Am Freitag, den 18. November 2022 gab es den ersten PINK! Online Kongress. Gegründet wurde PINK! von der Ärztin und Brustkrebs Spezialistin Frau Prof. Dr. Pia Wülfing. Auf der Homepage gibt es viele gute Beiträge rund um das Thema Brustkrebs, insbesondere zur Diagnose, Therapie und Nachsorge. Alle Informationen sind ärztlich fundiert und leitlinienkonform. Und natürlich steckt auch viel Engagement und Hingabe in der Arbeit von PINK!. Ich finde das auf jeden Fall sehr unterstützenswert. Und so möchte ich dir heute einen kurzen Abriss vom Kongress geben, über die Themen, die ich für sehr wichtig erachte. Natürlich kamen auch andere Themen zur Sprache, wie neue Medikamente, Brustaufbau und Tätowierung, Psychoonkologie und einiges mehr. Das war sehr viel an Information, denn immerhin dauerte der Kongress gute 6 Stunden. Also, hier die Themen, die ich für mich ganz persönlich spannend fand. Ich hoffe, du findest es genauso interessant und kannst vielleicht einige Aspekte für dich mitnehmen. Wenn du mal auf die Homepage von PINK! gehen möchtest, dann klicke gerne hier. Ich habe meine Zusammenfassung des Kongresses grafisch aufbereitet, deshalb kannst du dir gerne die Datei herunterladen und einen Blick auf Themen werfen, wie
Viel Spaß! Und wenn du Fragen hast oder Unterstützung brauchst, dann melde dich gerne bei mir. Deine Diana ![]()
Heute bin ich wieder über einen interessanten Artikel in der Apotheken Umschau (Mai 2022) gestolpert. Es geht um das Immunsystem, wie es funktioniert, wie es geschwächt wird, aber auch wie man es stärken kann. In einem Interview wird Frau Prof. Dr. Eva Peters unter anderem gefragt, ob Stress auch bei Krebserkrankungen eine Rolle spielen könnte. Ja, sagt sie, das könnte es und weist auf eine Studie hin, bei der Menschen mit einem Melanom (also schwarzen Hautkrebs), die zusätzlich eine Psychotherapie erhalten hätten, weniger Rückfallquoten und eine bessere Prognose hatten als die Patienten ohne psychologische Betreuung. Das Immunsystem würde durch Stress geschwächt und hätte keine Ressourcen für Reparaturarbeiten, beispielsweise um Krebszellen zu beseitigen. Frau Prof. Eva Peters ist Psychoneuroimmunologin und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems. Längst hat man erkannt, dass Körper, Geist und Seele unmittelbar miteinander verbunden sind und gegenseitige Wechselwirkungen haben. Das Immunsystem arbeitet demnach nicht unabhängig, sondern interagiert mit anderen Systemen des Körpers. Noch vor etlichen Jahren war in der Medizinwelt die Annahme, dass Stress etwas mit Erkrankungen zu tun haben könnte, undenkbar. Der Körper wurde seit der Neuzeit der Medizin eher wie eine Maschine betrachtet und entsprechend behandelt, den man „mechanisch = chirurgisch“ reparieren konnte und wo „Teile“ ausgetauscht und ersetzt werden konnten. Zum Glück gibt es hier seit einiger Zeit ein Umdenken. Die Psychoneuroimmunogie (PNI) ist ein recht junges neues medizinisches Fachgebiet. Insbesondere wird die Auswirkung von Stress auf das Immunsystem erforscht. Wir alle wissen längst, dass sich Stress auf den Körper auswirkt. Wir kennen das Gefühl, vor einer Prüfung aufgeregt zu sein, beim ersten Kuss Herzklopfen zu haben oder so viele Dinge im Alltag erledigen zu müssen, dass wir in Zeitnot geraten und uns total gehetzt und überfordert fühlen. Hin und wieder Stress zu haben ist völlig o.k. und ist unser genetisches Programm, das sich bei unseren Vor-Vor-Vorfahren sehr bewährt hat. Stichwort: Säbelzahntiger. Bei Gefahr werden