Wenn Du einen hormonabhängigen Brustkrebs hast, dann wird dir deine Ärztin, dein Arzt sicherlich schon eröffnet haben, dass du eine Anti-Hormon-Therapie machen solltest.
Meine Ärztin sagte damals zu mir: Ah, der Tumor ist hormonabhängig. Das ist gut, da kann man was machen. Dagegen gibt es Medikamente. Naja, zu dem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, wie das so sein würde mit der Anti-Hormon-Therapie. Aber o.k., schien ja erstmal was Gutes zu sein. Vielleicht ein zusätzliches kleines Rettungsboot. Ich möchte dir nochmal kurz erklären, was es mit der Anti-Hormon-Therapie auf sich hat. Jetzt wird’s mal ein bißchen wissenschaftlich. Also: bei einem hormonabhängigen Brustkrebs gehört es nach wie vor zum Standard, eine endokrine Therapie, also eine Anti-Hormon-Therapie, zu machen. Zur Zeit sind nach den Richtlinien der AGO (der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologischer Onkologie) bis zu 10 Jahre dafür vorgesehen. Bei den Medikamenten gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie wirken: 1. die Östrogenrezeptoren werden blockiert, so dass sich keine Krebszelle andocken kann. Dann bekommst du Tamoxifen. Oder 2. deine eigene Östrogenproduktion wird mit einem Aromatase Hemmer unterdrückt. Dann bekommst du wahrscheinlich das gängigste Medikament, nämlich Letrozol. Welches der beiden Medikamente du bekommst, hängt davon ab, ob du schon in den Wechseljahren bist oder nicht. Beide Medikamente sollen dazu beitragen, dass der Brustkrebs nicht wieder kommt und du keine Metastasen bekommst. Falls du ein Rezidiv oder Metastasen hättest, dann würdest du auch diese Medikamente bekommen, damit der Krebs gehemmt wird und langsamer wächst. Vielleicht hast du es schon mal gehört oder gelesen. Die Anti-Hormon-Therapie ist leider nicht völlig symptomfrei. Klar, da wird ja auch mächtig in deinen Hormonhaushalt eingegriffen. Wir wissen ja noch als wir die Pille nahmen. Da hatten wir auch die eine oder andere Nebenwirkung. Der Klassiker sind Wechseljahrsbeschwerden, zum Beispiel Hitzewallungen oder auch Knochen- und Gelenkschmerzen. Leider besteht auch die Neigung zu einer Osteoporose - da solltest du deinen Arzt mal auf eine Knochendichtemessung ansprechen, damit du beobachten kannst, ob du Knochensubstanz abbaust. Andere Nebenwirkungen wären sonst noch Müdigkeit, Wassereinlagerungen, trockene Schleimhäute, Schlafstörungen und Gewichtszunahme. Ja, und wenn du einiges davon spürst oder glaubst, zu spüren, dann fühlst du dich nicht unbedingt fit. Viele Frauen fühlen sich in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt - so stark, dass sie es nicht aushalten und häufig vorzeitig die Therapie beenden. Eine Studie hat gezeigt, dass Frauen die Anti-Hormon-Therapie am häufigsten in den ersten 12 - 18 Monate nach Beginn abbrechen. Bei dieser Studie wurde auch festgestellt, dass auch die Einstellung der Frau einen Einfluss auf die Symptome hat: war die Frau dem Medikament negativ eingestellt, erwartete diese Frau auch entsprechend negative Auswirkungen. Und: diese Frau neigt laut dieser Studie dazu, ihre Symptome zum Teil falsch zu bewerten. Nach allem was du gehört hast: ist die Anti-Hormon-Therapie nun Fluch oder Segen? Auf jeden Fall ist sie eine Chance. Die Chance, den Brustkrebs in Schach zu halten. Ich persönlich kenne keine Frau, die diese Chance nicht genutzt hätte. Wenn Du dich für eine Anti-Hormon-Therapie entscheidest wirst du mit Sicherheit auch nicht all die Nebenwirkungen bekommen, die ich aufgezählt habe. Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du es in den Knochen und Gelenken spüren, das ist so das Gängigste. Dagegen kannst du aber auch etwas machen, dazu komme ich gleich. Wenn Du keine Anti-Hormon-Therapie machen möchtest, dann ist das auch deine Entscheidung. Wichtig ist, dass Du dich ausreichend darüber informiert hast und alle Argumente gegeneinander abgewogen hast. Du musst Dich mit Deiner Entscheidung wohlfühlen und solltest sie aber in jedem Fall mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen. Meine Erfahrung mit der Anti-Hormon-Therapie Ich kann Dir erzählen, wie meine Erfahrungen mit der Anti-Hormon-Therapie sind. Ich habe zunächst 3 Jahre Tamoxifen genommen und wurde dann auf Letrozol umgestellt, das ich jetzt