Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns zutiefst einsam fühlen. Momente, in denen wir glauben, dass niemand unser Leid versteht, weil es einfach so überwältigend ist. Wenn du schwer erkrankt bist, an Brustkrebs, kann diese Einsamkeit sich wie eine zweite, unsichtbare Last anfühlen, die du ständig mit dir herumträgst.
Vielleicht kennst du dieses Gefühl: Du bist mitten in der Chemotherapie, körperlich und emotional erschöpft, und um dich herum scheint die Welt unbeschwert weiterzulaufen. Deine Freunde posten Fotos von ihren Wochenendausflügen, von glücklichen Momenten mit ihren Familien, und du fragst dich: Warum nur ich? Warum bin ich die Einzige, die leidet? Es fühlt sich manchmal so an, als wäre das Leben an dir vorbeigezogen, während du versuchst, gegen etwas Unkontrollierbares zu kämpfen.
Ich habe das damals jedenfalls so gefühlt. Ich dachte, nur mir geht’s schlecht, alle anderen Menschen haben es gut. Sie haben ihr Leben, ihre Normalität. Das dachte ich von allen Menschen, egal ob Freunde, Verwandte oder auch fremde Menschen auf der Straße, die ich gar nicht kannte. Wie ich alle beneidete. Ich wollte das auch, einfach ein normales Leben. Das schien so weit weg.
Aber lass mich dir sagen: Dieses Gefühl trügt.
Ja, deine Krankheit ist ernst und verlangt dir alles ab. Aber du bist nicht die einzige, die leidet. Jeder Mensch, der dir begegnet, hat seine eigene Last zu tragen. Manche tragen sie offensichtlicher als andere, aber sie ist da. Vielleicht ist es die Trauer um einen geliebten Menschen, der Verlust eines Jobs, finanzielle Sorgen oder psychische Kämpfe, die unsichtbar sind. Nur weil du ihre Kämpfe nicht siehst, bedeutet es nicht, dass sie nicht existieren.
In Zeiten der Krankheit neigen wir dazu, in uns selbst gefangen zu sein, was verständlich ist. Die Behandlung, die Ungewissheit und die Angst, was die Zukunft bringt, nehmen so viel Raum ein. Aber es gibt etwas Tröstliches : niemand führt ein perfektes, sorgenfreies Leben. Jeder Mensch hat sein eigenes Thema, seine eigene Herausforderung, mit der er kämpft.
Was können wir aus dieser Erkenntnis ziehen? Dass es okay ist, sich verletzlich zu fühlen. Es ist okay, sich schwach zu fühlen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht allein sind, selbst wenn sich das so anfühlt.
Sich zu öffnen, über die eigenen Gefühle zu sprechen, ist vielleicht der erste Schritt, diese Einsamkeit zu durchbrechen. Und vielleicht stellt sich heraus, dass die Menschen, die uns umgeben, mehr Verständnis haben, als wir es ihnen zugetraut haben.
Was kann dir helfen, wenn du dich einsam fühlst? Hier ein paar Ideen:
1. Offenheit und Austausch suchen
Oft unterschätzen wir die Bereitschaft anderer, zuzuhören. Ein erster Schritt aus der Einsamkeit heraus kann sein, mit jemandem über die eigenen Gefühle zu sprechen – sei es ein Freund, ein Familienmitglied oder sogar ein Therapeut. Manchmal fühlt es sich befreiend an, einfach auszusprechen, was dich bewegt. Viele Menschen wissen nicht, wie sie auf Krankheit reagieren sollen, und öffnen sich, sobald man den ersten Schritt macht. Trau dich.
2. Selbsthilfegruppen und Online-Communities
Es gibt viele Menschen, die in ähnlichen Situationen sind und oft in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren Unterstützung suchen. Diese Gruppen bieten dir eventuell einen Raum, um dich auszutauschen. Da bist du nicht allein. Gerade bei Brustkrebs gibt es viele gut vernetzte Communities, die neben emotionaler Unterstützung auch wertvolle Informationen bieten.
3. Kreativer Ausdruck
Schreiben, Malen, Musizieren – kreativer Ausdruck kann eine wunderbare Möglichkeit sein, dich zu befreien und dein inneres Chaos zu ordnen. Es geht nicht darum, etwas „Perfektes“ zu schaffen, sondern um das Loslassen von Gefühlen. Das Erschaffen von etwas Eigenem kann sehr heilend wirken und dir das Gefühl geben, etwas Kontrolle zurückzugewinnen.
4. Achtsamkeit und Meditation
Ich weiß, das mag abgedroschen klingen und ist nicht jedermanns/jederfraus Sache. Aber sich auf den Moment zu konzentrieren, die eigenen Gedanken zu beruhigen und sich bewusst zu machen, dass alles vorübergeht, kann in Momenten der Einsamkeit hilfreich sein. Achtsamkeitsübungen und Meditation können dabei helfen, eine gewisse Distanz zu den negativen Gedanken zu schaffen und inneren Frieden zu finden, selbst wenn die äußeren Umstände schwierig sind. Eine super einfache Übung ohne Gedöns: schau dir etwas ganz genau an, z.B. ein Blatt, die Wolken oder ein Tier - achte auf die Details. Darin kann man sich total verlieren, das beruhigt.
5. Soziale Verbindungen stärken
Manchmal verlieren wir den Kontakt zu Freunden und Bekannten, wenn es uns schlecht geht, weil wir denken, dass wir „nur eine Last“ sind. Oder wir trauen uns nicht, uns zu zeigen, weil wir uns im momentanen Körper einfach nicht wohlfühlen. Doch häufig wissen die Menschen um uns herum gar nicht, wie sie helfen sollen. Vielleicht helfen hier kleine Mini-Schritte, um wieder Verbindung aufzunehmen. Ein kurzer Spaziergang, ein Telefonat oder eine Nachricht an jemanden können den Weg zurück zu sozialer Nähe ebnen.
6. Sich ehrenamtlich engagieren
Das mag im ersten Moment überwältigend klingen, wenn man sich selbst schlecht fühlt, aber vielen Menschen hilft es, anderen zu helfen. Selbst in kleinen Dingen: jemandem zuhören, eine Nachbarschaftshilfe unterstützen oder etwas tun, das andere Menschen glücklich macht. Dies kann dir ein Gefühl von Sinn und Verbundenheit zurückbringen.
7. Realistische Erwartungen an sich selbst
Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass es vollkommen in Ordnung ist, dich manchmal schlecht zu fühlen. Es muss nicht jeder Tag produktiv oder glücklich sein. Lass es einfach zu. Manchmal ist das einfach so und ist nicht schlimm. Verurteile dich nicht dafür und versuche nicht stark zu sein. Es kommen auch wieder andere Zeiten - vielleicht schon morgen.
8. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn die Einsamkeit eine Last wird, ist es keine Schwäche, professionelle Unterstützung zu suchen. Ein Psychologe, Psychoonkologe oder Therapeut kann helfen, deine emotionalen Herausforderungen zu navigieren und dir Wege aufzuzeigen, um besser mit der Situation umzugehen.
Das Leben ist nicht perfekt – für niemanden. Immer ist etwas. Doch vielleicht hilft es dir zu wissen, dass wir alle unseren eigenen Weg zu gehen haben und auch darin eine Form der Gemeinschaft liegt, die uns verbinden kann.
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