gedanken oder deine Wahrnehmungen werden also im Gehirn mit allen Daten abgeglichen, die es jemals gespeichert hat, um deine Gedanken oder Wahrnehmungen einordnen zu können, auch deine Erfahrungen und dein Wissen über Krebserkrankungen. Das schafft deine Realität bzw. das, was du für real hältst. Unser Gehirn ist auf Probleme und das Negative fokussiert. Damit will es uns schützen, weil es mitunter um unser Überleben in einer Gefahrensituation gehen könnte. Hier ein kleines Experiment, um dir das zu veranschaulichen. Schau dir folgende Rechenaufgaben an: 2 + 5 = 7 4 - 2 = 2 9 + 1 = 11 6 - 3 = 3 8 + 1 = 9 Was fällt dir auf? Richtig: die dritte Aufgabe ist falsch und das ist dir ganz bestimmt sehr schnell aufgefallen. Du hast aber sehr wahrscheinlich nicht gedacht, dass vier Aufgaben richtig sind. Du hast gedacht: eine Aufgabe ist falsch. Das zeigt sehr deutlich, dass uns falsche Informationen schneller auffallen als richtige, weil wir auf das Negative, das Unrichtige oder eben Probleme fokussiert sind. Auf dieses kleine Experiment übertragen könnten wir jetzt annehmen: Es sind fünf Frauen mit Brustkrebs. Vier Frauen überstehen die Erkrankung und sind gesund. Eine nicht. Worauf ist dein Fokus gerichtet? Was triggert dich mehr? Die vier Frauen, die gesund sind, oder die eine Frau, die leider nicht gesund ist? AHA… siehst du. Ich denke mir deine Antwort, weil ich genauso ticke. Aber ist doch irre, oder? Dass uns die eine kranke Frau mehr triggert als die vier gesunden Frauen. So, nun kannst du vielleicht besser einordnen, warum du Angst hast und woher diese Angst kommt. Wenn du an Krebs denkst, öffnest du die Büchse der Pandora und alles Wissen und Erfahrungen, die du mit dem Thema Krebs verbindest, strömen heraus. Natürlich sind diese erschreckend und ängstigend - keine Frage. Das hat aber nichts mit (deiner) Realität zu tun. Ich hoffe, es hilft dir, zu verstehen, warum du so denkst und Ängste entwickelst. Wie heißt es so schön: „Sie müssen nicht alles glauben, was Sie denken.“ Die Frage nach der Wahrheit Und nun können wir überlegen, welche Ressourcen wir in uns haben, die wir anzapfen können, um aus dem Angst-Karussel raus zu kommen. Natürlich gibt es da die üblichen „Verdächtigen“, was wir tun können, z.B. Achtsamkeit üben, atmen, ablenken, etwas beobachten (z.B. einen Vogel oder Autos), kaltes Wasser trinken oder ins Gesicht spritzen, ins Kissen schreien oder sich mit einer lieben Person austauschen. Meine absolute Lieblings-Frage in solchen Momenten ist aber (du kennst sie vielleicht schon): „Ist das wahr, was ich denke?“ Kannst du mit Sicherheit sagen, dass das, was du denkst, deine Sorge, deine Angst, wahr ist? Vermutlich nicht. Im Angst-Karussel tauchen ganz typische Sätze auf. Sie fangen meist so an: „Was ist, wenn…?“ Was ist, wenn der Krebs wiederkommt? Was ist, wenn ich wieder eine Chemo machen muss? Was ist, wenn ich Schmerzen habe und leiden muss? Was ist, wenn ich bald sterben muss? Du merkst schon, die Sätze stehen im Konjunktiv, der Möglichkeitsform. Das alles ist möglich, aber im Moment ist es nicht so. Das sind dann die „ungelegten Eier“, über die wir so wahnsinnig gerne nachdenken. Aber wo führt das hin? Ins Nichts. Weil, ist ja nicht passiert. Die Gedanken kreisen nur um das eine angstmachende Thema Krebs und wir spielen es immer und immer wieder durch. Das ist wie einen Muskel zu trainieren, Training stärkt den Muskel. Das tun wir auch mit unseren Gedanken. Das hat zwei Dinge zur Folge: wir entwickeln den sogenannten Tunnelblick und die Probleme werden immer größer, größer als sie in der Realität sind. Unsere Wahrnehmung ist eingeschränkt. Und dadurch auch unser Handeln. Wir kennen das, wenn wir uns wie gelähmt fühlen. Die Taschenlampe Übung Ein guter Schritt gegen die Angst ist, genau das zu erkennen und unseren Fokus auf das Positive zu lenken. Ad hoc positiv zu denken fällt immer schwer und ist nicht immer zielführend, deshalb eine kleine Übung für dich: Deinen Fokus kannst du dir wie eine Taschenlampe vorstellen. Du stehst in einem großen Raum, wo alles mögliche drin ist: Schönes, Schlechtes, Wichtiges, Unwichtiges, Wertvolles, Gerümpel, Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühle und und und. Schau mal, was alles in deinem Raum drin steht. Da ist dein Leben drin. Stelle dir nun vor, wie du mit deiner Taschenlampe auf deine Ängste leuchtest. Schaue sie dir ruhig an. Wie sehen sie aus? Haben sie eine Form oder Farbe? Sind sie klein oder groß? Machen sie Geräusche? Sagen sie dir etwas? Beobachte sie und erkenne sie an. Dann drehst du dich mit deiner Taschenlampe und leuchtest nun in eine andere Ecke des Raumes. Was siehst du? Möglichst etwas Schönes aus deinem Leben oder ein gutes Gefühl. Schaue dir auch dieses ganz genau an. Was siehst du nun? Einen lieben vertrauten Menschen, ein Tier, eine schöne Begebenheit? Ist es hell oder leuchtet es? Gibt es dir ein gutes Gefühl? Präge dir das Gefühl gut ein und bewahre es. Deine Ängste sind noch immer in dem Raum, das ist wichtig, weil wegdrücken können wir sie nicht, aber sie stehen nun im Dunkeln. Du siehst sie in diesem Augenblick nicht. Du hast deine Taschenlampe, deinen Fokus, auf etwas anderes gerichtet und blickst nun nicht mehr auf deine Angst, sondern auf etwas Schönes. Ich stelle mir gerade die Taschenlampe vor und wer wie ich in den 80er Jahren im Teenager Alter war, kennt vielleicht noch den Song von dem Sänger Markus (Neue Deutsche Welle) „Kleine Taschenlampe brenn“. Darin singt er: „Kleine Taschenlampe brenn Schreib ´Ich lieb dich in den Himmel` Oh, dann weiß ich es genau, Keine Macht kann uns mehr trennen.“ Ich liebe dieses Lied. Und spontan denke ich, dass das auch eine schöne Übung ist: In Gedanken mit der Taschenlampe „Ich liebe dich“ in den Himmel schreiben. Für dich selbst, an dich gerichtet. Auch Selbstliebe tut gut gegen Ängste. Und auch wenn sich das etwas biblisch anhört, aber da wo Liebe ist, kann keine Furcht sein. Das alles braucht etwas Zeit und funktioniert nicht immer gleich, aber es ist eben wie den Muskel zu trainieren. Auch unsere Gedanken brauchen etwas „Sport“, um stärker und flexibler zu werden. Übung macht den Meister. Ich lade dich ein, meine kleine Übung auszuprobieren. Berichte mir gerne, wie sich die Übung für dich angefühlt hat und ob du damit deinen Fokus verändern konntest. Neulich begleitete ich meine herz-aller-liebste Freundin in den Perückenladen. Sie hatte bereits ihre erste Chemo erhalten, die zweite stand unmittelbar bevor. Und somit auch der Haarverlust.
Eigentlich wollte sie im Internet eine Perücke bestellen, denn sie hatte Angst, in ein Perückengeschäft zu gehen, wie sie mir erzählte. Oh nein, meine Liebe, sagte ich zu ihr, mach das nicht. Lass dich vorher in einem Geschäft für Zweithaar, sprich einem Perückenladen, beraten und probiere mal einige Modelle aus. So kannst du sehen, ob dir das Modell steht und gut sitzt. Also hatte sie einen Termin in dem Laden vereinbart, in dem auch ich schon vor gut 9 Jahren gesessen habe und mir meine Perücke aussuchte. Wir gingen zu Dritt mit einer weiteren Freundin hin. Es war ein lustiges Happening und wir hätten fast vergessen können, dass eine Krebserkrankung der eigentliche Anlass dieses Besuches war. Aber genau das war so schön. Wir haben aus dem Unvermeidlichen das Beste gemacht, und zwar zusammen, drei Freundinnen. Auf jeden Fall möchte ich dir Mut machen und keine Angst vor einem Perückenladen zu haben. Ja, ich weiß, vielleicht denkst du an deine Oma, die das Modell „Pudel“ oder „Mop“ getragen hat, wo jeder sehen konnte, dass das nicht die echten Haare waren und eher peinlich aussah. Ich kenne das auf jeden Fall von meiner Oma so. Aber so ist das nicht mehr. Perücken sind gesellschaftsfähig geworden. Viele Stars tragen Perücken und wir finden das normal. Und inzwischen gibt es so viele tolle Modelle und alle erdenklichen Haarfarben. Es sieht nicht mehr wie ein Helm aus. Auf jeden Fall wurden wir freundlich empfangen und meiner Freundin wurde ein Platz in einer mit einem Vorhang abgetrennten Kabine angeboten. Wir zwei Freundinnen durften dahinter auf der Couch Platz nehmen (es fehlte nur noch der Aperol…, nein, kleiner Scherz). Die freundliche Beraterin schaute sich meine Freundin genau an, wie ihre jetzige Frisur und Farbe war, und fragte, ob sie denn schon eine Vorstellung hätte. Ja, das hatte sie in der Tat. Denn meine Freundin hatte sich schon vorab im Internet im Katalog des hiesigen Geschäftes Perücken angeschaut. Sie zeigte der Beraterin ein Foto, diese möchte sie probieren. Schwups, schon war das Haarteil aus dem Karton geholt und die Beraterin setzte geübt die Perücke auf. WOW! Bingo. Ein Volltreffer. Die Perücke sah an meiner Freundin mega aus. Und so echt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass das nicht ihre echten Haare wären. Und weil man ja nicht gleich das erstbeste Modell nehmen möchte, ohne andere Haarteile probiert zu haben, brachte die Beraterin noch einige andere Modelle mit. Andere Schnitte und verschiedenen Haarfarben (hier ging es um platinblond und normal blond). Aber es blieb tatsächlich beim ersten Modell, das sie probiert hatte. Wir hatten viel Freude zu sehen, wie wohl sich unsere Freundin mit ihren neuen Haaren fühlte. Sie fühlte sich sogar so wohl, dass sie die Perücke gleich aufbehielt. Ich fragte die Beraterin, wie ihre Erfahrung sei, ob es immer so schnell und einfach wäre, ein Haarteil auszusuchen oder ob es auch mal knifflig wäre. Sie sagte, nein, so schnell ginge es nicht immer. Viele Frauen kämen mit einer ganz bestimmten Vorstellung und wären enttäuscht, wenn es nicht so aussehen würde, wie sie sich es vorstellten. Nun, ich denke, letztenendes wird jeder Topf sein Deckelchen finden, sprich jeder Kopf sein Haarteil. Ich hatte ihr außerdem von einem Haarkranz erzählt, den ich damals hatte und viel getragen habe. Das ist ein Kranz mit Haaren. Oben ist wie eine Tonsur, also keine Haare. Diesen Haarkranz trägt man mit Mütze oder Hut, damit die Tonsur, wo keine Haare sind, abgedeckt ist. Der Vorteil ist, dass es mit einem leichten Baumwollmützchen nicht ganz so warm darunter wird. Und es sieht keck aus. Ist mal was anderes. Wenn man Haare und Mütze tragen möchte, so rät die Beraterin davon ab, eine Mütze auf die Perücke aufzusetzen. Sie sagt, wenn man das öfters mache, dann würden die Haare mit der Zeit aufgerieben werden und sich leichter verfilzen. Meine Freundin nahm also den Haarkranz auch noch dazu und suchte sich eine flotte Schiebermütze dafür aus. Sah frisch und frech aus. Außerdem habe ich ihr zu einem leichten Baumwollmützchen für die Nacht geraten. Man staunt, wie kalt es am Kopf ohne Haare werden kann. Nun war meine Freundin wirklich gut ausgestattet und für den bevorstehenden Haarausfall zumindest haartechnisch gewappnet. Das Emotionale will ich hier außen vor lassen, denn darüber habe ich schon mal einen Blog geschrieben (Tschüss Haare - wie du dich auf die Zeit ohne Haare vorbereitest). Vielleicht möchtest du ihn nochmal lesen, wenn du magst. Ich finde es praktisch, verschiedene „Haar-Optionen“ zu haben. Denn nicht jeder Tag ist gleich. Manchmal ist einem die Perücke zu warm oder zu schwer auf dem Kopf. Das ist so, wie mit einem (engen) BH. Wenn man nach Hause kommt, reißt man sich das Teil vom Leib oder wie hier vom Kopf. Dann trägt man lieber Mütze, was in der Regel sich leichter anfühlt. Gerade im Sommer, wenn es sehr warm ist. Zum Schluss wurde meine Freundin von der Beraterin eingewiesen, wie sie das Haarteil zu pflegen hatte. Es gibt extra ein Shampoo und eine Spülung. Am besten legt man die Perücke ins Waschbecken oder in eine Schüssel mit lauwarmen Wasser. Wenn gewaschen und die Spülung raus ist, dann auf ein Handtuch legen und leicht damit ausdrücken. Die Perücke sollte danach auf einem Ständer luftgetrocknet werden. Auf gar keinen Fall darf da mit einem Föhn rangegangen werden, wenn es sich - und das sind die meisten Modelle - um Kunsthaar handelt. Wenn man die Perücke abends wäscht, ist sie am nächsten morgen wieder trocken und frisch. Aber eigentlich - so die Beraterin - müsse man das Haarteil eh nur einmal im Monat waschen. Das würde genügen, wenn man die Perücke nicht rund um die Uhr tragen würde. Die Beraterin sagte auch, dass