seit 3 Jahren nehme. Ich vertrage beide Medikamente ganz gut. Bis auf morgendliche Gelenkschmerzen in den Fingern und Ellenbogen und einem Anlaufschmerz, wenn ich aus dem Bett steige oder länger gesessen habe, geht es ganz gut. Beim Tamoxifen hatte ich noch leichte Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Das hat sich inzwischen wieder normalisiert. Leider sind meine Haare etwas lichter geworden, was echt doof ist denn nach meiner Chemo waren meine Haare so schön gewachsen, schöner als vorher. Bei allen Beschwerden weiß man aber nicht, was den normalen Wechseljahrsbeschwerden geschuldet ist. Wer weiß? Vielleicht hätte ich auch ohne Anti-Hormon-Therapie Haarausfall bekommen. Was kannst Du tun? Auf einen Nenner gebracht: Bewegung und Einstellung Gegen die Gelenkschmerzen versuche ich immer in Bewegung zu bleiben und regelmäßig Sport zu machen. Ich merke, dass meine Gelenke dann wie „geschmiert“ laufen. Bewegung ist immer richtig. Auch wenn du manchmal denkst, du kommst nicht so in die Gänge. Das ist nur am Anfang, der Anlaufschmerz, danach geht es wieder. Bewege dich auf jeden Fall. Du musst nicht unbedingt joggen. Ein strammer Spaziergang oder auch drauf los tanzen reicht schon aus. Tanzen ist einfach super. Dafür brauchst du kein Fitness Studio oder irgendwo dafür hinzugehen. Das kannst du sofort machen. Dein Lieblingssong an und schon geht’s los. Lass dich vom Rhythmus treiben. Ist Balsam für die Seele. Gäbe es Bewegung in einer Pille, alle wollten sie nehmen. Denn…
Für mich ist auch die Einstellung dazu wichtig. Für meinen hormonabhängigen Brustkrebs sehe ich die Anti-Hormon-Therapie als eine Art Sicherheitsnetz. Ich persönlich fühle mich sicherer und denke, dass ich wirklich alles getan habe, was ich gegen den Brustkrebs machen kann. Ich vermeide es auch, im Beipackzettel nach möglichen Symptomen zu schauen. Je mehr ich davon lese, desto mehr Symptome meine ich zu haben. Das kennst du doch auch, oder? Zum Beispiel: du isst ein Brot. Hinterher sagt dir jemand, oh, da war ja Schimmel im Brot - schwups, schon ist dir übel. Oder? Hättest du es nicht gewusst, dann hättest du auch nichts bemerkt. So wichtig ist es deshalb, was wir denken. Denn dein Gehirn kann zwischen dem, was du denkst und der Realität nicht unterscheiden. Für dein Gehirn ist alles real. Vielleicht kennst du das Zitat von Henry Ford: „Ob du denkst, du kannst es, oder ob du denkst, du kannst es nicht, du wirst in beiden Fällen recht behalten.“ Das passt hier ganz gut. Deine Gedanken sind also entscheidend. Versuche gelassen an die Anti-Hormon-Therapie zu gehen. Steigere dich nicht in mögliche Symptome hinein, weil du vielleicht dann geneigt bist, die Therapie abzubrechen. Besprich das auf jeden Fall mit deiner Ärztin/deinem Arzt. Versuche pro-aktiv deine Nebenwirkungen anzugehen! Gegen die Wechseljahrsbeschwerden und Gelenkschmerzen helfen sehr gut:
Sehe diese Zeit als einen Lebensabschnitt an und als Chance. Und wenn du extrem darunter leidest: Sprich bitte Deine Ärztin oder Arzt an. Zum einen musst du nicht jede Nebenwirkung aushalten. Auch da kann dich deine Ärztin/dein Arzt unterstützen. Zum anderen kann deine Ärztin oder Arzt einen Switch, also einen Wechsel der Medikamente, in Erwägung ziehen. Auch das ist eine Empfehlung der AGO, dass ein Wechsel noch immer besser ist, als die Therapie ganz abzubrechen. Eine gute Ärztin oder Arzt wird darauf eingehen. Sei auf jeden Fall aktiv! Quellen: https://www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.2016.71.7439 (Participant-Reported Symptoms and Their Effect on Long-Term Adherence in the International Breast Cancer Intervention Study I (IBIS I)) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6339353/ (The impact of an exercise program on quality of life in older breast cancer survivors undergoing aromatase inhibitor therapy: a randomized controlled trial) https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/therapie/hormontherapie.html https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/article/958385/gezielte-trainingsprogramme-bewegung-hilft-krebs-hormontherapie.html https://www.biokrebs.de/74-therapien/faq/brustkrebs/1674-antihormonelle-therapie Kommentare sind geschlossen.
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