im Körper Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Dadurch ist man auf Knopfdruck leistungsbereit, der „Kampf-Flucht Reflex“ ist aktiviert. Dein Herz schlägt schneller, du atmest schneller, deine Verdauung wird eingestellt, deine Leber stellt Glucose als Energie für deine Muskeln bereit, deine Pupillen sind erweitert und dein Schmerzempfinden ist herabgesetzt. Alles Dinge, damit du entweder kämpfen oder wegrennen kannst. Wenn die Gefahr gebannt ist, beruhigt sich der Körper auch schnell wieder und alle eingestellten Körperfunktionen laufen wieder an. Problematisch wird es erst, wenn der Stress chronisch wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress als größtes Gesundheitsrisiko des 21. Jahrhunderts benannt. Die Säbelzahntiger sind längst ausgestorben, aber Stress begegnet uns in vielen Facetten und und verschiedenen Lebenslagen: am Arbeitsplatz durch Überforderung, Zeitdruck oder Versagensängste, im privaten Umfeld durch Konflikte in der Familie, Reizüberflutung durch Social Media und Smartphone, ständig präsent und erreichbar zu sein oder durch Doppelbelastung, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Erschöpfung, Burn-out oder eine Depression sind nicht selten Folgen von anhaltendem Stress. Im Rahmen der Forschung in der Psychoneuroimmunologie hat man festgestellt, dass interessanterweise akuter Stress, also kurzzeitiger Stress immun-stimulierend wirkt. Der Körper wird für kurze Zeit leistungsfähiger und die natürlichen Killerzellen werden aktiver. Dagegen schwächt chronischer Stress die Immunabwehr. Hier gehen Forscher der Frage nach, welche Rolle Stress bei der Entstehung von Erkrankungen spielt. Sie fanden heraus, dass chronischer Stress die Aktivität der natürlichen Killerzellen herabsenkt, was zu einem schlechteren Immunschutz führt. Ein schlechter Immunschutz erhöht wiederum das Risiko für Entzündungen im Körper. Autoimmunerkrankungen und vielleicht auch Krebs könnten begünstigt werden. Natürlich spielen beim Krebs viele Faktoren eine Rolle. Man kann nicht unbedingt sagen, nur weil ich Stress hatte, habe ich Krebs bekommen. Ich glaube, so einfach ist das nicht. Aber ich habe trotzdem bei Frauen mit Brustkrebs (mich eingeschlossen) schon die Beobachtung gemacht, dass Emotionen lange unterdrückt wurden, toxische Beziehungen bestanden (sei es Partner:in oder in der Familie) oder dass Frau immer für alle anderen Menschen in ihrem Umfeld da war, aber sie sich nicht um sich selbst und ihre Bedürfnisse gekümmert hat. Kommt dir das bekannt vor? Meine Erfahrung: Ich hatte in den Jahren vor meiner Brustkrebs Diagnose mächtigen Stress: Tod meines Vaters mit emotionalen Verstrickungen, einen Jobwechsel verbunden mit Mobbing, zurück in den alten Job, Überstunden, Doppelbelastung Job und Familie… Die Liste ist lang. Ich habe mich lange nicht um mich und meine Erholung vom Stress gekümmert. Ob mir das den Brustkrebs gebracht hat? Keine Ahnung. Würde aber im Umkehrschluss auch bedeuten, dass ich „Schuld“ an meinem Krebs hätte. Das lasse ich nicht zu. Nichts und niemand hat Schuld. Aber ich achte nun mehr darauf, mein Immunsystem stark zu machen - mich ausgewogen zu ernähren, regelmäßig zu bewegen, Ruhe-Inseln in den Alltag einzubauen, Vitamin D3/K2 und mich und meine Bedürfnisse wichtig zu nehmen. Dazu später mehr. Psychoneuroimmunologen:innen fordern ein Umdenken in der Medizin, da klar ist, dass Körper und Psyche untrennbar miteinander verbunden ist. Diese Erkenntnis hat sich in der Integrativen Medizin