Die Weihnachtszeit ist für mich auch immer Gesangszeit. Wenn ich meine Playlist höre, kann ich nicht widerstehen, mitzusingen – unter der Dusche, im Auto oder beim Dekorieren. Kennst du das auch? Vielleicht trällerst du schon ‚Oh Tannenbaum‘ oder ‚Last Christmas‘ in Dauerschleife.
Und hast du dann schon einmal bemerkt, wie gut du dich nach einer Gesangseinlage fühlst? Singen ist weit mehr als nur Musik machen oder Töne von sich zu geben. Es ist ein ganzheitliches Erlebnis, das Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Zahlreiche Studien und Experten bestätigen die positiven Auswirkungen des Singens auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Was beim Singen in deinem Körper passiert Wenn wir singen, geschieht in unserem Körper eine kleine Wunderwelt an Prozessen:
Warum Singen Stress und Ängste einfach wegzaubert Wenn ich einmal Angst habe – zum Beispiel, wenn ich im Dunkeln unterwegs bin – fange ich automatisch an, vor mich hin zu summen. Vielleicht kennst du das auch? Musiktherapeuten setzen gezielt auf Singen, um Stress und Ängste zu lindern. Die tiefe Bauchatmung und die Konzentration auf die Melodie aktivieren deinen Parasympathikus – der Teil des Nervensystems, der für Entspannung zuständig ist. Selbst bei Panikattacken berichten Betroffene, dass Singen wie ein natürliches Beruhigungsmittel wirkt. „Wer singt, hat keine Angst.“ - sagt auch der Göttinger Neurobiologe Dr. Gerald Hüther. Beim Singen, so der Wissenschaftler, werden bestimmte Hirnareale, die für das Empfinden von Angst zuständig sind, blockiert. Man könne nicht gleichzeitig Singen und dabei Angst haben. Das probiere ich gerne nochmal explizit aus, falls mich die Angst einmal wieder überkommt. Wie Singen dich glücklich und verbunden macht Besonders beeindruckend ist, wie Singen unsere emotionale Gesundheit fördern kann:
Ein Allround-Training für den Körper Singen ist fast wie ein Workout – nur angenehmer (geht sogar im Sitzen)! Es trainiert die Gesichtsmuskulatur, stärkt das Zwerchfell und fördert die Haltung. Beim Singen sind ca. 100 Muskeln, angefangen von der Gesichtsmuskulatur über den Kehlkopf bis hin zum Bauch, beteiligt. Wusstest du das? Studien, die den Effekt belegen Eine Studie der Universität Frankfurt zeigte, dass Chorsingen die Anzahl von Antikörpern im Blut erhöhte. Eine andere Untersuchung aus Schweden stellte fest, dass sich die Herzfrequenz der Chorsänger synchronisiert – ihre Herzen schlagen gemeinsam im gleichen Takt, ein Zeichen dafür, wie stark das gemeinsame Singen verbindet. Eine von der Cardiff University durchgeführte Forschung hat gezeigt, dass gemeinsames Singen bei Menschen mit Krebs zahlreiche positive Effekte hat. Insbesondere wirkt es sich positiv auf das Immunsystem aus, reduziert Stress und verbessert das psychische Wohlbefinden. Eine Studie untersuchte die Wirkung von Chorsingen auf Stresshormone wie Cortisol und auf Zytokine, die bei Entzündungsprozessen eine Rolle spielen. Die Ergebnisse zeigten, dass Singen nicht nur die Stimmung hebt, sondern auch entzündungshemmende Prozesse fördert. Dies ist besonders relevant für Krebspatienten, bei denen das Immunsystem oft geschwächt ist. Darüber hinaus stellte die Forschung fest, dass das Chorsingen das soziale Wohlbefinden steigert und Ängste sowie depressive Symptome reduziert. Die Teilnahme an einem Chor bietet den Betroffenen eine unterstützende Gemeinschaft und hilft dabei, den Fokus von der Krankheit auf etwas Positives zu lenken. Projekte wie der „Sing for Life“-Chor von Tenovus, einer walisischen Krebsorganisation, haben diese Ergebnisse in der Praxis bestätigt und sind für viele Betroffene eine wichtige Stütze geworden Auch in Deutschland gibt es Initiativen, die sich auf Chöre für Krebspatienten konzentrieren und ähnliche Ziele wie Tenovus verfolgen. Zum Beispiel das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD): Dort wurde ein Chor speziell für Krebspatienten gegründet. Organisiert wird er von der Krebsberatungsstelle der Uniklinik Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Medizinerchor der Heinrich-Heine-Universität. . Oder auch das Projekt „Jetzt oder Nie!“: Ein Chor in Schleswig-Holstein, der das Ziel verfolgt, über Musik Lebensfreude zu schenken und Menschen in schwierigen Lebenssituationen, einschließlich schwerer Krankheiten, eine Gemeinschaft zu bieten Singen macht Lebensmut Viele (Brust-) Krebspatientinnen berichten, dass Singen ihnen ein Gefühl von Kontrolle und Lebendigkeit zurückgibt, das durch die Krankheit verloren ging. Musik und Gesang können:
Einfach mal loslegen! Du musst kein Profi sein oder besonderes Talent haben, um die positiven Effekte des Singens zu spüren. Ob Karaoke, unter der Dusche oder im Chor – die Hauptsache ist, dass du Spaß daran hast. Beginne mit deinen Lieblingssongs und spüre, wie deine Stimmung sich hebt und dein Stress sich in Luft auflöst. Und vielleicht hast du Lust, zu Weihnachten gemeinsam mit der Familie ein Weihnacht Karaoke zu veranstalten. So lassen sich Singen und Gaudi unter einen Hut bringen. Schau gerne mal auf Streaming Diensten, wie Spotify oder auch auf YouTube. Singen ist Medizin für Körper und Seele. Ein richtiger Immun Booster! Also: Stimme frei und einfach losschmettern! 🎵 Quellen: https://idw-online.de/de/news74631 (Studie Uni Frankfurt) https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2013.00334/full (Herzsynchronisation von Chorsänger) https://www.ncri.org.uk/welsh-cancer-charity-proves-singing-is-good-for-cancer-patients/ (Uni Cardiff) https://www.sciencedaily.com/releases/2016/04/160404221004.htm (Immunsystem Boost) https://www.uniklinik-duesseldorf.de/ueber-uns/pressemitteilungen/detail/gemeinsam-stark-sein-neuer-chor-fuer-krebspatientinnen-und-patienten-an-der-uniklinik-duesseldorf (Uniklinik Düsseldorf) https://www.xn--gynkologischer-krebs-deutschland-nyc.de/unsere-projekte/chor-jetzt-oder-nie (Chor "Jetzt oder Nie") Ebenso: https://www.wir-bewegen.sh/project/10-jahre-chor-jetzt-oder-nie-fuer-krebserkrankte
0 Kommentare
Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns zutiefst einsam fühlen. Momente, in denen wir glauben, dass niemand unser Leid versteht, weil es einfach so überwältigend ist. Wenn du schwer erkrankt bist, an Brustkrebs, kann diese Einsamkeit sich wie eine zweite, unsichtbare Last anfühlen, die du ständig mit dir herumträgst.
Vielleicht kennst du dieses Gefühl: Du bist mitten in der Chemotherapie, körperlich und emotional erschöpft, und um dich herum scheint die Welt unbeschwert weiterzulaufen. Deine Freunde posten Fotos von ihren Wochenendausflügen, von glücklichen Momenten mit ihren Familien, und du fragst dich: Warum nur ich? Warum bin ich die Einzige, die leidet? Es fühlt sich manchmal so an, als wäre das Leben an dir vorbeigezogen, während du versuchst, gegen etwas Unkontrollierbares zu kämpfen. Ich habe das damals jedenfalls so gefühlt. Ich dachte, nur mir geht’s schlecht, alle anderen Menschen haben es gut. Sie haben ihr Leben, ihre Normalität. Das dachte ich von allen Menschen, egal ob Freunde, Verwandte oder auch fremde Menschen auf der Straße, die ich gar nicht kannte. Wie ich alle beneidete. Ich wollte das auch, einfach ein normales Leben. Das schien so weit weg. Aber lass mich dir sagen: Dieses Gefühl trügt. Ja, deine Krankheit ist ernst und verlangt dir alles ab. Aber du bist nicht die einzige, die leidet. Jeder Mensch, der dir begegnet, hat seine eigene Last zu tragen. Manche tragen sie offensichtlicher als andere, aber sie ist da. Vielleicht ist es die Trauer um einen geliebten Menschen, der Verlust eines Jobs, finanzielle Sorgen oder psychische Kämpfe, die unsichtbar sind. Nur weil du ihre Kämpfe nicht siehst, bedeutet es nicht, dass sie nicht existieren. In Zeiten der Krankheit neigen wir dazu, in uns selbst gefangen zu sein, was verständlich ist. Die Behandlung, die Ungewissheit und die Angst, was die Zukunft bringt, nehmen so viel Raum ein. Aber es gibt etwas Tröstliches : niemand führt ein perfektes, sorgenfreies Leben. Jeder Mensch hat sein eigenes Thema, seine eigene Herausforderung, mit der er kämpft. Was können wir aus dieser Erkenntnis ziehen? Dass es okay ist, sich verletzlich zu fühlen. Es ist okay, sich schwach zu fühlen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht allein sind, selbst wenn sich das so anfühlt. Sich zu öffnen, über die eigenen Gefühle zu sprechen, ist vielleicht der erste Schritt, diese Einsamkeit zu durchbrechen. Und vielleicht stellt sich heraus, dass die Menschen, die uns umgeben, mehr Verständnis haben, als wir es ihnen zugetraut haben. Was kann dir helfen, wenn du dich einsam fühlst? Hier ein paar Ideen: 1. Offenheit und Austausch suchen Oft unterschätzen wir die Bereitschaft anderer, zuzuhören. Ein erster Schritt aus der Einsamkeit heraus kann sein, mit jemandem über die eigenen Gefühle zu sprechen – sei es ein Freund, ein Familienmitglied oder sogar ein Therapeut. Manchmal fühlt es sich befreiend an, einfach auszusprechen, was dich bewegt. Viele Menschen wissen nicht, wie sie auf Krankheit reagieren sollen, und öffnen sich, sobald man den ersten Schritt macht. Trau dich. 2. Selbsthilfegruppen und Online-Communities Es gibt viele Menschen, die in ähnlichen Situationen sind und oft in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren Unterstützung suchen. Diese Gruppen bieten dir eventuell einen Raum, um dich auszutauschen. Da bist du nicht allein. Gerade bei Brustkrebs gibt es viele gut vernetzte Communities, die neben emotionaler Unterstützung auch wertvolle Informationen bieten. 3. Kreativer Ausdruck Schreiben, Malen, Musizieren – kreativer Ausdruck kann eine wunderbare Möglichkeit sein, dich zu befreien und dein inneres Chaos zu ordnen. Es geht nicht darum, etwas „Perfektes“ zu schaffen, sondern um das Loslassen von Gefühlen. Das Erschaffen von etwas Eigenem kann sehr heilend wirken und dir das Gefühl geben, etwas Kontrolle zurückzugewinnen. 4. Achtsamkeit und Meditation Ich weiß, das mag abgedroschen klingen und ist nicht jedermanns/jederfraus Sache. Aber sich auf den Moment zu konzentrieren, die eigenen Gedanken zu beruhigen und sich bewusst zu machen, dass alles vorübergeht, kann in Momenten der Einsamkeit hilfreich sein. Achtsamkeitsübungen und Meditation können dabei helfen, eine gewisse Distanz zu den negativen Gedanken zu schaffen und inneren Frieden zu finden, selbst wenn die äußeren Umstände schwierig sind. Eine super einfache Übung ohne Gedöns: schau dir etwas ganz genau an, z.B. ein Blatt, die Wolken oder ein Tier - achte auf die Details. Darin kann man sich total verlieren, das beruhigt. 5. Soziale Verbindungen stärken Manchmal verlieren wir den Kontakt zu Freunden und Bekannten, wenn es uns schlecht geht, weil wir denken, dass wir „nur eine Last“ sind. Oder wir trauen uns nicht, uns zu zeigen, weil wir uns im momentanen Körper einfach nicht wohlfühlen. Doch häufig wissen die Menschen um uns herum gar nicht, wie sie helfen sollen. Vielleicht helfen hier kleine Mini-Schritte, um wieder Verbindung aufzunehmen. Ein kurzer Spaziergang, ein Telefonat oder eine Nachricht an jemanden können den Weg zurück zu sozialer Nähe ebnen. 6. Sich ehrenamtlich engagieren Das mag im ersten Moment überwältigend klingen, wenn man sich selbst schlecht fühlt, aber vielen Menschen hilft es, anderen zu helfen. Selbst in kleinen Dingen: jemandem zuhören, eine Nachbarschaftshilfe unterstützen oder etwas tun, das andere Menschen glücklich macht. Dies kann dir ein Gefühl von Sinn und Verbundenheit zurückbringen. 7. Realistische Erwartungen an sich selbst Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass es vollkommen in Ordnung ist, dich manchmal schlecht zu fühlen. Es muss nicht jeder Tag produktiv oder glücklich sein. Lass es einfach zu. Manchmal ist das einfach so und ist nicht schlimm. Verurteile dich nicht dafür und versuche nicht stark zu sein. Es kommen auch wieder andere Zeiten - vielleicht schon morgen. 8. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen Wenn die Einsamkeit eine Last wird, ist es keine Schwäche, professionelle Unterstützung zu suchen. Ein Psychologe, Psychoonkologe oder Therapeut kann helfen, deine emotionalen Herausforderungen zu navigieren und dir Wege aufzuzeigen, um besser mit der Situation umzugehen. Das Leben ist nicht perfekt – für niemanden. Immer ist etwas. Doch vielleicht hilft es dir zu wissen, dass wir alle unseren eigenen Weg zu gehen haben und auch darin eine Form der Gemeinschaft liegt, die uns verbinden kann. Rituale - ein Wort, das oft eine Aura von Geheimnis und Mystik umgibt. Doch was sind Rituale eigentlich? Warum sind sie so besonders und wann sollte man sie praktizieren? Lass uns doch mal eintauchen und das Geheimnis der Rituale enthüllen.
Rituale sind etwas ganz Wunderbares, nicht nur, um besondere Momente zu würdigen, sondern auch wenn es dir nicht gut geht. Ich habe während meiner Brustkrebs Therapie wie verrückt Rituale praktiziert. So viele Handlungen in meinem Alltag habe ich regelrecht „ritualisiert“. Ein verrücktes Beispiel: wenn ich im Bad eine leere Klorolle in den Mülleimer traf, habe ich das als „gutes Omen“ gewertet, im Sinne: ich werde wieder gesund. Auch das war für mich ein Ritual. Aber Achtung: man muss nur aufpassen, dass man nicht zu abergläubisch da rangeht und womöglich in einem Ritual eine „schlechte Botschaft“ sieht (zum Beispiel, wenn man mit der Klorolle nicht den Mülleimer trifft…). Es darf nicht zu Zwangshandlungen ausarten. Denn das Gegenteil soll ja passieren. Rituale sollen uns Kraft geben und uns stärken, gerade in schwierigen Lebenslagen. Was sind eigentlich Rituale? Rituale sind wiederkehrende Handlungen oder Praktiken, die symbolische Bedeutung haben und oft eine tiefgreifende emotionale Verbindung herstellen. Sie können individuell oder kollektiv sein und werden in verschiedenen Kulturen und Kontexten auf der ganzen Welt praktiziert. Rituale können religiöser, spiritueller, sozialer oder persönlicher Natur sein und dienen oft dazu, Übergänge zu markieren, Trost zu spenden oder eine Verbindung zu höheren Kräften herzustellen. Eigentlich kennen wir schon viele Rituale in unserem Leben: das ausgiebige Sonntagsfrühstück, Kaffeeklatsch bei Mama, Filmabend auf der Couch mit Popcorn, den Kindern Gute-Nacht-Geschichten vorlesen, selbst Geburtstage und Weihnachten haben ihre eigenen Rituale. Was macht Rituale besonders? Was Rituale für mich so besonders macht, ist ihre transformative Kraft. Wir können Trauer, Wut und Angst in etwas Positives umwandeln, in Kraft, Mut und Zuversicht. Wenn wir uns Zeit nehmen, uns auf eine bestimmte Handlung zu konzentrieren, können wir eine Verbindung zu uns selbst, zu anderen und zu etwas Größerem herstellen. Vielleicht näher zu Gott, dem Universum oder einer verborgenen Kraft sein? Rituale sind natürlich auch toll, um im hektischen Alltag oder Ärztemarathon innezuhalten und Achtsamkeit zu üben. Sie helfen, uns zu zentrieren, uns zu erden, unsere Werte zu reflektieren und Absichten zu setzen. Wann sollte man Rituale praktizieren? Du kannst Rituale zu jeder Zeit und in verschiedenen Lebenssituationen praktizieren. Ob täglich, wöchentlich, zu besonderen Anlässen oder während herausfordernder Zeiten, wie eben eine Brustkrebs Diagnose - Rituale bieten dir eine gute Möglichkeit, Struktur zu schaffen, Kontinuität zu wahren und dem Moment Bedeutung zu verleihen. Manchmal können sie uns auch dabei helfen, uns auf bevorstehende Ereignisse vorzubereiten (z. B. OP, Chemo oder Bestrahlung), uns ruhiger werden zu lassen und uns zu stärken. Können Rituale helfen, wenn es einem nicht gut geht? Absolut. Rituale können eine super wertvolle Unterstützung sein, besonders in Zeiten der Not, wenn wir am Boden sind, traurig oder verängstigt sind. Sie spenden Trost, fördern emotionale Heilung und helfen, mit Verlust, Trauer oder Krankheit umzugehen. Mir haben Rituale in schwierigen Zeiten immer geholfen - und tun es noch immer. Wenn du dir bewusst Zeit für dich selbst nimmst und dich auf beruhigende oder tröstliche Handlungen konzentrierst, können Rituale dir helfen, dich zu stabilisieren und dich durch schwierige Zeiten zu tragen. Wie können Rituale bei einer Brustkrebserkrankung helfen? Rituale können eine wichtige Rolle in deinem Heilungsprozess bei einer Brustkrebserkrankung spielen. Sie helfen dir, Stress abzubauen, Ängste zu lindern und dir ein Gefühl von Kontrolle und Empowerment zu geben. Zum Beispiel können Meditation, Gebete, Yoga oder das Anzünden einer Kerze als tägliches Ritual zur Selbstfürsorge dienen. Gemeinsame Rituale mit Familie und Freunden, wie gemeinsames Kochen oder Spazierengehen, können auch dazu beitragen, soziale Unterstützung und Verbundenheit zu stärken. Was machen Rituale mit einem? Rituale haben die einzigartige Fähigkeit, tiefe emotionale und spirituelle Resonanzen in uns hervorzurufen. Sie können uns ein Gefühl von Sinnhaftigkeit vermitteln, uns mit unserer inneren Weisheit verbinden und uns dabei helfen, uns selbst und unsere Beziehungen zu stärken. Rituale können auch dazu beitragen, uns daran zu erinnern, im Hier und Jetzt präsent zu sein und Dankbarkeit für das Leben zu empfinden. Welche schönen Rituale gibt es? Die Welt ist reich an schönen und inspirierenden Ritualen. Von Sonnenaufgangsmeditationen über Teezeremonien bis hin zu Vollmondsritualen - die Möglichkeiten sind endlos. Viele Menschen finden Trost in einfachen täglichen Ritualen wie dem Genießen einer Tasse Tee am Morgen oder dem Schreiben in einem Dankbarkeitstagebuch am Abend. Grundsätzlich kannst du deinem Ritual eine Struktur geben: Eröffnung Eröffne dein Ritual, indem du vielleicht eine Kerze anzündest, entspannende Musik anmachst und/oder 3 tiefe Atemzüge nimmst. Tue das, was sich für dich richtig anfühlt. Absicht Setze dir deine eigene persönliche Absicht. Vielleicht ist es, dich zu erden oder Entspannung und Zuversicht in dein Leben zu bringen. Mitte (zwischen dem Öffnen und Schließen) Diesen Teil kannst du jedes Mal ändern. Die Mitte ist der Teil, in dem du deine Absicht anpassen kannst. Sei kreativ und gestalte dein Ritual, je nach deinen Gefühlen an diesem Tag und deinem persönlichen Grund für das Ritual. Abschluss Puste die Kerze aus, stoppe die Musik und/oder atme ein paar Mal tief durch. Damit gibst du deinem ganz persönlichen Ritual einen schönen Rahmen. Bei einem Ritual könntest du auch damit beginnen, dich zu fragen: Gibt es etwas, das nach meiner Aufmerksamkeit ruft?