meine Freundin gerne nochmal wiederkommen könne, wenn die eigenen Haare ausgefallen sind. Denn dann sitzt die Perücke meistens noch etwas anders und kann angepasst werden. Es kann auch noch der Schnitt angepasst werden oder ausgedünnt werden. Das würde man aber am besten sehen, wenn die eigenen Haare weg sind. Der letzte Schritt war die „Bezahlung“. Meine Freundin überreichte ihre Verordnung vom Arzt und die Beraterin übernimmt nun die Abrechnung mit der Krankenkasse. Meine Freundin war glücklich zu hören, dass ihre Krankenkasse über 400 Euro dazu zahlte. Somit war ihre Perücke, der Haarkranz, die Schiebermütze und sogar noch das Baumwollmützchen für die Nacht vollständig von der Krankenkasse abgedeckt. Also, hab keine Angst oder Bedenken in ein Perückengeschäft zu gehen. Die Beraterinnen dort sind in der Regel sehr kompetent und haben viel Erfahrung. Und ganz wichtig Einfühlungsvermögen. Leider kommen noch viel zu viele Frauen in ein Perückengeschäft, weil der Haarverlust durch Chemo droht. Aber zum Glück gibt es die Möglichkeit. Wenn du dich mit deiner Beraterin nicht wohlfühlst, dann bitte eine andere Beraterin hinzu oder gehe in ein anderes Geschäft. Wohlfühlen ist hier das A und O. Sowohl mit der Beraterin im Geschäft als auch mit deinen neuen Haaren. Und nimm dir auch am besten eine oder mehrere Freundinnen mit, vielleicht auch deine Schwester oder Mutter. Jemand, der dir ehrlich sagt, ob das Haarteil gut ausschaut und dir steht. Wichtig: Du darfst dir nicht fremd sein, du musst immer noch DU sein. Wie gesagt, meine Freundin behielt ihre Haare gleich auf, weil sie sich so wohl und fesch damit fühlte. Das waren die Haare, die sich von der Fülle her immer gewünscht hätte, so sagte sie. Und was sie auch noch sagte: „DANKE, liebe Diana, dass du mir dazu geraten hast, in dieses Perückengeschäft zu gehen. Ich fühle mich nun sicherer, wenn es mit dem Haarausfall so weit ist und weiß, dass ich mich mit meiner Perücke wohlfühlen werde und nicht verstecken brauche.“ Hach, wie schön! Zur Feier des Tages gingen wir drei danach frühstücken. Es war ein richtig schöner Vormittag. Wir haben viel gelacht und der Krebs spielte diesmal keine Rolle. Meine Erfahrungen und 6 Tipps für einen strukturierten Tag
Als ich 2013 meine Brustkrebs Diagnose erhalten habe, bin ich erstmal aus dem Hamsterrad gefallen. Mein Leben war bis dahin ziemlich busy. Mein Job machte mir zwar Spaß, aber er rauchte mich oft genug auf. Im Privatleben waren der Mann und die Kinder da, zu dem Zeitpunkt Teenager, was auch nicht immer einfach war. Schule, Sport, Fahrdienst der Kids organisieren, Einkauf, Haushalt usw. Du kennst das! Als ich dann von einem Tag auf den nächsten so richtig schwer krank war, weil es nun schwarz auf weiß als Diagnose auf dem Papier stand, stoppte mein altes Leben. Eben der Rauswurf aus dem Hamsterrad. Was machst du dann bloß den ganzen Tag? Das fragte ich mich. Natürlich gab es die vielen Arzttermine, Blutabnahmen, Kontrollen, Chemo, Bestrahlung oder auch Papierkram mit Behörden, der abgewickelt werden musste. Das hat mich schon auch auf Trab gehalten, aber ich fühlte dennoch eine gewisse Leere in mir. Während andere Frauen ihrem „normalen“ Leben nachgingen, fühlte ich mich auf weiter Flur allein. Niemand hatte Zeit, niemand war da. Mein Mann fuhr (logischerweise) täglich ins Büro. Das Leben ging ja schließlich weiter. Aber was fängt man mit so einem Tag an? So ein Tag kann gefühlt auch ganz schön lang sein. Die ersten Tage, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen war, genauer gesagt beim Wäsche aufhängen schwante es mir, dass das nun für die kommenden Monate mein Schicksal sein würde. Ich fühlte mich auf die Krebsbehandlung und den Haushalt reduziert. Im Krankenhaus noch, im Gespräch mit der Psychoonkologin, die mich auf Station besuchte, prahlte ich auf ihre Nachfrage, was ich mit meiner freien Zeit anfangen würde noch damit, dass ich viele Ideen hätte, um meine Zeit daheim gut auszunutzen. Ich würde all das tun, was ich in den Jahren zuvor aus zeitlichen Gründen nie machen konnte. Zum Beispiel würde ich nun viele Ausflüge unternehmen können. Dort hinfahren, wo ich schon immer mal hin wollte. Ich glaube, die Psychoonkologin schaute etwas skeptisch, aber sie fand es gut, dass ich mich unternehmungslustig zeigte und einen Plan zu haben schien. Naja, so viele Ausflüge wurden es im Nachhinein dann doch nicht. Was mir anfangs fehlte war Struktur. Meinen Tagesablauf neu zu ordnen und zu organisieren. Wie würde ich meinen Alltag organisieren? Was und wieviel konnte ich kräftemäßig selbst erledigen? Wie schaffe ich es, dass mir die Decke nicht auf den Kopf fällt? Den Rahmen für Struktur gab es schon, klar, die Chemo und die damit verbundenen Blutabnahmen jeweils vor und nach der Chemo. Da ich meine Chemo alle zwei Wochen erhielt, war da gar nicht mehr so viel Raum dazwischen. Aber genug Raum, um mich anfangs zu langweilen. Ich schloss mich schnell einer Selbsthilfegruppe mit brustkrebskranken Frauen an, die im Brustzentrum angeboten wurde. Wir waren alles Frauen im ähnlichen Alter und ähnlich gestrickt. Das tat gut. Es tat gut zu erkennen, dass ich gar nicht allein war. So viele nette und zugewandte Frauen, denen es genauso erging wie mir. Der Austausch in der Gruppe darüber, wie es uns ging, welche Zipperlein wir hatten und was wir dagegen machten, unsere Freude darüber, wenn eine Frau die Chemo oder die Bestrahlung geschafft hatte, aber auch die Tränen, wenn der Weg hart war, machte Mut und war unbezahlbar. Ich sehnte die Treffen der Selbsthilfegruppe herbei, die leider nur alle zwei Wochen stattfanden. Aber es war ein fester Termin in meinem Kalender, der mir Halt gab. Nicht nur, weil ich „etwas zu tun hatte“, sondern weil es mir auch mentale Kraft gab. Allmählich fuchste ich mich ein in meinen anfangs schnöden Alltag. Ich erkannte, dass - so schwer und anstrengend die Behandlung auch war - das eigentlich „Quality Time“ oder auch „Me Time“ für mich war. Die Zeit, die ich jetzt hatte, würde ich wahrscheinlich so nie wieder haben (hoffentlich). Die sollte ich gut nutzen, um mich um mich selbst zu kümmern. Endlich. Mein Körper hatte das mit der Erkrankung eingefordert. Da mein Kopf zu dem Zeitpunkt mit Ängsten und kreisenden Gedanken geplagt war, überlegte ich mir Strategien, wie ich am besten damit umgehen konnte. Das würde mir am Besten gelingen, dachte ich, wenn ich meinen Körper stärken und meine Selbstheilungskräfte anschubsen würde. Ich schrieb Tagebuch, machmal wurde daraus auch „Stundenbuch“, weil ich mehrmals am Tag meine Gedanken zu Papier brachte. Ich meditierte, betete, schrieb einen Abschiedsbrief an meinen Krebs, hörte auf Spotify Naturgeräusche, wie Regen, die mich beruhigten. Und ich verschlang viele Bücher, die sich mit der Aktivierung der Selbstheilungskräfte beschäftigten. Das machte mir Mut, weil ich mich bestärkt fühlte, meine Gesundheit aktiv selbst in die Hand zu nehmen. Ich war gar nicht so ausgeliefert wie ich anfangs dachte. Ich allein musste die Verantwortung für mich, meine Gesundheit und meine Genesung übernehmen. Die Ärztinnen und Ärzte unterstützen mich darin, aber ich war die Hauptakteurin. Nur ich selbst konnte mich heilen. Dafür musste ich mich bewusst FÜR das Leben entscheiden. Ich musste Leben WOLLEN. Diesen Impuls bekam ich aus einem Buch von Annette Rexrodt von Fircks, ihrer Erzählung, wie sie ihren Brustkrebs Heilungsweg ging, mich schwer beeindruckte und mir Hoffnung gab. Ich sagte mir jeden Tag: ICH WILL LEBEN. ICH ENTSCHEIDE MICH FÜR DAS LEBEN. Es wurde zu meinem Mantra. Das laut ausgesprochen fühlte sich gut an. Es machte mich stark und half mir über manch hinderliche Klippe während meiner Brustkrebs Behandlung. Das Schöne war, ich machte wieder Pläne für die Zukunft. Ich freute mich auf die Zeit, wenn ich wieder reisen könnte, wenn ich all das hinter mich gebracht hätte, wenn ich körperlich wieder fit wäre, wenn meine Haare inklusive Körperbehaarung wieder wachsen würden, wo und wann ich zur Anschlussheilbehandlung fahren möchte, wann ich wieder arbeiten gehen möchte und letzten Endes, welche Dinge ich in meinem zukünftigen Leben anders machen würde. Ich hatte einen Plan, der mir ebenfalls Struktur gab. Dann kam der Herbst. Ich fing an, das ganze Haus aufzuräumen. Stück für Stück, Schublade für Schublade und Zimmer für Zimmer. Es war als wollte ich nicht nur in meinem Oberstübchen ausmisten und für Ordnung sorgen, sondern auch in meinen richtigen, den materiellen Stübchen. Ich wollte es schön ordentlich haben. Dinge loslassen, Ballast abwerfen. Den mentalen Ballast hatte ich schon losgelassen. Verstrickungen mit der Familie, Ballast aus meiner Kindheit - all das hatte ich so gut es ging aufgelöst. Ich habe alles aufgeschrieben, was mich traurig machte und habe es dann losgelassen wie einen Ballon. Es einfach für sich stehen lassen, ohne noch weiter darin zu wühlen. Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern, aber wir können entscheiden, wie wir mit ihr umgehen wollen. Ob wir uns durch sie einschränken und limitieren lassen, weil wir nicht anders können eben wegen der Vergangenheit oder sie uns ermutigt, Geschehnisse ruhen zu lassen und nicht mehr damit zu hadern. Der Fokus liegt auf der Zukunft. Die Leere, die ich anfangs spürte, wich und füllte sich mit Leben. Ich war nicht nur in meinem Alltag beschäftigt, sondern auch mein Geist erwachte zu neuem Leben. Ich fühlte mich teilweise beflügelt. Was alles in Zukunft möglich wäre - großartig. Na klar ist nicht immer alles großartig. Vor allem die Ängste, der Krebs könne wiederkommen, machten mir sehr zu schaffen. Das ist aber auch o.k. Es ist in Ordnung, Ängsten den nötigen Raum zu geben und sie nicht wegzudrücken (denn sie gehen, um dann mit Verstärkung wiederzukommen). Aber sie dürfen uns nicht beherrschen. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Die Krebsbehandlung ist ein Marathon, kein Sprint. Die Strecke, die wir zu bewältigen haben, will gut geplant und getaktet sein, damit wir uns nicht auf den ersten Metern verausgaben. Gut Ding will Weile haben. Ich sage immer, es ruckelt sich. Alles fällt an seinen Platz, wenn es das soll. Gebe dir die Zeit, die du für Heilung brauchst. Reflektiere dich, deine Gedanken, Gefühle, vielleicht dein bisheriges Leben. Sortiere dich neu. Wer von deinen Freunden oder Familie gibt dir Kraft, wer ist Energiefresser? Möchtest du etwas ändern? Mehr Selbstliebe üben, dich um deinen Körper kümmern, dich mehr bewegen, anders essen? Oder etwas tun, was du schon immer machen wolltest? Ich habe zum Beispiel Ukulele gelernt und eine Tierpatenschaft übernommen. Wollte ich schon immer machen. Nicht nachdenken - drum kümmern und einfach tun! Geht manchmal einfacher als man denkt. Hier sei auch die berühmte Bucket-List erwähnt, eine Liste, auf der du all die Dinge aufschreiben kannst, die du noch unbedingt machen möchtest. Nicht, weil dein Leben bald endet, das wird es nicht, sondern weil wir uns durch die Diagnose ganz klar vor Augen geführt worden ist, dass das Leben endlich ist und wir keine Zeit vergeuden sollten. Aber zurück zur Struktur im Alltag. Wie gesagt, die Diagnose Brustkrebs bringt einen ziemlich aus dem bisherigen Takt des Lebens. Ein neuer Rhythmus muss sich erst einspielen. Wenn du auf der Suche nach einer Struktur für deinen Tagesablauf bist, die dir Halt gibt, könnten diese 6 Tipps vielleicht für dich hilfreich sein:
Morgens solltest du genauso regelmäßig zur selben Zeit aufstehen. Wenn du wach wirst, dann lächle und räkele dich im Bett. Strecke deine verschlafenen Glieder und stehe dann auf. Wenn du magst, dann trinke noch ein Glas lauwarmes Wasser, um deinen Wasserhaushalt wieder aufzufüllen und deine Verdauung in Schwung zu bringen.
Decke den Tisch hübsch, vielleicht zündest du noch eine Kerze an und stellst einen schönen Blumenstrauß auf den Tisch. Durch langsames Essen entsteht noch mehr Genuss und dein Körper hat die Chance, dir rechtzeitig anzuzeigen, wann er satt ist. Eventuell hast du Lust, neue Rezepte oder eine andere Ernährungsweise auszuprobieren, zum Beispiel vegetarisch oder vegan zu essen. Bedenke, dass das, was du oben rein gibst, jede einzelne Zelle in deinem Körper erreicht und dir Energie schenken soll.
