Diana Neumann - Begleitung bei Brustkrebs
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Keine Angst vor der Perücke

8/7/2022

 
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Neulich begleitete ich meine herz-aller-liebste Freundin in den Perückenladen. Sie hatte bereits ihre erste Chemo erhalten, die zweite stand unmittelbar bevor. Und somit auch der Haarverlust.

Eigentlich wollte sie im Internet eine Perücke bestellen, denn sie hatte Angst, in ein Perückengeschäft zu gehen, wie sie mir erzählte. Oh nein, meine Liebe, sagte ich zu ihr, mach das nicht. Lass dich vorher in einem Geschäft für Zweithaar, sprich einem Perückenladen, beraten und probiere mal einige Modelle aus. So kannst du sehen, ob dir das Modell steht und gut sitzt.

Also hatte sie einen Termin in dem Laden vereinbart, in dem auch ich schon vor gut 9 Jahren gesessen habe und mir meine Perücke aussuchte. Wir gingen zu Dritt mit einer weiteren Freundin hin. 

Es war ein lustiges Happening und wir hätten fast vergessen können, dass eine Krebserkrankung der eigentliche Anlass dieses Besuches war. Aber genau das war so schön. Wir haben aus dem Unvermeidlichen das Beste gemacht, und zwar zusammen, drei Freundinnen. 

Auf jeden Fall möchte ich dir Mut machen und keine Angst vor einem Perückenladen zu haben. Ja, ich weiß, vielleicht denkst du an deine Oma, die das Modell  „Pudel“ oder „Mop“ getragen hat, wo jeder sehen konnte, dass das nicht die echten Haare waren und eher peinlich aussah. Ich kenne das auf jeden Fall von meiner Oma so.

Aber so ist das nicht mehr. Perücken sind gesellschaftsfähig geworden. Viele Stars tragen Perücken und wir finden das normal. Und inzwischen gibt es so viele tolle Modelle und alle erdenklichen Haarfarben. Es sieht nicht mehr wie ein Helm aus.

Auf jeden Fall wurden wir freundlich empfangen und meiner Freundin wurde ein Platz in einer mit einem Vorhang abgetrennten Kabine angeboten. Wir zwei Freundinnen durften dahinter auf der Couch Platz nehmen (es fehlte nur noch der Aperol…, nein, kleiner Scherz). 

Die freundliche Beraterin schaute sich meine Freundin genau an, wie ihre jetzige Frisur und Farbe war, und fragte, ob sie denn schon eine Vorstellung hätte. Ja, das hatte sie in der Tat. Denn meine Freundin hatte sich schon vorab im Internet im Katalog des hiesigen Geschäftes Perücken angeschaut. Sie zeigte der Beraterin ein Foto, diese möchte sie probieren. 

Schwups, schon war das Haarteil aus dem Karton geholt und die Beraterin setzte geübt die Perücke auf. WOW! Bingo. Ein Volltreffer. Die Perücke sah an meiner Freundin mega aus. Und so echt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass das nicht ihre echten Haare wären. 

Und weil man ja nicht gleich das erstbeste Modell nehmen möchte, ohne andere Haarteile probiert zu haben, brachte die Beraterin noch einige andere Modelle mit. Andere Schnitte und verschiedenen Haarfarben (hier ging es um platinblond und normal blond). Aber es blieb tatsächlich beim ersten Modell, das sie probiert hatte. 

Wir hatten viel Freude zu sehen, wie wohl sich unsere Freundin mit ihren neuen Haaren fühlte. Sie fühlte sich sogar so wohl, dass sie die Perücke gleich aufbehielt. 

Ich fragte die Beraterin, wie ihre Erfahrung sei, ob es immer so schnell und einfach wäre, ein Haarteil auszusuchen oder ob es auch mal knifflig wäre. 

Sie sagte, nein, so schnell ginge es nicht immer. Viele Frauen kämen mit einer ganz bestimmten Vorstellung und wären enttäuscht, wenn es nicht so aussehen würde, wie sie sich es vorstellten. 

Nun, ich denke, letztenendes wird jeder Topf sein Deckelchen finden, sprich jeder Kopf sein Haarteil. 

Ich hatte ihr außerdem von einem Haarkranz erzählt, den ich damals hatte und viel getragen habe. Das ist ein Kranz mit Haaren. Oben ist wie eine Tonsur, also keine Haare. Diesen Haarkranz trägt man mit Mütze oder Hut, damit die Tonsur, wo keine Haare sind, abgedeckt ist. Der Vorteil ist, dass es mit einem leichten Baumwollmützchen nicht ganz so warm darunter wird. Und es sieht keck aus. Ist mal was anderes.

Wenn man Haare und Mütze tragen möchte, so rät die Beraterin davon ab, eine Mütze auf die Perücke aufzusetzen. Sie sagt, wenn man das öfters mache, dann würden die Haare mit der Zeit aufgerieben werden und sich leichter verfilzen. 