Und hier ein paar Ideen für schöne Rituale
Rituale vor und nach der Chemo oder Bestrahlung
Probiere es gerne aus und hab Spaß dabei. Setz dich nicht unter Zwang, wenn du merkst, dass das nichts für dich ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine oder andere Ritual etwas für dich ist und dir gut tun wird. 💫 Hast du schon einmal von der Wolfsstunde gehört? Ein mysteriöses Zeitfenster zwischen 3 und 4 Uhr morgens, in dem viele von uns plötzlich wach werden und mit einer Fülle von Gedanken und Emotionen konfrontiert werden. Die Wolfsstunde, auch bekannt als die Stunde der Seele, ist eine Zeit, die seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen beflügelt hat. Es ist jene magische Zeit in der Nacht, die laut Legenden und Mythen eine besondere Bedeutung hat. Viele Menschen berichten davon, dass sie regelmäßig zwischen 3 und 4 Uhr morgens aufwachen, manchmal ohne ersichtlichen Grund. Doch was steckt hinter diesem Phänomen? Hinter dem nächtlichen Erwachen zwischen 3:00 Uhr und 4:00 Uhr verbirgt sich ein faszinierendes medizinisches Phänomen. Dieses Aufwachen ist eng mit unserem Hormonhaushalt verbunden, insbesondere mit dem komplexen Zusammenspiel von Melatonin, Serotonin und Cortisol. Ein Blick hinter die Kulissen unseres Schlafs zeigt die komplexe Physiologie dieses lebenswichtigen Prozesses. Der Schlaf besteht aus verschiedenen Zyklen, darunter der Non-REM-Schlaf und der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement). Diese Zyklen wiederholen sich mehrmals pro Nacht, wobei Hormone und neuronale Schaltkreise zusammenwirken, um unseren Schlaf-Wach-Rhythmus zu steuern. Melatonin, das Schlafhormon, wird von der Zirbeldrüse produziert und steuert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, indem es abends und nachts ansteigt, um den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Adenosin fördert die Schläfrigkeit und baut sich während des Wachseins im Gehirn auf, während Cortisol normalerweise am Abend und in der Nacht abnimmt, um den Schlaf zu fördern. Das Wachstumshormon Somatotropin wird vor allem während des Tiefschlafs ausgeschüttet und spielt eine Rolle bei der Regeneration des Körpers. Serotonin, ein Neurotransmitter, reguliert Stimmung und Schlaf. Ein Ungleichgewicht dieses Neurotransmitters kann zu Schlafproblemen führen. Und jetzt kommt die Erklärung: Gegen 3:00 Uhr morgens sinkt die Körpertemperatur im Schlaf deutlich ab, während der Melatonin-Spiegel hoch ist und der Cortisol- und Serotonin-Spiegel niedrig sind. Dieses Ungleichgewicht kann zu Schlafproblemen führen, da die beruhigende Wirkung von Cortisol (nur im Übermaß ist Cortisol schädigend!) und der stimmungsaufhellende Effekt von Serotonin fehlen. Schlafforscher bezeichnen diese Stunde zwischen 3:00 Uhr und 4:00 Uhr morgens als „Wolfsstunde“. Diese Bezeichnung stammt vermutlich aus der Antike und beschreibt die Zeit in der tiefsten Nacht, in der außer den nachtaktiven Wölfen kaum jemand wach ist. In der Zeit, eben während der Wolfsstunde, verringert sich die Durchblutung des Gehirns leicht, was uns anfälliger für negative Emotionen wie Angst, Pessimismus und eine erhöhte Empfindlichkeit macht. Deshalb haben Menschen, die während der Wolfsstunde aufwachen, oft Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen, und neigen dazu, negative Gedanken zu haben. Vielleicht kennst du das auch? Gerade wenn man nachts aufwacht, geht das Gedankenkarussel zum Krebs wieder los und ist nur schwer zu stoppen. Was kannst du tun? Hier die Schnell-Tipps: Atmen Dass Atmen gut tut, hast du sicherlich schon häufig gehört, auch von mir. Das hat damit zu tun, dass das Atmen tatsächlich eine wissenschaftlich erwiesene Methode ist, um Körper und Geist zu beruhigen. Deshalb greife ich das Thema auch immer wieder gerne auf. Mir gefällt die Quadrat Atmung sehr gut: Stelle dir ein Quadrat vor. In Gedanken atmest du eine Seite des Quadrats entlang EIN und zählst dabei bis vier. Dann atmest du die nächste Seite des Quadrats entlang AUS und zählst wieder bis vier. Dann einatmend die nächste Seite des Quadrats, wieder bis vier zählen. Und dann wieder ausatmend die letzte Seite des Quadrats bis vier zählend. Das kannst du beliebig oft wiederholen. Tagebuch schreiben Wenn dich quälende Gedanken plagen, schreibe sie auf. Wer mich kennt weiß, dass ich immer sage: raus aus dem Kopf, rauf aufs Papier. Bringe deine Gedanken, Sorgen und alles, was dich beschäftigt auf Papier. Das kann deine Gedanken sortieren und dir eine andere Perspektive geben. Vielleicht erkennst du sogar, dass deine Gedanken und Ängste womöglich gar nicht wahr und nicht eingetreten sind. Das kann dich beruhigen. Lesen Meine Psychoonkologin hat mir damals erzählt, sie lese, wenn sie nicht schlafen könne, langweilige Studien zu ihrem Fachgebiet. Das sei so langweilig, dass sie dann schnell einschlafen könne. Nun hat nicht jeder langweilige Studien parat, die man nachts lesen könnte, aber eine Zeitschrift tut es vielleicht auch schon. Ein Buch geht natürlich auch, nur keinen spannenden und wachhaltenden Krimi oder Thriller. Musik hören Vielleicht magst du etwas beruhigende Musik hören? Musik, die man häufig bei der Massage oder Kosmetik hört, SPA Musik. Oder leichte klassische Klänge. Naturgeräusche wie Regen oder Meeresrauschen können auch sehr beruhigend sein. Auch eine Gute-Nacht-Geschichte (gibt es auf Apps) ist sehr schön. Beten Das mag sich jetzt vielleicht seltsam anhören, aber ja, ich bete dann. Zu Gott, dem Universum, zu Engel, einer göttlichen Energie - wie auch immer du diese nennen willst - sprich zu dieser Macht. Ich erzähle dann, wie der Tag so war und was mich beschäftigt. Oft schlafe ich tatsächlich dabei ein. Aufstehen Wenn alles nichts hilft, dann stehe ruhig auf. Trinke einen Schluck Wasser, schnappe am offenen Fenster etwas frische Luft und beschäftige dich mit etwas, z.B. Wäsche zusammenlegen oder etwas aufräumen. Achte nur darauf, dass du kein grelles Licht einschaltest, da dich das auf Hallo-wach programmiert. Nicht schlafen zu können kann ziemlich zermürbend sein. Das kenne ich auch. Setze dich nicht unter Druck. Du musst auch nicht schlafen, dann ruhe einfach nur. Das ist okay. Und nächste Nacht wird es ganz sicher besser werden. Du siehst, dass es sehr vielen Menschen so geht, dass sie nachts wach werden und nicht gut einschlafen können. Du bist also nicht allein, verbinde dich im Geiste mit diesen Menschen. Hier meine kleine Überraschung für dich: 🎁 Wenn du ganz viele Schlaf Tipps möchtest, dann schenke ich dir meine Kleine Schlaffibel - Schluss mit Schäfchenzählen. Ich habe darin sehr viele Tipps liebevoll zusammen getragen. Da wird bestimmt der eine oder andere Tipp dabei sein, der dir gut helfen kann. Du kannst dir die Schlaf Fibel hier herunterladen. Viel Spaß beim Lesen und süße Träume 💫.
Quellen:
https://www.geo.de/wissen/gesundheit/wolfsstunde--deshalb-wachen-wir-nachts-um-3-uhr-haeufig-auf-31822898.html (aufgerufen am 05.05.24) https://www.ptaheute.de/wissen-am-hv/wissen-am-hv-schlafstoerungen/wolfsstunde-wieso-wir-nachts-aufwachen (aufgerufen am 05.05.24) https://www.forschung-und-wissen.de/magazin/wolfsstunde-wieso-wachen-menschen-nachts-auf-13378809 (aufgerufen am 05.05.24) Heute muss ich mal die Werbetrommel rühren, weil ich mir gestern die neue Netflix Doku mit dem Titel "Hack Your Health: Secrets of Your Gut" (auf Deutsch: Hack your Health: Die Geheimnisse unserer Verdauung) angesehen habe.
Ich muss sagen: ich bin begeistert. Überwiegend erklärt Ärztin und Autorin Giulia Enders - die auch das Buch „Darm mit Charme“ geschrieben hat (ein geniales und lesenswertes Buch), wie die Welt des Darm Mikrobioms funktioniert. Auch auch andere Experten wie Forscher und Autor Tim Spector, Mikrobiologe Justin Sonnenburg, Mikrobiologin Erica Sonnenburg, Neuropsychologin Annie Gupta, Mikrobieller Ökologe Jack Gilbert und Mikrobiologe Asshish Jha kommen zu Wort. Sehr witzig und anschaulich wird mit kleinen, herzigen Filzbakterien die geheimnisvolle Welt des Darms erklärt. Da hat man die Bakterien gleich doppelt lieb. Ich jedenfalls habe am Bildschirm „geklebt“. Aber vielleicht erst einmal ein paar interessante Fakten zu deinem Darm. Wusstest du das? Darf ich vorstellen: Dein Darm (oft vernachlässigt und unterschätzt) Dein Darm ist der VIP-Bereich in deinem Bauch, der dafür sorgt, dass nur die besten Nährstoffe in deinen Blutkreislauf kommen. Dieser schlauchförmige Muskel, gefaltet wie ein Origami-Kunstwerk, besteht aus Dünn- und Dickdarm. Der Dünndarm ist das Genie, das aus komplexen Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten einfache Zucker, Aminosäuren und Fettsäuren zaubert. Dabei hilft ein Cocktail aus Verdauungssäften, Gallenflüssigkeit und Darmsekret – ein echtes Chemielabor im Miniformat. Der Dickdarm, der trägere Cousin des Dünndarms, aber genauso wichtig, kümmert sich hauptsächlich um das Recycling von Wasser und Gallensäuren und die Produktion von Vitaminen. Hier wird auch der Restmüll entsorgt – alles, was der Körper nicht braucht, geht raus. Ein paar eindrucksvolle Zahlen zum Darm
Das Mikrobiom – der Star deines inneren Ökosystems In deinem Darm lebt das Mikrobiom, ein buntes Völkchen von 100 Billionen Mikroben, die wie eine Rockband aus 500 verschiedenen Arten zusammenspielen. Jeder hat sein eigenes Mikrobiom, vererbt von Mama durch vaginale Geburt und beeinflusst durch unseren Lebensstil: was isst du? Wen hast du geküsst? Welche Orte hast du bereist? Hast du ein Haustier? Stress? Diese Mikroben sind nicht nur nützlich, sondern auch kleine Alchemisten, die Glückshormone wie Dopamin und Serotonin produzieren. Auch deine Gemütsstimmung hängt von deinem Mikrobiom ab. Karate im Immunzentrum Dein Darm ist die Kaserne deines Immunsystems. Hier werden 80 % der Immunzellen wie kleine Karatekämpfer trainiert, um dich vor fiesen Eindringlingen zu schützen. Die Darmflora hilft dabei und eine intakte Darmbarriere sorgt dafür, dass nur die Guten ins Blut gelangen. Das darmassoziierte Immunsystem (GALT) ist wie ein Geheimdienst, der Fremdstoffe markiert und eliminiert, bevor sie größeren Schaden anrichten können. Ein gesunder Darm bedeutet also ein starkes Immunsystem. No-gos für den Darm Was mag dein Darm nicht? Ganz klar: Fast Food, Zucker (auch Weißmehl Produkte), stark verarbeitete Nahrung, schlechte Fette (gesättigte Fettsäuren), Stress, Schlaf- und Bewegungsmangel, Essen schlingen und nicht ordentlich kauen sowie zu viel Snacking können deinem Darm ganz schön zusetzen. Eine gestörte Darmflora kann das Risiko für viele Krankheiten erhöhen und bestehende Probleme verschlimmern. Hier sind einige der wichtigsten: Verdauungsstörungen: Reizdarmsyndrom (RDS): Eine häufige Störung, die durch Bauchschmerzen, Blähungen und veränderte Stuhlgewohnheiten gekennzeichnet ist. Eine Dysbiose im Darm, also ein Ungleichgewicht im Darm, kann die Symptome verschlimmern. Entzündliche Darmerkrankungen (IBD): Dazu gehören Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom kann zu chronischen Entzündungen und Gewebeschäden im Darm führen. Metabolische Erkrankungen: Fettleibigkeit: Es gibt Hinweise darauf, dass das Mikrobiom den Energiehaushalt und die Fettablagerung im Körper beeinflusst. Eine unausgewogene Darmflora kann zur Gewichtszunahme beitragen. Typ-2-Diabetes: Eine gestörte Darmflora kann die Insulinresistenz erhöhen und das Risiko für Typ-2-Diabetes steigern. Immunerkrankungen: Allergien: Ein ungesundes Mikrobiom kann das Immunsystem überreagieren lassen, was zu Allergien und Asthma führen kann. Autoimmunerkrankungen: Krankheiten wie rheumatoide Arthritis und Multiple Sklerose werden ebenfalls mit einer gestörten Darmflora in Verbindung gebracht. Psychische Störungen: Depressionen und Angststörungen: Die sogenannte Darm-Hirn-Achse zeigt, dass das Mikrobiom einen Einfluss auf das Gehirn und die Stimmung hat. Eine Dysbiose kann das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen. Neurologische Erkrankungen: Parkinson-Krankheit: Es wird vermutet, dass eine gestörte Darmflora die Entwicklung und den Verlauf von Parkinson beeinflussen kann. Krebs: Darmkrebs: Eine Dysbiose kann zu Entzündungen und Veränderungen in den Zellen der Darmwand führen, was das Risiko für Darmkrebs erhöhen kann. Brustkrebs (aufgepasst!): Studien haben gezeigt, dass ein gestörtes Mikrobiom das Wachstum und die Aggressivität von Brustkrebs beeinflussen kann. Wer es genauer wissen möchte, hier zwei Studien zu diesem Thema: Claire Buchta Rosean, Melanie R Rutkowski et al. Pre-existing commensal dysbiosis is a host-intrinsic regulator of tissue inflammation and tumor cell dissemination in hormone receptor-positive breast cancer. Cancer Research, 2019, canres.3464.2018 DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-18-3464 https://cancerres.aacrjournals.org/content/79/14/3662 University of Virginia Health System, Unhealthy gut promotes spread of breast cancer: Disrupting gut bacteria had profound, sustained effects, making cancer more aggressive, ScienceDaily, 10. Juni 2019, https://www.sciencedaily.com/releases/2019/06/190610111539.htm Giulia Enders erklärt, dass hochverarbeitete Lebensmittel vom Magen und Dünndarm so schnell aufgenommen werden, dass die Verdauung als „stressiges Ereignis“ beschrieben werden kann. Dabei muss der Körper rasch mit einem starken Anstieg des Blutzuckers umgehen. Er weiß gar nicht in der Eile, wohin mit dem ganzen Zucker (Giulia Enders fuchtelt wild mit den Armen). Im Vergleich dazu verläuft die Verdauung von Obst und Gemüse mit reichlich Ballaststoffen langsamer und bietet den Darmmikroben mehr Zeit, sich an der Nahrung zu laben. Diese Mikroben sind äußerst nützlich, da sie bei der Verdauung helfen, Entzündungen reduzieren, das Immunsystem trainieren, Hormone regulieren und dem Gehirn signalisieren, ob wir satt sind. Sehr wichtig. Was mag der Darm? Dein Darm liebt Ballaststoffe, viel Wasser, regelmäßige Bewegung und wenig Stress. Hört sich nach Urlaub an. Kleine Helfer wie Anis, Kümmel, Fenchel und Bauchmassagen können bei Beschwerden Wunder wirken. So kannst du dein Mikrobiom verbessern Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Ernährung der entscheidende Faktor für die Vielfalt deiner mikrobiellen Gemeinschaft ist. Giulia Enders vergleicht ein gesundes Mikrobiom mit einem biodiversen Wald: Man kann nicht nur ein paar gesunde Pflanzen einsetzen und erwarten, dass sich alles ändert. Ein Wald benötigt ein Gleichgewicht aus Pflanzen, Licht, Wasser und Nährstoffen, um zu funktionieren. Ähnlich brauchen Darmmikroben täglich eine gewisse Menge an Ballaststoffen aus Obst und Gemüse, um zu gedeihen. Die DGE empfiehlt 30 g Ballaststoffe pro Tag, mehr als die meisten Menschen zu sich nehmen, in der Regel um die 20 g. Hochverarbeitete Lebensmittel enthalten oft kaum Ballaststoffe. Was passiert, wenn du nicht genug Ballaststoffe isst? Der Mikrobiologe Justin Sonnenburg sagt in der Doku: „Wenn du deine Darmmikroben nicht mit genügend Ballaststoffen versorgst, beginnen sie, dich zu essen“. Giulia Enders erklärt weiter, dass eine schützende Schleimschicht zwischen den Darmwänden und dem Blutkreislauf liegt, die den Nährstoffaustausch ermöglicht, aber auch die Mikroben zurückhält. Wenn den Mikroben jedoch die Nahrung ausgeht, fangen sie an, die Schleimschicht zu verzehren, was zu chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen führen kann. Leaky Gut lässt grüßen. Um ein vielfältigeres Mikrobiom zu erreichen, sollte man langsam eine größere Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln in die Ernährung einführen. Dein Darm mag es - wie die Welt nun mal ist - bunt und vielfältig. 🌈 Vielfalt in der Ernährung ist das A und O für die Darmgesundheit „Jeden Tag denselben Grünkohlsalat zu essen, ist nicht so gesund, wie man denkt. Je vielfältiger deine Ernährung, desto reicher wird dein Mikrobiom und desto mehr Bakterienarten sind in deinem Darm vorhanden“, erklärt Jack Gilbert, mikrobielle Ökologe an der University of California San Diego. Mikrobielle Vielfalt im Darm ist mit besserer Darmgesundheit und Gesundheit im Allgemeinen verbunden. Der Verzehr von Vollwertkost mit Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten, stellt sicher, dass du eine breite Palette an Nährstoffen erhältst, die für die allgemeine Gesundheit und eine optimale Darmfunktion notwendig sind. „Es geht nicht darum, Dinge einzuschränken“, fügt Tim Spector, genetischer Epidemiologe am King’s College London, hinzu. „Es geht darum, deine Auswahl an möglichen Lebensmitteln zu erweitern.“ Und hier der Kicker... Dr. Annie Gupta hat einen einfachen, aber den Non-plus-ultra Ratschlag: Zählen! Ihr Mantra lautet: ABC - Always be counting. Aber keine Kalorien. Sie empfiehlt, jede Woche 20 - 30 Darmschmeichler in den Ernährungsplan einzubauen. Also 20 - 30 verschiedenes Obst und Gemüse. Die Zahl hat mich zunächst ehrlich gesagt erschreckt. Ich fragte mich, schaffe ich das, pro Woche 20 - 30 verschiedene darmfreundliche Nahrungsmittel zu mir zu nehmen? Ich weiß nicht, wie dir es damit geht, aber ich musste das sofort durchrechnen und habe mir aufgeschrieben, was ich so im Laufe der Woche zu mir genommen habe. Dabei bin ich auf 18 gekommen. Nun ja, auch bei einer Gesundheitsberaterin ist da wohl noch Luft nach oben. Wie kann das gehen mit den 20 -30 darmfreundlichen Nahrungsmittel? Hier ein paar Ideen (die ich wohl auch beherzigen sollte), wie du Abwechslung und eben die 20 - 30 verschiedenen Darmschmeichler in deinen Speiseplan bringen kannst: Frühstück
Mittagessen
Snack
Abendessen
Was noch?
So schaffen wir locker die empfohlenen 20 - 30 Darmschmeichler die Woche. Fazit Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, aber mich inspirieren solche Dokus wie auch "Hack Your Health: The Secrets of Your Gut" total. Es zeigt mir immer wieder, wie einfach es doch sein kann, sich etwas um die eigene Gesundheit zu kümmern und vor allem welche Vorzüge das für meinen Körper hat. Warum machen wir alles so kompliziert? Wer hat damit angefangen, uns vorzuschreiben, welche Ernährungsweise die Richtige ist? Muss doch gar nicht sein. Und wir müssen auch nicht der letzten Diät und Ernährungsempfehlung hinterher rennen, um letzten Endes zu erkennen, dass wir das im hektischen Alltag nicht aufrecht erhalten können. Manchmal wünsche ich mir, in einer Zeitmaschine zurück in meine Kindheit zu reisen und zu fühlen und zu schmecken, wie es damals war, was wir gegessen haben (ja, Toast Hawaii und Flair - wer erinnert sich? - gehörte dazu).
