![]() Den 31. Juli 2013 werde ich wohl nie vergessen. Der Tag als ich die Diagnose Brustkrebs bekommen habe. Nicht persönlich. Durchs Telefon. Bei Anruf: Diagnose Brustkrebs. Drei Tage habe ich auf das Ergebnis der Stanze gewartet, aber nicht auf dieses Ergebnis. Die Ärztin rief an und sagte diese Worte: „Ich habe leider keine guten Neuigkeiten, es ist bösartig, es ist Krebs.“ Es war ein bisschen so als sagte Heidi Klum zu mir: „Diana, es tut mir Leid. Ich habe heute leider kein Foto für dich.“ Bääääng! Das saß! Traum geplatzt, alles aus. „Klappe zu, Affe tot“ oder Falltür öffnet sich, ich sause runter. oder Da liegt ein großer Haufen Hundescheiße, ich trete rein. Warum musste ich ständig „hier“ rufen? Ah, Brustkrebs! Hab ich noch nicht, her damit. Um mich herum wurde alles dumpf. Ich heulte: „Scheiße, was mache ich denn jetzt?“ Ich hatte echt keine Ahnung. In welches Krankenhaus geht man mit sowas? Ja, ich kenne viele Krankenhäuser, ich lebe ja schließlich in Berlin. Da gibt es einige. Da hörte ich das erste Mal von Brustzentren. Kannte ich nicht, interessierte mich nicht die Bohne. Krebs - ich nicht, never ever. Das bekommen andere, ich nicht. Nach diesem Anruf saß ich erstmal da. Aber ich war total gefasst. So pragmatisch wie ich gestrickt war, dachte ich: Na gut, du Pisser! Ich meinte den Krebs damit. Da hast du dich mit der Falschen angelegt, dir mach ich den Garaus! Dann überkam mich ein überschwänglicher Aktionismus. Ich rief erstmal die ganze Verwandtschaft an. Denen teilte ich sehr sachlich mit, ich hätte Brustkrebs. Aber das sei gar nicht so schlimm, weil er ja noch ziemlich klein ist. Ich mach das schon. Die Verwandtschaft war ganz schön geplättet und staunte nicht schlecht, wie cool und locker ich offenbar damit umging. Das war am Tag. Erst in der Nacht überkam das große Zittern. Ich konnte mich vor Schlottern kaum einkriegen und hatte plötzlich Wahnsinns-Angst. Erst jetzt wurde mir klar, was dieser Brustkrebs mir antun könnte. Sterben könnte ich. Ja, ich hatte Todesangst. Der Pisser, dieser Krebs hat mich eingeschüchtert. Hat mich ohnmächtig gemacht. Handlungsunfähig. Meine klaren Gedanken getilgt. Ich war froh, als diese schlaflose Nacht vorbei war. Danach ging alles sehr schnell. Die Arzt Maschinerie wurde in Gang gesetzt und ich war mittendrin. Viele Voruntersuchungen, Brust OP, Port einsetzen, Chemo. Und dann kam eine Weile nix. Nur Chemo. Dazu erzähle ich euch ein anderes Mal mehr. Ich heulte jeden Tag und sagte immer wieder, das sei alles ein Alptraum. Wann wache ich daraus mal auf? Aber das war kein Traum, das war hammerharte Realität. Und nichts und niemand würde mir diese Last und was da auf mich zurollte abnehmen können. Ich fühlte mich fast einsam: alle, die mir begegneten und die ich auf der Straße sah, waren gesund, die hatten ein tolles Leben - und ich, ich bin krank und habe vielleicht bald gar kein Leben mehr. Echt depri! Wie hast du das erlebt? Den Moment der Diagnose. Vielleicht war es so ähnlich wie bei mir? Ja, was machste dann? Wenn’s dir dreckig geht. Irgendwas musst ja machen, damit die Angst dich nicht auffrisst. Erst mit der Zeit habe ich überblickt, was mir gut tut. Das hat echt viele schlaflose Nächte gebraucht. Vielleicht kann ich es dir etwas leichter machen und dir erzählen, was ich so alles gemacht und ausprobiert habe, um den Schocker Krebs zu verdauen. Dafür habe ich 5 Tipps für dich. 1. Bleib ruhig, ganz ruhig Habe ich mir immer wieder vorgebetet: Jetzt bleib mal ganz ruhig. Alles gut. Alles wird gut. Yep, ich weiß, das ist sooo schwer. Sobald du weißt, dass da was in deinem Körper ist, was da nicht hingehört, macht dir das Höllenangst. Das ist total normal. Du darfst Angst haben. Sie dürfen nur nicht die Oberhand