Meine Freundin nahm also den Haarkranz auch noch dazu und suchte sich eine flotte Schiebermütze dafür aus. Sah frisch und frech aus. 

Außerdem habe ich ihr zu einem leichten Baumwollmützchen für die Nacht geraten. Man staunt, wie kalt es am Kopf ohne Haare werden kann. 
Nun war meine Freundin wirklich gut ausgestattet und für den bevorstehenden Haarausfall zumindest haartechnisch gewappnet. Das Emotionale will ich hier außen vor lassen, denn darüber habe ich schon mal einen Blog geschrieben (Tschüss Haare - wie du dich auf die Zeit ohne Haare vorbereitest). Vielleicht möchtest du ihn nochmal lesen, wenn du magst.

Ich finde es praktisch, verschiedene „Haar-Optionen“ zu haben. Denn nicht jeder Tag ist gleich. Manchmal ist einem die Perücke zu warm oder zu schwer auf dem Kopf. Das ist so, wie mit einem (engen) BH. Wenn man nach Hause kommt, reißt man sich das Teil vom Leib oder wie hier vom Kopf. Dann trägt man lieber Mütze, was in der Regel sich leichter anfühlt. Gerade im Sommer, wenn es sehr warm ist. 

Zum Schluss wurde meine Freundin von der Beraterin eingewiesen, wie sie das Haarteil zu pflegen hatte. Es gibt extra ein Shampoo und eine Spülung. Am besten legt man die Perücke ins Waschbecken oder in eine Schüssel mit lauwarmen Wasser. Wenn gewaschen und die Spülung raus ist, dann auf ein Handtuch legen und leicht damit ausdrücken. 

Die Perücke sollte danach auf einem Ständer luftgetrocknet werden. Auf gar keinen Fall darf da mit einem Föhn rangegangen werden, wenn es sich - und das sind die meisten Modelle - um Kunsthaar handelt. Wenn man die Perücke abends wäscht, ist sie am nächsten morgen wieder trocken und frisch. Aber eigentlich - so die Beraterin - müsse man das Haarteil eh nur einmal im Monat waschen. Das würde genügen, wenn man die Perücke nicht rund um die Uhr tragen würde. 

Die Beraterin sagte auch, dass meine Freundin gerne nochmal wiederkommen könne, wenn die eigenen Haare ausgefallen sind. Denn dann sitzt die Perücke meistens noch etwas anders und kann angepasst werden. Es kann auch noch der Schnitt angepasst werden oder ausgedünnt werden. Das würde man aber am besten sehen, wenn die eigenen Haare weg sind. 

Der letzte Schritt war die „Bezahlung“. Meine Freundin überreichte ihre Verordnung vom Arzt und die Beraterin übernimmt nun die Abrechnung mit der Krankenkasse. Meine Freundin war glücklich zu hören, dass ihre Krankenkasse über 400 Euro dazu zahlte. Somit war ihre Perücke, der Haarkranz, die Schiebermütze und sogar noch das Baumwollmützchen für die Nacht vollständig von der Krankenkasse abgedeckt. 

Also, hab keine Angst oder Bedenken in ein Perückengeschäft zu gehen. Die Beraterinnen dort sind in der Regel sehr kompetent und haben viel Erfahrung. Und ganz wichtig Einfühlungsvermögen. Leider kommen noch viel zu viele Frauen in ein Perückengeschäft, weil der Haarverlust durch Chemo droht. Aber zum Glück gibt es die Möglichkeit.

Wenn du dich mit deiner Beraterin nicht wohlfühlst, dann bitte eine andere Beraterin hinzu oder gehe in ein anderes Geschäft. Wohlfühlen ist hier das A und O. Sowohl mit der Beraterin im Geschäft als auch mit deinen neuen Haaren. Und nimm dir auch am besten eine oder mehrere Freundinnen mit, vielleicht auch deine Schwester oder Mutter. Jemand, der dir ehrlich sagt, ob das Haarteil gut ausschaut und dir steht. Wichtig: Du darfst dir nicht fremd sein, du musst immer noch DU sein.

Wie gesagt, meine Freundin behielt ihre Haare gleich auf, weil sie sich so wohl und fesch damit fühlte. Das waren die Haare, die sich von der Fülle her immer gewünscht hätte, so sagte sie. Und was sie auch noch sagte: „DANKE, liebe Diana, dass du mir dazu geraten hast, in dieses Perückengeschäft zu gehen. Ich fühle mich nun sicherer, wenn es mit dem Haarausfall so weit ist und weiß, dass ich mich mit meiner Perücke wohlfühlen werde und nicht verstecken brauche.“ Hach, wie schön!

Zur Feier des Tages gingen wir drei danach frühstücken. Es war ein richtig schöner Vormittag. Wir haben viel gelacht und der Krebs spielte diesmal keine Rolle.

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Ich freue mich, dich kennenzulernen!


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