Ich glaube, mit den wenigen und einfachen Regeln fährt man schon ganz gut. Auch finde ich die Erkenntnis großartig, sein Nahrungsrepertoire zu erweitern anstelle es einzuengen. Denn kommt mehr Gutes, wird das Schlechte verdrängt. So verhält es sich auch übrigens mit den Darmbakterien: die guten Darmbakterien verdrängen die schlechten Darmbakterien. Unser Mikrobiom kann sich binnen 24 Stunden nach dem Essen verändern - je nachdem was wir gegessen haben - entweder in die eine oder die andere Richtung. Das entscheiden wir ganz allein. Wieviele Darmschmeichler schaffst du die Woche? Erzähle es mir, ich bin gespannt. Schwanger nach Brustkrebs: Drei Viertel der Betroffenen werden nach der Diagnose schwanger
Eine neue Studie gibt Hoffnung für Frauen, die nach einer Brustkrebsdiagnose (Stadium I bis III) schwanger werden möchten. Laut dieser Studie, präsentiert von Kimia Sorouri vom Dana-Farber Cancer Institute, gelingt es fast drei Viertel der betroffenen Frauen, schwanger zu werden. Die Studie ist besonders bedeutend, weil sie die erste ihrer Art ist, die über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren nachbeobachtet wurde und Patientinnen mit verschiedenen Brustkrebssubtypen einschloss. Studienüberblick: 1.213 Frauen, diagnostiziert zwischen 2006 und 2016, nahmen teil. Sie waren zum Zeitpunkt der Diagnose 40 Jahre oder jünger. Ausgeschlossen waren Frauen mit metastasiertem Brustkrebs. Ergebnisse:
Einflussfaktoren:
Keine Rolle spielten:
Bedeutung der Studie: Diese Ergebnisse sind von großer Bedeutung für die Beratung jüngerer Brustkrebspatientinnen. Sie unterstreichen, wie wichtig der Zugang zu Maßnahmen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit ist. Auf jeden Fall schenkt die Studie vielen Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose neue Hoffnung, eine Familie zu planen. Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151657/Schwangerschaft-nach-Brustkrebs-ist-moeglich?rt=f960175a835d01443f984775708f038d (aufgerufen am 04.06.2024) Buch Tipp: How not to Age - Dr. Michael Greger
Ich habe mir kürzlich auf meiner USA Reise das Buch „How not to Age“ - von Dr. Michael Greger gekauft, das sich mit Langlebigkeit und Vitalität beschäftigt. Dr. Michael Greger ist ein renommierter amerikanischer Arzt und Ernährungswissenschaftler und hat schon eine ganze Reihe an Büchern „How not to…“ herausgebracht. Das bekannteste ist wahrscheinlich „How not to Die“ - auf Deutsch ebenfalls „How not to Die“, aber mit dem Untertitel „Entdecken Sie Nahrungsmittel, die Ihr Leben verlängern - und bewiesenermaßen Krankheiten vorbeugen und heilen.“ Auch hier ging es darum, den frühzeitigen Tod verursacht durch die häufigsten 15 Todesursachen der westlichen Welt mit einem gesunden Lebensstil zu verhindern. Ebenfalls ein sehr lesenswertes Buch! Das Thema Langlebigkeit finde ich sehr spannend und beschäftigt mich schon seit längerer Zeit. In erster Linie geht es bei der Langlebigkeitsforschung nicht darum, alt wie Methusalem zu werden, sondern gesund zu altern. Egal, wieviele Lebensjahre uns vergönnt sind. Und nachdem ich eine Brustkrebserkrankung überstanden und bisher überlebt habe, ist mein Streben nach Gesundheit noch größer und zu meiner Maxime geworden. Also möchte ich gerne mit euch kurz und knackig teilen, was Dr. Greger schreibt und was wir tun können, um gesund und munter alt zu werden. Einführung Altern ist ein Thema, das uns alle betrifft. Ab dem Zeitpunkt unserer Geburt altern wir. In jungen Jahren ist das nicht so ersichtlich, aber spätestens ab der zweiten Lebenshälfte merken wir es immer mehr. Die ersten Falten werden sichtbar und es zwickt mal hier, mal da. Aber was wäre, wenn wir den Alterungsprozess verlangsamen oder sogar umkehren könnten? Es gibt Statistiken, die aufzeigen, dass ältere Menschen im Durchschnitt die letzten 16 Jahre vor ihrem Lebensende an mehreren chronischen Erkrankungen leiden, viele Medikamente einnehmen müssen und dadurch oft stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind. Es geht also nicht um Quantität - also mehr Lebensjahre, sondern um die Qualität der Lebenszeit, um möglichst bis kurz vor dem Tod gesund und aktiv zu bleiben. In seinem Buch "How Not to Age" teilt Dr. Michael Greger wissenschaftlich fundierte Strategien zur Förderung der Langlebigkeit und Gesundheit. Mit seiner typischen Mischung aus Humor und fundiertem Wissen nimmt er uns mit auf eine Reise durch die neuesten Erkenntnisse der Alters- und Krebsforschung. Ärzte haben das Altern lange Zeit wie eine Krankheit behandelt, doch älter zu werden muss nicht zwangsläufig mit zunehmenden Krankheiten einhergehen. Es gibt elf Alterungsprozesse in unseren Körperzellen, die Dr. Greger sehr ausführlich beschreibt, und wir können jeden von ihnen beeinflussen. Zum Beispiel kann die Autophagie, ein Prozess zur Wiederverwertung von Zellabfall, durch Spermidin angeregt werden, das in Lebensmitteln wie Tempeh, Pilzen und Weizenkeimen vorkommt. Seneszente "Zombie"-Zellen, die Entzündungen fördern und mit vielen altersbedingten Krankheiten in Verbindung stehen, können teilweise durch quercetinreiche Nahrungsmittel wie Zwiebeln, Äpfel und Grünkohl beseitigt werden. Und wir können dem Alterungsprozess entgegenwirken, ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Wie sollte es anders sein: Ernährung als Schlüssel zur Langlebigkeit Dr. Greger betont die Bedeutung einer pflanzlichen Ernährung für die Förderung eines langen und gesunden Lebens. Eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann das Risiko chronischer Krankheiten wie Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs erheblich verringern. Durch den Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel und tierische Produkte kann man die Zellalterung verlangsamen und die allgemeine Gesundheit verbessern. Bewegung und körperliche Aktivität Bewegung ist ein weiterer wichtiger Faktor, um den Alterungsprozess zu verlangsamen. Dr. Greger empfiehlt regelmäßige körperliche Aktivität, einschließlich Ausdauertraining, Krafttraining und Dehnübungen. Schon moderate Bewegung bringt erhebliche gesundheitliche Vorteile, darunter die Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit, die Stärkung der Muskulatur und die Förderung der kognitiven Funktion. Stressbewältigung und mentale Gesundheit Chronischer Stress kann den Alterungsprozess beschleunigen und das Risiko für verschiedene Krankheiten, einschließlich Krebs, erhöhen. Dr. Greger betont die Bedeutung von Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Yoga und Achtsamkeit. Diese Praktiken können helfen, den Cortisolspiegel zu senken, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Schlaf und Erholung Guter Schlaf ist unerlässlich für die Gesundheit und Langlebigkeit. Dr. Greger erläutert, wie wichtig es ist, eine gute Schlafhygiene zu praktizieren und ausreichend, qualitativ hochwertigen Schlaf zu bekommen. Schlafmangel ist mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen verbunden, einschließlich Fettleibigkeit, Diabetes, Herzkrankheiten und kognitivem Verfall. Soziale Verbindungen und Gemeinschaft Starke soziale Bindungen und ein unterstützendes soziales Netzwerk sind ebenfalls wichtige Faktoren für ein langes und gesundes Leben. Menschen mit engen sozialen Beziehungen leben länger und sind weniger anfällig für psychische und physische Gesundheitsprobleme. Dr. Greger ermutigt dazu, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen und sich aktiv in Gemeinschaften einzubringen. Empfohlene Nahrungsmittel Dr. Greger empfiehlt bestimmte Nahrungsmittel, die zur Förderung der Gesundheit und Langlebigkeit beitragen:
Empfohlene Nahrungsergänzungsmittel Um mögliche Nährstofflücken zu schließen, empfiehlt Dr. Greger folgende Nahrungsergänzungsmittel:
Krebsprävention, insbesondere Brustkrebs Dr. Greger behandelt ausführlich das Thema Krebsprävention. Eine pflanzliche Ernährung und ein gesunder Lebensstil können das Risiko, an Krebs zu erkranken, erheblich senken. Hier sind einige seiner wichtigsten Empfehlungen:
Auch hier sind regelmäßige Bewegung, die Vermeidung von Schadstoffen und effektive Stressbewältigung weitere Schlüssel zur Krebsprävention. Chronischer Stress kann das Immunsystem schwächen und das Krebsrisiko erhöhen, weshalb Techniken wie Meditation und Yoga hilfreich sind. Fazit Dr. Michael Gregers Buch "How Not to Age" beschreibt wissenschaftlich sehr fundiert und mit Studien untermauert, wie Alterung funktioniert und welche Alterungsprozesse sich im Körper abspielen. Das ist zum Teil sehr anspruchsvoll und kann den Leser (auch mich) stellenweise etwas überfordern. Trotzdem lohnt es sich, dranzubleiben. Denn das Buch bietet eine umfassende Anleitung zur Förderung der Langlebigkeit und Gesundheit durch eine Kombination aus gesunder Ernährung und Lebensstiländerungen. Eine pflanzliche Ernährung, regelmäßige Bewegung, effektive Stressbewältigung, ausreichender Schlaf und starke soziale Verbindungen sind die Schlüsselelemente, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und das Krebsrisiko, auch das von Brustkrebs, zu senken. Im Grunde genommen sind das alles keine neuen Erkenntnisse, sondern sind die Dinge, die wir eigentlich schon kennen und wissen. Unser Lebensstil hat auf ALLE chronischen Erkrankungen Auswirkungen, egal ob Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Diabetes, Demenz und Alzheimer oder Erkrankungen des Muskel-Skelett Systems. Wir können also viele Fliegen (Erkrankungen) mit einer Klappe (gesundem Lebensstil) schlagen. Wie genial ist das denn! Das Buch erinnert uns daran, was einen gesunden Lebensstil ausmacht und dass die Investition darin es uns Wert sein sollte, unserer Gesundheit zu Liebe, unserem Wohlbefinden und damit wir noch in späten Jahren unser Leben in vollen Zügen aktiv genießen können. Im besten Falle ohne Medikamente und ohne Rollator. Wie Dr. Greger es ausdrückt: „Was nützt ein längeres Leben, wenn man es nicht in vollen Zügen genießen kann?“ Und stellt interessanterweise fest, dass die Genetik nur etwa 15-30 % der Lebenserwartung ausmacht. Der Lebensstil kann unsere Lebensspanne und Vitalität erheblich beeinflussen. Das Buch von Dr. Michael Greger heißt auf Deutsch: „How Not to Age: Jung bleiben und immer gesünder werden“ - Gebundene Ausgabe im Piper Verlag - und erscheint in Deutschland am 31.05.2024. Wenn du Dr. Greger in Persona sehen möchtest und seiner tollen Präsentation zum Thema Altern lauschen möchtest (nur auf englisch), dann schau mal hier rein: https://nutritionfacts.org/book/how-not-to-age/ Sehr empfehlenswert! Das habe ich heute bei aerzteblatt.de gelesen und dachte, ich teile das mal mit euch:
Eine neue Studie aus Skandinavien, veröffentlicht im New England Journal of Medicine, zeigt, dass bei Frauen im frühen Stadium von Brustkrebs, wenn im Ultraschall keine verdächtigen Lymphknoten gefunden werden, eine Operation zur Entfernung von Lymphknoten in der Achselhöhle vermieden werden kann, selbst wenn in den sogenannten Wächterlymphknoten bis zu 2 Metastasen entdeckt werden. Diese Erkenntnis beruht auf der langjährigen Entwicklung in der Behandlung von Brustkrebs. Früher wurden alle Frauen, bei denen Tumorzellen in den Wächterlymphknoten gefunden wurden, einer umfassenden Operation unterzogen. Doch seit den 1990er-Jahren hat sich dies geändert, besonders nach der Z0011-Studie des American College of Surgeons Oncology Group im Jahr 2011 und der AMAROS-Studie der European Organization for Research and Treatment of Cancer 2014. Die neue SENOMAC-Studie, gestartet vom Karolinska Institut in Stockholm, bestätigt diese Entwicklung. Über 2500 Frauen mit frühem Brustkrebs nahmen teil. Diejenigen, bei denen im Ultraschall keine verdächtigen Lymphknoten gefunden wurden, aber in den Wächterlymphknoten bis zu 2 Metastasen entdeckt wurden, wurden randomisiert entweder einer Lymphknotenentfernung in der Achselhöhle unterzogen oder nicht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Fehlen der Lymphknotenentfernung die Überlebensrate nach 5 Jahren nicht verschlechterte. Interessanterweise wurden bei Frauen, die sich der Entfernung unterzogen hatten, in vielen Fällen auch entfernte Metastasen gefunden, was darauf hindeutet, dass diese Metastasen auch bei Frauen ohne Entfernung vorhanden sein könnten. Zusammenfassend zeigt die SENOMAC-Studie, dass bei Frauen mit frühem Brustkrebs und bis zu 2 Metastasen in den Wächterlymphknoten, aber ohne verdächtige Lymphknoten im Ultraschall, auf die komplette Entfernung der Lymphknoten in der Achselhöhle verzichtet werden kann. Die Studie bestätigt, dass der Verzicht auf diese Operation die Überlebensrate nicht beeinträchtigt und möglicherweise unnötige invasive Eingriffe und damit verbundene Komplikationen vermeidet. Gelesen am 27.04.24 bei aerzteblatt.de https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/150451/Brustkrebs-Axilladissektion-bei-bis-zu-zwei-Metastasen-im-Waechterlymphknoten-verzichtbar?rt=f960175a835d01443f984775708f038d Weitere Quellen: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2313487 Was wäre, wenn morgen wieder die Sonne aufgeht?
Stell dir vor, wir könnten die Welt um uns herum mit anderen Augen sehen. Was wäre, wenn wir es schaffen würden, selbst in den dunkelsten Momenten einen Silberstreif am Horizont zu erkennen? Was wäre, wenn wir die Kraft besäßen, unsere Krebs Brille abzusetzen und voller Zuversicht in die Zukunft zu blicken? Nach der Diagnose Brustkrebs fällt das ungemein schwer. Ich weiß. Wir malen uns eher Horror Szenarien aus und verstricken uns immer mehr in den Tiefen unserer düsteren Gedanken. Unser Gehirn reagiert eben besonders gut auf möglich Gefahren. Das steckt evolutionsbedingt in unseren Genen und dient dazu, uns auf Gefahren aufmerksam zu machen und uns davor zu schützen. Manchmal kann das auch eine echte Last sein. Ich habe mir schon oft gewünscht, unbekümmerter zu sein. Aber überlege mal, was wäre, wenn…
Wäre das alles nicht großartig? Dürfen wir wegen der Krebs Diagnose per se nicht optimistisch in die Zukunft schauen? Ich habe oft das Gefühl, dass wenn man (zu) optimistisch ist, ein großes ABER… hinterherkommt. ABER, der Krebs könnte ja wiederkommen. ABER, du weißt ja nicht, wie es für dich ausgeht. ABER du könntest ja auch daran sterben. Das große ABER müssen nicht mal andere Menschen um uns herum sagen, oft denken wir es doch selbst. Warum eigentlich? Fahren wir dann nicht mit angezogener Handbremse durchs Leben? Leben wir dann unser Leben wirklich so wie wir es wollen? Oder begrenzen wir uns dadurch? Ich weiß noch, dass ich kurz nach meiner Diagnose dachte, ein hübsches neues Kleid kaufen oder zum Friseur gehen? Brauch ich vielleicht alles nicht mehr. Will ich nicht, weil eventuell überlebe ich das nicht, und dann brauch ich kein Kleid mehr und die Haare sind auch egal. Schade eigentlich, oder? Ich kann es dir nicht verdenken, mir fehlte auch lange Zeit die "Jetzt-erst-recht-Mentalität". Ist das Leben oder schon Sterben? Letzteres wollen wir auf keinen Fall. Und trotzdem leben wir manchmal so als wäre morgen schon alles vorbei. Natürlich endet das Leben irgendwann einmal, keine Frage. Nur wissen wir gar nicht, wann das sein wird. Wir stehen alle in der Reihe an, um ins Licht zu gehen. Aber wir wissen nicht, an welcher Stelle wir stehen. Derweil wir anstehen, könnten wir doch die Zeit prima zum Leben nutzen und uns fragen:
Aber vielleicht auch:
Ich lade dich ein, dir über Folgendes Gedanken zu machen:
Genieße deine Lebens-Reise, mach das, was du schon immer machen wolltest. Trau dich, zu denken: Alles wird gut. Und morgen wird garantiert wieder die Sonne ☀️aufgehen. „Wie kann ich wieder zuversichtlich werden? Ich möchte gerne wieder mehr Zuversicht in mein Leben lassen.“ - Das sagte mir neulich eine Frau, die ich letztes Jahr während ihrer Behandlung begleitet hatte.
Sie hat alles gut überstanden und geht inzwischen wieder arbeiten. Eigentlich ist doch alles gut. Möchte man meinen. Und das denken auch viele Menschen in unserem Umfeld: Behandlung abgeschlossen, alles wieder gut, alles beim Alten. Die Wahrheit ist aber, dass dem ganz oft so nicht ist. Nichts ist im alten Sinne gut, denn mit dem Krebs trat eine gravierende Veränderung in unser Leben. Sowohl körperlich, viele haben noch mit Neben- und Nachwirkungen der Chemo, Bestrahlung oder der Anti-Hormon-Therapie zu tun. Aber auch mental: Ängste, der Krebs könne wiederkommen, ploppen immer wieder hoch. Entweder im nächtlichen Gedankenkarussel, wenn wir mal wieder nicht schlafen können, bei der Nachsorge (Hoffentlich ist da nichts…) oder wir von traurigen Schicksalen von Menschen mit Krebs hören. Das macht was mit uns. Wie also können wir jemals wieder zuversichtlich sein? Zuversicht haben, dass der Krebs nicht wieder auftaucht, dass die Behandlung super gewirkt hat und wir nie wieder damit zu tun haben werden. Das wäre Garantie. Aber Garantie kann uns niemand geben. Für nichts in der Welt gibt es Garantie. Wer kann uns garantieren, dass nächstes Jahr die Welt noch steht? Auch das nicht. Garantie gibt es allenfalls auf den Fernseher, den wir gekauft haben (aber auch nicht unbegrenzt). Etwas anders sieht es mit der Zuversicht aus. Zuversicht ist eine positive Einstellung und Überzeugung, dass man den Herausforderungen des Lebens gewachsen ist und dass Dinge letztendlich gut werden können, auch wenn sie aktuell schwierig erscheinen. Es ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden, und die Gewissheit, dass es trotz Rückschlägen gut wird. Vielleicht helfen dir diese Gedanken, zuversichtlich(er) zu werden:
Ich weiß, es ist nicht immer einfach und vielleicht denkst du, die (also ich) hat gut reden. Auch ich bin nicht vor Ängsten gefeit, das wird wohl auch nicht ganz weggehen. Aber ich habe gelernt, besser damit umzugehen. Und das gibt mir Zuversicht. Ich denke, wir dürfen zuversichtlich sein. Denn, und das sage ich mir immer wieder:
Wenn das nicht alles gute Gründe sind, um zuversichtlich zu sein. Ist doch eine ganze Menge. Zum Schluss noch eins meiner Lieblings Zitate und ein wunderschönes Bild, das du dir gerne in deinen Gedanken abspeichern magst, um es immer wieder abzurufen: „Angst klopfte an die Tür. Zuversicht öffnete - niemand da.“ Ich wünsche dir ganz viel Zuversicht. Nimm sie dir - soviel du brauchst. Vielleicht erinnert ihr euch noch? Im Mai 2022 habe ich in meinem Podcast mit Antje über ihre Teilnahme an der Adaptlate Studie gesprochen. Damals stand sie noch ganz am Anfang der Studie. Nochmal zur Erinnerung: In der Studie „ADAPTlate“ (Medikament hier Abemaciclib) wird erforscht, ob eine Erweiterung der Antihormontherapie bei Frauen mit einem im Frühstadium behandelten hormonabhängigen Brustkrebs (Hormonrezeptor positiv; HER2-negativ), das Risiko eines Rezidivs bzw. einer Metastasierung vermindern kann. In der ADAPTlate Studie wird also die Kombination einer Antihormontherapie mit einem sogenannten CDK 4/6-Hemmer (Medikamente: Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib) untersucht. Immer wieder fragen mich Frauen, wie ist es eigentlich mit Antje weitergegangen? Nimmt sie noch an der Studie teil? Wie ist es ihr damit ergangen? Antje war so lieb und gibt euch ein sehr interessantes und sehr ehrliches Feedback zu ihrer Studienteilnahme, die sie inzwischen beendet hat. An dieser Stelle ein ganz großes DANKESCHÖN 🙏 an Antje, die sich die Zeit genommen hat, ihre persönlichen Erfahrungen mit uns zu teilen, damit möglichst viele Frauen davon profitieren können. Lest selbst! Antje schreibt (02/2024): Nachdem sich ab Sommer 2022 die Nebenwirkungen des Abemaciclib auf ein wenig merkliches Ausmaß eingepegelt hatten, kam ich im Großen und Ganzen sehr gut zurecht. Ich hatte meinen Fokus auch auf Anderes zu legen, galt es doch einen Umzug zurück nach Bayern, einen neuen Job und das Einleben für die Familie zu regeln.