niedergeschlagen. In der integrativen Medizin werden schulmedizinische Verfahren mit wissenschaftlich gut untersuchten Heilverfahren kombiniert. Der Patient wird hier nicht auf ein krankes Organ reduziert, sondern Körper und Geist werden ganzheitlich betrachtet. Der Mensch mit all seinen Ressourcen steht im Mittelpunkt. Die Selbstregulation bzw. Selbstheilungskräfte sollen dabei unterstützt werden. Das kann mittels Lebenstilveränderungen und Naturheilkunde erfolgen, aber auch die Stärkung der Arzt-Patienten-Beziehung, Gesundheitsförderung und Prävention spielen eine erhebliche Rolle. So gehen schon einige Brustzentren in der Brustkrebsbehandlung einen integrativen Weg. Ein Beispiel ist das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin. Hier werden neben der klassischen Schulmedizin wie Operation, Chemo und Bestrahlung, auch die Misteltherapie, Heileurythmie, Rhythmische Massage und Mal- und Musiktherapie in die Behandlung mit einbezogen. Auch die Psyche kommt nicht zu kurz: die erkrankten Frauen werden speziell psychologisch betreut und mit einer Pflegetherapie zusätzlich unterstützt. Pflegetherapie ist „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Patientinnen werden angeleitet, Verrichtungen des täglichen Lebens selbständig bewältigen zu können. Das erfolgt in der Regel nach dem Bobath-Konzept: eine verloren gegangene Bewegungsfähigkeit wird wieder erlernt, sodass die Patientin alltägliche Tätigkeiten ohne Hilfe verrichten kann. Damit sollen Schmerzen und Versteifungen vermieden werden. Gerade nach einer Brust OP sehr wichtig, wie ich meine, um die Schulter-Arm Beweglichkeit zu fördern. Quelle: Hufelandgesellschaft e.V. (Ärztlicher Dachverband für Integrative Medizin)
https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin/gute-beispiele Zurück zur Psychoneuroimmunologie und dem Stress. Wussten wir es doch schon immer, wie immens wichtig es zu sein scheint, chronischen Stress zu vermeiden. Nicht nur fürs Wohlbefinden, sondern auch um unseren natürlichen Killerzellen aktiv zu halten (damit sich nicht noch einmal unbemerkt der „crappy cancer“ breit macht). Aber wie schaffen wir das? Oft merken wir schon nicht mehr, wann wir über das Stress-Ziel hinausgeschossen sind. Der Alltag lässt meistens keine Gelegenheit dazu. Gerade dann ist es wichtig, sich kleine Ruhe-Inseln zu gönnen, um in sich hineinzuhorchen, wie es einem so gerade geht. Vielleicht auch den Tag Revue passieren lassen: was war gut? was ist nicht so gut gelaufen? Wo gab es stressige Situationen? Sich stressige Situationen bewusst zu machen, ist schon der erste Schritt. Vielleicht lässt sich dagegen etwas unternehmen? Zum Beispiel entschleunigen. Den Tag nicht mit Terminen voll zu stopfen, nicht auf hundert Hochzeiten zu tanzen, nicht immer HIER zu schreien, wenn im Job Projekte vergeben werden (auch die Geburtstagsfeier der Kollegin oder den Betriebsausflug zu organisieren). Vielleicht auch Aufgaben einfach delegieren, auch im privaten Bereich (ja, auch Kids können Wäsche aufhängen oder den Geschirrspüler ausräumen ;-). Was hilft sonst noch gegen Dauerstress? Meine TOP 9:
Hier noch zwei tolle Bücher, die ich dir sehr empfehlen kann, wenn du dich mit integrativer Medizin und unseren Selbstheilungskräften beschäftigen möchtest:
Quellen (aufgerufen am 20.5.22 und 21.5.22): Apotheken Umschau, „Wer gestresst ist, erkrankt heftiger und schneller“, Interview mit Frau Prof. Dr. Eva Peters, Ausgabe 1.05.22 https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/wer-gestresst-ist-erkrankt-heftiger-und-schneller-859191.html?utm_source=print&utm_medium=schlusspunkt&utm_campaign=aa22-05_024-027&utm_id=859191 Interview mit Prof. Dr. Tobias Esch: https://www.7mind.de/magazin/tobias-esch-werde-wieder-zum-experten-fuer-deine-gesundheit https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/psychosomatik/psychoneuroimmunologie-100.html (aufgerufen am 19.5.22) https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin https://www.hufelandgesellschaft.de/integrative-medizin/gute-beispiele https://www.havelhoehe.de/brustkrebs.html Für den Fortschritt oder Versuchskaninchen? Eventuell erfüllt dein Brustkrebs Kriterien, um an einer Studie teilzunehmen. Studien, um den Fortschritt in der Medizin voranzutreiben und die Brustkrebs Therapie wirksamer zu machen. Bei Brustkrebs wird viel im Rahmen der medikamentösen Behandlung geforscht. Das schließt Chemotherapie, Anti-Hormon-Therapie, Antikörper Therapie, Immuntherapie oder auch Bestrahlung ein. Wir wissen ja, dass jeder Brustkrebs anders ist und seine ganz eigene Beschaffenheit hat. Deshalb gibt es inzwischen viele zielgerichtete Therapien, die auf die Tumorart maßgeschneidert sind. So wird nicht nach dem Gießkannenprinzip behandelt, sondern zielgerichtet auf den Tumor abgestimmt. Das bringt bessere und verträglichere Behandlungen mit sich. Vielleicht wirst du in der Klinik von einer Studienschwester oder der Ärztin selber angesprochen, dass dein Tumor alle Kriterien erfüllt, um an einer bestimmten Studie teilzunehmen, und ob du Interesse hättest, daran teilzunehmen. Falls du jetzt denkst, äh, ich bin doch kein Versuchskaninchen und lass mich mit unerforschter Medizin vollpumpen, dann stopp mal. Lass uns nachdenken. Erstmal: du bist kein Versuchskaninchen. Für klinische Studien gibt es in Deutschland ganz klare rechtliche Regelungen. Alle in Deutschland durchgeführten Studien müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zugelassen werden. Beide Behörden unterstehen dem Bundesgesundheitsministerium. Die Medikamente, die verabreicht werden, müssen sich bereits im Labor und in Tierversuchen (ja, leider) bewährt haben. Natürlich kann keiner ausschließen, dass sich nicht doch Nebenwirkungen bemerkbar machen. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber eben deshalb erfährt man als Patientin eine besondere engmaschige und intensive Betreuung durch die behandelnde Ärztin. Die Ärztin überwacht den Verlauf und untersucht dich intensiv. Falls die Nebenwirkungen bei dir gravierend sein sollten, wird die Ärztin deine Teilnahme an der Studie beenden. Außerdem hast du zu jedem Zeitpunkt selbst die Möglichkeit, die Studie abzubrechen. Damit Studien überhaupt aussagekräftig sind, muss es eine vergleichende Studie sein. Das bedeutet, es gibt meist zwei Gruppen. Die eine Gruppe erhält das neue Medikament, die andere Gruppe erhält entweder ein Scheinmedikament oder ein bereits bewährtes Medikament. In der Brustkrebstherapie würde man natürlich auf keinen Fall ein Scheinmedikament bekommen, das ist viel zu riskant und ethisch nicht vertretbar. Also wird ein bewährtes Medikament verabreicht. Die Einteilung in die Gruppen oder auch „Arm“ genannt erfolgt nach dem Zufallsprinzip, man sagt dazu auch randomisiert. So lassen sich die Ergebnisse nach Beendigung der Studie gut vergleichen und es kann daraus geschlossen werden, ob sich die neue Behandlungsmethode bewährt, Vorteile für die Patientin bringt und überhaupt sicher ist. Irgendjemand muss es tun. So