Singen kann heilen

Die Weihnachtszeit ist für mich auch immer Gesangszeit. Wenn ich meine Playlist höre, kann ich nicht widerstehen, mitzusingen – unter der Dusche, im Auto oder beim Dekorieren. Kennst du das auch? Vielleicht trällerst du schon ‚Oh Tannenbaum‘ oder ‚Last Christmas‘ in Dauerschleife. 

Und hast du dann schon einmal bemerkt, wie gut du dich nach einer Gesangseinlage fühlst? Singen ist weit mehr als nur Musik machen oder Töne von sich zu geben. 
Es ist ein ganzheitliches Erlebnis, das Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Zahlreiche Studien und Experten bestätigen die positiven Auswirkungen des Singens auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.

Was beim Singen in deinem Körper passiert
Wenn wir singen, geschieht in unserem Körper eine kleine Wunderwelt an Prozessen:

 

  • Stressreduktion: Wenn wir singen, wird das Stresshormon Cortisol gesenkt und wir fühlen uns automatisch entspannter. Gleichzeitig schüttet unser Gehirn ‚Glückshormone‘ wie Endorphine aus. Besonders spannend: Oxytocin, auch bekannt als ‚Kuschelhormon‘, stärkt nicht nur das Gefühl von Nähe zu anderen, sondern beruhigt auch unser Nervensystem.

 

  • Stärkung des Immunsystems: Studien zeigen, dass regelmäßiges Singen die Produktion von Immunglobulin A steigert, einem Antikörper, der unser Immunsystem stärkt. Es hilft also nicht nur die heiße Zitrone oder der Ingwer Shot, auch Singen kann das Immunsystem unterstützen. Singen ist damit eine wunderbare Ergänzung zu gesunder Ernährung und Bewegung.

 

  • Verbesserte Atmung: Singen fordert unsere Atemmuskulatur heraus. Wir holen beim Singen immer wieder tief Luft, was die Sauerstoffversorgung unseres Körpers verbessert und die Herzfrequenz stabilisiert.

 

  • Gehirn-Jogging: Singen fördert die Konzentrationsfähigkeit und fördert kognitive Prozesse im Gehirn. Sicherlich kannst du auch Kinderlieder, Hits aus deiner Jugend oder alte Werbetexte nachsprechen oder nachsingen. 



Warum Singen Stress und Ängste einfach wegzaubert
Wenn ich einmal Angst habe – zum Beispiel, wenn ich im Dunkeln unterwegs bin – fange ich automatisch an, vor mich hin zu summen. Vielleicht kennst du das auch?

Musiktherapeuten setzen gezielt auf Singen, um Stress und Ängste zu lindern. Die tiefe Bauchatmung und die Konzentration auf die Melodie aktivieren deinen Parasympathikus – der Teil des Nervensystems, der für Entspannung zuständig ist. Selbst bei Panikattacken berichten Betroffene, dass Singen wie ein natürliches Beruhigungsmittel wirkt.

„Wer singt, hat keine Angst.“ - sagt auch der Göttinger Neurobiologe Dr. Gerald Hüther. Beim Singen, so der Wissenschaftler, werden bestimmte Hirnareale, die für das Empfinden von Angst zuständig sind, blockiert. Man könne nicht gleichzeitig Singen und dabei Angst haben. Das probiere ich gerne nochmal explizit aus, falls mich die Angst einmal wieder überkommt. 

Wie Singen dich glücklich und verbunden macht
Besonders beeindruckend ist, wie Singen unsere emotionale Gesundheit fördern kann:

  • Selbstbewusstsein: Beim Singen trauen wir uns, unsere Stimme zu erheben – buchstäblich und metaphorisch. Dies stärkt das Selbstwertgefühl.

 

  • Stärkung der inneren Resilienz: Die kreative Ausdrucksform des Singens kann dabei helfen, schwierige Emotionen zu kanalisieren und in etwas Positives umzuwandeln.

 

  • Gemeinschaftsgefühl: Beim gemeinsamen Singen in Chören oder Gruppen entsteht ein starkes Gefühl der Verbundenheit. Auch gut zu beobachten in Fußballstadien. Studien belegen, dass Chorsänger eine geringere Einsamkeit verspüren und zufriedener mit ihrem Leben sind.

 

  • Emotionen lassen sich leichter ausdrücken. Weißt du noch den Song, den du bei deinen ersten Liebeskummer wieder und immer wieder gehört hast? Liebe, Trauer, Wut, aber auch Glücksmomente sind oft mit einem Lied verbunden. 



Ein Allround-Training für den Körper
Singen ist fast wie ein Workout – nur angenehmer (geht sogar im Sitzen)! Es trainiert die Gesichtsmuskulatur, stärkt das Zwerchfell und fördert die Haltung. Beim Singen sind ca. 100 Muskeln, angefangen von der Gesichtsmuskulatur über den Kehlkopf bis hin zum Bauch, beteiligt. Wusstest du das?

Studien, die den Effekt belegen
Eine Studie der Universität Frankfurt zeigte, dass Chorsingen die Anzahl von Antikörpern im Blut erhöhte.

Eine andere Untersuchung aus Schweden stellte fest, dass sich die Herzfrequenz der Chorsänger synchronisiert – ihre Herzen schlagen gemeinsam im gleichen Takt, ein Zeichen dafür, wie stark das gemeinsame Singen verbindet.