Der neue Lebensabschnitt lief und läuft täglich besser – oft vergaß ich das K-Thema zeitweise komplett (habe am 17.5.2023 meinen Diagnose-Jahrestag echt total verschwitzt 😊). Die täglich zweimal Abemaciclib zum Tamoxifen dazu und auch die Fahrten nach Ulm alle 3 Monate für Blutbild- und Studienverlaufs-Kontrollen waren total Routine geworden. Schade fand ich, dass es mir nicht möglich war, ins die ebenfalls bei ADAPTlate teilnehmende Klinik in München zu wechseln. Eigentlich kein großer Akt bei den meisten Studien, hatte der auftraggebende Pharmakonzern das hier aber scheinbar komplett vergessen, im Studiendesign zu regeln und festzulegen. Die 150 Kilometer je hin und zurück von unserem neuen Wohnort aus habe ich dann aber doch auf meine Kappe genommen – immerhin bin ich ja dankbar für diese Möglichkeit. Ich frage mich manchmal, ob ich anders entschieden hätte, wäre ich nicht im Medikamentenarm gelandet, denn einfach zum Quartalsmäßigen Besuch und Hallosagen diese Strecke zu fahren, finde ich schon heftig unlogisch. Da ich das vielversprechende und vor allem teure Medikament jedoch erhielt, verspürte ich die gesamte Zeit über eine gewisse Verpflichtung zu Dankbarkeit und auch zum „Durchziehen“... Denn ich wollte ja jedes Prozent Risikoreduzierung mitnehmen. Zumindest konnte ich erreichen, dass ich bei den Terminen alle 3 Monate dort auch jede 3. Zoladex-Monatsspritze und die halbjährlichen Bisphosphonat-Infusionen gleich „miterledigen“ konnte. Ab September 2023 schien es meinem Körper und insbesondere meinem Magen-Darmtrakt und dem Immunsystem dann aber irgendwie doch zu viel zu werden. Etwa so wie bei meiner Chemo, die als Einzel-Woche eigentlich immer ganz okay zu verkraften war, wo sich am Ende die Nebenwirkungen und die eher kleineren und mittleren Zipperlein dann ganz schön heftig hochsummiert hatten. Innerhalb kürzerer Zeit hatte ich mehrmals stärkere Magen-Darm-Probleme (Erbrechen, Krämpfe), mal wie ein Virus, mal wie ein Darmstillstand (so die Verdachtsdiagnosen). Einige Tage mit Magensonde und eine laparoskopische Bauchspiegelung habe ich auch noch mitgenommen, doch bis auf eine nicht unbedeutende Menge Bauchwasser, das zwar histologisch unauffällig war, fand man nichts und auch keine Ursache. Nach 2 Wochen Pause vom Abemaciclib bin ich dann zunächst dosisreduziert wieder gestartet und war im November zurück auf der vollen Dosis von 150-0-150. Bis ich kurz vor Weihnachten mit einer Kombi aus Magen-Darmvirus und meiner allerersten!!! Corona-Infektion erneut in der Klinik landete. Diesmal rauschten auch meine Leukozyten und Neutrophilen dermaßen in den Keller … sogar unter den Wert meiner EC-Chemos damals, so dass ich allein deswegen stationär bleiben musste. Auch hatte ich erneut Bauchwasser. Daraufhin brach das Studienzentrum für mich die ADAPlate Studie per Telefongespräch ab (das nennt sich EOT= end of treatment). Noch bis Februar 2024 wäre meine reguläre Medikamentangabe gegangen, doch so war das wohl einfach zu riskant. Im Januar hatte ich erneut eine Episode mit Erbrechen und Krämpfen. Sollte ich mir in dieser Zeit einfach wegen meinem geschwächten Immunsystem einen Virus nach den anderen eingefangen haben oder steckt da doch mehr dahinter? Momentan scheinen sich meine Blutwerte und insgesamt mein Körper aber ganz gut zu erholen. Sowohl das Studienzentrum, bei dem ich im Januar und Februar jeweils noch zu Nachgesprächen und Blutkontrollen war, als auch mein Hausarzt und Gastroenterologe gehen davon aus, dass der Körper einfach am Limit des aufnehmbaren Abemaciclibs angekommen war. ☹ Und dabei hatte ich nicht einmal wirklich mit Durchfällen zu kämpfen, der Nebenwirkung, die viele haben und die mir als höchstwahrscheinlich vorausgesagt wurde. Derzeit stehe ich auf Beobachtungsstatus – auch meine Blutwerte soll ich weiter in engem Abstand vom Hausarzt kontrollieren lassen, ich achte etwas mehr darauf, was ich esse, und höre auf meinen Bauch. Noch zweimal im Abstand von 6 Monaten gibt es in Ulm Nachbesprechungstermine. Ein Abschlussbericht inklusive Empfehlung für die weitere endokrine Therapie wurde mir ebenfalls für die kommenden Tage versprochen. Ich hoffe, mein Körper erholt sich weiterhin schnell – angeblich braucht es ca. 3-5 Monate, bis das Medikament abgebaut ist. Ganz ausschließen wollte man jedoch nicht, dass das Abemaciclib selten auch einzelne chronische Beschwerden auslösen könnte. Ich bleibe weiter wachsam, aber positiv, dass sich alles wieder einruckeln wird. Als Fazit zu meiner Studienteilnahme kann ich momentan einfach nur sagen, dass ich sehr froh und dankbar für die Chance bin, und auch etwas stolz – denn auch ein EOT–Beitrag bringt ja wichtige Erkenntnisse und die Nebenwirkungen wurden ja allesamt gut dokumentiert. Wenn dies bedeutet, dass Patient:innen mit frühem, hormonrezeptorpositivem, her2neu-negativem Brustkrebs dann eventuell eine etwas geringere Dosis als Standard empfohlen werden wird, wir jedoch insgesamt longterm davon profitieren, dann will ich gern Teil dieser Ergebnisse gewesen sein. Geht bitte positiv an medikamentöse Studienteilnahmen heran – es kann sehr wohl eine Chance sein, Hoffnung machen, das Gewissen beruhigen alles unternommen zu haben. Achtet jedoch gut darauf, mit wieviel Nebenwirkungen – die es bei jeder solcher Studie zwangsläufig gibt – ihr für euch akzeptieren möchtet. Und lasst euch gut vom eigenen Ärztenetz beraten und auch von den Studienärzten. Auch wenn keine Uniklinik einen Studienabbruch gern möchte, die Ärzte dort entscheiden immer aus besten medizinischen und menschlichen Kriterien gemeinsam mit euch, sollten Nebenwirkungen Gesundheit und Lebensqualität zu stark beeinträchtigen. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute! Liebe Grüße Antje Stell dir vor oder vielleicht hast du es selbst so erlebt:
Du bist in der AHB. Es geht dir gut und die Menschen um dich herum sind super nett und positiv gestimmt. Die meisten haben ihre Krebstherapie hinter sich, mehr oder weniger gut gemeistert und blicken nach vorn. Jede ist froh, dass die kräftezehrende und zermürbende Therapie vorbei ist. Dann setzt sich beim Mittagessen eine Frau an deinen Tisch und teilt allen am Tisch sitzenden Frauen (ohne gefragt worden zu sein) als allererstes mit, dass es ihr nicht gut ginge und sie nach nur kurzer Zeit einen Rückfall und erneut Brustkrebs und Metastasen habe. Was fühlst du? Macht dir das Angst? Fühlst du mit der Frau? Wie gehst du damit um? Die Geschichte hat sich so tatsächlich ereignet als ich vor gut 10 Jahren zu meiner AHB war. Und ich glaube, sie passiert so immer wieder. Und vielleicht hast du selbst Ähnliches erlebt? Damals blieb mir vor Schrecken fast das Mittagessen im Hals stecken. Meiner anderen Tischnachbarin, mit der ich mich angefreundet hatte, ebenso. Wir schauten uns gegenseitig mit großen Augen an und verließen unter dem Vorwand anstehender Behandlungstermine vorzeitig den Tisch. Ich konnte es einfach nicht ertragen, wollte das nicht hören. Unsere Gefühle, unsere psychischen Ressourcen waren noch sehr fragil. Sie drohten bei der kleinsten Erschütterung wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu fallen. Mich hat das damals tagelang beschäftigt und ich konnte kaum schlafen. Ich habe mir in meinem Kopfkino vorgestellt, dass ich das bin - mit dem Rezidiv und den Metastasen. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich mich einigermaßen gefangen hatte und nicht ständig daran denken musste. Warum musste diese Frau uns erzählen, dass es ihr nicht gut ging? Ich war aufgewühlt. Im Nachhinein tut mir die Frau mit dem Rezidiv Leid, ich fühle mit ihr. Sie hatte einfach das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Uns zu erzählen, warum sie in der Reha Klinik war und was passiert war. Vielleicht suchte sie Unterstützung, mutmachende Worte. Ich verstehe das. Leider waren wir Frauen, die da in der Klinik beim Mittagessen saßen, mich eingeschlossen, nicht in der Lage, damit umzugehen. Über Rezidive wollten wir nichts hören. Ich mied das Thema wie der Teufel das Weihwasser. Obwohl es für einige Frauen leider Realität ist und ich zugeben muss, dass es die Möglichkeit gibt, wieder daran zu erkranken. Erst später - viel später, Jahre danach, habe ich für mich einen Weg gefunden, mich abzugrenzen. Damit es mich vor Angst nicht verrückt machte, habe ich mir immer wieder gesagt, dass all die traurigen (Rück-)Fälle von Frauen mit Brustkrebs nicht meine Geschichte ist. Ich kenne weder die Art des Krebses (die ja bekanntermaßen immer individuell ist), weder die Behandlung, weder Vorerkrankungen oder andere Risikofaktoren der Betroffenen und niemand weiß, wem und warum so etwas passiert. Das hört sich hart und vielleicht auch gemein an, ich weiß. Aber es ist Selbstschutz. Du wirst immer wieder auf Frauen treffen oder zumindest von ihnen hören, denen es nicht gut geht und einen Rückfall erlitten haben. Lass dich nicht beunruhigen. Das hat nichts mit dir zu tun. Ich kann dir einen Tipp geben, was du dir in solchen Momenten sagen kannst. Im Englischen hört sich das besser an: Observe - don´t absorb. Also sinngemäß: beobachte, nehme es wahr, aber nehme es nicht in dir auf, vereinnahme es nicht und mache es nicht zu Deinem. Mir hilft das. Was hilft dir, besser mit Rückschlägen anderer Frauen umzugehen? Lichtlein Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ein Lichtlein wie ein Stern so klar, es wird Dir leuchten immerdar. Wird zeigen Dir den Weg zurück, den Weg zu einem neuen Glück. Drum glaub daran – verzage nie, es geht schon weiter – irgendwie. Und mit Willen, Kraft und Mut, wird dann alles wieder gut. Du musst nur immer fest dran glauben und lass Dir nur den Mut nie rauben. Es gibt für alles einen Weg, und sei ́s auch nur ein kleiner Steg. Es gibt nun mal nicht nur gute Zeiten, das Leben hat auch schlechte Seiten. Doch wie bist du stolz, wenn Du ́s geschafft, aus Sorgen und Nöten – mit eigener Kraft, herauszukommen, was Du nie geglaubt, da man Dich sooft schon der Hoffnung beraubt. Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben, die lasse Dir bitte, niemals nehmen. Denn wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) Heute möchte ich dir einen kleinen Mutmacher schicken, weil es Weihnachten ist und das Jahr 2023 bald hinter uns liegen wird.
Das Gedicht "Lichtlein" von Rainer Maria Rilke, was ich kürzlich nach langer Zeit wiederentdeckt habe, hat mich sehr berührt. Und ich finde es sooo passend. Passend, wenn du gesundheitliche, berufliche oder welcher Natur auch immer Herausforderungen zu meistern hast. Du weißt, Rilke hat eine besondere Art, mit Worten zu jonglieren und tief in die Seele eines Menschen einzudringen. In "Lichtlein" spricht er von einem kleinen Licht, das in uns leuchtet, selbst wenn die Welt um uns herum dunkel erscheint. Dieses Licht symbolisiert für mich die innere Stärke und den Glauben an uns selbst, auch wenn wir vor scheinbar unüberwindbaren Herausforderungen stehen. In manchen Lebensphasen mögen wir uns verloren fühlen, als ob das Licht in uns erloschen ist. Doch Rilke erinnert uns daran, dass es immer noch da ist, auch wenn es nur schwach brennt. Es ist nie ganz ausgelöscht. Und das ist eine ermutigende Botschaft. Du, meine liebe Freundin, hast dieses besondere Licht in dir. Ich habe gesehen, wie du in schwierigen Zeiten standhaft geblieben bist, wie du dich nicht hast entmutigen lassen. Und das bewundere ich sehr an dir. Du hast die Kraft, in dunklen Momenten das Licht in dir zu finden und es strahlen zu lassen. Wie auch immer dein Jahr 2023 war, welche Höhen und Tiefen du durchlebt hast, denke stets daran, dass du stärker bist, als du denkst, und dass du das Licht in dir immer wieder entfachen kannst. Du kannst alles erreichen, wovon du träumst, solange du an dich selbst glaubst und deine innere Stärke nutzt. Ich wünsche dir wunderschöne Weihnachten und ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2024. Deine Diana 💚 Nimmst du Aromatasehemmer? Letrozol, Anastrozol oder Exemestan zum Beispiel?
Wusstest du, dass sich diese Medikamente negativ auf den Cholesterin Spiegel auswirken können? Ich wusste das ehrlich gesagt lange nicht und habe mich immer über meinen leicht erhöhten Cholesterin Spiegel gewundert, obwohl ich (so gut es geht) fettige Backwaren, Transfette, Fast Food, Fertiggerichte, Fleisch und Wurst, Alkohol und zu viele Süßigkeiten meide. Cholesterin ist an sich nichts Schlechtes, im Gegenteil. Es wird für viele Vorgänge im Körper benötigt, zum Beispiel ist es der Stoff, aus denen unsere Zellmembrane gebildet werden, Hormone werden durch Cholesterin gebildet, es ist die Vorstufe zum Vitamin D und Gallensäuren werden durch Cholesterin gebildet, was für unsere Fettverdauung sehr wichtig ist. Das meiste Cholesterin (80%) stellt der Körper selbst her. Gefährlich wird es, wenn zu viel Cholesterin im Blut unterwegs ist. Insbesondere das LDL (Low Density Lipoprotein), gut zu merken mit „Lass-das-lieber“-Cholesterin, wirkt sich schädlich auf unsere Blutgefäße aus. Es können sich die gefährlichen Plaques bilden, Ablagerungen an den Gefäßwänden, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und schlimmstenfalls zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Dagegen wirkt sich das HDL (High Density Lipoprotein) - gut zu merken mit „Hab-dich-lieb“-Cholesterin, günstig aus, weil es das überschüssige Cholesterin zurück in die Leber transportiert. Daraus werden dann die wichtigen Gallensäuren für die Fettverdauung gebildet. Als günstig gilt ein Gesamtcholesterinwert von unter 200 mg/dl und ein LDL-Cholesterinwert von unter 115 mg/dl. Allerdings spielt das Gesamtcholesterin weniger eine Rolle als das Verhältnis des HDL zum LDL Cholesterin. Das wird in dem sogenannten LDL/HDL-Quotienten ausgedrückt. Dieser errechnet sich mit folgender Formel: Gesamtcholesterin (in mg/dl) dividiert durch HDL-Cholesterin (in mg/dl) = Cholesterinquotient. Je mehr LDL vorhanden ist, desto größer wird der Quotient (ungünstig), je mehr HDL desto kleiner wird der Quotient. Wer keine Risikofaktoren hat, ist mit einem Quotienten von 3,5 gut unterwegs. Menschen mit Risikofaktoren oder die bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben, sollten darunter liegen. Wie kommt es nun, dass bei Einnahme von Aromatasehemmer der Cholesterinspiegel steigt? Das kommt daher, dass Östrogen eine schützende Wirkung auf die Blutgefäße hat, da es das „gute“ Cholesterin - das HDL erhöht und die Aufnahme des Cholesterins aus dem Blut in die Zellen beschleunigt. Herrscht nun Östrogenmangel, sei es durch Menopause oder eben die Einnahme von Aromatasehemmer (mit dem gleichen Effekt), dann verändert sich der Fettstoffwechsel. Das Cholesterin kann nun nicht mehr gut in die Zellen aufgenommen werden, es verbleibt im Blut und der Cholesterinspiegel steigt - ebenso die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb lass bitte regelmäßig deinen Cholesterinspiegel bei deiner Ärztin/deinem Arzt checken. Wie kannst du deinen Cholesterinwert auf natürliche Weise günstig beeinflussen? Schau mal hier, meine TOP 7: Am 31.7.23 jährte sich der 10. Jahrestag als ich meine Diagnose Brustkrebs bekommen habe. Ich erinnere mich noch so gut an diesen heißen Sommertag. Eine Diagnose, die mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat, wo nichts mehr war wie es war und ich von einem Tag auf den nächsten schwer krank war.
Du weißt, wovon ich spreche. Die Zeit der Behandlung und die Jahre danach waren alles andere als einfach: Mastektomie, Chemo, Bestrahlung, Anti-Hormon Therapie, Brustaufbau zunächst mit Implantat, später dann mit Eigengewebe, Gen-Test und engmaschige Nachsorge - bis heute alle drei Monate. Und dazwischen immer wieder die Ängste und die Frage, was, wenn der Krebs zurückkommt? Vor allem nachts oder wenn etwas im Körper zwackt beginnt das Herzklopfen und das Kopfkino . Es ist ein langer Prozess, mit seinem neuen Ich, dem veränderten Körper und den Schnatteraffen im Kopf klarzukommen. Wer mich kennt, weiß, dass ich schon lange beschlossen habe, mich nicht mehr auf 𝐾𝑟𝑎𝑛𝑘ℎ𝑒𝑖𝑡 zu fokussieren, sondern auf GESUNDHEIT ⚕️- so gut ich kann. Vielleicht fragst du dich, was ich mache, um mich auf Gesundheit zu fokussieren. Ich persönlich 💫 esse kein Fleisch mehr 💫 trinke keine Kuhmilch mehr 💫 bewege mich regelmäßig 💫 nehme Vitamin D 💫 habe eine tolle Familie und Freunde, mit denen ich gerne lache 💫 gehe regelmäßig in die Sauna 💫 dusche zum Schluss kalt 💫 mache hin und wieder Intervallfasten 💫 setze mich gerne auf meine „Ruheinsel“ mit einem Kaffee 💫 genieße auch mal ein Stück Kuchen, ein leckeres Eis oder einen Aperol Spritz Ich bin nicht perfekt, das alles gelingt mir auch nicht immer, aber immer wieder. Und mein Weg muss auch nicht deiner sein. Gehe immer deinen eigenen Weg und finde, was dir gut tut. Im Laufe der Jahre bin ich gelassener geworden, die Ängste sind weniger geworden. Ich habe gelernt, meinem Körper wieder zu vertrauen und in ihn hineinzuhorchen. Er hat großartiges geleistet und mich bis hierhin gebracht, wo ich heute bin. Mein Körper und ich sprechen hin und wieder miteinander. Er sagt mir, wenn ich nachjustieren muss, wieder mehr bei mir sein, achtsamer sein sollte. Ich höre auf ihn, denn er hat meistens recht. Ich weiß, dass es auch anders kommen könnte. So wie damals vor 10 Jahren. Und so bin ich einfach dankbar dafür, dass es gerade gut ist. 🙏 Falls du gerade eine schwere und düstere Zeit zu meistern hast, wünsche ich dir all die Kraft und Energie, die dich durch dieses Tal tragen werden. 🌈 Ich möchte dir Mut machen und dich inspirieren, dass es ein Leben nach dem Krebs gibt. Und das muss nicht mal das Schlechteste sein. Hab Vertrauen, dass es gut wird. Zeit heilt eben doch Wunden, manchmal langsam, aber stetig. Das wird! Ich habe noch Kontakt zu den Frauen, die damals zur gleichen Zeit mit mir in Behandlung waren. Wir waren alle in einer Selbsthilfegruppe und treffen uns noch immer regelmäßig einmal im Monat. Sie leben alle noch, es geht ihnen gut. Jede ist wieder in ihrem Leben angekommen. Wie gesagt, 10 Jahre ist das her. Ich hätte mir viele Sorgen ersparen können, hätte ich damals mehr Vertrauen in meinen Körper gehabt. Die vielen "Was wäre wenns" sind nicht eingetreten. Wenn etwas im Körper zwickt, bin ich achtsam und kläre es gegebenenfalls auch bei meinem Onkologen ab, wenn es nicht weggeht. Das ist gut so. Mehr Achtsamkeit, weniger Ängste. Das wäre schön, oder? Du weißt, dass du deine innere Ärztin in dir hast, konsultiere sie ruhig mal. Die weiß nämlich Bescheid. Und sei dir bewusst, dass du mehr für dich selbst tun kannst als zu momentan glaubst. Fange klein an. Jeder Kilometer fängt mit dem ersten Schritt an. Und dann noch einer und vielleicht dann noch einer. Baby Steps - wie immer sage. Wenn du das Gefühl hast, du schaffst es nicht - egal ob körperlich oder mental - hole dir Hilfe. Menschen möchten Menschen helfen. Du musst es aber kundtun, sonst weiß es keiner. Ich wünsche dir für deinen Heilungsweg super viel Kraft, Energie und Vertrauen. Und wenn du mich brauchst, ich bin da. Alles Liebe Diana 💚 Es gibt während und nach der Brustkrebsbehandlung immer wieder Phasen, wo die Ängste vor einem Rezidiv hochkommen und einen fast durchdrehen lassen. Das ist völlig normal und geht den meisten Frauen so. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es mit der Zeit besser wird und du lernen wirst, mit deinen Ängsten besser umzugehen. Niemand kann dir versprechen oder garantieren, dass der Krebs nicht wiederkommt. Aber du kannst einiges für dich tun, damit sich das Risiko verringert. Zu wissen und dir immer wieder klar zu machen, dass du alles in deiner Macht stehende für ein gesundes Leben tust, kann sehr beruhigend sein und dir deine Ängste nehmen. Aktiv zu werden ist immer besser, als sich in der Opferrolle zu fühlen. Mach dir einen Plan für dein gesundes Leben. Du kannst klein anfangen und immer mehr gesunde Gewohnheiten in dein Leben integrieren. Setze realistische Ziele und sei geduldig mit dir selbst. Feiere jeden kleinen Fortschritt und sei stolz auf dich selbst. Wenn es ein Tag mal nicht so gut klappt, mach dich nicht fertig dafür. Am nächsten Tag hast du wieder die Gelegenheit, deine Ziele umzusetzen. Und jeden Tag aufs Neue. Mach deine Gesundheit, dein Wohlbefinden und vor allem deine Bedürfnisse zur obersten Priorität in deinem Leben. Nimm dir die Zeit, dich um dich selbst zu kümmern. Nichts ist wichtiger als du selbst. Hier sind einige Ideen für deinen Plan für ein gesundes Leben. Je mehr Haken zu setzen kannst, um so besser und um so beruhigender für dich. Sport und Bewegung Körperliche Aktivität ist eine absolute TOP Maßnahme, dein Rezidiv Risiko zu senken: Nach Angaben der American Society of Clinical Oncology (ASCO) können Frauen, die sich sportlich betätigen, ihr Brustkrebsrisiko um 30 bis 40 Prozent senken, unabhängig von ihrer familiären Vorbelastung. Das ist genauso wirksam wie ein Medikament! Nur ohne Nebenwirkungen.