ist das einfach, wenn man medizinischen Fortschritt möchte. Anders lässt sich das nicht herausfinden. Man muss wissen, wie Medikamente auf Menschen wirken. Auf eine reine in vitro Untersuchung, also im Reagenzglas, kann man sich allein nicht stützen. Es braucht eine in vivo, also am lebenden Menschen, Untersuchung. Als Studienteilnehmerin trägst du also erheblich dazu bei, dass es diesen medizinischen Fortschritt gibt und dass womöglich viele andere Patientinnen zukünftig von der neuen Behandlung profitieren werden. Ganz wichtig ist, dass die Ärztin dich vor Beginn der Studie umfassend aufklärt. Sie muss dir, wie bei anderen Behandlungen auch, ganz genau die Risiken und den möglichen Nutzen der Behandlung bzw. Studie aufzeigen. Du musst explizit deine schriftliche Einwilligung geben. Alle in Deutschland laufenden Studien sind im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS) erfasst. Hier gibt es bereits Daten zu über 13.000 Studien. Diese müssen öffentlich zugänglich sein. Für die Berliner Charité kann man hier einsehen, welche Studien aktuell laufen. Für andere Kliniken gibt es das natürlich auch. Wenn dich die Teilnahme an einer Studie interessiert, kannst du auch aktiv nachfragen, ob du für eine Studie in Frage kämest. Hier nochmal die Vor- und Nachteile einer Teilnahme an einer Studie: Meine Erfahrung Nun kann ich auch noch etwas aus dem Nähkästchen plaudern. Ich habe im Rahmen meiner Chemotherapie auch an einer Studie teilgenommen. Das war die GAIN II Studie, bei der eine intensivierte dosisdichte Therapie mit einer adaptierten dosisdichten Therapie bei Patientinnen mit einem frühen Hochrisiko-Brustkrebs verglichen wurde. Bei der Vorbereitung meiner Chemotherapie hat mich die Studienschwester angesprochen und mir erklärt, dass mein Tumor prädestiniert sei, um an der GAIN II Studie teilzunehmen. Sie erklärte mir die Basics und fragte mich, ob ich daran Interesse hätte. Die Studienschwester oder auch Study Nurse genannt, ist die Schnittstelle zwischen dir als Studienteilnehmerin und der Prüfärztin. Sie hat überwiegend administrative Aufgaben, führt die Studie durch und betreut dich intensiv während der Studie. Bei Fragen, Problemen oder Unsicherheiten kannst du sie jederzeit ansprechen. Natürlich gibt es dann auch noch mit der Ärztin ein umfassendes Gespräch. Aber an das erinnere ich mich im Nachhinein gar nicht. Mir ist eher die Studienschwester präsenter, weil ich mit ihr ständig in Kontakt war. Für mich gab es ein unschlagbares Argument, an dieser Studie teilzunehmen: statt der üblichen 6 Monate Chemotherapie, würde meine Chemotherapie „nur“ 4 Monate dauern. Ich dachte, wenn ich schon so einen Mist mitmachen muss, dann Augen zu und schnell durch. Außerdem wäre ich dann Weihnachten 2013 mit der Chemo fertig. Das fand ich einen guten und vor allem überschaubaren Zeitpunkt. Ich willigte ein. Ich kam durch die Zufallsauswahl in den „zweiten Arm“. Meine Chemo würde nun alle 2 Wochen stattfinden: 4 x Epirubicin mit Cyclophosphamid - dann drei Wochen Pause (sonst immer zwei Wochen) - und dann nochmal alle zwei Wochen 4 x Docetaxel. Es wurde mir unendlich viel Blut abgenommen, diverse Blut-Parameter mussten überprüft werden und ein Schwangerschaftstest musste ebenfalls gemacht werden. Im September ging es dann los. Ich vertrug die Chemo an sich gut, wenn man überhaupt von „gut“ sprechen kann. Aber ja, es war akzeptabel und ich hatte nicht den Eindruck, dass es mir schlechter oder sehr viel anders erging als meinen Mitstreiterinnen, die