Eine von der Cardiff University durchgeführte Forschung hat gezeigt, dass gemeinsames Singen bei Menschen mit Krebs zahlreiche positive Effekte hat. Insbesondere wirkt es sich positiv auf das Immunsystem aus, reduziert Stress und verbessert das psychische Wohlbefinden. Eine Studie untersuchte die Wirkung von Chorsingen auf Stresshormone wie Cortisol und auf Zytokine, die bei Entzündungsprozessen eine Rolle spielen. Die Ergebnisse zeigten, dass Singen nicht nur die Stimmung hebt, sondern auch entzündungshemmende Prozesse fördert. Dies ist besonders relevant für Krebspatienten, bei denen das Immunsystem oft geschwächt ist.

Darüber hinaus stellte die Forschung fest, dass das Chorsingen das soziale Wohlbefinden steigert und Ängste sowie depressive Symptome reduziert. Die Teilnahme an einem Chor bietet den Betroffenen eine unterstützende Gemeinschaft und hilft dabei, den Fokus von der Krankheit auf etwas Positives zu lenken. Projekte wie der „Sing for Life“-Chor von Tenovus, einer walisischen Krebsorganisation, haben diese Ergebnisse in der Praxis bestätigt und sind für viele Betroffene eine wichtige Stütze geworden

Auch in Deutschland gibt es Initiativen, die sich auf Chöre für Krebspatienten konzentrieren und ähnliche Ziele wie Tenovus verfolgen. Zum Beispiel das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD): Dort wurde ein Chor speziell für Krebspatienten gegründet. Organisiert wird er von der Krebsberatungsstelle der Uniklinik Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Medizinerchor der Heinrich-Heine-Universität.
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Oder auch das Projekt „Jetzt oder Nie!“: Ein Chor in Schleswig-Holstein, der das Ziel verfolgt, über Musik Lebensfreude zu schenken und Menschen in schwierigen Lebenssituationen, einschließlich schwerer Krankheiten, eine Gemeinschaft zu bieten

Singen macht Lebensmut
Viele (Brust-) Krebspatientinnen berichten, dass Singen ihnen ein Gefühl von Kontrolle und Lebendigkeit zurückgibt, das durch die Krankheit verloren ging. Musik und Gesang können:

  • Lebensfreude zurückbringen: Das Singen von Lieblingsliedern oder das Entdecken neuer Musik gibt dem Alltag Leichtigkeit.

 

  • Einen Fokus schaffen: Sich mit der Stimme auszudrücken, hilft, den Moment bewusst zu erleben – ein wertvoller Kontrast zu Sorgen über die Zukunft.

 

  • Die Erkrankung in den Hintergrund rücken: Gemeinsames Singen lenkt den Fokus weg von der Krankheit und hin zu positiven, erfüllenden Momenten. Es entsteht Raum für Freude, Kreativität und Leichtigkeit im Alltag.

 

  • Ein Stück „Alltag“ erleben: Regelmäßige Chorproben oder Auftritte bringen Struktur und Verlässlichkeit in den Tagesablauf. Der Austausch mit anderen Teilnehmern stärkt soziale Kontakte und Normalität.

 

  • Körperliche und mentale Stärke spüren: Das Singen verbessert die Atmung, Haltung und stärkt die Lungenkapazität. Mentale Kraft wird durch das Erleben von Gemeinschaft und den Ausdruck von Emotionen aufgebaut.


Einfach mal loslegen!
Du musst kein Profi sein oder besonderes Talent haben, um die positiven Effekte des Singens zu spüren. Ob Karaoke, unter der Dusche oder im Chor – die Hauptsache ist, dass du Spaß daran hast. 

Beginne mit deinen Lieblingssongs und spüre, wie deine Stimmung sich hebt und dein Stress sich in Luft auflöst.

Und vielleicht hast du Lust, zu Weihnachten gemeinsam mit der Familie ein Weihnacht Karaoke zu veranstalten. So lassen sich Singen und Gaudi unter einen Hut bringen. Schau gerne mal auf Streaming Diensten, wie Spotify oder auch auf YouTube. 

Singen ist Medizin für Körper und Seele. Ein richtiger Immun Booster! Also: Stimme frei und einfach losschmettern! 🎵

 



Quellen: 
https://idw-online.de/de/news74631 (Studie Uni Frankfurt)
https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2013.00334/full (Herzsynchronisation von Chorsänger)
https://www.ncri.org.uk/welsh-cancer-charity-proves-singing-is-good-for-cancer-patients/ (Uni Cardiff)
https://www.sciencedaily.com/releases/2016/04/160404221004.htm (Immunsystem Boost)
https://www.uniklinik-duesseldorf.de/ueber-uns/pressemitteilungen/detail/gemeinsam-stark-sein-neuer-chor-fuer-krebspatientinnen-und-patienten-an-der-uniklinik-duesseldorf (Uniklinik Düsseldorf)
https://www.xn--gynkologischer-krebs-deutschland-nyc.de/unsere-projekte/chor-jetzt-oder-nie (Chor "Jetzt oder Nie")
Ebenso: https://www.wir-bewegen.sh/project/10-jahre-chor-jetzt-oder-nie-fuer-krebserkrankte
 

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