Ernährungsempfehlungen Das Thema Ernährung ist ganz schön konfus geworden. Täglich bombardieren uns die Medien mit neuen Diäten oder Ernährungsempfehlungen. Vegan, vegetarisch, Keto, Paleo, Low-Carb, No-Carb - wer soll da noch durchblicken? Ernährung ist zu einer Religion geworden, an die die einen glauben, andere nicht. Finde für dich den richtigen Weg. Was für den einen funktioniert, muss nicht das Richtige für dich sein. Wenn dir das Essen keinen Genuss bereitet, dann ist es eventuell nicht deins. Wo sich aber die meisten Ernährungsprofis einig sind, sind diese Empfehlungen:
Stressabbau Stress macht auf Dauer krank und ist überhaupt nicht cool. Lass dich nicht blenden, wenn dir jemand erzählt, was er noch alles erledigen muss, eine 60 Stunden Woche hat und mit 4 Stunden Schlaf auskommt. Das ist BS. Stress schüttet enorm Cortisol aus, ein Stress-Hormon, das viele Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst und dazu dient, uns kurzfristig Energie zur Verfügung zu stellen. Die Betonung liegt auf kurzfristig. Ist Dauerstress angesagt und der Cortisol Level bleibt hoch, dann können sich körperliche Beschwerden oder auch Erkrankungen entwickeln, z.B. Angstzustände, Depression, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Bluthochdruck oder Muskelverspannungen. Vermeide ungesunden Stressabbau durch Alkohol, Rauchen oder sonstige Drogen. Probiere es besser hiermit:
Laufende medizinische Versorgung und Nachsorge Bei dem Wort Nachsorgeuntersuchungen bekommen wir oft ein mulmiges Gefühl bis hin zur Schnappatmung. Es könnte ja was sein. Genau, das kann sein. Und deshalb ist es ja gerade wichtig, die Nachsorge nicht zu vernachlässigen. Die engmaschige Kontrolle ist die Chance, rechtzeitig ein Rezidiv oder auch andere Erkrankungen zu erkennen. Das ist was Gutes. Je früher etwas entdeckt wird, desto besser die Behandlung bzw. die Heilungschancen. Aber auch Spätfolgen der Brustkrebs Behandlung, wie Fatigue oder Polyneuropathien, können erkannt und bestmöglich behandelt werden. Wenn du eine Anti-Hormon-Therapie machst oder sonstige Medikamente oder Infusionen bekommst, dann versteht sich die ärztliche Betreuung von selbst.
Balance ist das Schlüsselwort und ist super wichtig für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden. Wenn du einige dieser Dinge in dein Leben integrieren kannst, bist du auf gutem Wege, deinen Körper in Balance zu bringen. Feiere nicht das Ziel, sondern jeden kleinen Schritt auf dem Weg dorthin. So bleibst du motiviert. Gebe deinem Körper das, was er braucht, um gesund zu werden und zu bleiben und dein Immunsystem so zu stärken, so dass Krebs & Co. kaum eine Chance haben. Das allein zu wissen, kann dich positiv stimmen und dir helfen, deine Ängste in Schach halten. Alles Liebe, Deine Diana P.S. Wenn du magst, kannst du dir gerne deinen persönlichen Gesundheitsplan ausdrucken. Schau mal hier:
„Ich wollte mich doch nicht mehr stressen lassen, das hatte ich mir so fest vorgenommen. Jetzt bin ich schon wieder im Hamsterrad drin!“
Kennst du diesen Ausspruch? Ich schon. Als ich nach gut einem Jahr nach der Diagnose Brustkrebs an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte, hatte ich mir ganz fest vorgenommen, den Stress, den ich vorher im Büro hatte, nicht mehr zuzulassen oder an mich herankommen zu lassen. Anfangs funktionierte das auch ganz prima. Aber mit der Zeit vergisst man diese Vorsätze und noch schlimmer: man vergisst sich selbst. Das ist spätestens der Zeitpunkt, wo man die Reißleine ziehen sollte. Es sind die Momente im Leben, die alles verändern können. Die Diagnose Krebs ist zweifellos einer dieser Momente. Wenn man mit dieser erschütternden Nachricht konfrontiert wird, ändert sich die Perspektive auf das Leben drastisch. Prioritäten verschieben sich, und plötzlich wird die eigene Gesundheit zur obersten Maxime. Doch was passiert, wenn die Behandlung vorbei ist und man zurück in den Alltag kehrt? Nach einer schweren Erkrankung wie Krebs ist der Wunsch nach einem Neuanfang stark ausgeprägt. Man hat sich geschworen, sich nicht mehr von unwichtigen Dingen stressen zu lassen und sich mehr um sich selbst zu kümmern. Man möchte das Hamsterrad des Lebens verlassen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Doch leider verfallen viele von uns schnell wieder in alte Muster zurück und finden sich erneut im Strudel des Alltagsstresses wieder. Wie also können wir uns daran erinnern, dass wir den ganzen Stress nicht mehr haben wollten und wir uns um uns selbst kümmern sollten? Vielleicht helfen dir diese Tipps:
Viele glauben oder hoffen, dass nach der Akutbehandlung alles ist wie es vorher war. Schließlich haben wir uns so lange nach Normalität gesehnt als wir in der Chemo oder Bestrahlung waren und uns so sehr gewünscht haben, möge es vorbei sein. Die Wahrheit ist aber, dass dem nicht so ist. Natürlich ist das Leben danach ein anderes, nicht zwangsläufig ein schlechteres, aber eben anders. Das weißt du längst. Das wissen aber nicht alle. Es kann gut passieren, dass den Menschen um dich herum, wie zum Beispiel deinen Kollegen, das nicht bewusst ist und die auch nicht weiter darüber nachdenken, dass du dich und dein ganzes Leben verändert haben könnten. Und das nicht nur mental, sondern auch körperlich. Sie nehmen einfach nur wahr „Ah, Diana ist wieder da, wie schön.“ Und das war’s dann. Aber dein Innerstes kennen sie nicht, genauso wenig deine Vorsätze und neu gefassten Prioritäten. Und wir können ihnen das auch nicht zum Vorwurf machen, denn woher sollten sie es wissen, wenn sie es nicht selbst erfahren haben? Vielleicht denken deshalb deine Kollegen oder auch Vorgesetzte, dass du nun wieder voll einsatzfähig und belastbar bist. Und schwups, wieder ein Schwung an Arbeit auf deinem Schreibtisch. Denke an Tipp Nr. 3: Grenzen setzen. Du kannst vielleicht nicht unbedingt Nein zur Arbeit sagen, aber du kannst dir zum Beispiel mehr Zeit für die Aufgaben oder um weitere Unterstützung durch eine Kollegin oder Kollegen erbitten. Das wird dir sicherlich niemand ausschlagen. Im Gegenteil: es erinnert deine Kollegen auch daran, ach stimmt ja, Diana hat eine Krebsbehandlung hinter sich, wir sollten das bedenken. Auf der anderen Seite wollen wir auch nicht unbedingt wie ein rohes Ei behandelt werden und andere so tun, als würde man nichts mehr auf die Reihe bekommen. Du siehst, gar nicht so einfach. Um so wichtiger ist es, dass du dich auf dich und dein Wohlbefinden fokussierst. Ein Neuanfang oder auch "das Hochfahren deiner Systeme" nach einer Krebsdiagnose ist eine Herausforderung, die mit vielen emotionalen Höhen und Tiefen verbunden ist. Wir haben eventuell noch mit Nebenwirkungen zu tun, sind in der engmaschigen Nachsorge und wissen vielleicht gar nicht so recht, wo unser Leben hinsteuern soll. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es normal ist, gelegentlich in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Schließlich sind wir ja Gewohnheitstiere. Der Schlüssel liegt darin, sich immer wieder auf das Ziel zu fokussieren, dass der Stress einen möglichst nicht aufzehrt und sich um sich selbst zu kümmern. Es mag Momente geben, in denen uns das nicht gut gelingt und wir dem Druck erliegen. Natürlich gibt es immer wieder stressige Zeiten im Leben, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir bereits einen langen Weg zurückgelegt haben und dass wir die Kraft haben, unsere eigenen Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen. Eine Krebsdiagnose kann als Weckruf dienen, uns daran zu erinnern, wie wertvoll das Leben ist und wie wichtig es ist, gut für uns selbst zu sorgen. Lassen wir uns nicht von äußeren Faktoren und gesellschaftlichen Erwartungen erdrücken. Setzen wir bewusst Grenzen und nehmen uns die Zeit, die wir brauchen, um uns selbst wieder in den Mittelpunkt der Selbstfürsorge zu stellen und Kraft zu schöpfen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, sich immer wieder daran zu erinnern, dass wir den Stress nicht mehr in unser Leben lassen wollen. Aber je mehr wir uns darauf fokussieren und aktiv daran arbeiten, desto besser werden wir darin, unsere eigene Gesundheit und unser Wohlbefinden zu schützen. Wir haben jeden Tag die Wahl, unserer Gesundheit und unserem Glück die Priorität zu geben, die wir verdienen. So können wir ein erfülltes und ein Leben in Balance führen. Lassen wir uns von unserer inneren Stärke leiten und erinnern wir uns daran, dass wir uns selbst und unserem Wohlbefinden die größte Aufmerksamkeit schulden. Der Stress mag versuchen, sich wieder in unser Leben zu schleichen, aber wir haben die Macht, ihm zu widerstehen und ein Leben zu führen, das im Einklang mit unseren Werten und Bedürfnissen steht. Vielleicht erinnerst du dich noch, als ich im November 2022 über den PINK! Online Kongress berichtet hatte und eine kleine Zusammenfassung darüber gemacht habe. Nun gibt es in der aktuellen Ausgabe des PINK! Magazins ein Interview mit mir ☺️. Das ist für mich eine sehr große Ehre und hat mich sehr gefreut - An der Stelle ein großes Dankeschön an Frau Prof. Dr. Pia Wülfing und dem PINK! Team! 🙏 "Je mehr wir wissen und uns informieren, desto bessere Entscheidungen können wir treffen."
Interview mit Diana Neumann. 23.02.2023 Diana Neumann erkrankte 2013 selbst an Brustkrebs. Heute teilt die selbsternannte ‚Brustkrebslotsin‘ ihre Erfahrungen mit anderen Betroffenen und setzt dabei auf Aufklärung in Form von Selbsthilfe. Wir haben mit Diana fürs PINK! Magazin über ihre Erfahrungen und ihren persönlichen Werkzeugkoffer während ihrer Behandlung gesprochen und sie verrät, warum es für eine bessere Aufklärung bei Brustkrebs aus ihrer Sicht noch viel zu tun gibt. In deinem Blog klärst du nicht nur auf, sondern machst auch Mut und bietest kostenlose Hilfe zur Selbsthilfe an. Was ist deine Intention, warum tust du das? Als ich im Jahr 2013 die Diagnose Brustkrebs erhalten habe, bin ich – wie jede von uns, die betroffen ist – in ein tiefes Loch gefallen. Und obwohl mich meine Familie in der schweren Zeit sehr getragen hat, hatte ich das Gefühl, allein zu sein. Die gutgemeinten Aufmunterungen wie „Du schaffst das schon“ haben mir nicht wirklich geholfen. Als meine Akutbehandlung beendet war und ich wieder arbeiten ging, reifte in mir immer mehr der Gedanke, etwas „Sinnvolles“ tun zu wollen. Ich erinnerte mich an ein Schlüsselerlebnis, das ich im Brustzentrum hatte, als ich nach der Implantat-OP auf meine Papiere wartete. Eine Frau beobachtete mich. Mit meinem Mützchen auf dem Kopf war offensichtlich, dass ich keine Haare hatte. Sie fasste wohl ihren Mut zusammen und sprach mich an. Ob ich Chemo gemacht hätte und wie schlimm es wäre, wollte sie wissen. Ich lächelte sie an und sagte ihr, dass es schlechte Tage gäbe, aber auch viele gute, dass sehr viel gegen die Nebenwirkungen getan würde und es machbar wäre. Mehr Zeit hatten wir nicht, aber ich hörte in dem Moment einen Stein dieser Frau plumpsen, sie schien für den Augenblick beruhigt. Ich denke, ich konnte ihr in dem kurzen Moment ein Fünkchen Mut und Hoffnung geben. Das war ein schönes Gefühl. Nicht jede an Brustkrebs erkrankte Frau möchte sich einer Selbsthilfegruppe anschließen. Entweder gibt es keine oder wenige Angebote oder aber die Frauen befürchten, dass die Gespräche um das Thema Krebs sie emotional runterziehen und sie die „Last“ anderer erkrankter Frauen nicht mittragen möchten. Das ist auch völlig o.k. so. Aber auch sie wollen aufgefangen werden. Möglicherweise ist meine Begleitung für diese Frauen eine gute Alternative. Aus alledem ist die Idee entstanden, dass ich anderen betroffenen Frauen als ihre ganz persönliche Begleiterin zur Seite stehe, ihnen den Funken Mut und Hoffnung gebe, den sie so dringend brauchen, aber auch ganz praktische hilfreiche Tipps, um gut und vor allem aktiv durch die Behandlung zu kommen. Und das entweder in persönlichen Gesprächen oder auch in meinem Blog. Inwieweit hat dir das, was du jetzt tust/anbietest, bei einer eigenen Brustkrebserkrankung geholfen? Ich habe mir damals meinen persönlichen „Werkzeugkoffer“ für die Zeit der Behandlung und auch danach zusammengestellt. Wenn es mir nicht gut ging/geht, überlege ich mir, was ICH tun kann: Atmen, Beten, Meditieren, Tagebuch schreiben, ein Bad nehmen, einen Spaziergang machen, mit jemanden sprechen,... Ich suche immer nach einer Lösung oder einem Weg, der mein Wohlbefinden steigert. Das alles kommt in den Werkzeugkoffer. Ein gutes und sicheres Gefühl mit dem Werkzeugkoffer zu haben, ist mir dabei wichtig. Darauf kann ich, wenn es brenzlig wird, zurückgreifen. Das kann Ängste lindern. Dieses Werkzeug gebe ich gerne weiter. Du bietest auf deiner Homepage unter anderem eine Zusammenfassung des PINK! Kongresses an. Wie kamst du auf PINK! und hättest du gerne während deiner Erkrankung selbst jemanden wie PINK! an deiner Seite gehabt? Ich verfolge die Arbeit von PINK! auf den Social-Media-Kanälen schon länger. Es ist großartig, mit welch großem Engagement ihr euch für Frauen mit Brustkrebs einsetzt, vor allem medizinisch und wissenschaftlich fundiert, und was ihr in der relativ kurzen Zeit, in der es euch gibt, auf die Beine gestellt habt. Sei es die App PINK! Coach, die Patientinnen kostenlos als Begleiter während der Therapie und in der Nachsorge zur Verfügung steht, oder auch der Kongress. Beim Kongress gab es so viele Information und Vorträge, dass es einem schon ganz schwummerig wurde. Deshalb habe ich eine kleine Zusammenfassung von den Themen des Kongresses gemacht, die ich persönlich sehr interessant finde, nämlich die insbesondere Lebensstilfaktoren betreffen. Natürlich hätte ich 2013, als ich die Diagnose bekam, gerne solch eine Unterstützung durch gut aufbereitetes und fundiertes Wissen zum Thema Brustkrebs bekommen und darauf zurückgreifen wollen. Eine App gab es damals nicht. Die meisten betroffenen Frauen beginnen sofort nach der Diagnose, alles zum Thema Brustkrebs zu googlen, was ja auch verständlich ist. Das habe ich auch gemacht. Aber häufig ist es gar nicht so leicht, auf Anhieb wirklich gute und hilfreiche Informationen im Netz zu finden. Vor allem die Beiträge in Krebsforen haben mich mehr erschreckt, als sie mir genutzt hätten. Dann ist es sehr hilfreich, wenn betroffene Frauen ganz schnell auf die Seite von PINK! geraten, sie alles aus einer Hand zum Thema Brustkrebs erfahren und zum Beispiel mit Hilfe der App PINK! Coach einen Fahrplan durch die Behandlung erhalten. Ich habe mir vieles von dem, was heute zu Themen wie Ernährung, Bewegung und Entspannung bekannt ist, noch selbst „erarbeiten“ müssen (was mir aber auch Spaß macht). Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Aufklärung im Zusammenhang mit der Brustkrebserkrankung? Aufklärung ist immer gut. Je mehr wir wissen und uns informieren, desto bessere Entscheidungen können wir treffen. Nicht nur für die Behandlung, sondern auch für unser Leben. Das macht uns stark statt ohnmächtig. Das betrifft sowohl das Bewusstsein für das regelmäßige Abtasten der Brust und der Gang zu den Vorsorgeuntersuchungen, als auch eine gute Selbstfürsorge, zu der für mich auch eine bunte Ernährung und regelmäßige Bewegung gehört, aber auch, immer wieder Ruheinseln für sich zu schaffen und gute soziale Kontakte zu haben. Lebensstilfaktoren sind nicht zu unterschätzen und gehören für mich genauso in die Aufklärung zur Krebsprävention und zur Senkung des Rezidiv-Risikos. Und wie schätzt du selbst als ehemalige Patientin die aktuelle Lage ein, wenn es um diese Aufklärung geht? Inzwischen gibt es schon sehr viel medizinische Aufklärung im Zusammenhang mit Brustkrebs, auch weil auf diesem Gebiet unermüdlich geforscht wird und das Thema in der Gesellschaft bei den vielen jährlich neu erkrankten Frauen sehr präsent ist. Nicht zuletzt, weil sich auch viele betroffene Frauen aus der Öffentlichkeit zeigen und auf die/ihre Erkrankung Brustkrebs aufmerksam machen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass Lebensstilfaktoren noch viel stärker in die Aufklärung mit eingebunden würden, weil der Lebensstil etwas ist, das jede Frau selbst in der Hand hat und ihre Gesundheit und Wohlbefinden damit aktiv unterstützen kann. Was würdest du dir für die Zukunft für an Brustkrebs erkrankten Frauen wünschen, was soll/muss sich ändern? Zum einen würde ich mir wünschen, dass für jede an Brustkrebs erkrankte Frau – wenn sie es denn möchte – eine Brustkrebslotsin oder Begleitung an ihrer Seite stünde. Und dass es dieses Angebot ganz unkompliziert und ohne große Bürokratie über die Brustzentren, Kliniken, Krankenkassen oder auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte gäbe. Vielleicht ähnlich, wie Hebammen schwangere Frauen begleiten, was inzwischen auch selbstverständlich geworden ist. Zum anderen würde ich mir wünschen, dass die Schulmedizin noch viel mehr auf Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung und Entspannung eingeht und komplementäre Behandlungen wohlwollend betrachtet und in die Therapie mit einbezieht. Ich glaube, es tut jeder Frau gut zu wissen, wie viel wir selbst für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden tun können. Aber auch zu wissen, dass wir von einem Sicherheitsnetz umgeben sind, gerade wenn es uns nicht gut geht. Welchen Rat möchtest du Betroffenen noch mitgeben? Auch, wenn es für euch in diesem Augenblick so viele Schattenmomente gibt: Schatten wird von Licht gemacht. Es wird also auch wieder viele lichte Momente geben. Stellt euch euer „Unterstützer-Team“ zusammen, das aus Familie, Freunden, Ärztinnen/Ärzten und Therapeuten besteht, denen ihr vertraut und die an eurer Seite stehen, mit euch an einem Strang ziehen und euch anfeuern und Mut machen. Ihr müsst die Erkrankung nicht allein durchstehen. Holt euch Hilfe! Und denkt dran: Wir alle haben einen inneren Arzt und Selbstheilungskräfte in uns. Denen wollen wir einen ordentlichen Schubs geben! https://www.pink-brustkrebs.de/magazin/interview-brustkrebslotsin-diana-neumann Am Freitag, den 18. November 2022 gab es den ersten PINK! Online Kongress. Gegründet wurde PINK! von der Ärztin und Brustkrebs Spezialistin Frau Prof. Dr. Pia Wülfing. Auf der Homepage gibt es viele gute Beiträge rund um das Thema Brustkrebs, insbesondere zur Diagnose, Therapie und Nachsorge. Alle Informationen sind ärztlich fundiert und leitlinienkonform. Und natürlich steckt auch viel Engagement und Hingabe in der Arbeit von PINK!. Ich finde das auf jeden Fall sehr unterstützenswert. Und so möchte ich dir heute einen kurzen Abriss vom Kongress geben, über die Themen, die ich für sehr wichtig erachte. Natürlich kamen auch andere Themen zur Sprache, wie neue Medikamente, Brustaufbau und Tätowierung, Psychoonkologie und einiges mehr. Das war sehr viel an Information, denn immerhin dauerte der Kongress gute 6 Stunden. Also, hier die Themen, die ich für mich ganz persönlich spannend fand. Ich hoffe, du findest es genauso interessant und kannst vielleicht einige Aspekte für dich mitnehmen. Wenn du mal auf die Homepage von PINK! gehen möchtest, dann klicke gerne hier. Ich habe meine Zusammenfassung des Kongresses grafisch aufbereitet, deshalb kannst du dir gerne die Datei herunterladen und einen Blick auf Themen werfen, wie
Viel Spaß! Und wenn du Fragen hast oder Unterstützung brauchst, dann melde dich gerne bei mir. Deine Diana
Als ich 2013 die Chemo machte, erinnere ich mich noch gut an das 3. Mal, also die dritte Chemo. Ich fühlte mich so elend, nein - keine Übelkeit, aber meine ständigen Ängste vor der nächsten Chemo machten mich total fertig. Ich konnte nicht richtig schlafen, hatte ständig Herzrasen und meine Gedanken kreisten in einer Tour um diese Chemo und wie schlimm alles war. Ich muss dazu sagen, dass ich mich körperlich nie wirklich schlecht gefühlt habe, also ich keine Übelkeit oder sonstige fiesen Nebenwirkungen hatte. Das hielt sich einigermaßen in Grenzen. Natürlich hatte ich nach der Chemo auch immer die „doofen Tage“, an denen ich mich schlapp fühlte, nicht richtig gucken konnte, weil alles verschwommen war oder der Geschmack im Mund bescheiden war und mir nichts schmeckte oder mit Sodbrennen und Völlegefühl zu tun hatte. Nach der 3. EC Gabe (mein Schema waren 4 x EC und danach 4 x Taxol) überlegte ich, die Chemo abzubrechen. Ich wollte einfach nicht mehr. Es schien mir unerträglich, mir noch eine weitere EC geben zu lassen. Mein Gedanke war, die 4. und letzte EC mache ich nicht mehr. Wir können schon jetzt zum Taxol übergehen. Das sollte ja, wie ich gehört hatte, nicht mehr so schlimm sein. Meine Freundin, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war und die in der Behandlung einige Monate Vorsprung hatte, sagte mir sofort als sie das hörte „Das kommt gar nicht in Frage!“ Ich war froh, dass ich sie hatte und mich ausheulen konnte, weil sie wusste, wovon ich spreche. Ihre Worte haben mir damals sehr viel Kraft gegeben und mich ermutigt, weiterzumachen. Ich habe diese Mail noch immer und möchte sie gerne mit dir teilen. Schau mal: Also, was ich dir sagen möchte: Es ist total normal, dass es einen Zeitpunkt geben kann, wo du keine Kraft und keinen Bock mehr auf diesen ganzen Chemo Mist hast und am Liebsten abbrechen würdest.