an keiner Studie teilnahmen. Ich musste wöchentlich gemeinsam mit der Studienschwester Fragebögen zu meinem Befinden ausfüllen. Darin waren zum Beispiel Fragen zum aktuellen Gewicht, Hitzewallungen (ob ja und wie häufig), Herzprobleme, Atemprobleme, Übelkeit, Allgemeinbefinden und wahrscheinlich einiges mehr. Wenn ich ein Problem oder eine Frage hatte, konnte ich jederzeit vorbeikommen oder anrufen. Ich wurde jedes mal zur Ärztin durchgestellt, die sich die Zeit nahm, mein Problem oder meine Frage mit mir zu besprechen. Ich fühlte mich sehr gut betreut. Die Ärztin und die Studienschwester hatten immer ein offenes Ohr für mich. Nach vier Monaten war ich dann mit meiner Chemo und der Studie durch. Heute noch, nach fast 9 Jahren nach meiner Diagnose, bekomme ich einmal im Jahr einen Fragebogen der GBG (German Breast Group), die die GAIN II Studie durchführt. In diesem Fragebogen wird gefragt, ob ich noch lebe, ob es ein Rezidiv oder Metastasen gab und ob ich Beschwerden hätte. Diesen Fragebogen kann ich zum Glück immer schnell abarbeiten und im Freiumschlag wieder zurückschicken. Nach so vielen Jahren frage ich mich manchmal, was wohl die Studie im Ergebnis gebracht hat. Hat sich die dosisdichte Chemotherapie bewährt? Bietet sie bessere oder längere Überlebensraten? Oder hat sie gar nichts gebracht? Das hat mir bisher keiner mitgeteilt. Nach Beendigung der Chemo hatte ich keinen Kontakt mehr zur Studienschwester oder zur Ärztin. Auch mein jetziger Onkologe hat mir keine Infos zum Ergebnis der Studie gegeben, ich habe ihn dazu aber auch gar nicht befragt. Die eigentliche Frage hier lautet aber: will ich das wissen? Was, wenn das Studienergebnis nicht so gut war? Was, wenn es bei den Studienteilnehmerinnen viele Rezidive oder Metastasen gab? Will ich das so genau wissen? Würde es mich nicht runterziehen? Würde ich dann nicht denken, mir wird es ebenso ergehen? Ich habe für mich entschieden, die Sache ruhen zu lassen und nicht aktiv nachzufragen. Bei mir ist alles gut so wie es ist. Wie immer mit solchen Ergebnissen, sollte man sich vorher überlegen, ob einem das Wissen darüber etwas bringt oder nicht oder sogar eher verängstigt. Dennoch habe ich es nie bereut und kann persönlich nur empfehlen, an einer Studie teilzunehmen. Ich fühlte mich sehr gut betreut und zu keiner Zeit gesundheitlich gefährdet. Ich hoffe, ich konnte meinen Beitrag zur Brustkrebsbehandlung leisten. Vorankündigung
Zum Thema Studien werde ich demnächst mit Antje sprechen. Sie nimmt an der Studie „ADAPTlate“ (Medikament hier Abemaciclib) teil. Mit dieser Studie wird erforscht, ob eine Erweiterung der Antihormontherapie unter bereits laufender Therapie (Chemotherapie und/oder Operation) bei Frauen mit einem im Frühstadium behandelten hormonabhängigen Brustkrebs (Hormonrezeptor positiv; HER2-negativ), das Risiko eines Rezidivs bzw. einer Metastasierung vermindern kann. In der ADAPTlate Studie wird also die Kombination einer Antihormontherapie mit einem sogenannten CDK 4/6-Hemmer (Medikamente: Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib) untersucht. Antje wird erzählen,