2 - 3 Stunden sind hier optimal. Tue etwas, was dir Spaß macht. Schreibe Tagebuch. Deine Gedanken zu Papier zu bringen, bringt Ordnung in deinem Kopf. Mach dir auch immer wieder bewusst, was du schon alles geschafft hast. Auch Zukunftspläne kannst du schmieden und aufschreiben.
Bewegung…
Dafür musst du nicht joggen oder dich zu etwas quälen, was dir keinen Spaß macht. Schon ein strammer Spaziergang oder Treppen rauf und runter laufen reichen schon aus. Mein absoluter Favorit ist: tanzen! Coole Musik an und wild durch den Raum tanzen. Macht so viel Laune. Das tollste an der Bewegung ist, dass es dein Rezidiv Risiko erheblich senkt. Das haben Studien bewiesen. Wenn das nicht schon Grund genug ist. Tanze, laufe, hüpfe, schwimme oder radle dem Krebs einfach davon!
Allein sein ist o.k., aber nicht Einsamkeit. Das ist ein Unterschied. Gerade jetzt brauchst du ein Unterstützer Team. Menschen, die dich durch deine Behandlung tragen, dir Mut machen, Trost spenden, mit dir lachen und weinen und dir zuhören. Auch eine gute Arzt-Patienten-Beziehung trägt zur Genesung erheblich bei. Suche dir ein Spitzen-Arzt-Team, wo du dich gut aufgehoben fühlst. Umgebe dich mit positiven Menschen, verabrede dich oder telefoniere mit ihnen. Suche dir eventuell eine Selbsthilfegruppe mit gleichgesinnten Frauen. Vielleicht kannst du den einen oder anderen Tipp in deinen Tagesablauf einbauen. Mach dir keine Sorgen, wenn du nicht alle Tipps auf einen Schlag umsetzen kannst. Kleine Schritte tun es auch und sind ein Anfang. Versuche dir einige Aktivitäten als Routine in deinen Alltag einzubauen. Das gibt dir Halt und Struktur. Heute bin ich wieder über einen interessanten Artikel in der Apotheken Umschau (Mai 2022) gestolpert. Es geht um das Immunsystem, wie es funktioniert, wie es geschwächt wird, aber auch wie man es stärken kann. In einem Interview wird Frau Prof. Dr. Eva Peters unter anderem gefragt, ob Stress auch bei Krebserkrankungen eine Rolle spielen könnte. Ja, sagt sie, das könnte es und weist auf eine Studie hin, bei der Menschen mit einem Melanom (also schwarzen Hautkrebs), die zusätzlich eine Psychotherapie erhalten hätten, weniger Rückfallquoten und eine bessere Prognose hatten als die Patienten ohne psychologische Betreuung. Das Immunsystem würde durch Stress geschwächt und hätte keine Ressourcen für Reparaturarbeiten, beispielsweise um Krebszellen zu beseitigen. Frau Prof. Eva Peters ist Psychoneuroimmunologin und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems. Längst hat man erkannt, dass Körper, Geist und Seele unmittelbar miteinander verbunden sind und gegenseitige Wechselwirkungen haben. Das Immunsystem arbeitet demnach nicht unabhängig, sondern interagiert mit anderen Systemen des Körpers. Noch vor etlichen Jahren war in der Medizinwelt die Annahme, dass Stress etwas mit Erkrankungen zu tun haben könnte, undenkbar. Der Körper wurde seit der Neuzeit der Medizin eher wie eine Maschine betrachtet und entsprechend behandelt, den man „mechanisch = chirurgisch“ reparieren konnte und wo „Teile“ ausgetauscht und ersetzt werden konnten. Zum Glück gibt es hier seit einiger Zeit ein Umdenken. Die Psychoneuroimmunogie (PNI) ist ein recht junges neues medizinisches Fachgebiet. Insbesondere wird die Auswirkung von Stress auf das Immunsystem erforscht. Wir alle wissen längst, dass sich Stress auf den Körper auswirkt. Wir kennen das Gefühl, vor einer Prüfung aufgeregt zu sein, beim ersten Kuss Herzklopfen zu haben oder so viele Dinge im Alltag erledigen zu müssen, dass wir in Zeitnot geraten und uns total gehetzt und überfordert fühlen. Hin und wieder Stress zu haben ist völlig o.k. und ist unser genetisches Programm, das sich bei unseren Vor-Vor-Vorfahren sehr bewährt hat. Stichwort: Säbelzahntiger. Bei Gefahr werden im Körper Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Dadurch ist man auf Knopfdruck leistungsbereit, der „Kampf-Flucht Reflex“ ist aktiviert. Dein Herz schlägt schneller, du atmest schneller, deine Verdauung wird eingestellt, deine Leber stellt Glucose als Energie für deine Muskeln bereit, deine Pupillen sind erweitert und dein Schmerzempfinden ist herabgesetzt. Alles Dinge, damit du entweder kämpfen oder wegrennen kannst. Wenn die Gefahr gebannt ist, beruhigt sich der Körper auch schnell wieder und alle eingestellten Körperfunktionen laufen wieder an. Problematisch wird es erst, wenn der Stress chronisch wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress als größtes Gesundheitsrisiko des 21. Jahrhunderts benannt. Die Säbelzahntiger sind längst ausgestorben, aber Stress begegnet uns in vielen Facetten und und verschiedenen Lebenslagen: am Arbeitsplatz durch Überforderung, Zeitdruck oder Versagensängste, im privaten Umfeld durch Konflikte in der Familie, Reizüberflutung durch Social Media und Smartphone, ständig präsent und erreichbar zu sein oder durch Doppelbelastung, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Erschöpfung, Burn-out oder eine Depression sind nicht selten Folgen von anhaltendem Stress. Im Rahmen der Forschung in der Psychoneuroimmunologie hat man festgestellt, dass interessanterweise akuter Stress, also kurzzeitiger Stress immun-stimulierend wirkt. Der Körper wird für kurze Zeit leistungsfähiger und die natürlichen Killerzellen werden aktiver. Dagegen schwächt chronischer Stress die Immunabwehr. Hier gehen Forscher der Frage nach, welche Rolle Stress bei der Entstehung von Erkrankungen spielt. Sie fanden heraus, dass chronischer Stress die Aktivität der natürlichen Killerzellen herabsenkt, was zu einem schlechteren Immunschutz führt. Ein schlechter Immunschutz erhöht wiederum das Risiko für Entzündungen im Körper. Autoimmunerkrankungen und vielleicht auch Krebs könnten begünstigt werden. Natürlich spielen beim Krebs viele Faktoren eine Rolle. Man kann nicht unbedingt sagen, nur weil ich Stress hatte, habe ich Krebs bekommen. Ich glaube, so einfach ist das nicht. Aber ich habe trotzdem bei Frauen mit Brustkrebs (mich eingeschlossen) schon die Beobachtung gemacht, dass Emotionen lange unterdrückt wurden, toxische Beziehungen bestanden (sei es Partner:in oder in der Familie) oder dass Frau immer für alle anderen Menschen in ihrem Umfeld da war, aber sie sich nicht um sich selbst und ihre Bedürfnisse gekümmert hat. Kommt dir das bekannt vor? Meine Erfahrung: Ich hatte in den Jahren vor meiner Brustkrebs Diagnose mächtigen Stress: Tod meines Vaters mit emotionalen Verstrickungen, einen Jobwechsel verbunden mit Mobbing, zurück in den alten Job, Überstunden, Doppelbelastung Job und Familie… Die Liste ist lang. Ich habe mich lange nicht um mich und meine Erholung vom Stress gekümmert. Ob mir das den Brustkrebs gebracht hat? Keine Ahnung. Würde aber im Umkehrschluss auch bedeuten, dass ich „Schuld“ an meinem Krebs hätte. Das lasse ich nicht zu. Nichts und niemand hat Schuld. Aber ich achte nun mehr darauf, mein Immunsystem stark zu machen - mich ausgewogen zu ernähren, regelmäßig zu bewegen, Ruhe-Inseln in den Alltag einzubauen, Vitamin D3/K2 und mich und meine Bedürfnisse wichtig zu nehmen. Dazu später mehr. Psychoneuroimmunologen:innen fordern ein Umdenken in der Medizin, da klar ist, dass Körper und Psyche untrennbar miteinander verbunden ist. Diese Erkenntnis hat sich in der Integrativen Medizin niedergeschlagen. In der integrativen Medizin werden schulmedizinische Verfahren mit wissenschaftlich gut untersuchten Heilverfahren kombiniert. Der Patient wird hier nicht auf ein krankes Organ reduziert, sondern Körper und Geist werden ganzheitlich betrachtet. Der Mensch mit all seinen Ressourcen steht im Mittelpunkt. Die Selbstregulation bzw. Selbstheilungskräfte sollen dabei unterstützt werden. Das kann mittels Lebenstilveränderungen und Naturheilkunde erfolgen, aber auch die Stärkung der Arzt-Patienten-Beziehung, Gesundheitsförderung und Prävention spielen eine erhebliche Rolle. So gehen schon einige Brustzentren in der Brustkrebsbehandlung einen integrativen Weg. Ein Beispiel ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin. Hier werden neben der klassischen Schulmedizin wie Operation, Chemo und Bestrahlung, auch die Misteltherapie, Heileurythmie, Rhythmische Massage und Mal- und Musiktherapie in die Behandlung mit einbezogen. Auch die Psyche kommt nicht zu kurz: die erkrankten Frauen werden speziell psychologisch betreut und mit einer Pflegetherapie zusätzlich unterstützt. Pflegetherapie ist „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Patientinnen werden angeleitet, Verrichtungen des täglichen Lebens selbständig bewältigen zu können. Das erfolgt in der Regel nach dem Bobath-Konzept: eine verloren gegangene Bewegungsfähigkeit wird wieder erlernt, sodass die Patientin alltägliche Tätigkeiten ohne Hilfe verrichten kann. Damit sollen Schmerzen und Versteifungen vermieden werden. Gerade nach einer Brust OP sehr wichtig, wie ich meine, um die Schulter-Arm Beweglichkeit zu fördern. Quelle: Hufelandgesellschaft e.V. (Ärztlicher Dachverband für Integrative Medizin)
https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin/gute-beispiele Zurück zur Psychoneuroimmunologie und dem Stress. Wussten wir es doch schon immer, wie immens wichtig es zu sein scheint, chronischen Stress zu vermeiden. Nicht nur fürs Wohlbefinden, sondern auch um unseren natürlichen Killerzellen aktiv zu halten (damit sich nicht noch einmal unbemerkt der „crappy cancer“ breit macht). Aber wie schaffen wir das? Oft merken wir schon nicht mehr, wann wir über das Stress-Ziel hinausgeschossen sind. Der Alltag lässt meistens keine Gelegenheit dazu. Gerade dann ist es wichtig, sich kleine Ruhe-Inseln zu gönnen, um in sich hineinzuhorchen, wie es einem so gerade geht. Vielleicht auch den Tag Revue passieren lassen: was war gut? was ist nicht so gut gelaufen? Wo gab es stressige Situationen? Sich stressige Situationen bewusst zu machen, ist schon der erste Schritt. Vielleicht lässt sich dagegen etwas unternehmen? Zum Beispiel entschleunigen. Den Tag nicht mit Terminen voll zu stopfen, nicht auf hundert Hochzeiten zu tanzen, nicht immer HIER zu schreien, wenn im Job Projekte vergeben werden (auch die Geburtstagsfeier der Kollegin oder den Betriebsausflug zu organisieren). Vielleicht auch Aufgaben einfach delegieren, auch im privaten Bereich (ja, auch Kids können Wäsche aufhängen oder den Geschirrspüler ausräumen ;-). Was hilft sonst noch gegen Dauerstress? Meine TOP 9:
Hier noch zwei tolle Bücher, die ich dir sehr empfehlen kann, wenn du dich mit integrativer Medizin und unseren Selbstheilungskräften beschäftigen möchtest:
Quellen (aufgerufen am 20.5.22 und 21.5.22): Apotheken Umschau, „Wer gestresst ist, erkrankt heftiger und schneller“, Interview mit Frau Prof. Dr. Eva Peters, Ausgabe 1.05.22 https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/wer-gestresst-ist-erkrankt-heftiger-und-schneller-859191.html?utm_source=print&utm_medium=schlusspunkt&utm_campaign=aa22-05_024-027&utm_id=859191 Interview mit Prof. Dr. Tobias Esch: https://www.7mind.de/magazin/tobias-esch-werde-wieder-zum-experten-fuer-deine-gesundheit https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/psychosomatik/psychoneuroimmunologie-100.html (aufgerufen am 19.5.22) https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin/gute-beispiele https://www.havelhoehe.de/brustkrebs.html Für den Fortschritt oder Versuchskaninchen? Eventuell erfüllt dein Brustkrebs Kriterien, um an einer Studie teilzunehmen. Studien, um den Fortschritt in der Medizin voranzutreiben und die Brustkrebs Therapie wirksamer zu machen. Bei Brustkrebs wird viel im Rahmen der medikamentösen Behandlung geforscht. Das schließt Chemotherapie, Anti-Hormon-Therapie, Antikörper Therapie, Immuntherapie oder auch Bestrahlung ein. Wir wissen ja, dass jeder Brustkrebs anders ist und seine ganz eigene Beschaffenheit hat. Deshalb gibt es inzwischen viele zielgerichtete Therapien, die auf die Tumorart maßgeschneidert sind. So wird nicht nach dem Gießkannenprinzip behandelt, sondern zielgerichtet auf den Tumor abgestimmt. Das bringt bessere und verträglichere Behandlungen mit sich. Vielleicht wirst du in der Klinik von einer Studienschwester oder der Ärztin selber angesprochen, dass dein Tumor alle Kriterien erfüllt, um an einer bestimmten Studie teilzunehmen, und ob du Interesse hättest, daran teilzunehmen. Falls du jetzt denkst, äh, ich bin doch kein Versuchskaninchen und lass mich mit unerforschter Medizin vollpumpen, dann stopp mal. Lass uns nachdenken. Erstmal: du bist kein Versuchskaninchen. Für klinische Studien gibt es in Deutschland ganz klare rechtliche Regelungen. Alle in Deutschland durchgeführten Studien müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zugelassen werden. Beide Behörden unterstehen dem Bundesgesundheitsministerium. Die Medikamente, die verabreicht werden, müssen sich bereits im Labor und in Tierversuchen (ja, leider) bewährt haben. Natürlich kann keiner ausschließen, dass sich nicht doch Nebenwirkungen bemerkbar machen. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber eben deshalb erfährt man als Patientin eine besondere engmaschige und intensive Betreuung durch die behandelnde Ärztin. Die Ärztin überwacht den Verlauf und untersucht dich intensiv. Falls die Nebenwirkungen bei dir gravierend sein sollten, wird die Ärztin deine Teilnahme an der Studie beenden. Außerdem hast du zu jedem Zeitpunkt selbst die Möglichkeit, die Studie abzubrechen. Damit Studien überhaupt aussagekräftig sind, muss es eine vergleichende Studie sein. Das bedeutet, es gibt meist zwei Gruppen. Die eine Gruppe erhält das neue Medikament, die andere Gruppe erhält entweder ein Scheinmedikament oder ein bereits bewährtes Medikament. In der Brustkrebstherapie würde man natürlich auf keinen Fall ein Scheinmedikament bekommen, das ist viel zu riskant und ethisch nicht vertretbar. Also wird ein bewährtes Medikament verabreicht. Die Einteilung in die Gruppen oder auch „Arm“ genannt erfolgt nach dem Zufallsprinzip, man sagt dazu auch randomisiert. So lassen sich die Ergebnisse nach Beendigung der Studie gut vergleichen und es kann daraus geschlossen werden, ob sich die neue Behandlungsmethode bewährt, Vorteile für die Patientin bringt und überhaupt sicher ist. Irgendjemand muss es tun. So ist das einfach, wenn man medizinischen Fortschritt möchte. Anders lässt sich das nicht herausfinden. Man muss wissen, wie Medikamente auf Menschen wirken. Auf eine reine in vitro Untersuchung, also im Reagenzglas, kann man sich allein nicht stützen. Es braucht eine in vivo, also am lebenden Menschen, Untersuchung. Als Studienteilnehmerin trägst du also erheblich dazu bei, dass es diesen medizinischen Fortschritt gibt und dass womöglich viele andere Patientinnen zukünftig von der neuen Behandlung profitieren werden. Ganz wichtig ist, dass die Ärztin dich vor Beginn der Studie umfassend aufklärt. Sie muss dir, wie bei anderen Behandlungen auch, ganz genau die Risiken und den möglichen Nutzen der Behandlung bzw. Studie aufzeigen. Du musst explizit deine schriftliche Einwilligung geben. Alle in Deutschland laufenden Studien sind im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS) erfasst. Hier gibt es bereits Daten zu über 13.000 Studien. Diese müssen öffentlich zugänglich sein. Für die Berliner Charité kann man hier einsehen, welche Studien aktuell laufen. Für andere Kliniken gibt es das natürlich auch. Wenn dich die Teilnahme an einer Studie interessiert, kannst du auch aktiv nachfragen, ob du für eine Studie in Frage kämest. Hier nochmal die Vor- und Nachteile einer Teilnahme an einer Studie: Meine Erfahrung Nun kann ich auch noch etwas aus dem Nähkästchen plaudern. Ich habe im Rahmen meiner Chemotherapie auch an einer Studie teilgenommen. Das war die GAIN II Studie, bei der eine intensivierte dosisdichte Therapie mit einer adaptierten dosisdichten Therapie bei Patientinnen mit einem frühen Hochrisiko-Brustkrebs verglichen wurde. Bei der Vorbereitung meiner Chemotherapie hat mich die Studienschwester angesprochen und mir erklärt, dass mein Tumor prädestiniert sei, um an der GAIN II Studie teilzunehmen. Sie erklärte mir die Basics und fragte mich, ob ich daran Interesse hätte. Die Studienschwester oder auch Study Nurse genannt, ist die Schnittstelle zwischen dir als Studienteilnehmerin und der Prüfärztin. Sie hat überwiegend administrative Aufgaben, führt die Studie durch und betreut dich intensiv während der Studie. Bei Fragen, Problemen oder Unsicherheiten kannst du sie jederzeit ansprechen. Natürlich gibt es dann auch noch mit der Ärztin ein umfassendes Gespräch. Aber an das erinnere ich mich im Nachhinein gar nicht. Mir ist eher die Studienschwester präsenter, weil ich mit ihr ständig in Kontakt war. Für mich gab es ein unschlagbares Argument, an dieser Studie teilzunehmen: statt der üblichen 6 Monate Chemotherapie, würde meine Chemotherapie „nur“ 4 Monate dauern. Ich dachte, wenn ich schon so einen Mist mitmachen muss, dann Augen zu und schnell durch. Außerdem wäre ich dann Weihnachten 2013 mit der Chemo fertig. Das fand ich einen guten und vor allem überschaubaren Zeitpunkt. Ich willigte ein. Ich kam durch die Zufallsauswahl in den „zweiten Arm“. Meine Chemo würde nun alle 2 Wochen stattfinden: 4 x Epirubicin mit Cyclophosphamid - dann drei Wochen Pause (sonst immer zwei Wochen) - und dann nochmal alle zwei Wochen 4 x Docetaxel. Es wurde mir unendlich viel Blut abgenommen, diverse Blut-Parameter mussten überprüft werden und ein Schwangerschaftstest musste ebenfalls gemacht werden. Im September ging es dann los. Ich vertrug die Chemo an sich gut, wenn man überhaupt von „gut“ sprechen kann. Aber ja, es war akzeptabel und ich hatte nicht den Eindruck, dass es mir schlechter oder sehr viel anders erging als meinen Mitstreiterinnen, die an keiner Studie teilnahmen. Ich musste wöchentlich gemeinsam mit der Studienschwester Fragebögen zu meinem Befinden ausfüllen. Darin waren zum Beispiel Fragen zum aktuellen Gewicht, Hitzewallungen (ob ja und wie häufig), Herzprobleme, Atemprobleme, Übelkeit, Allgemeinbefinden und wahrscheinlich einiges mehr. Wenn ich ein Problem oder eine Frage hatte, konnte ich jederzeit vorbeikommen oder anrufen. Ich wurde jedes mal zur Ärztin durchgestellt, die sich die Zeit nahm, mein Problem oder meine Frage mit mir zu besprechen. Ich fühlte mich sehr gut betreut. Die Ärztin und die Studienschwester hatten immer ein offenes Ohr für mich. Nach vier Monaten war ich dann mit meiner Chemo und der Studie durch. Heute noch, nach fast 9 Jahren nach meiner Diagnose, bekomme ich einmal im Jahr einen Fragebogen der GBG (German Breast Group), die die GAIN II Studie durchführt. In diesem Fragebogen wird gefragt, ob ich noch lebe, ob es ein Rezidiv oder Metastasen gab und ob ich Beschwerden hätte. Diesen Fragebogen kann ich zum Glück immer schnell abarbeiten und im Freiumschlag wieder zurückschicken. Nach so vielen Jahren frage ich mich manchmal, was wohl die Studie im Ergebnis gebracht hat. Hat sich die dosisdichte Chemotherapie bewährt? Bietet sie bessere oder längere Überlebensraten? Oder hat sie gar nichts gebracht? Das hat mir bisher keiner mitgeteilt. Nach Beendigung der Chemo hatte ich keinen Kontakt mehr zur Studienschwester oder zur Ärztin. Auch mein jetziger Onkologe hat mir keine Infos zum Ergebnis der Studie gegeben, ich habe ihn dazu aber auch gar nicht befragt. Die eigentliche Frage hier lautet aber: will ich das wissen? Was, wenn das Studienergebnis nicht so gut war? Was, wenn es bei den Studienteilnehmerinnen viele Rezidive oder Metastasen gab? Will ich das so genau wissen? Würde es mich nicht runterziehen? Würde ich dann nicht denken, mir wird es ebenso ergehen? Ich habe für mich entschieden, die Sache ruhen zu lassen und nicht aktiv nachzufragen. Bei mir ist alles gut so wie es ist. Wie immer mit solchen Ergebnissen, sollte man sich vorher überlegen, ob einem das Wissen darüber etwas bringt oder nicht oder sogar eher verängstigt. Dennoch habe ich es nie bereut und kann persönlich nur empfehlen, an einer Studie teilzunehmen. Ich fühlte mich sehr gut betreut und zu keiner Zeit gesundheitlich gefährdet. Ich hoffe, ich konnte meinen Beitrag zur Brustkrebsbehandlung leisten. Vorankündigung
Zum Thema Studien werde ich demnächst mit Antje sprechen. Sie nimmt an der Studie „ADAPTlate“ (Medikament hier Abemaciclib) teil. Mit dieser Studie wird erforscht, ob eine Erweiterung der Antihormontherapie unter bereits laufender Therapie (Chemotherapie und/oder Operation) bei Frauen mit einem im Frühstadium behandelten hormonabhängigen Brustkrebs (Hormonrezeptor positiv; HER2-negativ), das Risiko eines Rezidivs bzw. einer Metastasierung vermindern kann. In der ADAPTlate Studie wird also die Kombination einer Antihormontherapie mit einem sogenannten CDK 4/6-Hemmer (Medikamente: Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib) untersucht. Antje wird erzählen,
Also, bleib dran! In letzter Zeit habe ich mich rar gemacht. Das hast du vielleicht gemerkt, weil ich dir schon länger nicht geschrieben habe.
Zu viele andere Dinge haben mich abgelenkt: Krieg, Grippe, Urlaub, Ostern, Garten und einiges anderes. Das heißt nicht, dass ich gar nichts gemacht hätte. Doch, doch, schon. Doch selbst wenn ich nichts gemacht hätte, wäre das schlimm? Einfach alle Viere gerade sein lassen, Löcher in die Luft gucken 👀, Gedanken schweifen lassen, träumen. Warum nicht? Ich finde das völlig o.k., sich zurückzuziehen und mal nix zu machen. ☺️ In Holland sagt man dazu „Niksen“, in Italien spricht man vom „dolce far niente“, also sogar mit dem Zusatz des 𝑠üß𝑒𝑛 Nichtstuns. Unsere europäischen Nachbarn stören sich anscheinend nicht am Nichtstun und haben feste Begriffe dafür. Es ist nicht gleichzusetzen mit Faulheit, was eher einen negativen Touch hat. Es ist vielmehr, sich eine bewusste Auszeit zu nehmen. Das muss nicht gleich den ganzen Tag oder tagelang, wochenlang usw. sein. Es reicht schon, wenn du dir regelmäßig kleine Inseln des Nichtstuns schaffst. 🏝 Während und auch nach der Brustkrebs Behandlung finde ich diese Ruheinseln besonders wichtig. In der Zeit hast du genug um die Ohren. Ständige Arzttermine, Blutabnahmen und Untersuchungen, Chemo, Bestrahlung, das schlaucht ganz schön und macht auf Dauer mürbe. Um diese anstrengende Zeit zu verkraften und vor allem auch mental zu verarbeiten, helfen dir unbedingt auch Zeiten, wo du nichts machen musst. Gib dir dafür die Erlaubnis. Du darfst das! Nur weil du jetzt (wahrscheinlich) zu Hause bist, heißt das nicht, dass du für alles daheim verantwortlich bist. Du musst nicht den ganzen Haushalt allein schmeißen und alle Besorgungen erledigen. Lass dir von Familie, Freunden oder Nachbarn helfen. Du kannst auch…
Menschen helfen gerne. Beschäftige dich mit Dingen, die dich interessieren, über die du schon immer gerne mehr erfahren wolltest. Und die dir Kraft geben. Ich habe während meiner Chemo Zeit unzählige Bücher zum Thema Heilung, Spiritualität, und gesunde Ernährung verschlungen. Habe sehr viel Tagebuch geschrieben - raus aus dem Kopf, rauf aufs Papier. Und habe täglich eine kleine Heilmeditation gemacht. Das hat mir richtig viel Mut gemacht, weil ich das Gefühl hatte, selbst etwas für meine Gesundheit tun zu können. So fühlte ich mich meinem Schicksal nicht ausgeliefert, sondern konnte aktiv etwas tun. Für all das brauchte ich aber Zeit, eben diese Ruheinseln. Gönne sie dir auch. Du wirst eventuell völlig neue Seiten von dir kennenlernen und dir neues Terrain erschließen. Das könnte für deine Zukunft wichtig sein, weil es dir die Richtung zeigt, in die du eventuell gehen möchtest. Auch nach der Brustkrebs Behandlung, wenn du glaubst, jetzt ist alles wieder normal, so wie es vorher war. Vielleicht gehst du wieder arbeiten. Hier achte besonders gut auf dich. Leicht lässt man sich ins Hamsterrad wieder hineinziehen. Viele Frauen - ich auch - sagen, sie wollen diesen Stress nicht mehr. Nicht auf Arbeit und nicht zu Hause. Anfangs klappt das auch sehr gut. Mit der Zeit, wenn sich der Alltag wieder einstellt, vergisst man seine guten Vorsätze oft. Wenn es einem dann plötzlich nicht gut geht oder einer lieben Person im Umfeld, erinnert man sich daran und denkt: ich wollte doch nicht mehr dieses oder jenes machen. Ich wollte mich doch auf Arbeit oder durch Familie und Freunde nicht mehr stressen lassen. Ist es all das wert? Es gelingt nicht immer alles. Aber wenn wir uns an die Ruheinseln erinnern und uns regelmäßige Auszeiten nehmen, einfach mal „niksen“, dann gelingt es uns immer besser und leichter. Nichtstun schafft Ballance ⚖️. Und es ist ein bewusstes Nichtstun. Möchtest du, dass deine kleinen Auszeiten effektiv sein sollen, kannst du sie gerne planen und dir in deinen Terminkalender schreiben. Kleine einfache Übungen unterstützen dich. Eine gute Übung zu Beginn ist die „Es ist o.k.-Übung“. 🆗 Du erstellst dir eine Liste mit Dingen und gibst dir selbst die Erlaubnis, diese Dinge nicht zu tun. Und liest dir anschließend die Liste laut vor. 📝 Zum Beispiel: Es ist o.k. heute…. 👍 nicht ans Telefon zu gehen 👍 nein zu etwas zu zu sagen, was ich nicht machen will 👍 am Samstag Abend zu Hause zu bleiben 👍 den Nachmittag frei zu nehmen 👍 den ganzen Tag frei zu nehmen 👍 eine Verpflichtung abzusagen 👍 meine Meinung zu ändern 👍 nichts zu machen Das schafft Raum für Kreativität und für Neues 💡. Es ist keine verlorene Zeit, sondern eine wichtige Ressource, auf die wir in stressigen Zeiten zurückgreifen können. Pause fürs Gehirn, bei dem es sich neu sortieren kann und Wichtiges von Unwichtigem trennen kann. Oft kommen uns dann spontan gute Ideen in den Sinn. Natürlich geht das auch mit einer Kaffee Pause…☕️, wie ich es gerne mache. 🎈Wie ist das bei dir? 🎈Gibst du dir Raum zum Nichtstun? 🎈Was machst du dann am liebsten? Übrigens: Die Übung stammt aus dem Buch „Niksen - The Dutch Art of Doing Nothing“ von Annette Lavrijsen (englisch sprachige Ausgabe + unbezahlte Werbung meinerseits 😉) Kann man eigentlich Angst einfach „aufessen“ oder „wegessen“? Schön wär’s, oder? Einfach eine schöne, leckere Mahlzeit zu sich nehmen und schon ist die Angst weg.
Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Aber unsere Nahrung und unsere Psyche hängen enger zusammen als du denkst. Mit der richtigen und gesunden Ernährung kannst du deine mentale Gesundheit unterstützen und dich viel wohler fühlen. Du kennst das sicherlich, wenn du gestresst bist und dann gerne zur Schokolade greifst, weil sie dich beruhigt oder ein gutes wohliges Gefühl vermittelt. Leider ist dieses gute Gefühl meist nur von kurzer Dauer. Aber mit echter und guter Nahrung geht das auch anders. Du kannst bei Stimmungsschwankungen einiges für eine bessere Stimmung tun. Leidest du bereits an einer Depression, kann sie zwar allein die Depression nicht heilen, aber sie kann ihr entgegenwirken und positiv beeinflussen. Siehe bitte dazu auch meinen Hinweis am Schluss dieses Beitrags. Wichtig ist dabei, dass du die richtigen Nährstoffe zu dir nimmst. Denn ein Nährstoffmangel gilt als mitverantwortlich für Angstzustände, Depressionen und Stressanfälligkeit. Was hat also unsere Ernährung mit unserer Stimmung zu tun? Was passiert da genau? Nährstoffe beeinflussen unseren Gehirnstoffwechsel, bei dem die Botenstoffe (auch Neurotransmitter genannt) Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gleichgewicht gehalten werden müssen. Diese Botenstoffe regulieren unsere Stimmung, wozu zum Beispiel Glücksgefühle, Schmerz- und Stressempfinden oder auch Wohlbefinden zählen. Hier die drei Botenstoffe im Einzelnen: Serotonin Serotonin ist ein sogenanntes Glückshormon. Es wirkt beruhigend und sorgt für Wohlbefinden, innere Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit. Außerdem fördert es guten Schlaf und stimuliert unsere Gedächtnisleistung. Es fördert die Blutgerinnung und steuert die Bewegung im Magen-Darm Trakt. Serotonin dämpft dagegen Angst, Kummer und Aggressivität sowie das Hungergefühl. Im menschlichen Körper kommt größte Menge an Serotonin im Magen-Darm-Trakt vor. Hier werden ca. 90% des Serotonin Vorkommens gespeichert. Um Serotonin (und auch Melatonin - das Schlafhormon) bilden zu können, brauchst du die Vorstufe Tryptophan dazu. Tryptophan ist ein Eiweiß, das der Körper nicht selbst herstellen kann und darauf angewiesen ist, dass wir es zu uns nehmen. Es kommt ausschließlich in eiweißhaltigen Lebensmittel vor. Besonders viel Tryptophan ist in folgenden Lebensmittel enthalten:
Aber Achtung: Tryptophan muss, um gut wirken zu können, vom Magen aus die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Dabei konkurriert sie mit anderen Aminosäuren. Es nützt deshalb wenig, tryptophanreiche Lebensmittel allein zu essen. Es macht Sinn, tryptophanreiche Lebensmittel mit Kohlenhydrate zu kombinieren. Ein bewährtes Feel-good Essen sind deshalb Nudeln mit Tomatensoße und Parmesan. Damit kommt das Tryptophan in deinem Gehirn an. Dopamin Das Dopamin ist ebenfalls ein Glückshormon und spricht insbesondere unser Belohnungssystem an. Du kennst das gute Gefühl, wenn du eine schwere Aufgabe gelöst oder ein anstrengendes Sportprogramm absolviert hast. Auch das sogenannte „Runner´s High“ oder der „Flow“ beim Yoga zählen dazu. In Zusammenspiel mit Serotonin motiviert dich Dopamin zur Wiederholung. Damit bleibst du an gesteckten Zielen länger dran, um das Glücksgefühl erneut zu empfinden. Es wirkt sich aber auch auf deine Feinmotorik, Beweglichkeit, Konzentration und dein Erinnerungsvermögen aus. Empfindungen wie Antrieb, Mut und Lebensfreude werden ebenfalls vom Dopamin beeinflusst. In der Ernährung spielen die Vorstufen des Hormons Dopamin eine Rolle: sie heißen Phenylalanin und Tyrosin. Nur ganz kurz: Phenylalanin ist eine essentielle Aminosäure, die in der Leber in Tyrosin umgewandelt wird. Tyrosin selbst muss dem Körper nicht zugeführt werden, außer man hat eine Lebererkrankung oder Stoffwechselkrankheit, bei dem das Phenylalanin nicht in Tyrosin umgewandelt werden kann. Beide Aminosäuren kommen in Sojabohnen, Parmesan, Emmentaler, Erdnüssen und Mandeln, Rind- und Kalbfleisch, Thunfisch und Kabeljau sowie Eier vor. Aber Achtung: Schwangere, stillende Frauen, Personen mit angeborener Phenylketonurie (PKU), Menschen mit Hypertonie oder Menschen mit Schizophrenie dürfen Phenylalanin und Tyrosin nicht einnehmen. Noradrenalin Noradrenalin ist ein „Stresshormon“. Als Hormon wird es in den Nebennieren gebildet, als Neurotransmitter dagegen im Nervensystem. Es erhöht deine Aufmerksamkeit und deine Konzentration in körperlichen und mentalen Stresssituationen. Beispiel: du läufst abends im Dunkeln allein durch eine einsame Straße. Plötzlich hörst du es rascheln. Zack! Du bist auf Knopfdruck leistungsbereit, dein „Kampf-Flucht Reflex“ ist aktiviert. Dein Herz schlägt schneller, du atmest schneller, deine Verdauung wird eingestellt, deine Leber stellt Glucose als Energie für deine Muskeln bereit, deine Pupillen sind erweitert und dein Schmerzempfinden ist herabgesetzt. Alles Dinge, damit du entweder einem möglichen Angreifer in sein Wertestes treten kannst, gegen sein Schienbein oder aber wegrennen kannst. Wenn es dann zum Glück nur eine Katze war, dann beruhigst du dich auch schnell wieder und alle eingestellten Körperfunktionen laufen wieder an. Eine mentale Stresssituation wäre zum Beispiel, wenn du vor einem großen Publikum einen Vortrage halten müsstest. Du bist sehr aufgeregt, hast Lampenfieber, vielleicht sind deine Hände kalt und feucht, dein Herz pocht. Wenn du dann aber auf der Bühne stehst und dein Vortrag beginnt, dann bist du hochkonzentriert. Du blendest in dem Moment Dinge, die jetzt nicht wichtig sind, aus. Du würdest kaum auf die Idee kommen zu überlegen, was du heute Abend kochen möchtest. So wirkt also das Noradrenalin. Und es ist nicht immer schlecht, sondern hilft uns in extremen Situationen. Problematisch wird es erst, wenn das Noradrenalin ständig im Körper kreist und wir deshalb ständig in Alarmbereitschaft sind und nicht runterkommen können. Diese drei Botenstoffe müssen also in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen. Was haben nun die Nährstoffe damit zu tun? Fehlen bestimmte Nährstoffe in der Ernährung kann dies Ängste oder gar Depressionen begünstigen. Vitamine und Mineralien sind für die Versorgung unseres Gehirns wichtig und unterstützen die Produktion der drei wichtigen Botenstoffe und ihre Balance zueinander. Bestimmte Co-Faktoren sind also für Bildung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin wichtig. Die Chemie ist viel komplizierter, aber ich will trotzdem versuchen, einen kurzen und einfachen Überblick über die wichtigsten Nährstoffe zu geben: Magnesium Magnesium gilt als Anti-Stress Nährstoff. Es ist nicht nur für unsere Knochen wichtig, sondern entspannt die Muskeln, unterstützt die Funktion des Nervensystems und der Psyche. Außerdem wirkt es gegen Müdigkeit und Ermüdung. Magnesium kommt überwiegend in pflanzlichen Lebensmittel vor, wie Bohnen und Erbsen. Außerdem in Vollkornprodukten aus Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen, Hafer oder Buchweizen sowie Nüssen. Auch im „harten“ Leitungswasser oder in speziellen magnesiumreichen Mineralwasser kommt es vor. Diese sind entsprechend im Etikett gekennzeichnet. Omega 3 Fettsäuren Die Omega 3 Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und sind für unseren Körper essentiell, das heißt, wir müssen diese mit der Nahrung aufnehmen, weil unser Körper sie selbst nicht herstellen kann. Die Omega 3 Fettsäuren sind nicht nur für unsere Herzgesundheit und unseren Cholesterinspiegel wichtig, sondern auch für unser Gehirn. Unser Gehirn besteht überwiegend aus Fett, bei dem einer der wichtigsten Grundbausteine die Omega 3 Fettsäuren sind. Sie sorgen dafür, dass unsere Geisteskraft unterstützt wird. Abgesehen davon, wirken Omega 3 Fettsäuren auch entzündungshemmend im Körper und stärken somit auch unser Immunsystem. Vitamin D Vitamin D, das sogenannte Sonnen-Vitamin, das ja eigentlich ein Hormon ist, ist nicht nur für starke Knochen , unser Immunsystem und für die Krebsabwehr wichtig, sondern hat auch Einfluss auf unsere Stimmung. Vitamin D reguliert das Serotonin, hat einen Einfluss auf die Verwertung vom Dopamin und auf die Bildung von Noradrenalin. Außerdem wird dem Vitamin D eine Schutzfunktion für die Nervenzellen zugewiesen. Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen mit Depressionen in der Regel einen zu niedrigen Vitamin D Spiegel haben. Ein Spiegel zwischen 40 bis 60 ng/ml gilt als optimal. Vitamin B12 Vitamin B12 hat einen enormen Einfluss auf wichtige Prozesse in unserem Gehirn. Dazu zählen die Stimmung, Gedächtnis und Wahrnehmung. Auch für die Bildung unserer drei wichtigen Botenstoffe spielt Vitamin B12 eine große Rolle. Es unterstützt die Regeneration der Nervenzellen und sorgt für eine gute Konzentration. Zu wenig Vitamin B12 kann im Alter zum Beispiel Demenz und Alzheimer begünstigen. Zink Zink sorgt dafür, dass die Nervensignale an den Synapsen reguliert werden. Also auch, dass der Körper Reflexe oder Befehle des Gehirns richtig verarbeiten kann. Bei einem Zink Mangel kann es zu Müdigkeit, Antriebslosigkeit, geringere Leistungsfähigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten kommen. Aber auch Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen. Viel Zink ist zum Beispiel in Kürbiskernen, Weizenkeimen, Linsen, Nüssen, Samen, Haferflocken, Edamer Käse und in Rindfleisch enthalten und wer es mag auch in Schalen- und Krustentieren. Eisen Auch ein Eisenmangel wird in Verbindung mit Depression gebracht. Eisen ist wichtig für den Sauerstofftransport im Körper. Er bindet den Sauerstoff im Blut und transportiert ihn zu den Organen. Aber auch für die Herstellung von Dopamin ist Eisen wichtig. Zu wenig Eisen kann zu Müdigkeit, verminderte Gehirnleistung, Reizbarkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten führen. Viel Eisen ist in tierischen Lebensmittel wie Rindfleisch, Kalb, Wild, Ente oder auch in Eiern enthalten. Wer sich pflanzenbasiert ernährt findet Eisen in Hülsenfrüchten, grünem Gemüse, Nüssen, Kerne und Samen vor. Bei Brot ist Vollkorn und Sauerteig von Vorteil. Für die bessere Aufnahme von Eisen ist es wichtig, dass die eisenhaltigen Lebensmittel zusätzlich mit Vitamin C eingenommen werden. Das geht gut, wenn man zum Beispiel ein Glas Orangensaft zum Essen trinkt, Zitrone ins Salatdressing gibt oder frisches Obst im Müsli isst. Selen Selen kennen wir als wichtiges Antioxidanz. Aber es hat auch eine stimmungsaufhellende Wirkung, weil es unter anderem auch für die Bildung von Serotonin wichtig ist. Menschen mit einem Selen Mangel fühlen sich leicht überfordert, erschöpft und können sich nicht gut konzentrieren. Gute Selen Lieferanten sind Brokkoli, Weißkohl, Zwiebeln, Knoblauch, aber auch Pilze, Spargel und Hülsenfrüchte wie Linsen. Auch Paranüsse sind eine hervorragende Selenquelle. Bitte nicht zu viel davon essen, maximal 3 Stück und auf Bioqualität achten. Da Tierfutter in der Europäischen Union mit Selen angereichert werden darf, können Fleisch und Eier ebenfalls Selen-reich sein. Aminosäuren > besonders GABA Aminosäuren sind die Baustoffe des Lebens und die Grundlage für alle Stoffwechselvorgänge im Körper. Aus ihnen werden Eiweiße, die Proteine, gebildet, aus denen ein Großteil unserer Zellen, Muskeln und unseres Gewebes bestehen. Besonders die Aminosäure Glutaminsäure scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Aus Glutaminsäure wird Glutamin gebildet, das gegen Stress, Stimmungstiefs und innere Unruhe hilft. Außerdem steigert Glutamin die Bildung von GABA. GABA steht für das englische Wort Gamma aminobutyric acid, übersetzt Gamma-Amino-Buttersäure. Das ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn und gilt als natürliches Beruhigungsmittel, weil es die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn herabsetzt. Es lindert Stress, gleicht die Stimmung aus, lindert Schmerzen, lässt uns ruhiger werden und fördert außerdem guten Schlaf. Lebensmittel, die die GABA Produktion unterstützen, sind Walnüsse, Tomaten, Hühnerei, Käse, vor allem Parmesankäse und grüne Bohnen. Achtung: entzündungsfördernde Ernährung fördert Depressionen Nahrungsmittel, die besonders viel Zucker und Fett enthalten, wie Süßigkeiten, Kuchen, süße Teilchen vom Bäcker wie Schokocroissants, Streuselschnecken oder Plunderstückchen, können stille Entzündungen im Körper fördern. Du bemerkst sie nicht unmittelbar, aber dein Immunsystem hat unentwegt mit den Entzündungen zu tun, um sie in Schach zu halten. Das bedeutet Stress fürs Immunsystem. Ausgelöst wird das durch sogenannte Zytokine. Das sind ebenfalls Botenstoffe, die bei Entzündungen vermehrt im Gehirn zirkulieren. Sie regen die Immunzellen an, die Entzündungen zu bekämpfen. Nachdem die Entzündung abgeklungen ist, geht auch die Zahl der Zytokine wieder runter. Wenn man aber dauerhaft eine Entzündung im Körper hat, wie das bei stillen Entzündungen durch schlechte Ernährung der Fall ist, bleiben die Zytokine im Blut erhöht. Das wiederum soll sich auf die Psyche auswirken und Depressionen begünstigen. Außerdem senken die Zytokine die Serotinproduktion ab. Die Balance der drei Botenstoffe ist gestört und kann somit depressive Verstimmungen begünstigen. Welche Lebensmittel solltest du bei Ängsten oder Depressionen meiden? Eigentlich unsere alten Bekannten: Zucker, Weißmehlprodukte, Süßigkeiten und schlechte Fette, wie Transfette. Warum ist eigentlich ganz einfach: diese Lebensmittel haben Null Nährstoffe, unterstützen also auch nicht die Bildung der wichtigen Botenstoffe für das Gehirn. Außerdem fördern sie stille Entzündungen im Körper, die - wie ich eben schon ausgeführt habe - sich negativ auf die Psyche auswirken können, Stichwort Zytokine. Auch eine kalorien- und fettreduzierte Ernährungsweise ist nicht zu empfehlen. Tipp: Wenn du aber Lust auf etwas Süßes hast, dann ist es völlig in Ordnung eine Banane in geschmolzene Schokolade mit 80% Kakaoanteil zu dippen und zu genießen. Lecker! Auch die Darmgesundheit spielt bei Depression eine große Rolle. Es ist wichtig, die guten Bakterien im Darm zu fördern. Denn mehr als 90 % des Serotonins, du erinnerst dich: dem Glückshormon, werden im Magen-Darm-Trakt gebildet. Zwischen dem Mikrobiom und dem Gehirn besteht eine Verbindung- die sogenannte Darm-Hirn-Achse - , die Einfluss auf Verhalten, Gemütslage und damit auch auf psychische Leiden wie Depressionen hat. Das gute am Darm: er kann sich schnell anpassen. So kann sich das Mikrobiom bereits innerhalb 24 Stunden zum Positiven verändern, wenn wir das richtige essen. Welche Lebensmittel helfen bei Depression? Wie ganz oft lautet die Antwort: eine pflanzenbasierte und ausgewogene Mischkost mit vielen Vitalstoffen sind die Lösung. Das heißt:
Fazit: Eine ausgewogene gesunde Ernährung kann auch bei depressiven Verstimmungen hilfreich sein. Vielleicht kennst du auch dieses Gefühl, was einen beschleicht, wenn man eine ganze Chipstüte aufgegessen hat. Wohlfühlen geht anders. Heißt nicht, dass man nie ein Stückchen Kuchen oder Schokolade essen darf, aber eben achtsam und als besonderen Genuss. Ich bin schon überrascht, wie die Botenstoffe und die vielen Nährstoffe uns und unsere Stimmung beeinflussen können. Also iss den Regenbogen 🌈! Echte Nahrung, abwechslungsreich und möglichst selbstgekocht. Probiere es doch einfach mal für einen von dir festgelegten Zeitraum aus, z.B. für eine Woche. Wenn es dir guttut, dann mache weiter. Einen Versuch wäre es doch wert, oder? Sehr gute Rezepte gegen Depression gibt es übrigens bei den Ernährungs-Docs. Ein Versuch, es einfach mal auszuprobieren, wäre es doch wert, oder? ➡️ Wie ist das bei dir? ➡️ Wirkt sich Essen auf deine Stimmung aus? Sowohl in die eine als auch andere Richtung? Schreibe es gerne in den Kommentar. Ich freue mich immer, von dir zu hören. Liebe Grüße, Diana 😊 Wichtiger Hinweis: Mit Essen allein kommt man gegen eine schwere Depression nicht an. In meinem Beitrag geht es um Stimmungsschwankungen bis hin zu einer leichten Depression. Wenn du eine mittelgradige oder sogar schwere Depression hast und das Gefühl hast, in einer Abwärtsspirale zu sein und nicht schaffst, von alleine da rauszukommen, dann lass dir unbedingt durch einen Experten helfen. Sprich bitte mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, die dich dann an einen Facharzt, einen Psychotherapeuten oder einer Psychoonkologin überweisen können. Das ist überhaupt keine Schande und kann jeder widerfahren. Quellen (aufgerufen am 20. und 21.01.2022): https://aok-erleben.de/artikel/tryptophan-fuer-dein-wohlbefinden-unsere-top-10-lebensmittel https://aok-erleben.de/artikel/gesunde-stimmungsaufheller-essen-gegen-die-depression https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/psychische-erkrankungen/angst/angst-abbauen https://www.fitreisen.de/blog/9-der-besten-lebensmittel-gegen-stress/ https://www.eatmovefeel.de/depressionen-durch-naehrstoffmangel/ https://de.wikipedia.org/wiki/Serotonin https://de.wikipedia.org/wiki/Dopamin https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2016/news-im-august-2016/dopamin-weit-mehr-als-nur-der-botenstoff-des-gluecks/ https://www.foodspring.de/magazine/dopamin-und-dopaminmagel https://www.ahead-nutrition.com/blogs/stimmung/adrenalin-noradrenalin-wirkung https://www.merkur.de/leben/gesundheit/rezepte-kochen-einen-guten-schlaf-zr-5018354.html https://pharmaceutical-tribune.at/nemogramm/10028542/ein-duo-fuer-geistige-aktivitaet/ https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/magnesium-was-ist-zu-beachten-8003 https://www.dr-johanna-budwig.de/ernaehrung/omega-3-fettsaeuren-erklaert/ https://www.asklepios.com/presse/presse-mitteilungen/bad-wildungen/vitamin-d~ref=9837f0e0-92c9-4366-8b73-8a9d34d1b632~ https://www.vitaminb12.de/psyche-gehirn/ https://www.mpg.de/521999/pressemitteilung20061128 https://www.dr-gumpert.de/html/zinkmangel.html https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7884603/ https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/eisenreich-essen-so-gelingt-es-719507.html https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/mineralstoffe-spurenelemente/weitere-mineralstoffe-spurenelemente/selen https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/selen/#c1510 https://herbano.com/at/ratgeber/gaba#steigern-gaba https://www.krankenkassenzentrale.de/produkt/gaba https://aok-erleben.de/artikel/darm-hirn-achse-was-haben-darmbakterien-mit-depressionen-zu-tun Morgen ist der 21. Dezember - Wintersonnenwende - auch astronomischer Winterbeginn. Das heißt, wir haben die längste Nacht und den kürzesten Tag des Jahres.
Wir merken es schon selbst, wie dunkel es draußen ist. Kaum etwas hell geworden, hat man das Gefühl, es wird auch schon wieder dunkel. Die Natur hält inne und scheint still. Man könnte meinen, sie fordert uns auf, ebenfalls inne zu halten und zu entschleunigen. Viele Tiere gehen spätestens jetzt in den Winterschlaf. Auch unser Körper spürt das: wir sind müde und erschöpft und können uns öfters mal kaum zu etwas aufraffen. Das ist völlig in Ordnung. Zeit also für die „Innenschau“. Wir ziehen uns gerne zurück, kuscheln uns auf dem Sofa bei einer Tasse Tee ein, zünden eine Kerze an und genießen die eigenen vier Wände mit der Familie. Geben wir dem doch einfach nach und genießen gemütliche Tage. Nach Erreichen der Wintersonnenwende werden die Tage wieder länger. Schon die Germanen und Kelten feierten diesen Tag als „Geburt des Lichtes“, also dass die Sonne allmählich wieder kräftiger wird, länger scheint und das Leben in der Natur zurück bringt, auch wenn das noch etwas dauert, aber es ist der Anfang. Brennende Radkreuze wurden von Hängen herunter gerollt oder Kerzen angezündet. Es beginnen nun die 12 Rauhnächte, die mit vielen Ritualen wie räuchern, Feuer zünden, orakeln oder andere rituelle Handlungen, einhergehen, um böse Geister auszutreiben. In dieser Zeit soll Altes verabschiedet werden und Neues Willkommen heißen. Es ist sozusagen die Zeit zwischen den Jahren. Das Christentum hat diese 12 Rauhnächte als die 12 Weihnachtsfeiertage zwischen dem 25.12. und 6.01. umgedeutet. Vielleicht hast du Lust, auch ein kleines Ritual zur Wintersonnenwende durchzuführen? Ich habe 4 Vorschläge für dich. Du könntest:
Ich wünsche dir und deiner Familie ein wunderschönes Weihnachtsfest, entspannte Feiertage und ein super tolles, vor allem gesundes, neues Jahr 2022! Deine Diana Wenn du eine Brust OP hinter dir hast, sei es brusterhaltend, die komplette Entfernung der Brust oder auch einen Brustaufbau, könnte es sein, dass du anfangs Schwierigkeiten hast, deine Arme nach oben zu strecken. Das ist völlig normal. Schließlich ist das eine große OP, die sich auf deinen Brustmuskel und die Faszien auswirkt. Auch Schwellungen oder Spannung im Bereich der Narbe können sich auf deine Schulter-Arm-Beweglichkeit auswirken. In Absprache mit den Ärzten und Physiotherapeuten kannst du zeitnah beginnen, gegenzusteuern und gezielt Übungen machen, damit du deine Arme wieder gut bewegen kannst. Vor allem auch, um nicht in eine Schonhaltung zu gehen. Denn das, was wir nicht benutzen, verlieren wir, wird also abgebaut. Eben auch Muskeln und Beweglichkeit. Im Englischen sagt man auch (weil es sich auch schön reimt): Use it, or lose it. Also: Nutze es oder verliere es. Wenn du über längere Zeit eine Schonhaltung einnimmst, kann es dazu kommen, dass du eventuell deine Schulter nicht mehr gut bewegen kannst. Wenn du dein Schultergelenk nicht mehr trainierst, kann es ganz schnell zu einer Versteifung kommen. Im ungünstigsten Fall ergibt sich daraus eine sogenannte „Frozen Shoulder“, also Schultersteife. Lass dich nicht verunsichern, wenn du Frauen triffst, die kurz nach der OP ihre Arme bereits wieder in die Lüfte strecken. Das ist bei jeder Frau unterschiedlich. Bei den einen klappt es schon gut, andere brauchen etwas Zeit und Übung, damit es wieder gut funktioniert. Du kannst dann bereits wenige Tage nach der OP beginnen, - immer in Absprache mit deinem Behandlungs-Team - leichte Armübungen zu machen. Da ich selber keine Physiotherapeutin bin, habe ich mir Unterstützung und Anregung bei der Physiotherapeutin Elisabeth Josenhans geholt. Einer ihrer Schwerpunkte in ihrer Hamburger Praxis ist die Nachbetreuung von Brustkrebspatientinnen. Das ist für Frau Josenhans eine Herzensangelegenheit und Passion, wie sie mir sagte. Ich finde das großartig, denn mich hat man nach meiner OP weder gezielt auf Armübungen hingewiesen, noch kannte ich Physiotherapeuten, die auf Bruskrebspatientinnen spezialisiert waren. Frau Josenhans und ihr Team behandeln nicht nur eine eingeschränkte Schulterbeweglichkeit,. Sie hat auch ein spezielles Therapiekonzept bei der sogenannten Strangbildung entwickelt. Strangbildung kann entstehen, wenn sich Lymphbahnen nach einer Brust OP verhärten. Das geschieht dadurch, dass die Lymphbahnen durch die Entfernung von Lymphknoten durchtrennt worden sind. Wenn du erkennen kannst, dass sich unter deiner Achsel ein Strang gebildet hat, das etwa so aussieht, als hättest du ein Seil unter deiner Haut, eben einen Strang, dann musst du das nicht hinnehmen. Dagegen kannst du etwas tun. Auch gegen Spannungen im Narbenbereich hat Frau Josenhans ein gutes Therapiekonzept entwickelt. Mit einer speziellen Narbenmassage und mit einem Schröpfglas konnte sie bei 89 % ihrer Patientinnen den unangenehmen Narbenzug auflösen und bei den restlichen 11 % deutlich verbessern. Mir gefallen ihre Übungen für die Schulter-Arm-Beweglichkeit und deshalb möchte ich euch diese nicht vorenthalten. Sie sind nicht kompliziert und sehr effektiv. Druckt euch die Anleitung aus und nehmt euch ein paar Minuten am Tag Zeit, um die Übungen in euren Alltag einzubauen. Besucht auch gerne die Webseite der Physiotherapiepraxis Josenhans. Dort findest du
Um die Übungen und Techniken anschaulicher zu machen, gibt es dort auch entsprechende Videos zu den einzelnen Behandlungen. Abbildung und Verlinkung mit freundlicher Genehmigung der Physiotherapiepraxis Elisabeth Josenhans, Kunhardtstr. 4, 20249 Hamburg www.praxisjosenhans.de Vielen Dank! Wie ist das bei dir? Fällt es dir schwer, deine Arme hochzuheben? Was machst du dagegen? Was hat dir geholfen? Schreibe es mir gerne in den Kommentar. Ich freue mich. Deine Diana
Neu im Leitlinienprogramm Onkologie Mammakarzinom: Beeinflussbare Lebensstilfaktoren Das Leitlinienprogramm Onkologie ist eine von der der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) , der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe initiierte Richtlinie für sämtliche Krebserkrankungen. Hierin haben führende Ärztinnen, Ärzte und andere Wissenschaftler:innen aus verschiedensten Fachgremien sich damit auseinander gesetzt, welche Behandlungen bei welcher Krebserkrankung sinnvoll sind und welche Maßnahmen unterstützend wirken. Jetzt gab es eine Aktualisierung des Leitlinienprogramms Onkologie für Brustkrebs. Ein Kapitel zum Thema „Beeinflussbare Lebensstilfaktoren“ ist neu hinzugekommen. Endlich wurde aufgenommen, dass unser Lebensstil eben doch großen Einfluss auf Krebs hat und wie man das Krebsrisiko senken kann. Die Tage von Aussagen wie „Essen Sie ruhig so weiter wie bisher“ oder „Schonen Sie sich, nicht körperlich überanstrengen“ oder „Bei Krebs kann man nichts machen, ist halt Pech“ sind hoffentlich bald gezählt. Es sind die ganz klassischen Aspekte, die dabei eine Rolle spielen, die ich auch immer wieder benenne:
Auch die Frage, inwieweit Nahrungsergänzungsmittel gut sind, wird hier behandelt. Ich habe mir das Leitlinienprogramm Onkologie für Brustkrebs mal vorgenommen und auf interessante Aspekte durchleuchtet. Das Best-of habe ich hier für dich zusammengefasst. Es geht los Laut dem Leitlinienprogramm ist die Nachsorge nun nicht nur auf ein mögliches Rezidiv gerichtet, sondern umfasst auch die Empfehlung, generell seine Gesundheit zu erhalten. Dazu sollte beraten und geschult werden. Das umfasst auch den Lebensstil, insbesondere Bewegung und Ernährung. Gewicht Starkes Übergewicht steht bei Brustkrebs in Zusammenhang mit höherer Sterblichkeit. In Studien wurde festgestellt, dass Frauen mit einem BMI über 30 ein 46 % höheres Risiko haben, innerhalb der ersten 10 Jahre Fernmetastasen zu entwickeln und ein 38 % höheres Sterberisiko nach 10 Jahren oder länger nach der Erstdiagnose. Hinweis von mir zum BMI: Normalgewicht liegt bei einem BMI zwischen 18,5 - 25. Übergewicht (Präadipositas) liegt bei einem BMI zwischen 25 und 30. Adipositas, also Fettleibigkeit besteht bei einem BMI ab 30. BMI Rechner, wo du Alter, Größe und Gewicht eingeben musst, findest du leicht im Internet. Körperliche Aktivität Körperliche Aktivität und somit der Erhalt eines normalen Körpergewichts verbessert die Lebensqualität. So leiden Frauen weniger unter Fatigue. Es deutet einiges darauf hin, dass durch körperliche Betätigung ein Überlebensvorteil erzielt werden kann. Wer sich nicht genügend bewegt, hat ein höheres Risiko an Osteoporose zu erkranken. Ärzte sind hier aufgerufen, darüber aufzuklären, was Risikofaktoren dafür sind und was eine gesunde Lebensweise bewirken kann. Auch hier sollten übergewichtige und fettleibige Frauen motiviert werden, auf hochkalorische Lebensmittel zu verzichten und sich körperlich zu betätigen, um ein Normalgewicht zu erreichen. Bei Symptomen an Muskeln und Knochen können je nach Indikation folgende Maßnahmen angeboten bekommen: Akupunktur, körperliche Aktivität, Empfehlung für physikalische Therapie und Rehabilitation. Darüberhinaus könnte eine Bewegungstherapie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine Herzschädigung durch Arzneistoffe bzw. Medikamente reduzieren. Nach der Diagnose sollten Brustkrebspatientinnen schnellstmöglich wieder ihre normalen Alltagsaktivitäten verrichten und darüberhinaus zu weiterer körperlichen Aktivität motiviert werden. Für Brustkrebspatientinnen wird folgendes empfohlen: Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche. An zwei Tagen pro Woche Krafttraining. Brustkrebspatientinnen sollten insbesondere während der Chemo und Anti-Hormon-Therapie ein intensives körperliches Training absolvieren bzw. angeboten bekommen. Studien konnten außerdem zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining Schmerzen bei Einnahme von Aromatasehemmer um bis zu 20% reduzieren konnte. Körperliche Aktivität hilft außerdem bei Fatigue, kann Müdigkeit verringern, hilft, sich körperlich und emotional besser zu fühlen und die Erkrankung zu verarbeiten. Polyneuropathien Bei Polyneuropathien werden in den Leitlinien folgende Maßnahmen empfohlen:
Ernährung Bezüglich der Ernährung werden viel Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte empfohlen, sowie wenig gesättigte Fette und wenig Alkohol (maximal 10 g pro Tag). Wenig Alkohol Konsum insbesondere zur Vermeidung von späten Rezidiven (mehr als 5 Jahre nach Erstdiagnose) bei Rezeptor-positiven Erkrankungen. Meine Anmerkung zur Alkoholmenge: 10 - 12 g reinen Alkohols sind ungefähr in einem Standardglas des jeweiligen alkoholischen Getränks enthalten. Zum Beispiel 0,3 L Bier, 0,125 L Wein, 0,1 L Sekt oder 4 cl Schnaps. Das Risiko für Brustkrebs wird durch eine fett- und zuckerreiche westliche Ernährung erhöht, während eine gesundheitsförderliche Ernährung das Risiko senkt. Eine ausgewogene Mischkost wird empfohlen. Eine Studie ergab, dass die Häufigkeit einer Brustkrebserkrankung bei einer Mittelmeerkost mit Olivenöl um 62%, mit Nüssen 34% niedriger war. Auch der Verzehr von Hülsenfrüchten ist mit einem niedrigerem Brustkrebsrisiko assoziiert. Dagegen erhöht sich das Risiko beim hohen Konsum von Fleisch und stark verarbeitetem Fleisch. Erstaunlicherweise wird in den Leitlinien aufgeführt, dass eine Metaanalyse ergab, dass das Brustkrebs Risiko beim Konsum von Milch und Milchprodukten erniedrigt war. Anmerkung: Ich habe diese Studie nochmal nachgelesen. Darin heißt es im Ergebnis (übersetzt aus dem Englischen): "Die Ergebnisse der vorliegenden Meta-Analyse deuten darauf hin, dass ein erhöhter Verzehr von Milchprodukten insgesamt, nicht aber von Milch, mit einem geringeren Brustkrebsrisiko verbunden sein könnte". Jetzt mag sich jede ihr eigenes Bild zum Thema Milch machen... Rauchen Eine weitere Empfehlung ist, nicht zu rauchen. Raucherinnen sollten Entwöhnungsprogramme empfohlen werden. Bei Raucherinnen ist die Sterberate bei Brustkrebs um 33% erhöht. Komplementäre Methoden und Nahrungsergänzungsmittel Immer mehr Frauen haben das Bedürfnis, ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen zu wollen und mit Nahrungsergänzungsmittel zu unterstützen. Hier sollten die Ärzte aufklären, ob es mögliche Risiken oder sogar Interaktionen mit der Therapie gibt. In den Leitlinien werden folgende Substanzen/Maßnahmen, ihren propagierten Einsatz, Nebenwirkungen und ob es Interaktionen mit der Therapie gibt, aufgeführt: Mein Fazit:
Während der Therapie sind demnach völlig unbedenklich: Vitamin D, Selen, Grüner Tee, Omega-3 Fettsäuren, Enzyme, hochpotenzierte homöopathische Mittel und Traubensilberkerze. Grundsätzlich wird empfohlen, während einer Chemo-, Hormon- oder Strahlentherapie Vitamine und Mikronährstoffe möglichst über die natürliche Ernährung zuzuführen. Iss den Regenbogen! Wenn ein Mangelzustand nachgewiesen ist, soll dieser ausgeglichen werden. Und wichtig: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Quellen: Leitlinienprogramm Onkologie Mammakarzinom https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Mammakarzinom_4_0/Version_4.4/LL_Mammakarzinom_Langversion_4.4.pdf Studie Verzehr von Milch und Milchprodukten bei Brustkrebs https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21442197/ Letzte Woche war ich zur Mammographie. Nach 8 Jahren seit meiner Brustkrebs Diagnose fast eine jährliche Routine. Aber eben nur fast.
Die Mammo wurde gemacht und ich sollte draußen noch warten. Eine Schwester kam einige Minuten später und bat mich, in einem anderen Wartebereich Platz zu nehmen. Oh, mein Gott!! Was war los? War etwas mit den Aufnahmen nicht in Ordnung? Die Schwester hat mich lediglich gebeten, mich einfach nur woanders hinzusetzen. Nichts weiter. Kein komischer Blick, kein Wort zum Befund. Aber dennoch gingen bei mir alle Alarmglocken an. Unter meiner Maske bekam ich fast Schnappatmung und mein Herz pochte kräftig gegen meine Brust. Ich malte mir aus, was wäre wenn. Was, wenn in der Mammographie etwas zu sehen wäre, was da nicht hin gehört? Was mache ich dann? Muss ich nochmal Chemo machen? Geht dann überhaupt noch was? Mein Kopfkino war gut am Laufen. Ich versuchte, mich sofort zu beruhigen und sagte mir innerlich ganz laut: STOPP! Moment mal. Ey komm, du weißt doch noch gar nichts. Niemand hat gesagt, dass der Krebs zurück sei. Das sind doch schon wieder ungelegte Eier. Was machst du dir jetzt da einen Kopf? Jetzt warte mal ab. Das einzig wirksame, was ich den Moment tun konnte, war atmen. Ich atmete tief ein und lange aus. Das einige Male. Gut, dass ich eine Maske aufhatte, wo mir niemand meine Angst ansehen konnte. Das klappte sogar erstaunlich gut. Ich beruhigte mich. Zumindest war die Schnappatmung verschwunden. Und dann setzte sich eine Frau ebenfalls in diesen Wartebereich, die nach mir dran war. Aha, dachte ich. Siehste, sie wurde auch gebeten, sich hier hinzusetzen. Hatte sie auch keinen guten Befund? Ach was, wahrscheinlich handelte es sich um eine reine Organisations Sache der Klinik. Und siehe da, ja, so war es. Die Ärztin, die dann immer noch routinemäßig einen Ultraschall macht, hatte dort ihren Raum, worin auch das Ultraschallgerät stand. Als sie mich reinrief, sagte sie gleich als Erstes: „Schon mal vorab: Alles in Ordnung.“ Puh! Die Steine plumpsten runter und ich war sooo froh. Als ich dann die Klinik verließ (und noch ein kleines Dankgebet nach oben schickte), dachte ich darüber nach. Wie kann das sein? Was war da los? Warum ist das so? Und vor allem: wie kann ich mich in solchen Situationen stark machen? Das mit der Atmung war schon mal sehr gut. Das kann ich wirklich empfehlen, denn es beruhigt zunächst einmal die Nerven. Dann kann man schon mal etwas klarer denken. Und dann fragte ich mich, warum ich nicht meiner Intuition vertraute. Ich bin mit einem guten Gefühl zur Mammographie gegangen, und zwar mit der inneren Weisheit, dass alles in Ordnung sein würde. Ich spürte, dass da nichts ist und alles gut sein würde. Als ich 2013 die Diagnose Brustkrebs bekam, meldete sich bei mir auch meine Intuition. Ich wusste schon vorher, was Sache ist. Ich spürte, dass es nicht gut sein würde, dass es etwas Ernstes ist. Eine tiefe Traurigkeit erfüllte mich damals. Das höre ich von vielen Frauen, dass sie vor der Diagnose intuitiv schon wussten, dass ihr Befund nichts Gutes verheißen würde. Also scheinen wir doch ein Gespür, eine Ahnung zu haben. Wenn wir intuitiv etwas Schlimmes spüren, dann können wir uns das im Gegenteil auch zunutze machen. Wenn wir in uns hinein horchen und unsere Intuition uns sagt, dass alles gut sein würde, dann ist das so. Das wird dann seinen guten Grund haben, dass wir das so empfinden. In der Psychotherapie behandelt man Ängste damit, dass man ihnen begegnet und sie aushält. Das kann man natürlich gut mit engen Fahrstühlen und Spinnen machen. Geht das auch mit der Angst vor einer Untersuchung und dem Befund, egal wie dieser ausfällt? Ich glaube, das geht. Auch wenn es schmerzhaft ist. Ich war während meiner Brustkrebs Behandlung bei einer Psychoonkologin in Behandlung und erzählte ihr von meiner Angst. Sie fragte mich, was meine drei schlimmsten Angst Szenarien wären. Ich sagte damals so etwas wie: körperliche Schmerzen und dahinsiechen - Angst vor dem Tod - und meine Familie allein zu lassen. Dann sollte ich mir überlegen, was ich gegen diese Schreckensszenarien setzen könne, also was ganz konkret dagegen gemacht werden könne. Hmmm…. überleg, überleg. Naja, sagte ich schließlich, vielleicht eine gute Palliativmedizin mit Schmerzmittel usw. Bei Angst vor dem Tod sagte sie den Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe: Angst vor dem Tod ist auch immer die Angst vor dem Leben. Eventuell gäbe es Dinge in meinem Leben, die ich noch nicht gelebt hätte. Die gilt es schleunigst nachzuholen, damit man am Ende des Lebens sagen kann, ja, ich habe alles erlebt, was ich wollte. Ich bereue nichts. Das mit der Familie weiß ich gar nicht mehr, was ich oder sie dazu sagte. Wahrscheinlich einfach so viel Zeit mit den Liebsten verbringen und alles aussprechen, was ist. Sich zu überlegen, was ganz konkret die Ängste sind und was man gegen sie setzen kann, ist - finde ich - eine gute Herangehensweise. Es kann den Schrecken nehmen, weil man erkennt, es gibt für jedes Problem eine Lösung oder etwas, was man machen kann. Man fühlt sich dadurch nicht ganz so hilflos. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, sich auszutauschen. Entweder mit lieben Menschen um einen herum oder auch Gleichgesinnten. Mit Gleichgesinnten hat natürlich den Vorteil, dass diese Frauen wissen, wovon du sprichst. Sie sehen und erleben die Krankheit so wie du und ich. Wir kennen die Höhen und Tiefen und haben vielleicht noch gute Ideen oder können einfach ehrlichen Trost und Mut schenken. Denn ein „Ach, das wird schon wieder“ hilft uns da nicht immer weiter. Die lieben Menschen um uns herum können ganz klar auch Kraftspender sein. Natürlich haben sie das nicht erlebt wie wir und verstehen vielleicht nicht immer unsere immer und immer wiederkehrenden Ängste. Einige liebe Menschen um uns herum wissen selbst nicht immer, wie sie mit der Situation umgehen können. Einfach, weil auch sie Angst haben. Angst um uns, was da kommen mag und vor Veränderung. Da hilft nur drüber reden. Was auch gut gegen Angst vor Untersuchungen helfen kann, ist eine vertraute Person mitzunehmen. Vielleicht kann Mutter, Tochter oder Freundin mit zum Arzt gehen. Das lenkt ab und gibt zugleich Halt. Du kannst deiner Ärztin/deinem Arzt auch offen sagen, dass du Angst hast. Gute emphatische Ärzte werden darauf eingehen und dir hoffentlich versuchen, Mut zu machen und einfühlsame Gespräche führen. Es kann außerdem hilfreich sein, dir klar zu machen, warum du zur Nachsorge gehst. Du bist engmaschig in der Nachkontrolle, damit ein Rückfall rechtzeitig erkannt würde. Denn dann ist die Chance einer guten Behandlung einfach größer. Du musst aber gar nicht gleich an das Schlimmste denken, denn die Nachkontrollen dienen auch dazu, eventuelle Spätfolgen der Behandlung, also der Chemo oder Bestrahlung, zu erkennen und zu behandeln. Zum Beispiel Polyneuropathien oder Fatigue. Und ganz klar, wenn du eine Anti-Hormon-Therapie machst, ist es wichtig, dass die Ärztin da einen Blick drauf hat und auch hier auf Nebenwirkungen eingehen kann. Die amerikanische Autorin und Lebensberaterin Martha Beck gibt in ihrem Dossier „Martha Beck's 6-Step Guide to Taming Your Fears“ Tipps, wie man Ängste unter Kontrolle bekommt. Diesen hier finde ich besonders gut: Achte auf den Weg, nicht auf die Hindernisse! Sie erzählt folgendes: “Mein Freund Jim, ein Eishockeyspieler, hat mir einmal gesagt: "Wenn du schießt, solltest du nie auf den Torwart schauen. Schau auf den Raum um ihn herum. Wo deine Augen hingehen, geht der Puck hin." Ein Wildwasser-Kajakfahrer warnte mich: "Schau auf das Wasser, nicht auf die Felsen. Wo dein Blick hingeht, geht das Boot hin." Mein Reitlehrer rief mir zu: "Schau dorthin, wo du hinwillst, nicht dorthin, wo du nicht hinwillst. Wo deine Augen hingehen, geht auch das Pferd hin." Du verstehst? Dort, wohin unsere Aufmerksamkeit geht, geht unser Leben. Dessen sollten wir uns bewusst sein. Es ist gut, die Gefahren zu kennen, aber auch, die Aufmerksamkeit auf den Weg zwischen den Gefahren zu richten. Denn der Weg ist die eigentliche Reise. Wie siehst du das? Hast du Angst vor der Nachsorge? Was machst du gegen die Angst? Ich freue mich, wenn du mir schreibst! Liebe Grüße, Diana Bist du auch so ein Kontrolletti? Ein Kontroll Freak?