Wenn du diese Gedanken hast, dann frage dich, was ist es genau, was dich zum Abbrechen bewegen würde? ➡️ Sind es die körperlichen Beschwerden, die dir arg zu Schaffen machen? Übelkeit, Müdigkeit, Sodbrennen, Völlegefühl, Schlappheit, Schlaflosigkeit? Dann spreche bitte mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Dagegen kann man etwas tun. Du kannst dir etwas verschreiben lassen oder aber du versuchst es vielleicht zunächst mit natürlichen Mitteln in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel Ingwer gegen Übelkeit, Bewegung und frische Luft bei Schlappheit und Müdigkeit, bei Sodbrennen einige Mandeln zu einem Brei kauen und runterschlucken, Lavendel zur Beruhigung. ➡️ Oder sind deine Beschwerden mentaler Natur? Gegen eine leichte Depression oder Verstimmung hilft oft auch Bewegung und raus in die Natur. Bei einer schwereren Depression, so wie ich sie damals auch hatte, solltest du unbedingt mit deinen Ärzten oder auch der Psychoonkologin sprechen. Das musst du nicht ertragen. Die können dir mit psychotherapeutischen Gesprächen weiterhelfen. Nimm diese Hilfe auch in Anspruch. Wenn es erforderlich ist und dir hilft, dann bespreche mit den Ärzten auch das Thema Anti-Depressiva. Das ist keine Schande und du wirst davon auch nicht abhängig. Die Brustkrebs-Behandlung ist nun mal eine außergewöhnliche Belastung und Stresssituation, die dem Körper und der Seele viel abverlangt. Ich habe während der Chemo Anti-Depressiva genommen. Ich wollte das (und die Psychoonkologin auch), weil ich jeden Strohhalm brauchte, der mich aus meinen tristen kreisenden Gedanken rausbrachte und mir etwas Lebensfreude zurückgab. Mir hat es während der Chemo Zeit geholfen. Nach meiner Chemo habe ich mich dann wieder aus den Anti-Depressiva ausgeschlichen (Anti-Depressiva dürfen niemals abrupt abgesetzt werden. Beim Ausschleichen wird die Dosis - natürlich immer nur unter ärztlicher Anleitung - schrittweise reduziert. So kann sich das Gehirn leichter auf das neue chemische Gleichgewicht einstellen.) ➡️ Visualisiere positive Bilder, wenn es dich vor jeder Chemo grault, was absolut natürlich und verständlich ist,. Beispiel:
Solche Bilder habe ich mir oft ausgemalt. Das Visualisieren kann dich unterstützen, das Positive in der Chemo zu sehen. Die Kraft der Gedanken ist enorm. Du kannst deiner Fantasie freien Lauf lassen, je verrückter, desto einprägsamer. ➡️ Versuche auch, dich nicht in die Nebenwirkungen hineinzusteigern. Beobachte sie einfach nur, ohne zu werten. Ja, die Nebenwirkungen sind schiete, aber sie gehen auch wieder weg. Das verspreche ich dir. Sage dir, dass alles was ist, nur temporär ist. ➡️ Soziale Kontakte machen stark. Suche Kontakt zu Gleichgesinnten, die dich unterstützen können, so wie mich damals meine Freundin. Das kann natürlich auch die Familie oder eine gute Freundin (ohne Brustkrebs) sein. Ein gutes Unterstützer Team ist in dieser Zeit super wichtig. ➡️ Sorge gut für dich und lass es dir gutgehen. Koche, worauf du Lust hast, gerne mit viel Gemüse. Mache daheim einen Schönheitstag mit einem Bad, einer Gesichtsmaske und einer Mani- und Pediküre. Lies oder höre ein inspirierendes Buch. Gehe raus und verbinde dich mit der Natur. Nimm dir täglich etwas vor, und wenn es auch nur das Ausmisten von Kruschel-Ecken daheim ist oder ein kurzer Spaziergang. ➡️ Überlege dir ein Ziel. Ich habe mir immer gesagt: „Ich will leben. Und ich werde leben.“ Deine Ziele könntest du dir in die berühmte Bucket-List eintragen, also Dinge, die du noch unbedingt in deinem Leben tun und erreichen möchtest. Egal, ob die Reise in die Karibik, Polarlichter sehen, Karneval in Rio feiern, ein Instrument lernen oder eine berufliche Veränderung. Was soll deine Zukunft für dich bereit halten? Schreibe es dir auf jeden Fall auf. ➡️ Glaube an deine Kraft. Sicherlich hast du in deinem Leben schon so einige schwierige Situationen gemeistert. Welche waren das? Erinnere dich daran, denn diese Kraft steckt in dir drin und die kannst du wieder abrufen. Die Argumente, die mir damals meine Freundin aufzeigte, haben mich nachdenklich gemacht und letzten Endes habe ich durchgehalten. Hätte ich verkürzt, hätte ich mich in der Tat stets gefragt, ob die „reduzierte“ Chemo genug und ausreichend gewesen wäre. Würde ich mir Vorwürfe machen, wenn der Krebs zurück käme? Hätte ich immer das mulmige Gefühl beim Wort „Chemo“? Und meine Entscheidung ließe sich dann in der Tat nicht mehr zurück drehen. Das stimmt schon. Darüber muss man sich im Klaren sein, dass es womöglich weitreichende Konsequenzen hätte. Das wissen wir einfach nicht. Sollte es aus medizinischer Sicht notwendig sein, die Chemo abzubrechen, zu verkürzen oder zu pausieren, dann ist das nicht die Frage. Dann ist das so und hat gute Gründe. Darum geht es hier auch nicht. Wie gesagt möchte ich dir nur sagen, dass deine Gedanken total normal sind und ich das gut verstehen kann. Ich kenne viele Frauen - mich eingeschlossen -, die gesagt haben, sie möchten nicht mehr, sie wollen keine Chemo mehr. Aber sie alle haben weitergemacht. Ich kenne keine Frau, die abgebrochen hat. Ob diese Frauen am Ende auch so froh wie ich waren, die Strapazen durchgestanden zu haben? Ich glaube schon. Ich bin dann um den Weihnachtsbaum getanzt. Was machst du, wenn du die Chemo geschafft hast? Vielleicht eine Party oder eine Reise?Schreibe es mir gerne in den Kommentar, ich bin sehr gespannt. Alles Liebe Deine Diana Neulich sprach ich mit einer sehr lieben Dame, die ich schon eine Weile auf ihrem Weg der Heilung begleite. Sie fragte mich: „Diana, ich habe wieder diese Ängste, die ständig hoch kommen. Was kann ich da noch tun?“
Hach, ich weiß, es ist so schwierig und diese Ängste kommen auch immer wieder hoch. Ich kenne das. Die ersten Jahre nach der Diagnose sind abgesehen vom Körperlichen, auch mental schwierig. Ich habe mir schon so oft das Knöpfchen gewünscht, mit der ich diese ständig über mir schwebende Angst ausknipsen könnte. Ich habe ja schon öfter darüber geschrieben, was du gegen Ängste tun kannst. Und letztens auch in meinem Podcast mit Annette darüber gesprochen. Und heute tue ich es wieder, weil es ein so wichtiges Thema ist und wir alle damit zu tun haben und das immer wieder. So habe ich mir dazu wieder meine Gedanken gemacht. Du kannst nichts dafür Also…als erstes: es ist vollkommen normal, diese Ängste zu haben. Das haben wir alle. Das passiert immer wieder, vor allem, wenn ein Nachsorge Termin ansteht, wenn wir ein Ziehen oder einen Schmerz im Körper haben, den wir noch nicht kennen, wenn wir wieder eine traurige Krebs Nachricht in den Medien oder im Bekanntenkreis erfahren haben oder einfach nur so, nachts, wenn wir nicht schlafen können und wir uns über Krankheit, Leid und Tod Gedanken und Sorgen machen. Zweitens: es ist nicht deine Schuld, dass du Angst hast. Du darfst auch nicht denken, du hättest das nicht im Griff. Denn dafür kannst du nichts, so ist nun mal unser Gehirn gepolt. Und eigentlich hat es gute Absichten und will uns nur vor Gefahren schützen. Aber es ist so: alles, was du denkst oder wahrnimmst, wird vom Gehirn interpretiert. Dazu bedient sich unser Gehirn bereits vorhandener Daten, die es abgespeichert hat. Das ist wie eine riesige Datenbank, die sich aus Wissen, Erfahrungen und Erinnerungen zusammensetzt. So hat alles seine Schublade und wir finden uns dadurch in der Welt zurecht. Deine Gedanken oder deine Wahrnehmungen werden also im Gehirn mit allen Daten abgeglichen, die es jemals gespeichert hat, um deine Gedanken oder Wahrnehmungen einordnen zu können, auch deine Erfahrungen und dein Wissen über Krebserkrankungen. Das schafft deine Realität bzw. das, was du für real hältst. Unser Gehirn ist auf Probleme und das Negative fokussiert. Damit will es uns schützen, weil es mitunter um unser Überleben in einer Gefahrensituation gehen könnte. Hier ein kleines Experiment, um dir das zu veranschaulichen. Schau dir folgende Rechenaufgaben an: 2 + 5 = 7 4 - 2 = 2 9 + 1 = 11 6 - 3 = 3 8 + 1 = 9 Was fällt dir auf? Richtig: die dritte Aufgabe ist falsch und das ist dir ganz bestimmt sehr schnell aufgefallen. Du hast aber sehr wahrscheinlich nicht gedacht, dass vier Aufgaben richtig sind. Du hast gedacht: eine Aufgabe ist falsch. Das zeigt sehr deutlich, dass uns falsche Informationen schneller auffallen als richtige, weil wir auf das Negative, das Unrichtige oder eben Probleme fokussiert sind. Auf dieses kleine Experiment übertragen könnten wir jetzt annehmen: Es sind fünf Frauen mit Brustkrebs. Vier Frauen überstehen die Erkrankung und sind gesund. Eine nicht. Worauf ist dein Fokus gerichtet? Was triggert dich mehr? Die vier Frauen, die gesund sind, oder die eine Frau, die leider nicht gesund ist? AHA… siehst du. Ich denke mir deine Antwort, weil ich genauso ticke. Aber ist doch irre, oder? Dass uns die eine kranke Frau mehr triggert als die vier gesunden Frauen. So, nun kannst du vielleicht besser einordnen, warum du Angst hast und woher diese Angst kommt. Wenn du an Krebs denkst, öffnest du die Büchse der Pandora und alles Wissen und Erfahrungen, die du mit dem Thema Krebs verbindest, strömen heraus. Natürlich sind diese erschreckend und ängstigend - keine Frage. Das hat aber nichts mit (deiner) Realität zu tun. Ich hoffe, es hilft dir, zu verstehen, warum du so denkst und Ängste entwickelst. Wie heißt es so schön: „Sie müssen nicht alles glauben, was Sie denken.“ Die Frage nach der Wahrheit Und nun können wir überlegen, welche Ressourcen wir in uns haben, die wir anzapfen können, um aus dem Angst-Karussel raus zu kommen. Natürlich gibt es da die üblichen „Verdächtigen“, was wir tun können, z.B. Achtsamkeit üben, atmen, ablenken, etwas beobachten (z.B. einen Vogel oder Autos), kaltes Wasser trinken oder ins Gesicht spritzen, ins Kissen schreien oder sich mit einer lieben Person austauschen. Meine absolute Lieblings-Frage in solchen Momenten ist aber (du kennst sie vielleicht schon): „Ist das wahr, was ich denke?“ Kannst du mit Sicherheit sagen, dass das, was du denkst, deine Sorge, deine Angst, wahr ist? Vermutlich nicht. Im Angst-Karussel tauchen ganz typische Sätze auf. Sie fangen meist so an: „Was ist, wenn…?“ Was ist, wenn der Krebs wiederkommt? Was ist, wenn ich wieder eine Chemo machen muss? Was ist, wenn ich Schmerzen habe und leiden muss? Was ist, wenn ich bald sterben muss? Du merkst schon, die Sätze stehen im Konjunktiv, der Möglichkeitsform. Das alles ist möglich, aber im Moment ist es nicht so. Das sind dann die „ungelegten Eier“, über die wir so wahnsinnig gerne nachdenken. Aber wo führt das hin? Ins Nichts. Weil, ist ja nicht passiert. Die Gedanken kreisen nur um das eine angstmachende Thema Krebs und wir spielen es immer und immer wieder durch. Das ist wie einen Muskel zu trainieren, Training stärkt den Muskel. Das tun wir auch mit unseren Gedanken. Das hat zwei Dinge zur Folge: wir entwickeln den sogenannten Tunnelblick und die Probleme werden immer größer, größer als sie in der Realität sind. Unsere Wahrnehmung ist eingeschränkt. Und dadurch auch unser Handeln. Wir kennen das, wenn wir uns wie gelähmt fühlen. Die Taschenlampe Übung Ein guter Schritt gegen die Angst ist, genau das zu erkennen und unseren Fokus auf das Positive zu lenken. Ad hoc positiv zu denken fällt immer schwer und ist nicht immer zielführend, deshalb eine kleine Übung für dich: Deinen Fokus kannst du dir wie eine Taschenlampe vorstellen. Du stehst in einem großen Raum, wo alles mögliche drin ist: Schönes, Schlechtes, Wichtiges, Unwichtiges, Wertvolles, Gerümpel, Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühle und und und. Schau mal, was alles in deinem Raum drin steht. Da ist dein Leben drin. Stelle dir nun vor, wie du mit deiner Taschenlampe auf deine Ängste leuchtest. Schaue sie dir ruhig an. Wie sehen sie aus? Haben sie eine Form oder Farbe? Sind sie klein oder groß? Machen sie Geräusche? Sagen sie dir etwas? Beobachte sie und erkenne sie an. Dann drehst du dich mit deiner Taschenlampe und leuchtest nun in eine andere Ecke des Raumes. Was siehst du? Möglichst etwas Schönes aus deinem Leben oder ein gutes Gefühl. Schaue dir auch dieses ganz genau an. Was siehst du nun? Einen lieben vertrauten Menschen, ein Tier, eine schöne Begebenheit? Ist es hell oder leuchtet es? Gibt es dir ein gutes Gefühl? Präge dir das Gefühl gut ein und bewahre es. Deine Ängste sind noch immer in dem Raum, das ist wichtig, weil wegdrücken können wir sie nicht, aber sie stehen nun im Dunkeln. Du siehst sie in diesem Augenblick nicht. Du hast deine Taschenlampe, deinen Fokus, auf etwas anderes gerichtet und blickst nun nicht mehr auf deine Angst, sondern auf etwas Schönes. Ich stelle mir gerade die Taschenlampe vor und wer wie ich in den 80er Jahren im Teenager Alter war, kennt vielleicht noch den Song von dem Sänger Markus (Neue Deutsche Welle) „Kleine Taschenlampe brenn“. Darin singt er: „Kleine Taschenlampe brenn Schreib ´Ich lieb dich in den Himmel` Oh, dann weiß ich es genau, Keine Macht kann uns mehr trennen.“ Ich liebe dieses Lied. Und spontan denke ich, dass das auch eine schöne Übung ist: In Gedanken mit der Taschenlampe „Ich liebe dich“ in den Himmel schreiben. Für dich selbst, an dich gerichtet. Auch Selbstliebe tut gut gegen Ängste. Und auch wenn sich das etwas biblisch anhört, aber da wo Liebe ist, kann keine Furcht sein. Das alles braucht etwas Zeit und funktioniert nicht immer gleich, aber es ist eben wie den Muskel zu trainieren. Auch unsere Gedanken brauchen etwas „Sport“, um stärker und flexibler zu werden. Übung macht den Meister. Ich lade dich ein, meine kleine Übung auszuprobieren. Berichte mir gerne, wie sich die Übung für dich angefühlt hat und ob du damit deinen Fokus verändern konntest. Neulich begleitete ich meine herz-aller-liebste Freundin in den Perückenladen. Sie hatte bereits ihre erste Chemo erhalten, die zweite stand unmittelbar bevor. Und somit auch der Haarverlust.
