Es gibt ein wunderbares Programm, das fast niemand kennt: MammaCare® . Hier können Frauen in ca. 1 1/2 - 2 Stunden lernen, wie sie umfassend und mit einer effektiven Methode ihre Brust selbst abtasten. Angeleitet wird dieser Mini-Kurs in der Regel von Krankenschwestern oder sogenannten Breast Care Nurses (Ärztinnen, Hebammen, Physiotherapeutinnen und Röntgenassistentinnen in der Onkologie können auch MammaCare Trainerin werden - ich kenne persönlich niemanden aus diesem Fachbereich…). Also begab ich mich neulich mit meiner Freundin Ingrid in das Brustzentrum der Berliner Charité, wo uns Esther Wiedemann, zertifizierte MammaCare® Trainerin (außerdem Krankenschwester, Breast Care Nurse, gute Seele des Brustzentrums und noch vieles mehr…) erwartete. Sie erklärte uns, dass MammaCare® angeboten würde, um Frauen für die Selbstuntersuchung der Brust zu sensibilisieren. Denn je früher ein Tumor entdeckt würde, desto besser seien die Heilungschancen. Dieser Mini-Kurs, der in der Regel 1,5 - 2 Stunden dauert, findet mit maximal 4 Frauen statt, damit die MammaCare® Trainerin individuell auf die Frauen eingehen kann. Es ist schöner, wenn die teilnehmenden Frauen miteinander vertraut sind und keine Scheu haben, sich vor Ort die eigene Brust abzutasten. Das können Freundinnen, Mutter und Tochter/Töchter oder sehr vertraute Kolleginnen sein. Der Mini-Kurs läuft folgendermaßen ab: 1. Erklärung Anatomie der Brust 2. Tasten an einem Silikon Modell mit versteckten Knoten 3. eigene Brust mit der erlernten Technik abtasten Zu 1. Erklärung der Anatomie: Frau Wiedemann zeigt uns eine anatomische Zeichnung der Brust und erklärt: ein Brusttumor tritt im Drüsengewebe oder in den Milchgängen auf. Statistisch gesehen seien linke und rechte Brustseite gleichermaßen betroffen. Ca. 50 % der Tumoren treten im äußeren, oberen Quadranten der Brust auf, was vermutlich mit den dort verlaufenden Lymphbahnen zusammenhängt. 5 % der Tumoren liegen direkt unter der Brustwarze. Sie sagt, wie wichtig auch die Betrachtung der Brüste im Spiegel wäre. Zeigen sich Einstülpungen, ist die Brust verzogen oder hat plötzlich Dellen, ist sie heiß oder zeigen sich Gefäßveränderungen, dann können das Warnzeichen sein, die frau auf jeden Fall ärztlich abklären lassen sollte. Frauen, die bereits an der Brust operiert sind, sollten sich auch genau den Narbenbereich ansehen, ob es auch dort Veränderungen gäbe. Das Tasten sollte bei Frauen, die ihre Regel haben, am besten am 4./5. Tag nach Regelbeginn erfolgen. In der Zeit ist die Brust unempfindlicher im Vergleich zur Zeit unmittelbar vor der Regel. Falls Zysten vorhanden sind, so sind diese vor Beginn der Regel meist straff und groß, nach Regelbeginn „schlaffer“ und entspannter. Das macht das Tasten angenehmer. Frauen, die die Pille nehmen und keine Regelblutung haben, sollten sich einen festen Termin im Monat für die Selbstuntersuchung vormerken, so dass es immer der gleiche Intervall ist und zur gleichen Zeit des Zyklus untersucht wird. Zu 2. Tasten an einem Silikon Modell mit versteckten Knoten Nun bekommen wir jeder ein Modell in die Hand gedrückt bzw. sollen uns dieses auf die Brust legen. Die rechte Hand tastet die linke Brust, die linke Hand tastet die rechte Brust - bitte nicht überkreuz tasten. Nun nimmst du drei Finger: Zeige-, Mittel- und Ringfinger und gehst meanderförmig (oder auch wie mit einem Rasenmäher) über die Brust. Unter der Achsel wird begonnen, damit auch dort verdächtige Lymphknoten ertastet werden können und gehst runter bis zur BH-Kante. Dabei wird mit drei Drucktiefen gearbeitet: 1. nur oberflächlich, mehr ein Streichen 2. etwas doller 3. noch doller. Aber nur soviel, dass es nicht weh tut. Die Finger bleiben liegen, der obere bzw. untere Finger wandert immer ein kleines Stückchen weiter (ein bißchen wie beim Klavierspielen). So kann alles gründlich abgetastet werden. Falls ein Knoten entdeckt würde, so würde er unter jedem der Finger zu ertasten sein. Damit kann ich sicher sein, dass mir nichts entgeht. Zum Schluss nochmal in die Schlüsselbeingrube