Möchtest du am liebsten, dass dir die Ärzte sofort bescheinigen, dass du nach der Brustkrebs Behandlung geheilt, fit und gesund sein wirst? Dass eigentlich nur dieses Ergebnis rauskommen kann und darf und nichts anderes? Dass du ein glückliches und langes Leben vor dir hast? Aber eigentlich fühlst du dich total unsicher und vor allem machtlos, weil du es eben nicht in der Hand hast und diese Wünsche erstmal Wünsche bleiben und du null Garantie für all das hast. Das Leben hat leider kein Güte- und Garantiesiegel. Kontrolle zu haben bedeutet per Definition, dass der Mensch durch eine Handlung ein vorhersagbares Ergebnis erzielt. Sein Handeln hat also Konsequenzen auf das daraus folgende Ereignis und ist bestenfalls vorhersagbar. Wie ist das bei Brustkrebs? Der Definition nach würde es bedeuten, dass du dich nach einem bestimmten Muster verhältst , z.B. eine bestimmte Behandlung machst, dich gesund ernährst, regelmäßig bewegst und dich nicht zu sehr stresst. Als Ergebnis würde dann herauskommen, dass du gesund und fit bist, der Brustkrebs weg ist und nicht mehr wiederkommt. Das ist doch das, was wir uns am allermeisten wünschen. Das geht dir auch so, oder? Als ich 2013 Brustkrebs hatte war ich so ein absoluter Kontrolletti. Ich wollte den genauen Behandlungsfahrplan kontrollieren - wehe ein Termin musste verschoben werden, das passte nicht in meine Planung. Ich wollte meine Nebenwirkungen der Chemo unter Kontrolle halten - es durfte mir nicht zu schlecht gehen, das wollte ich nicht. Auch meine Ängste wollte ich kontrollieren - sie sollten mich auf keinen Fall beherrschen. Aber genau das, war das schwerste zu kontrollieren. Mein Kontrollzwang war mega anstrengend. Es kostete mir auch viel Kraft. Alles sollte zack, zack, zack passieren. Nicht nach rechts, nicht nach links schauen. Augen zu und im Schweinsgalopp da durch. Ich wollte nur die Gewissheit haben, dass der Krebs nie mehr wiederkommen würde und das es das war mit dem Krebs. Und das immer und immer wieder. Am liebsten täglich und egal, wer mir das sagen würde. Ich habe die Bestätigung, dass alles gut werden würde, immer im Außen gesucht. Nie in mir selbst. Ist es also gut, ein Kontrollfreak zu sein? Oder hinderlich, weil man sich selbst ständig im Weg steht und das Wesentliche übersieht? Wie immer, gibt es bei der Kontrolle zwei Seiten der Medaille. Die positive Seite der Medaille ist, dass Kontrolle haben zu wollen uns erstmal ins Handeln bringt. Wir warten nicht ab, bis jemand anders sich um unser Problem kümmert, sondern nehmen die Geschicke selbst in die Hand. Wir sind die Kapitänin, die Chefin, die Königin mit dem Zepter in der Hand. Wir sagen, wo’s langgeht. Bei Brustkrebs, kann das sein, dass wir unsere Lebensweise überdenken, unsere Ernährung umstellen - weniger Zucker, mehr Obst und Gemüse, uns regelmäßig bewegen wollen - ein täglicher strammer Spaziergang oder gar mehr oder unseren Stresspegel durch Meditation, Yoga oder lachen runterbringen wollen. Wir suchen uns aktiv Unterstützung durch Coaches, Mentoren oder Psychoonkologen, holen uns Hilfe, z.B. jemand, der unsere Wohnung putzt, unseren Einkauf erledigt oder mit uns spricht. Holen uns eventuell eine Zweitmeinung von Ärzten. Wir haben viel zu tun. Wir suchen nach Möglichkeiten, unsere Seele und geschundenen Geist zu stärken. Sehen und öffnen uns Möglichkeiten, die wir vorher nie gesehen haben. Egal, ob auf der körperlichen Ebene oder spirituell oder religiös. Tun uns Gutes. Ich habe viele Bücher gelesen zum Thema Gesundheit, Leben nach dem Tod, Heilung durch den Geist, Visualisierung, Placebo Effekt, Spontan Heilungen, wie ich Dinge manifestiere, von denen ich ganz viel in meinem Leben haben will. Das hat mich sehr beschäftigt, aber eigentlich immer beruhigt und mir gut getan. Es hat mir gezeigt, dass ICH es bin, die ganz viel für mich tun kann. Ich bin nicht auf andere angewiesen, ich habe es in der Hand. Das ist gute Aktivität. Und hat mit großer Wahrscheinlichkeit eine wunderbare Wirkung auf unseren Körper und hilft zu heilen. Die andere Seite der Medaille ist aber, dass es keine Gewissheit gibt, was am Ende dabei rauskommt. Das ist der Part der Kontrolle, den wir nicht haben, nicht haben können - niemand. Das macht Kontrolle beängstigend und uns gefühlt machtlos. Aber ist es das? Wenn du heute aus dem Haus gehst, weißt du auch nicht, was dich erwartet, oder ob du am Abend lebend heim kommst. Ja, das ist ein krasser Gedanke. Aber alles ist möglich. Beunruhigt dich das? Vieles wollten wir auch gar nicht wissen wollen. Weil es unser Leben einschränkt. Unseren Fokus nur auf das Negative lenkt. Wahrscheinlich auf die „ungelegten Eier“, Dinge, von denen wir gar nicht wissen, ob sie eintreten oder nicht. Und was nützen dann die Prognosen der Ärzte? Kennst du auch die Geschichten, wo Menschen gesagt wurde, sie hätten nur noch so und so viele Monate zu leben? Oft sterben die Menschen zum vorhergesagten Termin. Sie haben es so erwartet, und so ist es geschehen. „Self fulfilling prophecy“ sagt man im englischen dazu. Zu deutsch: selbstvorhersagende Prophezeiung. Die Menschen erwarten ein bestimmtes Ergebnis und handeln danach. So tritt die Vorhersage ein. Man nennt es auch „positive Rückkopplung“, es gibt eine Verbindung zwischen Erwartung, Handeln und Ergebnis. So gibt es natürlich auch Geschichten dieser Art, nur andersrum. Mir hat meine Psychoonkologin folgende Geschichte erzählt: Einer Patientin von ihr mit Krebs wurde von ihren Ärzten gesagt, sie hätte nur noch drei Monate zu leben. Sie hat daraufhin gesagt, na gut, wenn das so ist, dann gehe ich nach Indien in ein Ashram (ein Kloster), um dort zu sterben. Sie hat alles verkauft, ihre Ersparnisse genommen und ist nach Indien. Sie hat in dem Ashram sehr viel meditiert, vegetarisch gegessen und ist zur Ruhe gekommen. Als die drei Monate rum waren, lebte sie noch. Es ging ihr eigentlich auch ganz gut. Nach weiteren drei Monaten lebte sie noch immer. Nach weiteren drei Monaten waren ihre Ersparnisse aufgebraucht und sie musste zurück nach Deutschland. Ich habe keine Ahnung, was mit dem Krebs war, aber diese Frau lebt bis heute. In dem Fall ist nicht eingetreten, was die Ärzte vorhergesagt haben. Die Frau hat offensichtlich ihre eigene Wahrheit und Vorhersehung gefunden. Ich frage mich, wäre es auch so gekommen, wenn sie die Prognose nicht akzeptiert hätte? Wenn sie sich mit aller Macht dagegen gestemmt hätte? Wenn sie gegen den Strom geschwommen wäre? Wäre das dann ein lebenswerter K(r)ampf geworden? Stattdessen hat diese Frau offenbar losgelassen, akzeptiert und ist mit dem Strom geschwommen, statt gegen. Sie hat sich treiben lassen. Der Frieden, den sie scheinbar gefunden hatte, hat ihr Kraft gegeben. Vielleicht die Kraft, die ihr Körper brauchte, um zu heilen. Mein früherer Chef ist schwer nierenkrank. Er muss - bis heute - drei Mal die Woche an die Dialyse. Das ist für den Körper Schwerstarbeit. Er hat sich nie unterkriegen lassen und er reist (beruflich) in Länder, wo die medizinische Versorgung nicht optimal ist. Schon gar nicht für Dialyse Patienten. Aber er hat immer einen Weg gefunden und sich nie durch seine Erkrankung unterkriegen lassen. Als ich einmal fragte, wie er das schaffe und ob er keine Angst hätte, sich bei den Dialysen in fernen Ländern etwas Schwerwiegendes einzufangen, sagte er: „Nein, ich lebe mein Leben und lebe für die Dinge, für die ich brenne, wo ich etwas bewegen möchte. Das tue ich, solange es geht. Mit etwas Gottvertrauen gelingt mir das.“ Gottvertrauen. Dem lieben Gott vertrauen, dass alles gut gehen möge. Und wenn nicht, dann ist es vielleicht das vorbestimmte Schicksal? Wenn du nicht an Gott oder etwas in der Art glaubst, dann bleibt noch immer „Vertrauen“ übrig. Man könnte auch „Urvertrauen“ sagen. Kinder haben noch Urvertrauen. Sie vertrauen darauf, dass jemand für sie da ist, sie füttert, sie beschützt und sie lieb hat. Und bei Erwachsenen? Bei uns Frauen mit oder ohne Brustkrebs? Vertrauen. In was? Das kann ganz viel sein:
Auch Selbstvertrauen gehört dazu - an die eigenen Fähig- und Möglichkeiten zu glauben. Ich kann das, ich schaff das. Vertrauen und Kontrolle schließen sich aus. Wenn du kontrollierst, dann tust du das, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Aber nicht den Weg dahin. Der Weg ist doch aber das eigentliche Ziel. Weil der Weg das Leben ist. Mit Höhen und Tiefen. Der Weg ist unsere Reise. Um diese Reise geht es im Leben. Hier passieren die meisten Dinge - nicht am Anfang und nicht am Ende, sondern mittendrin - gute und schlechte. Diese Dinge machen uns stark und bilden ein gutes Fundament für Vertrauen. Bitte verpasse vor lauter Kontrolle nicht das Leben. Lehne dich zurück und genieße die Aussicht. „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende.“ - Oscar Wilde |