Eigentlich wollte sie im Internet eine Perücke bestellen, denn sie hatte Angst, in ein Perückengeschäft zu gehen, wie sie mir erzählte. Oh nein, meine Liebe, sagte ich zu ihr, mach das nicht. Lass dich vorher in einem Geschäft für Zweithaar, sprich einem Perückenladen, beraten und probiere mal einige Modelle aus. So kannst du sehen, ob dir das Modell steht und gut sitzt. Also hatte sie einen Termin in dem Laden vereinbart, in dem auch ich schon vor gut 9 Jahren gesessen habe und mir meine Perücke aussuchte. Wir gingen zu Dritt mit einer weiteren Freundin hin. Es war ein lustiges Happening und wir hätten fast vergessen können, dass eine Krebserkrankung der eigentliche Anlass dieses Besuches war. Aber genau das war so schön. Wir haben aus dem Unvermeidlichen das Beste gemacht, und zwar zusammen, drei Freundinnen. Auf jeden Fall möchte ich dir Mut machen und keine Angst vor einem Perückenladen zu haben. Ja, ich weiß, vielleicht denkst du an deine Oma, die das Modell „Pudel“ oder „Mop“ getragen hat, wo jeder sehen konnte, dass das nicht die echten Haare waren und eher peinlich aussah. Ich kenne das auf jeden Fall von meiner Oma so. Aber so ist das nicht mehr. Perücken sind gesellschaftsfähig geworden. Viele Stars tragen Perücken und wir finden das normal. Und inzwischen gibt es so viele tolle Modelle und alle erdenklichen Haarfarben. Es sieht nicht mehr wie ein Helm aus. Auf jeden Fall wurden wir freundlich empfangen und meiner Freundin wurde ein Platz in einer mit einem Vorhang abgetrennten Kabine angeboten. Wir zwei Freundinnen durften dahinter auf der Couch Platz nehmen (es fehlte nur noch der Aperol…, nein, kleiner Scherz). Die freundliche Beraterin schaute sich meine Freundin genau an, wie ihre jetzige Frisur und Farbe war, und fragte, ob sie denn schon eine Vorstellung hätte. Ja, das hatte sie in der Tat. Denn meine Freundin hatte sich schon vorab im Internet im Katalog des hiesigen Geschäftes Perücken angeschaut. Sie zeigte der Beraterin ein Foto, diese möchte sie probieren. Schwups, schon war das Haarteil aus dem Karton geholt und die Beraterin setzte geübt die Perücke auf. WOW! Bingo. Ein Volltreffer. Die Perücke sah an meiner Freundin mega aus. Und so echt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass das nicht ihre echten Haare wären. Und weil man ja nicht gleich das erstbeste Modell nehmen möchte, ohne andere Haarteile probiert zu haben, brachte die Beraterin noch einige andere Modelle mit. Andere Schnitte und verschiedenen Haarfarben (hier ging es um platinblond und normal blond). Aber es blieb tatsächlich beim ersten Modell, das sie probiert hatte. Wir hatten viel Freude zu sehen, wie wohl sich unsere Freundin mit ihren neuen Haaren fühlte. Sie fühlte sich sogar so wohl, dass sie die Perücke gleich aufbehielt. Ich fragte die Beraterin, wie ihre Erfahrung sei, ob es immer so schnell und einfach wäre, ein Haarteil auszusuchen oder ob es auch mal knifflig wäre. Sie sagte, nein, so schnell ginge es nicht immer. Viele Frauen kämen mit einer ganz bestimmten Vorstellung und wären enttäuscht, wenn es nicht so aussehen würde, wie sie sich es vorstellten. Nun, ich denke, letztenendes wird jeder Topf sein Deckelchen finden, sprich jeder Kopf sein Haarteil. Ich hatte ihr außerdem von einem Haarkranz erzählt, den ich damals hatte und viel getragen habe. Das ist ein Kranz mit Haaren. Oben ist wie eine Tonsur, also keine Haare. Diesen Haarkranz trägt man mit Mütze oder Hut, damit die Tonsur, wo keine Haare sind, abgedeckt ist. Der Vorteil ist, dass es mit einem leichten Baumwollmützchen nicht ganz so warm darunter wird. Und es sieht keck aus. Ist mal was anderes. Wenn man Haare und Mütze tragen möchte, so rät die Beraterin davon ab, eine Mütze auf die Perücke aufzusetzen. Sie sagt, wenn man das öfters mache, dann würden die Haare mit der Zeit aufgerieben werden und sich leichter verfilzen. Meine Freundin nahm also den Haarkranz auch noch dazu und suchte sich eine flotte Schiebermütze dafür aus. Sah frisch und frech aus. Außerdem habe ich ihr zu einem leichten Baumwollmützchen für die Nacht geraten. Man staunt, wie kalt es am Kopf ohne Haare werden kann. Nun war meine Freundin wirklich gut ausgestattet und für den bevorstehenden Haarausfall zumindest haartechnisch gewappnet. Das Emotionale will ich hier außen vor lassen, denn darüber habe ich schon mal einen Blog geschrieben (Tschüss Haare - wie du dich auf die Zeit ohne Haare vorbereitest). Vielleicht möchtest du ihn nochmal lesen, wenn du magst. Ich finde es praktisch, verschiedene „Haar-Optionen“ zu haben. Denn nicht jeder Tag ist gleich. Manchmal ist einem die Perücke zu warm oder zu schwer auf dem Kopf. Das ist so, wie mit einem (engen) BH. Wenn man nach Hause kommt, reißt man sich das Teil vom Leib oder wie hier vom Kopf. Dann trägt man lieber Mütze, was in der Regel sich leichter anfühlt. Gerade im Sommer, wenn es sehr warm ist. Zum Schluss wurde meine Freundin von der Beraterin eingewiesen, wie sie das Haarteil zu pflegen hatte. Es gibt extra ein Shampoo und eine Spülung. Am besten legt man die Perücke ins Waschbecken oder in eine Schüssel mit lauwarmen Wasser. Wenn gewaschen und die Spülung raus ist, dann auf ein Handtuch legen und leicht damit ausdrücken. Die Perücke sollte danach auf einem Ständer luftgetrocknet werden. Auf gar keinen Fall darf da mit einem Föhn rangegangen werden, wenn es sich - und das sind die meisten Modelle - um Kunsthaar handelt. Wenn man die Perücke abends wäscht, ist sie am nächsten morgen wieder trocken und frisch. Aber eigentlich - so die Beraterin - müsse man das Haarteil eh nur einmal im Monat waschen. Das würde genügen, wenn man die Perücke nicht rund um die Uhr tragen würde. Die Beraterin sagte auch, dass meine Freundin gerne nochmal wiederkommen könne, wenn die eigenen Haare ausgefallen sind. Denn dann sitzt die Perücke meistens noch etwas anders und kann angepasst werden. Es kann auch noch der Schnitt angepasst werden oder ausgedünnt werden. Das würde man aber am besten sehen, wenn die eigenen Haare weg sind. Der letzte Schritt war die „Bezahlung“. Meine Freundin überreichte ihre Verordnung vom Arzt und die Beraterin übernimmt nun die Abrechnung mit der Krankenkasse. Meine Freundin war glücklich zu hören, dass ihre Krankenkasse über 400 Euro dazu zahlte. Somit war ihre Perücke, der Haarkranz, die Schiebermütze und sogar noch das Baumwollmützchen für die Nacht vollständig von der Krankenkasse abgedeckt. Also, hab keine Angst oder Bedenken in ein Perückengeschäft zu gehen. Die Beraterinnen dort sind in der Regel sehr kompetent und haben viel Erfahrung. Und ganz wichtig Einfühlungsvermögen. Leider kommen noch viel zu viele Frauen in ein Perückengeschäft, weil der Haarverlust durch Chemo droht. Aber zum Glück gibt es die Möglichkeit. Wenn du dich mit deiner Beraterin nicht wohlfühlst, dann bitte eine andere Beraterin hinzu oder gehe in ein anderes Geschäft. Wohlfühlen ist hier das A und O. Sowohl mit der Beraterin im Geschäft als auch mit deinen neuen Haaren. Und nimm dir auch am besten eine oder mehrere Freundinnen mit, vielleicht auch deine Schwester oder Mutter. Jemand, der dir ehrlich sagt, ob das Haarteil gut ausschaut und dir steht. Wichtig: Du darfst dir nicht fremd sein, du musst immer noch DU sein. Wie gesagt, meine Freundin behielt ihre Haare gleich auf, weil sie sich so wohl und fesch damit fühlte. Das waren die Haare, die sich von der Fülle her immer gewünscht hätte, so sagte sie. Und was sie auch noch sagte: „DANKE, liebe Diana, dass du mir dazu geraten hast, in dieses Perückengeschäft zu gehen. Ich fühle mich nun sicherer, wenn es mit dem Haarausfall so weit ist und weiß, dass ich mich mit meiner Perücke wohlfühlen werde und nicht verstecken brauche.“ Hach, wie schön! Zur Feier des Tages gingen wir drei danach frühstücken. Es war ein richtig schöner Vormittag. Wir haben viel gelacht und der Krebs spielte diesmal keine Rolle. Meine Erfahrungen und 6 Tipps für einen strukturierten Tag
Als ich 2013 meine Brustkrebs Diagnose erhalten habe, bin ich erstmal aus dem Hamsterrad gefallen. Mein Leben war bis dahin ziemlich busy. Mein Job machte mir zwar Spaß, aber er rauchte mich oft genug auf. Im Privatleben waren der Mann und die Kinder da, zu dem Zeitpunkt Teenager, was auch nicht immer einfach war. Schule, Sport, Fahrdienst der Kids organisieren, Einkauf, Haushalt usw. Du kennst das! Als ich dann von einem Tag auf den nächsten so richtig schwer krank war, weil es nun schwarz auf weiß als Diagnose auf dem Papier stand, stoppte mein altes Leben. Eben der Rauswurf aus dem Hamsterrad. Was machst du dann bloß den ganzen Tag? Das fragte ich mich. Natürlich gab es die vielen Arzttermine, Blutabnahmen, Kontrollen, Chemo, Bestrahlung oder auch Papierkram mit Behörden, der abgewickelt werden musste. Das hat mich schon auch auf Trab gehalten, aber ich fühlte dennoch eine gewisse Leere in mir. Während andere Frauen ihrem „normalen“ Leben nachgingen, fühlte ich mich auf weiter Flur allein. Niemand hatte Zeit, niemand war da. Mein Mann fuhr (logischerweise) täglich ins Büro. Das Leben ging ja schließlich weiter. Aber was fängt man mit so einem Tag an? So ein Tag kann gefühlt auch ganz schön lang sein. Die ersten Tage, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen war, genauer gesagt beim Wäsche aufhängen schwante es mir, dass das nun für die kommenden Monate mein Schicksal sein würde. Ich fühlte mich auf die Krebsbehandlung und den Haushalt reduziert. Im Krankenhaus noch, im Gespräch mit der Psychoonkologin, die mich auf Station besuchte, prahlte ich auf ihre Nachfrage, was ich mit meiner freien Zeit anfangen würde noch damit, dass ich viele Ideen hätte, um meine Zeit daheim gut auszunutzen. Ich würde all das tun, was ich in den Jahren zuvor aus zeitlichen Gründen nie machen konnte. Zum Beispiel würde ich nun viele Ausflüge unternehmen können. Dort hinfahren, wo ich schon immer mal hin wollte. Ich glaube, die Psychoonkologin schaute etwas skeptisch, aber sie fand es gut, dass ich mich unternehmungslustig zeigte und einen Plan zu haben schien. Naja, so viele Ausflüge wurden es im Nachhinein dann doch nicht. Was mir anfangs fehlte war Struktur. Meinen Tagesablauf neu zu ordnen und zu organisieren. Wie würde ich meinen Alltag organisieren? Was und wieviel konnte ich kräftemäßig selbst erledigen? Wie schaffe ich es, dass mir die Decke nicht auf den Kopf fällt? Den Rahmen für Struktur gab es schon, klar, die Chemo und die damit verbundenen Blutabnahmen jeweils vor und nach der Chemo. Da ich meine Chemo alle zwei Wochen erhielt, war da gar nicht mehr so viel Raum dazwischen. Aber genug Raum, um mich anfangs zu langweilen. Ich schloss mich schnell einer Selbsthilfegruppe mit brustkrebskranken Frauen an, die im Brustzentrum angeboten wurde. Wir waren alles Frauen im ähnlichen Alter und ähnlich gestrickt. Das tat gut. Es tat gut zu erkennen, dass ich gar nicht allein war. So viele nette und zugewandte Frauen, denen es genauso erging wie mir. Der Austausch in der Gruppe darüber, wie es uns ging, welche Zipperlein wir hatten und was wir dagegen machten, unsere Freude darüber, wenn eine Frau die Chemo oder die Bestrahlung geschafft hatte, aber auch die Tränen, wenn der Weg hart war, machte Mut und war unbezahlbar. Ich sehnte die Treffen der Selbsthilfegruppe herbei, die leider nur alle zwei Wochen stattfanden. Aber es war ein fester Termin in meinem Kalender, der mir Halt gab. Nicht nur, weil ich „etwas zu tun hatte“, sondern weil es mir auch mentale Kraft gab. Allmählich fuchste ich mich ein in meinen anfangs schnöden Alltag. Ich erkannte, dass - so schwer und anstrengend die Behandlung auch war - das eigentlich „Quality Time“ oder auch „Me Time“ für mich war. Die Zeit, die ich jetzt hatte, würde ich wahrscheinlich so nie wieder haben (hoffentlich). Die sollte ich gut nutzen, um mich um mich selbst zu kümmern. Endlich. Mein Körper hatte das mit der Erkrankung eingefordert. Da mein Kopf zu dem Zeitpunkt mit Ängsten und kreisenden Gedanken geplagt war, überlegte ich mir Strategien, wie ich am besten damit umgehen konnte. Das würde mir am Besten gelingen, dachte ich, wenn ich meinen Körper stärken und meine Selbstheilungskräfte anschubsen würde. Ich schrieb Tagebuch, machmal wurde daraus auch „Stundenbuch“, weil ich mehrmals am Tag meine Gedanken zu Papier brachte. Ich meditierte, betete, schrieb einen Abschiedsbrief an meinen Krebs, hörte auf Spotify Naturgeräusche, wie Regen, die mich beruhigten. Und ich verschlang viele Bücher, die sich mit der Aktivierung der Selbstheilungskräfte beschäftigten. Das machte mir Mut, weil ich mich bestärkt fühlte, meine Gesundheit aktiv selbst in die Hand zu nehmen. Ich war gar nicht so ausgeliefert wie ich anfangs dachte. Ich allein musste die Verantwortung für mich, meine Gesundheit und meine Genesung übernehmen. Die Ärztinnen und Ärzte unterstützen mich darin, aber ich war die Hauptakteurin. Nur ich selbst konnte mich heilen. Dafür musste ich mich bewusst FÜR das Leben entscheiden. Ich musste Leben WOLLEN. Diesen Impuls bekam ich aus einem Buch von Annette Rexrodt von Fircks, ihrer Erzählung, wie sie ihren Brustkrebs Heilungsweg ging, mich schwer beeindruckte und mir Hoffnung gab. Ich sagte mir jeden Tag: ICH WILL LEBEN. ICH ENTSCHEIDE MICH FÜR DAS LEBEN. Es wurde zu meinem Mantra. Das laut ausgesprochen fühlte sich gut an. Es machte mich stark und half mir über manch hinderliche Klippe während meiner Brustkrebs Behandlung. Das Schöne war, ich machte wieder Pläne für die Zukunft. Ich freute mich auf die Zeit, wenn ich wieder reisen könnte, wenn ich all das hinter mich gebracht hätte, wenn ich körperlich wieder fit wäre, wenn meine Haare inklusive Körperbehaarung wieder wachsen würden, wo und wann ich zur Anschlussheilbehandlung fahren möchte, wann ich wieder arbeiten gehen möchte und letzten Endes, welche Dinge ich in meinem zukünftigen Leben anders machen würde. Ich hatte einen Plan, der mir ebenfalls Struktur gab. Dann kam der Herbst. Ich fing an, das ganze Haus aufzuräumen. Stück für Stück, Schublade für Schublade und Zimmer für Zimmer. Es war als wollte ich nicht nur in meinem Oberstübchen ausmisten und für Ordnung sorgen, sondern auch in meinen richtigen, den materiellen Stübchen. Ich wollte es schön ordentlich haben. Dinge loslassen, Ballast abwerfen. Den mentalen Ballast hatte ich schon losgelassen. Verstrickungen mit der Familie, Ballast aus meiner Kindheit - all das hatte ich so gut es ging aufgelöst. Ich habe alles aufgeschrieben, was mich traurig machte und habe es dann losgelassen wie einen Ballon. Es einfach für sich stehen lassen, ohne noch weiter darin zu wühlen. Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern, aber wir können entscheiden, wie wir mit ihr umgehen wollen. Ob wir uns durch sie einschränken und limitieren lassen, weil wir nicht anders können eben wegen der Vergangenheit oder sie uns ermutigt, Geschehnisse ruhen zu lassen und nicht mehr damit zu hadern. Der Fokus liegt auf der Zukunft. Die Leere, die ich anfangs spürte, wich und füllte sich mit Leben. Ich war nicht nur in meinem Alltag beschäftigt, sondern auch mein Geist erwachte zu neuem Leben. Ich fühlte mich teilweise beflügelt. Was alles in Zukunft möglich wäre - großartig. Na klar ist nicht immer alles großartig. Vor allem die Ängste, der Krebs könne wiederkommen, machten mir sehr zu schaffen. Das ist aber auch o.k. Es ist in Ordnung, Ängsten den nötigen Raum zu geben und sie nicht wegzudrücken (denn sie gehen, um dann mit Verstärkung wiederzukommen). Aber sie dürfen uns nicht beherrschen. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Die Krebsbehandlung ist ein Marathon, kein Sprint. Die Strecke, die wir zu bewältigen haben, will gut geplant und getaktet sein, damit wir uns nicht auf den ersten Metern verausgaben. Gut Ding will Weile haben. Ich sage immer, es ruckelt sich. Alles fällt an seinen Platz, wenn es das soll. Gebe dir die Zeit, die du für Heilung brauchst. Reflektiere dich, deine Gedanken, Gefühle, vielleicht dein bisheriges Leben. Sortiere dich neu. Wer von deinen Freunden oder Familie gibt dir Kraft, wer ist Energiefresser? Möchtest du etwas ändern? Mehr Selbstliebe üben, dich um deinen Körper kümmern, dich mehr bewegen, anders essen? Oder etwas tun, was du schon immer machen wolltest? Ich habe zum Beispiel Ukulele gelernt und eine Tierpatenschaft übernommen. Wollte ich schon immer machen. Nicht nachdenken - drum kümmern und einfach tun! Geht manchmal einfacher als man denkt. Hier sei auch die berühmte Bucket-List erwähnt, eine Liste, auf der du all die Dinge aufschreiben kannst, die du noch unbedingt machen möchtest. Nicht, weil dein Leben bald endet, das wird es nicht, sondern weil wir uns durch die Diagnose ganz klar vor Augen geführt worden ist, dass das Leben endlich ist und wir keine Zeit vergeuden sollten. Aber zurück zur Struktur im Alltag. Wie gesagt, die Diagnose Brustkrebs bringt einen ziemlich aus dem bisherigen Takt des Lebens. Ein neuer Rhythmus muss sich erst einspielen. Wenn du auf der Suche nach einer Struktur für deinen Tagesablauf bist, die dir Halt gibt, könnten diese 6 Tipps vielleicht für dich hilfreich sein:
Morgens solltest du genauso regelmäßig zur selben Zeit aufstehen. Wenn du wach wirst, dann lächle und räkele dich im Bett. Strecke deine verschlafenen Glieder und stehe dann auf. Wenn du magst, dann trinke noch ein Glas lauwarmes Wasser, um deinen Wasserhaushalt wieder aufzufüllen und deine Verdauung in Schwung zu bringen.
Decke den Tisch hübsch, vielleicht zündest du noch eine Kerze an und stellst einen schönen Blumenstrauß auf den Tisch. Durch langsames Essen entsteht noch mehr Genuss und dein Körper hat die Chance, dir rechtzeitig anzuzeigen, wann er satt ist. Eventuell hast du Lust, neue Rezepte oder eine andere Ernährungsweise auszuprobieren, zum Beispiel vegetarisch oder vegan zu essen. Bedenke, dass das, was du oben rein gibst, jede einzelne Zelle in deinem Körper erreicht und dir Energie schenken soll.
2 - 3 Stunden sind hier optimal. Tue etwas, was dir Spaß macht. Schreibe Tagebuch. Deine Gedanken zu Papier zu bringen, bringt Ordnung in deinem Kopf. Mach dir auch immer wieder bewusst, was du schon alles geschafft hast. Auch Zukunftspläne kannst du schmieden und aufschreiben.
Bewegung…
Dafür musst du nicht joggen oder dich zu etwas quälen, was dir keinen Spaß macht. Schon ein strammer Spaziergang oder Treppen rauf und runter laufen reichen schon aus. Mein absoluter Favorit ist: tanzen! Coole Musik an und wild durch den Raum tanzen. Macht so viel Laune. Das tollste an der Bewegung ist, dass es dein Rezidiv Risiko erheblich senkt. Das haben Studien bewiesen. Wenn das nicht schon Grund genug ist. Tanze, laufe, hüpfe, schwimme oder radle dem Krebs einfach davon!