gewinnen. Es heißt ja, Angst ist ein schlechter Ratgeber. Das stimmt. Mit Angst im Nacken triffst du keine guten Entscheidungen. Was du machen möchtest, ist einen klaren Kopf zu behalten, damit du gute Entscheidungen für deine weitere Behandlung treffen kannst. Atme! Atme mal tief in den Bauch. Leg deine Hände auf deinen Bauch und spüre deine warmen Hände. So hab ich versucht, mich zu beruhigen. Und ich habe mir immer wieder gesagt, o.k., ich mache jetzt alles was ich tun kann. Ich bin im Brustzentrum gut aufgehoben. Ich lebe nicht in der Pampas, wo es keine Krankenhäuser gibt. Die Ärzte kümmern sich. Der Krebs ist dann weg. Ich habe immer eine Option. Kennst du den Spruch von Oscar Wilde? Der geht so: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende.“ Diesen Spruch liebe ich und habe ihn mir an den Kühlschrank gehängt. Und immer wieder gelesen. Auch heute noch. Hab Vertrauen, glaube an das Gute! Tipp Nr. 2: Suche dir dein Unterstützer Team Was du jetzt vielleicht vor dir hast ist so ein bißchen wie ein Marathon. Du brauchst jetzt einen etwas längeren Atem und musst dir deine Kräfte einteilen. Da ist es toll, wenn an der Laufstrecke deine Fans stehen und dich anspornen und zujubeln für jeden Kilometer, den du zurückgelegt hast. Das macht dir so viel Mut, dass du die ganze Strecke laufen und schaffen willst. Also: umgib dich jetzt mit Menschen, die dir gut tun, dich nicht runterziehen und keine Energie-Räuber sind. Du brauchst jetzt die Energie. Das gilt für Familie, Freunde und natürlich dein Ärzte-Team. Bitte suche dir ein Brustzentrum. Das sind spezielle Einrichtungen in den Krankenhäuser, die sich auf Brusterkrankungen - auch Brustkrebs - spezialisiert haben. Die kennen die neuesten Behandlungsmöglichkeiten und Operationstechniken. Da bist du gut aufgehoben und hast alles aus einer Hand. Eine Liste mit allen Brustzentren Berlins findest du hier. Nimm ruhig die Unterstützung deiner Familie und Freunde in Anspruch, die dich nicht nur mental, sondern auch tatkräftig im Alltag, im Haushalt unterstützen können. Denk nicht, du musst stark sein und alles allein machen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich einige meiner Freunde zurückgezogen haben. Die konnten offensichtlich nicht gut mit meiner Erkrankung umgehen und haben sich dann besser gar nicht mehr gemeldet. Also wundere dich nicht, wenn auch du solche Freunde hast. Das liegt nicht an dir, sondern an denen, dass sie nicht wissen, wie sie mit dir umgehen sollen. Manchmal trennt sich hier die Spreu vom Weizen. Und mache möglichst um Menschen, die dich mit negativen "Krebs-Geschichten" bombardieren. Das sind oft Leute, die Krebs vom Hören/Sagen her kennen oder nur die Überschriften in der BILD gelesen haben. Das hat nichts mit dir und deinem Brustkrebs zu tun. Hier sind nun Menschen gefragt, die dich aufbauen und dir Mut machen. Tipp Nr. 3: Bitte nicht Dr. Google fragen Ich habe am Anfang ganz viel zu Brustkrebs gegoogelt. Ich hatte ja auch viel Zeit dafür und wollte alles zum Thema Brustkrebs wissen. Ich habe mir völlig ungefiltert alle möglichen Seiten angesehen. Nicht nur Seiten mit guten Informationen, sondern auch in vielen Krebs Foren gelesen. Gott, was da Schreckliches zu lesen war. Demnach keine Chance. Das mag ja auf der einen Seite ganz interessant sein, von anderen betroffenen Frauen etwas zu erfahren, zu lesen, wie es denen ergangen ist. Eigentlich willst du dort lesen: ja, ich habe es geschafft und es geht mir heute super. Was da an Geschichten zu lesen ist und manchmal auch keine guten, trifft auf dich gar nicht zu. Nicht die Bohne. Ich habe gelernt, dass jeder Krebs anders und individuell ist. Was da manche Frauen erlebt haben, hat nix mit dir zu tun. Zieh dir den Schuh