und unterhalb des Schlüsselbeins greifen - auch dort befinden sich Lymphknoten. Das Ganze kannst du auch im Liegen machen. Das ist sehr effektiv, weil in der Lage die Brust nochmal anders fällt. Für die rechte Brust legst du dich etwas auf die linke Seite und beginnst, wie oben beschrieben, abzutasten. Wenn du die Brustwarze erreicht hast, legst du dich wieder gerade auf den Rücken und fährst mit dem Abtasten fort. Und das Ganze auf der anderen entsprechend. Das kann man wunderbar und ganz entspannt im Bett machen. Ich bin sehr konzentriert und drücke ordentlich ins Silikon Modell hinein. Dort sollen sich ja einige Knoten versteckt haben, die gilt es zu finden. Zunächst taste ich gar nichts. Doch siehe da - einen Moment später entdecke ich den ersten Knoten. Ziemlich fest und ca. 1 cm groß. Aha - so soll sich das anfühlen. Dann entdecke ich direkt unter der Brustwarze noch einen. Dafür muss ich schon ganz schön doll ins Silikon drücken. Dieser Knoten ist schon ziemlich groß, wahrscheinlich um die 2 cm und sehr knubbelig. Schließlich finde ich noch einen kleinen Knoten im äußeren Bereich. Das war gar nicht so einfach und ich musste ziemlich viel Kraft aufwenden, um die Knoten zu finden. Es ist gut, das zu üben und gut zu wissen, wie stark ich tatsächlich drücken sollte. Zu 3. eigene Brust mit der erlernten Technik abtasten Nun geht es auf die Liege und ich darf die erlernte Technik gleich mal bei mir selbst ausprobieren. Frau Wiedemann schaut genau zu und gibt Hilfestellung. Es dauert eine ganze Weile, bis die erste Brust abgetastet ist. Frau Wiedemann sagt, man würde mit der Zeit und mit etwas Übung schneller werden. Manchmal bin ich mir nicht sicher, wenn die Stelle etwas härter ist, könnte da etwas sein? Frau Wiedemann tastet selbst und gibt Entwarnung. Aber das ist dann eben der Unterschied zum Silikon Modell: jede Brust ist anders und jedes Brust- und Drüsengewebe fühlt sich anders an. Deshalb ist es wichtig, dass jede Frau ihre Brust genau kennt, um zu wissen, was normal ist und wann sich etwas anders anfühlt. Nach einigen Minuten bin ich fertig - alles gut! Mein Fazit: Es war ein sehr interessanter, aufschluss- und lehrreicher Nachmittag. Wir haben - so ernst das Thema ja eigentlich ist - viel gelacht - will heißen, es macht sogar Freude. Ich wusste gar nicht, mit welcher Stärke man in die Brust drücken kann, um auch eventuell tief liegende Knoten aufzuspüren. Auch die Technik war mir bislang nicht bekannt. Bisher habe ich immer irgendwie und meist kreuz und quer abgetastet, und eben nicht in dieser Stärke. Ich fühle mich nun sicherer und weiß, wie ich meine Brust selbst gründlich abtasten kann. Wissen gibt mir Stärke! Auf der anderen Seite bin ich erschüttert, wie wenige Frauen und auch offensichtlich Ärztinnen/Ärzte davon wissen. Ich selber habe erst vor kurzem von dieser Anleitung gehört. Meine Gynäkologin gab zu, das MammaCare® Programm nicht zu kennen. Wie kann das sein? Ich finde: das ist ein MUSS für alle Frauen!! Zumindest sollte jede Frau davon schon gehört haben. Aber wie, wenn niemand darauf aufmerksam macht? Nicht mal die Krankenkassen tun das. Das ist so wichtig! Mindestens allen Gyns dieser Welt sollte das MammaCare® Programm bekannt sein und uns Frauen darauf aufmerksam machen. Ich tue das jetzt hiermit! Nutzt das Angebot, ich kann es nur empfehlen. Wenn du Interesse an einem MammaCare® Kurs hast, aus Berlin oder Umgebung kommst und wissen möchtest, wie du deine Brust richtig abtasten kannst, dann nimm gerne Kontakt zu Frau Esther Wiedemann auf: Entweder telefonisch: +49. 173. 204 660 9 oder per E-Mail unter [email protected] Schau mal auch hier: https://www.lindenblatt-mm.de/mammaCare Infos und Broschüren zum Runterladen gibt es auch auf der MammaCare® Seite: https://mammacare.de Der Kurs kostet 25 Euro, die man aber in der Regel von der Krankenkasse erstattet bekommt. Und selbst wenn nicht, ist es die Ausgabe wert. Eine echte Investition in die eigene Gesundheit. Comments are closed.
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