Allein sein ist o.k., aber nicht Einsamkeit. Das ist ein Unterschied. Gerade jetzt brauchst du ein Unterstützer Team. Menschen, die dich durch deine Behandlung tragen, dir Mut machen, Trost spenden, mit dir lachen und weinen und dir zuhören. Auch eine gute Arzt-Patienten-Beziehung trägt zur Genesung erheblich bei. Suche dir ein Spitzen-Arzt-Team, wo du dich gut aufgehoben fühlst. Umgebe dich mit positiven Menschen, verabrede dich oder telefoniere mit ihnen. Suche dir eventuell eine Selbsthilfegruppe mit gleichgesinnten Frauen. Vielleicht kannst du den einen oder anderen Tipp in deinen Tagesablauf einbauen. Mach dir keine Sorgen, wenn du nicht alle Tipps auf einen Schlag umsetzen kannst. Kleine Schritte tun es auch und sind ein Anfang. Versuche dir einige Aktivitäten als Routine in deinen Alltag einzubauen. Das gibt dir Halt und Struktur. Heute bin ich wieder über einen interessanten Artikel in der Apotheken Umschau (Mai 2022) gestolpert. Es geht um das Immunsystem, wie es funktioniert, wie es geschwächt wird, aber auch wie man es stärken kann. In einem Interview wird Frau Prof. Dr. Eva Peters unter anderem gefragt, ob Stress auch bei Krebserkrankungen eine Rolle spielen könnte. Ja, sagt sie, das könnte es und weist auf eine Studie hin, bei der Menschen mit einem Melanom (also schwarzen Hautkrebs), die zusätzlich eine Psychotherapie erhalten hätten, weniger Rückfallquoten und eine bessere Prognose hatten als die Patienten ohne psychologische Betreuung. Das Immunsystem würde durch Stress geschwächt und hätte keine Ressourcen für Reparaturarbeiten, beispielsweise um Krebszellen zu beseitigen. Frau Prof. Eva Peters ist Psychoneuroimmunologin und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems. Längst hat man erkannt, dass Körper, Geist und Seele unmittelbar miteinander verbunden sind und gegenseitige Wechselwirkungen haben. Das Immunsystem arbeitet demnach nicht unabhängig, sondern interagiert mit anderen Systemen des Körpers. Noch vor etlichen Jahren war in der Medizinwelt die Annahme, dass Stress etwas mit Erkrankungen zu tun haben könnte, undenkbar. Der Körper wurde seit der Neuzeit der Medizin eher wie eine Maschine betrachtet und entsprechend behandelt, den man „mechanisch = chirurgisch“ reparieren konnte und wo „Teile“ ausgetauscht und ersetzt werden konnten. Zum Glück gibt es hier seit einiger Zeit ein Umdenken. Die Psychoneuroimmunogie (PNI) ist ein recht junges neues medizinisches Fachgebiet. Insbesondere wird die Auswirkung von Stress auf das Immunsystem erforscht. Wir alle wissen längst, dass sich Stress auf den Körper auswirkt. Wir kennen das Gefühl, vor einer Prüfung aufgeregt zu sein, beim ersten Kuss Herzklopfen zu haben oder so viele Dinge im Alltag erledigen zu müssen, dass wir in Zeitnot geraten und uns total gehetzt und überfordert fühlen. Hin und wieder Stress zu haben ist völlig o.k. und ist unser genetisches Programm, das sich bei unseren Vor-Vor-Vorfahren sehr bewährt hat. Stichwort: Säbelzahntiger. Bei Gefahr werden im Körper Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Dadurch ist man auf Knopfdruck leistungsbereit, der „Kampf-Flucht Reflex“ ist aktiviert. Dein Herz schlägt schneller, du atmest schneller, deine Verdauung wird eingestellt, deine Leber stellt Glucose als Energie für deine Muskeln bereit, deine Pupillen sind erweitert und dein Schmerzempfinden ist herabgesetzt. Alles Dinge, damit du entweder kämpfen oder wegrennen kannst. Wenn die Gefahr gebannt ist, beruhigt sich der Körper auch schnell wieder und alle eingestellten Körperfunktionen laufen wieder an. Problematisch wird es erst, wenn der Stress chronisch wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress als größtes Gesundheitsrisiko des 21. Jahrhunderts benannt. Die Säbelzahntiger sind längst ausgestorben, aber Stress begegnet uns in vielen Facetten und und verschiedenen Lebenslagen: am Arbeitsplatz durch Überforderung, Zeitdruck oder Versagensängste, im privaten Umfeld durch Konflikte in der Familie, Reizüberflutung durch Social Media und Smartphone, ständig präsent und erreichbar zu sein oder durch Doppelbelastung, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Erschöpfung, Burn-out oder eine Depression sind nicht selten Folgen von anhaltendem Stress. Im Rahmen der Forschung in der Psychoneuroimmunologie hat man festgestellt, dass interessanterweise akuter Stress, also kurzzeitiger Stress immun-stimulierend wirkt. Der Körper wird für kurze Zeit leistungsfähiger und die natürlichen Killerzellen werden aktiver. Dagegen schwächt chronischer Stress die Immunabwehr. Hier gehen Forscher der Frage nach, welche Rolle Stress bei der Entstehung von Erkrankungen spielt. Sie fanden heraus, dass chronischer Stress die Aktivität der natürlichen Killerzellen herabsenkt, was zu einem schlechteren Immunschutz führt. Ein schlechter Immunschutz erhöht wiederum das Risiko für Entzündungen im Körper. Autoimmunerkrankungen und vielleicht auch Krebs könnten begünstigt werden. Natürlich spielen beim Krebs viele Faktoren eine Rolle. Man kann nicht unbedingt sagen, nur weil ich Stress hatte, habe ich Krebs bekommen. Ich glaube, so einfach ist das nicht. Aber ich habe trotzdem bei Frauen mit Brustkrebs (mich eingeschlossen) schon die Beobachtung gemacht, dass Emotionen lange unterdrückt wurden, toxische Beziehungen bestanden (sei es Partner:in oder in der Familie) oder dass Frau immer für alle anderen Menschen in ihrem Umfeld da war, aber sie sich nicht um sich selbst und ihre Bedürfnisse gekümmert hat. Kommt dir das bekannt vor? Meine Erfahrung: Ich hatte in den Jahren vor meiner Brustkrebs Diagnose mächtigen Stress: Tod meines Vaters mit emotionalen Verstrickungen, einen Jobwechsel verbunden mit Mobbing, zurück in den alten Job, Überstunden, Doppelbelastung Job und Familie… Die Liste ist lang. Ich habe mich lange nicht um mich und meine Erholung vom Stress gekümmert. Ob mir das den Brustkrebs gebracht hat? Keine Ahnung. Würde aber im Umkehrschluss auch bedeuten, dass ich „Schuld“ an meinem Krebs hätte. Das lasse ich nicht zu. Nichts und niemand hat Schuld. Aber ich achte nun mehr darauf, mein Immunsystem stark zu machen - mich ausgewogen zu ernähren, regelmäßig zu bewegen, Ruhe-Inseln in den Alltag einzubauen, Vitamin D3/K2 und mich und meine Bedürfnisse wichtig zu nehmen. Dazu später mehr. Psychoneuroimmunologen:innen fordern ein Umdenken in der Medizin, da klar ist, dass Körper und Psyche untrennbar miteinander verbunden ist. Diese Erkenntnis hat sich in der Integrativen Medizin niedergeschlagen. In der integrativen Medizin werden schulmedizinische Verfahren mit wissenschaftlich gut untersuchten Heilverfahren kombiniert. Der Patient wird hier nicht auf ein krankes Organ reduziert, sondern Körper und Geist werden ganzheitlich betrachtet. Der Mensch mit all seinen Ressourcen steht im Mittelpunkt. Die Selbstregulation bzw. Selbstheilungskräfte sollen dabei unterstützt werden. Das kann mittels Lebenstilveränderungen und Naturheilkunde erfolgen, aber auch die Stärkung der Arzt-Patienten-Beziehung, Gesundheitsförderung und Prävention spielen eine erhebliche Rolle. So gehen schon einige Brustzentren in der Brustkrebsbehandlung einen integrativen Weg. Ein Beispiel ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin. Hier werden neben der klassischen Schulmedizin wie Operation, Chemo und Bestrahlung, auch die Misteltherapie, Heileurythmie, Rhythmische Massage und Mal- und Musiktherapie in die Behandlung mit einbezogen. Auch die Psyche kommt nicht zu kurz: die erkrankten Frauen werden speziell psychologisch betreut und mit einer Pflegetherapie zusätzlich unterstützt. Pflegetherapie ist „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Patientinnen werden angeleitet, Verrichtungen des täglichen Lebens selbständig bewältigen zu können. Das erfolgt in der Regel nach dem Bobath-Konzept: eine verloren gegangene Bewegungsfähigkeit wird wieder erlernt, sodass die Patientin alltägliche Tätigkeiten ohne Hilfe verrichten kann. Damit sollen Schmerzen und Versteifungen vermieden werden. Gerade nach einer Brust OP sehr wichtig, wie ich meine, um die Schulter-Arm Beweglichkeit zu fördern. Quelle: Hufelandgesellschaft e.V. (Ärztlicher Dachverband für Integrative Medizin)
https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin/gute-beispiele Zurück zur Psychoneuroimmunologie und dem Stress. Wussten wir es doch schon immer, wie immens wichtig es zu sein scheint, chronischen Stress zu vermeiden. Nicht nur fürs Wohlbefinden, sondern auch um unseren natürlichen Killerzellen aktiv zu halten (damit sich nicht noch einmal unbemerkt der „crappy cancer“ breit macht). Aber wie schaffen wir das? Oft merken wir schon nicht mehr, wann wir über das Stress-Ziel hinausgeschossen sind. Der Alltag lässt meistens keine Gelegenheit dazu. Gerade dann ist es wichtig, sich kleine Ruhe-Inseln zu gönnen, um in sich hineinzuhorchen, wie es einem so gerade geht. Vielleicht auch den Tag Revue passieren lassen: was war gut? was ist nicht so gut gelaufen? Wo gab es stressige Situationen? Sich stressige Situationen bewusst zu machen, ist schon der erste Schritt. Vielleicht lässt sich dagegen etwas unternehmen? Zum Beispiel entschleunigen. Den Tag nicht mit Terminen voll zu stopfen, nicht auf hundert Hochzeiten zu tanzen, nicht immer HIER zu schreien, wenn im Job Projekte vergeben werden (auch die Geburtstagsfeier der Kollegin oder den Betriebsausflug zu organisieren). Vielleicht auch Aufgaben einfach delegieren, auch im privaten Bereich (ja, auch Kids können Wäsche aufhängen oder den Geschirrspüler ausräumen ;-). Was hilft sonst noch gegen Dauerstress? Meine TOP 9:
Hier noch zwei tolle Bücher, die ich dir sehr empfehlen kann, wenn du dich mit integrativer Medizin und unseren Selbstheilungskräften beschäftigen möchtest:
Quellen (aufgerufen am 20.5.22 und 21.5.22): Apotheken Umschau, „Wer gestresst ist, erkrankt heftiger und schneller“, Interview mit Frau Prof. Dr. Eva Peters, Ausgabe 1.05.22 https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/wer-gestresst-ist-erkrankt-heftiger-und-schneller-859191.html?utm_source=print&utm_medium=schlusspunkt&utm_campaign=aa22-05_024-027&utm_id=859191 Interview mit Prof. Dr. Tobias Esch: https://www.7mind.de/magazin/tobias-esch-werde-wieder-zum-experten-fuer-deine-gesundheit https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/psychosomatik/psychoneuroimmunologie-100.html (aufgerufen am 19.5.22) https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin/gute-beispiele https://www.havelhoehe.de/brustkrebs.html Für den Fortschritt oder Versuchskaninchen? Eventuell erfüllt dein Brustkrebs Kriterien, um an einer Studie teilzunehmen. Studien, um den Fortschritt in der Medizin voranzutreiben und die Brustkrebs Therapie wirksamer zu machen. Bei Brustkrebs wird viel im Rahmen der medikamentösen Behandlung geforscht. Das schließt Chemotherapie, Anti-Hormon-Therapie, Antikörper Therapie, Immuntherapie oder auch Bestrahlung ein. Wir wissen ja, dass jeder Brustkrebs anders ist und seine ganz eigene Beschaffenheit hat. Deshalb gibt es inzwischen viele zielgerichtete Therapien, die auf die Tumorart maßgeschneidert sind. So wird nicht nach dem Gießkannenprinzip behandelt, sondern zielgerichtet auf den Tumor abgestimmt. Das bringt bessere und verträglichere Behandlungen mit sich. Vielleicht wirst du in der Klinik von einer Studienschwester oder der Ärztin selber angesprochen, dass dein Tumor alle Kriterien erfüllt, um an einer bestimmten Studie teilzunehmen, und ob du Interesse hättest, daran teilzunehmen. Falls du jetzt denkst, äh, ich bin doch kein Versuchskaninchen und lass mich mit unerforschter Medizin vollpumpen, dann stopp mal. Lass uns nachdenken. Erstmal: du bist kein Versuchskaninchen. Für klinische Studien gibt es in Deutschland ganz klare rechtliche Regelungen. Alle in Deutschland durchgeführten Studien müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zugelassen werden. Beide Behörden unterstehen dem Bundesgesundheitsministerium. Die Medikamente, die verabreicht werden, müssen sich bereits im Labor und in Tierversuchen (ja, leider) bewährt haben. Natürlich kann keiner ausschließen, dass sich nicht doch Nebenwirkungen bemerkbar machen. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber eben deshalb erfährt man als Patientin eine besondere engmaschige und intensive Betreuung durch die behandelnde Ärztin. Die Ärztin überwacht den Verlauf und untersucht dich intensiv. Falls die Nebenwirkungen bei dir gravierend sein sollten, wird die Ärztin deine Teilnahme an der Studie beenden. Außerdem hast du zu jedem Zeitpunkt selbst die Möglichkeit, die Studie abzubrechen. Damit Studien überhaupt aussagekräftig sind, muss es eine vergleichende Studie sein. Das bedeutet, es gibt meist zwei Gruppen. Die eine Gruppe erhält das neue Medikament, die andere Gruppe erhält entweder ein Scheinmedikament oder ein bereits bewährtes Medikament. In der Brustkrebstherapie würde man natürlich auf keinen Fall ein Scheinmedikament bekommen, das ist viel zu riskant und ethisch nicht vertretbar. Also wird ein bewährtes Medikament verabreicht. Die Einteilung in die Gruppen oder auch „Arm“ genannt erfolgt nach dem Zufallsprinzip, man sagt dazu auch randomisiert. So lassen sich die Ergebnisse nach Beendigung der Studie gut vergleichen und es kann daraus geschlossen werden, ob sich die neue Behandlungsmethode bewährt, Vorteile für die Patientin bringt und überhaupt sicher ist. Irgendjemand muss es tun. So ist das einfach, wenn man medizinischen Fortschritt möchte. Anders lässt sich das nicht herausfinden. Man muss wissen, wie Medikamente auf Menschen wirken. Auf eine reine in vitro Untersuchung, also im Reagenzglas, kann man sich allein nicht stützen. Es braucht eine in vivo, also am lebenden Menschen, Untersuchung. Als Studienteilnehmerin trägst du also erheblich dazu bei, dass es diesen medizinischen Fortschritt gibt und dass womöglich viele andere Patientinnen zukünftig von der neuen Behandlung profitieren werden. Ganz wichtig ist, dass die Ärztin dich vor Beginn der Studie umfassend aufklärt. Sie muss dir, wie bei anderen Behandlungen auch, ganz genau die Risiken und den möglichen Nutzen der Behandlung bzw. Studie aufzeigen. Du musst explizit deine schriftliche Einwilligung geben. Alle in Deutschland laufenden Studien sind im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS) erfasst. Hier gibt es bereits Daten zu über 13.000 Studien. Diese müssen öffentlich zugänglich sein. Für die Berliner Charité kann man hier einsehen, welche Studien aktuell laufen. Für andere Kliniken gibt es das natürlich auch. Wenn dich die Teilnahme an einer Studie interessiert, kannst du auch aktiv nachfragen, ob du für eine Studie in Frage kämest. Hier nochmal die Vor- und Nachteile einer Teilnahme an einer Studie: Meine Erfahrung Nun kann ich auch noch etwas aus dem Nähkästchen plaudern. Ich habe im Rahmen meiner Chemotherapie auch an einer Studie teilgenommen. Das war die GAIN II Studie, bei der eine intensivierte dosisdichte Therapie mit einer adaptierten dosisdichten Therapie bei Patientinnen mit einem frühen Hochrisiko-Brustkrebs verglichen wurde. Bei der Vorbereitung meiner Chemotherapie hat mich die Studienschwester angesprochen und mir erklärt, dass mein Tumor prädestiniert sei, um an der GAIN II Studie teilzunehmen. Sie erklärte mir die Basics und fragte mich, ob ich daran Interesse hätte. Die Studienschwester oder auch Study Nurse genannt, ist die Schnittstelle zwischen dir als Studienteilnehmerin und der Prüfärztin. Sie hat überwiegend administrative Aufgaben, führt die Studie durch und betreut dich intensiv während der Studie. Bei Fragen, Problemen oder Unsicherheiten kannst du sie jederzeit ansprechen. Natürlich gibt es dann auch noch mit der Ärztin ein umfassendes Gespräch. Aber an das erinnere ich mich im Nachhinein gar nicht. Mir ist eher die Studienschwester präsenter, weil ich mit ihr ständig in Kontakt war. Für mich gab es ein unschlagbares Argument, an dieser Studie teilzunehmen: statt der üblichen 6 Monate Chemotherapie, würde meine Chemotherapie „nur“ 4 Monate dauern. Ich dachte, wenn ich schon so einen Mist mitmachen muss, dann Augen zu und schnell durch. Außerdem wäre ich dann Weihnachten 2013 mit der Chemo fertig. Das fand ich einen guten und vor allem überschaubaren Zeitpunkt. Ich willigte ein. Ich kam durch die Zufallsauswahl in den „zweiten Arm“. Meine Chemo würde nun alle 2 Wochen stattfinden: 4 x Epirubicin mit Cyclophosphamid - dann drei Wochen Pause (sonst immer zwei Wochen) - und dann nochmal alle zwei Wochen 4 x Docetaxel. Es wurde mir unendlich viel Blut abgenommen, diverse Blut-Parameter mussten überprüft werden und ein Schwangerschaftstest musste ebenfalls gemacht werden. Im September ging es dann los. Ich vertrug die Chemo an sich gut, wenn man überhaupt von „gut“ sprechen kann. Aber ja, es war akzeptabel und ich hatte nicht den Eindruck, dass es mir schlechter oder sehr viel anders erging als meinen Mitstreiterinnen, die an keiner Studie teilnahmen. Ich musste wöchentlich gemeinsam mit der Studienschwester Fragebögen zu meinem Befinden ausfüllen. Darin waren zum Beispiel Fragen zum aktuellen Gewicht, Hitzewallungen (ob ja und wie häufig), Herzprobleme, Atemprobleme, Übelkeit, Allgemeinbefinden und wahrscheinlich einiges mehr. Wenn ich ein Problem oder eine Frage hatte, konnte ich jederzeit vorbeikommen oder anrufen. Ich wurde jedes mal zur Ärztin durchgestellt, die sich die Zeit nahm, mein Problem oder meine Frage mit mir zu besprechen. Ich fühlte mich sehr gut betreut. Die Ärztin und die Studienschwester hatten immer ein offenes Ohr für mich. Nach vier Monaten war ich dann mit meiner Chemo und der Studie durch. Heute noch, nach fast 9 Jahren nach meiner Diagnose, bekomme ich einmal im Jahr einen Fragebogen der GBG (German Breast Group), die die GAIN II Studie durchführt. In diesem Fragebogen wird gefragt, ob ich noch lebe, ob es ein Rezidiv oder Metastasen gab und ob ich Beschwerden hätte. Diesen Fragebogen kann ich zum Glück immer schnell abarbeiten und im Freiumschlag wieder zurückschicken. Nach so vielen Jahren frage ich mich manchmal, was wohl die Studie im Ergebnis gebracht hat. Hat sich die dosisdichte Chemotherapie bewährt? Bietet sie bessere oder längere Überlebensraten? Oder hat sie gar nichts gebracht? Das hat mir bisher keiner mitgeteilt. Nach Beendigung der Chemo hatte ich keinen Kontakt mehr zur Studienschwester oder zur Ärztin. Auch mein jetziger Onkologe hat mir keine Infos zum Ergebnis der Studie gegeben, ich habe ihn dazu aber auch gar nicht befragt. Die eigentliche Frage hier lautet aber: will ich das wissen? Was, wenn das Studienergebnis nicht so gut war? Was, wenn es bei den Studienteilnehmerinnen viele Rezidive oder Metastasen gab? Will ich das so genau wissen? Würde es mich nicht runterziehen? Würde ich dann nicht denken, mir wird es ebenso ergehen? Ich habe für mich entschieden, die Sache ruhen zu lassen und nicht aktiv nachzufragen. Bei mir ist alles gut so wie es ist. Wie immer mit solchen Ergebnissen, sollte man sich vorher überlegen, ob einem das Wissen darüber etwas bringt oder nicht oder sogar eher verängstigt. Dennoch habe ich es nie bereut und kann persönlich nur empfehlen, an einer Studie teilzunehmen. Ich fühlte mich sehr gut betreut und zu keiner Zeit gesundheitlich gefährdet. Ich hoffe, ich konnte meinen Beitrag zur Brustkrebsbehandlung leisten. Vorankündigung
Zum Thema Studien werde ich demnächst mit Antje sprechen. Sie nimmt an der Studie „ADAPTlate“ (Medikament hier Abemaciclib) teil. Mit dieser Studie wird erforscht, ob eine Erweiterung der Antihormontherapie unter bereits laufender Therapie (Chemotherapie und/oder Operation) bei Frauen mit einem im Frühstadium behandelten hormonabhängigen Brustkrebs (Hormonrezeptor positiv; HER2-negativ), das Risiko eines Rezidivs bzw. einer Metastasierung vermindern kann. In der ADAPTlate Studie wird also die Kombination einer Antihormontherapie mit einem sogenannten CDK 4/6-Hemmer (Medikamente: Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib) untersucht. Antje wird erzählen,
Also, bleib dran! |