nicht an. Mach dein Ding. Also: nicht googeln. Entweder du sichtest nur die Seiten, die wirklich hilfreich sind und gute Informationen bieten. Gute Seiten findest du zum Beispiel hier. Oder du lässt das ganz sein. Und vertraust auf die Informationen deiner Ärzte. Oder du bittest deinen Mann, deine Schwester oder eine Freundin, nach bestimmten Informationen für dich zu suchen. Ich habe mir selbst „Google-Verbot“ erteilt. Weil mich das alles nur noch mehr runterzog und mich total gestresst hat. Später, wenn du die Informationen besser unterscheiden und filtern kannst, dann darfst du wieder googeln. Was habe ich noch gemacht? 4. Ich habe all meine Ängste aufgeschrieben und dann versucht, sie zu entkräften Einige Monate später, als ich meine Gedanken klarer ordnen konnte, habe ich alles aufgeschrieben, was mir Bauchschmerzen gemacht hat. Und dann habe ich mich gefragt, ob das überhaupt wahr ist, was ich da denke. Zum Beispiel: ich muss vielleicht sterben Stimmt das? Hat das jemand gesagt? Ist das die Wahrheit? Kennst du noch den Komiker Heinz Erhardt? Der hat gesagt: Glauben Sie nicht alles, was Sie denken! Also erstmal checken, ob das überhaupt stimmt. Wenn dich das nicht besonders beruhigen kann, dann überlege dir, wie du deine Ängste entkräften kannst. Angst Beispiel: Was ist, wenn der Krebs sich ausbreitet? Antwort könnte sein: dann gibt es auch in dem Fall gute medizinische Behandlung, die den Krebs stoppen kann. Oder: Was ist, wenn ich sterben muss? Mögliche Antwort: dann möchte ich vorher so intensiv leben wie es geht und mir meinen größten Wunsch (was immer es ist) erfüllen. Für mich war das eine Art Strategieplan: wenn das und das eintritt, dann mache ich das und das. Ich habe mich dadurch nicht so ausgeliefert und ohnmächtig gefühlt, weil ich wusste, es gibt dann immer etwas zu tun. Und es gibt eine Zukunft. Apropos Zukunft. Jetzt kommt Tipp Nr. 4 Ich habe mir meine Zukunft vorgestellt. Ich habe gesehen, wie ich super gesund und mit wallenden Locken mir ein schönes Leben mache. Visualisiere dir deine Zukunft. Ja klar, du hast eine Zukunft. Jeder hat eine Zukunft. Sehe dich in ein paar Monaten und setz dir ein oder mehrere Ziele. Das kann zum Beispiel eine Reise sein, dass du zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder an deinen Arbeitsplatz zurückkehrst, die Abitur Feier deiner Tochter, der 80. Geburtstag deiner Mutter….Völlig egal. Etwas Schönes, was dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Mach mal die Augen zu und stelle dir dieses Ereignis bildlich vor. Male es dir in allen Facetten aus und spür mal wie sich das anfühlt. Gut? Entspannt es dich? Dann ist es ein gutes Ziel. Halte daran fest. Dann hast du etwas, worauf du dich freuen kannst. Bei mir war es eine Kreuzfahrt, die wir schon lange gebucht hatten, bevor ich die Diagnose bekam. Die sollte beginnen, wenn ich gerade mit der Chemo fertig sein würde. Die Ärztin gab mir dafür auch grünes Licht und sagte: Na klar, machen Sie das. Dann haben Sie etwas, worauf Sie sich schon freuen können. Ich wusste, wenn ich diese Reise antrete, dann hätte ich den Brocken Chemo geschafft. Alles loslassen. Erholung von all den Strapazen. Das gab mir ein gutes Gefühl. Tipp Nr. 5 Natürliche Mittel, die ich probiert habe Ich war anfangs so was von ängstlich, vor allem nachts, konnte schwer einschlafen, wachte schnell auf, war so angespannt, dass sich alles in mir verkrampfte. Ich habe folgende Dinge gemacht: Ruhig und bewusst atmen. Damit kannst du dein vegetatives Nervensystem beruhigen. Toll ist hier die 4-7-8 Atmung. Das heißt, du atmest 4 Zähler (in deinem Tempo) ein, hältst die Luft für 7 Zähler an und atmest dann 8 Zähler wieder aus. Das kannst du einige Runden machen. Du kannst dir auch