Also, bleib dran! Neu im Leitlinienprogramm Onkologie Mammakarzinom: Beeinflussbare Lebensstilfaktoren Das Leitlinienprogramm Onkologie ist eine von der der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) , der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe initiierte Richtlinie für sämtliche Krebserkrankungen. Hierin haben führende Ärztinnen, Ärzte und andere Wissenschaftler:innen aus verschiedensten Fachgremien sich damit auseinander gesetzt, welche Behandlungen bei welcher Krebserkrankung sinnvoll sind und welche Maßnahmen unterstützend wirken. Jetzt gab es eine Aktualisierung des Leitlinienprogramms Onkologie für Brustkrebs. Ein Kapitel zum Thema „Beeinflussbare Lebensstilfaktoren“ ist neu hinzugekommen. Endlich wurde aufgenommen, dass unser Lebensstil eben doch großen Einfluss auf Krebs hat und wie man das Krebsrisiko senken kann. Die Tage von Aussagen wie „Essen Sie ruhig so weiter wie bisher“ oder „Schonen Sie sich, nicht körperlich überanstrengen“ oder „Bei Krebs kann man nichts machen, ist halt Pech“ sind hoffentlich bald gezählt. Es sind die ganz klassischen Aspekte, die dabei eine Rolle spielen, die ich auch immer wieder benenne:
Auch die Frage, inwieweit Nahrungsergänzungsmittel gut sind, wird hier behandelt. Ich habe mir das Leitlinienprogramm Onkologie für Brustkrebs mal vorgenommen und auf interessante Aspekte durchleuchtet. Das Best-of habe ich hier für dich zusammengefasst. Es geht los Laut dem Leitlinienprogramm ist die Nachsorge nun nicht nur auf ein mögliches Rezidiv gerichtet, sondern umfasst auch die Empfehlung, generell seine Gesundheit zu erhalten. Dazu sollte beraten und geschult werden. Das umfasst auch den Lebensstil, insbesondere Bewegung und Ernährung. Gewicht Starkes Übergewicht steht bei Brustkrebs in Zusammenhang mit höherer Sterblichkeit. In Studien wurde festgestellt, dass Frauen mit einem BMI über 30 ein 46 % höheres Risiko haben, innerhalb der ersten 10 Jahre Fernmetastasen zu entwickeln und ein 38 % höheres Sterberisiko nach 10 Jahren oder länger nach der Erstdiagnose. Hinweis von mir zum BMI: Normalgewicht liegt bei einem BMI zwischen 18,5 - 25. Übergewicht (Präadipositas) liegt bei einem BMI zwischen 25 und 30. Adipositas, also Fettleibigkeit besteht bei einem BMI ab 30. BMI Rechner, wo du Alter, Größe und Gewicht eingeben musst, findest du leicht im Internet. Körperliche Aktivität Körperliche Aktivität und somit der Erhalt eines normalen Körpergewichts verbessert die Lebensqualität. So leiden Frauen weniger unter Fatigue. Es deutet einiges darauf hin, dass durch körperliche Betätigung ein Überlebensvorteil erzielt werden kann. Wer sich nicht genügend bewegt, hat ein höheres Risiko an Osteoporose zu erkranken. Ärzte sind hier aufgerufen, darüber aufzuklären, was Risikofaktoren dafür sind und was eine gesunde Lebensweise bewirken kann. Auch hier sollten übergewichtige und fettleibige Frauen motiviert werden, auf hochkalorische Lebensmittel zu verzichten und sich körperlich zu betätigen, um ein Normalgewicht zu erreichen. Bei Symptomen an Muskeln und Knochen können je nach Indikation folgende Maßnahmen angeboten bekommen: Akupunktur, körperliche Aktivität, Empfehlung für physikalische Therapie und Rehabilitation. Darüberhinaus könnte eine Bewegungstherapie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine Herzschädigung durch Arzneistoffe bzw. Medikamente reduzieren. Nach der Diagnose sollten Brustkrebspatientinnen schnellstmöglich wieder ihre normalen Alltagsaktivitäten verrichten und darüberhinaus zu weiterer körperlichen Aktivität motiviert werden. Für Brustkrebspatientinnen wird folgendes empfohlen: Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche. An zwei Tagen pro Woche Krafttraining. Brustkrebspatientinnen sollten insbesondere während der Chemo und Anti-Hormon-Therapie ein intensives körperliches Training absolvieren bzw. angeboten bekommen. Studien konnten außerdem zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining Schmerzen bei Einnahme von Aromatasehemmer um bis zu 20% reduzieren konnte. Körperliche Aktivität hilft außerdem bei Fatigue, kann Müdigkeit verringern, hilft, sich körperlich und emotional besser zu fühlen und die Erkrankung zu verarbeiten. Polyneuropathien Bei Polyneuropathien werden in den Leitlinien folgende Maßnahmen empfohlen:
Ernährung Bezüglich der Ernährung werden viel Gemüse, Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte empfohlen, sowie wenig gesättigte Fette und wenig Alkohol (maximal 10 g pro Tag). Wenig Alkohol Konsum insbesondere zur Vermeidung von späten Rezidiven (mehr als 5 Jahre nach Erstdiagnose) bei Rezeptor-positiven Erkrankungen. Meine Anmerkung zur Alkoholmenge: 10 - 12 g reinen Alkohols sind ungefähr in einem Standardglas des jeweiligen alkoholischen Getränks enthalten. Zum Beispiel 0,3 L Bier, 0,125 L Wein, 0,1 L Sekt oder 4 cl Schnaps. Das Risiko für Brustkrebs wird durch eine fett- und zuckerreiche westliche Ernährung erhöht, während eine gesundheitsförderliche Ernährung das Risiko senkt. Eine ausgewogene Mischkost wird empfohlen. Eine Studie ergab, dass die Häufigkeit einer Brustkrebserkrankung bei einer Mittelmeerkost mit Olivenöl um 62%, mit Nüssen 34% niedriger war. Auch der Verzehr von Hülsenfrüchten ist mit einem niedrigerem Brustkrebsrisiko assoziiert. Dagegen erhöht sich das Risiko beim hohen Konsum von Fleisch und stark verarbeitetem Fleisch. Erstaunlicherweise wird in den Leitlinien aufgeführt, dass eine Metaanalyse ergab, dass das Brustkrebs Risiko beim Konsum von Milch und Milchprodukten erniedrigt war. Anmerkung: Ich habe diese Studie nochmal nachgelesen. Darin heißt es im Ergebnis (übersetzt aus dem Englischen): "Die Ergebnisse der vorliegenden Meta-Analyse deuten darauf hin, dass ein erhöhter Verzehr von Milchprodukten insgesamt, nicht aber von Milch, mit einem geringeren Brustkrebsrisiko verbunden sein könnte". Jetzt mag sich jede ihr eigenes Bild zum Thema Milch machen... Rauchen Eine weitere Empfehlung ist, nicht zu rauchen. Raucherinnen sollten Entwöhnungsprogramme empfohlen werden. Bei Raucherinnen ist die Sterberate bei Brustkrebs um 33% erhöht. Komplementäre Methoden und Nahrungsergänzungsmittel Immer mehr Frauen haben das Bedürfnis, ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen zu wollen und mit Nahrungsergänzungsmittel zu unterstützen. Hier sollten die Ärzte aufklären, ob es mögliche Risiken oder sogar Interaktionen mit der Therapie gibt. In den Leitlinien werden folgende Substanzen/Maßnahmen, ihren propagierten Einsatz, Nebenwirkungen und ob es Interaktionen mit der Therapie gibt, aufgeführt: Mein Fazit:
Während der Therapie sind demnach völlig unbedenklich: Vitamin D, Selen, Grüner Tee, Omega-3 Fettsäuren, Enzyme, hochpotenzierte homöopathische Mittel und Traubensilberkerze. Grundsätzlich wird empfohlen, während einer Chemo-, Hormon- oder Strahlentherapie Vitamine und Mikronährstoffe möglichst über die natürliche Ernährung zuzuführen. Iss den Regenbogen! Wenn ein Mangelzustand nachgewiesen ist, soll dieser ausgeglichen werden. Und wichtig: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Quellen: Leitlinienprogramm Onkologie Mammakarzinom https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Mammakarzinom_4_0/Version_4.4/LL_Mammakarzinom_Langversion_4.4.pdf Studie Verzehr von Milch und Milchprodukten bei Brustkrebs https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21442197/ |