bildlich vorstellenIch habe mir dabei auch immer vorgestellt, dass ich goldenes Licht einatme und negative Energie wieder ausatme. Wichtig ist in jedem Fall, dass du länger ausatmest als du einatmest. Mir hat das gut getan, weil ich so hektisch und flach geatmet habe. Ich habe das auch viel beim Einschlafen oder auch nachts gemacht, wenn ich wach wurde und nicht gut einschlafen konnte. Dazu kannst du dir auch eine Hand auf den Bauch legen und die andere Hand aufs Herz. Du spürst dann die angenehme Wärme deiner Hände und die Energie, die damit in deinen Körper fließt. Abends vor dem Schlafengehen ein warmes Bad mit Lavendel nehmen Besorge dir einen schönen Badezusatz mit Lavendel, zum Beispiel von der Firma Weleda oder auch Dr. Hauschka. Mach das Wasser nicht zu heiß, damit dein Kreislauf nicht überlastet und hochgepeitscht wird, 38 Grad reichen hier aus. Genieße das warme Wasser und atme auch hier den angenehmen Lavendel Duft ein. Lavendel wirkt beruhigend. Du kannst auch gerne Melisse nehmen - je nachdem was du lieber magst. Ich habe mir das eine Zeit lang jeden Abend zum Ritual gemacht. Danach habe ich meine Brüste - sofern du keine offene Wunde mehr hast und die Narbe gut verheilt ist - mit einem dazu passenden Lavendel Öl eingerieben. Lavendel Kapseln einnehmen In der Apotheke oder im Reformhaus gibt es zahlreiche gute Naturheilmittel, die helfen auf natürliche Weise zu beruhigen oder runter zu kommen. Zum Beispiel Lavendel Kapseln. Bitte vermeide es möglichst, vom Arzt verschriebene Beruhigungsmittel oder Schlafmittel zu nehmen. Auch wenn das verlockend ist. Aber diese Medikamente machen so schnell abhängig, du brauchst immer mehr davon und kommst nur schwer aus dieser Spirale wieder raus. Ich habe das selbst mitgemacht, als mir die Schwester von der Chemo ein Beruhigungsmittel mit nach Hause gab, das ich immer abends und morgens vor der Chemo nehmen sollte, weil ich da besonders nervös war. Anfangs war das richtig toll, ich wurde entspannt und konnte wunderbar vor mich hindösen. Leider hielt das nicht so lange an und ich brauchte immer öfter eine Dosis, damit ich mich gut und entspannt fühlen konnte. Irgendwann habe ich die Reißleine gezogen und die Dinger weggeschmissen. Ich wollte weg davon und bloß nicht abhängig werden. Also: bitte, bitte - nicht damit anfangen. Besser etwas Natürliches nehmen. Einen kleinen Spaziergang um den Block Abends kurz vor dem Schlafengehen bin ich immer noch eine kleine Runde gelaufen (falls du einen Hund hast, super!). Aber gemütlich. Das soll dich runterholen und nicht aufputschen. Dabei auch wieder bewusst und tief atmen. Dann gleich ins Bett. Tee trinken Du kannst bereits am Spät-Nachmittag oder frühen Abend beginnen, einen Gute-Nacht-Tee zu trinken. Das können Teemischungen sein, wo Lavendel, Melisse, Hopfen und Baldrian enthalten sind oder auch als einzelne Teesorte. Achte darauf, dass es Bio ist und ich empfehle auch einen Arzneitee aus der Apotheke oder dem Reformhaus zu kaufen (nicht aus dem Supermarkt), weil hier mehr Wirkstoffe enthalten sind. 3 Dinge aufschreiben, für die du am Tag dankbar warst Schreibe dir auf, für was du am Tag dankbar warst oder was dir Freude bereitet hat. Vielleicht für den aufmunternden Anruf der Freundin, einen schönen Waldspaziergang, dass die Sonne geschienen hat oder einfach, dass es dir heute gut ging. Damit lenkst du deinen Fokus auf die positiven Dinge in deinem Leben. Das waren meine Top 5 Dinge, die ich in der Zeit nach der Diagnose gemacht habe und mir geholfen haben, besser mit dem Schock der Diagnose umzugehen. Ich freue mich für dich, wenn du das eine oder andere einfach mal ausprobierst und es dir hilft. Comments are closed.
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